Denar der römischen Republik

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Hallo!
Römische Münzen sind eigentlich überhaupt nicht mein Gebiet. Die Münze, die ich hier mit der Bitte um Eure Hilfe bei Bestimmung und Wertschätzung vostelle, wurde mir von einem Verwandten (neben einigen polnischen und österreichisch-ungarischen Kleinmünzen aus dem 16. u. 17. Jh.) vorgelegt. Die sind nicht zum Verkauf bestimmt, sondern entzogen sich - mangels entsprechender Kataloge - einer Identifizierung durch den Besitzer und durch mich.

Bei diesem Römer fand sich ein in wunderschöner alter Handschrift verfasster Zettel: "Röm. Republik 10 Denar (Seratus) 2. Jahrhundert v. Christus". Nur habe ich bei diesen Angaben so gewisse Zweifel:
1. 10 Denar kann eigentlich nicht sein, von der Größe eher 1 Denar (Durchmesser ca. 20 mm, Gewicht 4,01 Gramm).
2. Die Quadriga hätte ich eher auf griechischen Münzen vermutet, dagegen sind die Buchstaben eindeutig lateinisch
3. Was "Seratus" heißt, weiß ich schon, aber ob die Münze wirklich seratus - gezahnt - ist, bezweifle ich. Eher hat sie einen lediglich unregelmäßigen Rand mit Brüchen aufgrund der Materialstreckung beim Prägevorgang.

Also für meine geringen Kenntnisse passt eigentlich gar nichts zusammen, obwohl die Münze selbst sehr ansprechend aussieht.
Könntet ihr daher was zu Erhaltung, Herkunft und vllt. auch zum Wert sagen?
Dank und Grüße!
collettore
 
Irgendwie ist da beim Hochladen der Wurm drin; neuer Versuch.
 

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Hllo callettore
wie du richtig schreibst, ist es kein Seratus, aber richtigist ist: ein Denar der Römischen Republik, geprägt 101 v. Chr. in Rom.

Avers: Kopf der ROMA mit Flügelhelm

Revers: Die Legende M.LVCILI RVF ist dem Münzmeister Marcus Lucilius Rufus zuzuordnen. Die Römer (die alten wohlgemerkt :schaem:) kannten kein U, sondern schrieben statt dessen ein V. Es ist keine Quadriga dargestellt, sondern Victoria mit Peitsche in einer Biga (zwei Pferde)

Wert in s/ss nach Albert-Karalog 75 €. Im Handel etwa die Hälfte.

Victoria in einem vierspännigen Streitwagen - also Quadriga - auf dem Brandenburger Tor in Berlin kennst du sicher und in München haben wir auf dem Siegestor auch eine Quadriga, allerdings mit der Bavaria und vier Löwen (Für die Bayern: mir san mir :D)

Zum Vergleich, links ein Seratus, rechts eine Quadriga
 

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Hallo tisso!
Vielen Dank für Deine Auskunft. Damit ist die Herkunft ja geklärt.

Zwei Fragen habe ich noch. Wie schätzt Du denn die Erhaltung ein? Erreicht das ein ss oder doch eher in Richtung s?

War auf den Münzen der römischen Republik eigentlich kein Hinweis darauf, unter welchem Konsulat die Münze geprägt wurde? Irgendwie hatte ich sowas im hintersten Winkel meines Gedächtnisses, kann aber sein, dass sich das auf das römische Kaiserreich bezog.

Vielen Dank und Grüße
collettore
 
Nein, Angaben zum Consulat sind auf den republikanischen Denaren nach meiner Kenntnis nicht zu finden. Die zeitliche Zuordnung geschieht im allgemeinen über den eingeprägten Namen des Münzmeisters, in diesem Falle Lucilius Rufus, welcher für die Jahre 119-91 v.Chr. in Rom nachweisbar ist.
Gruß
corrado26
 
War auf den Münzen der römischen Republik eigentlich kein Hinweis darauf, unter welchem Konsulat die Münze geprägt wurde? Irgendwie hatte ich sowas im hintersten Winkel meines Gedächtnisses, kann aber sein, dass sich das auf das römische Kaiserreich bezog.
Die Erhaltung ist auf deinem Foto schwer zu erkennen. Mit einiger Vorsicht würde ich sie aber schon als „gutes sehr schön“ einordnen.

Wie Corrado schon schrieb, sind ab etwa 150 v. Chr. die Prägeperioden der Römischen Republik ziemlich genau bestimmbar, da jährlich drei Münzmeister berufen, oder die Ämter erneuert wurden und die jeweiligen Namen gut dokumentiert sind.

Bezüglich des Römischen Kaiserreiches hast du schon was Richtiges im hintersten Winkel deines Gedächtnisses abgespeichert. Auf viele Münzen ist das Jahr der Tribuniciae Potestate (TR P) und/oder des Konsulates (COS) geprägt. Da diese Vollmachten regelmäßig erneuert wurden, kann man an Hand der Legende das Prägejahr erkennen.
Im Beispiel unten auf einer Münze des Caracalla ist TR P XVIIII und COS IIII dem Jahr 216/217 n. Chr. zuzuordnen
 

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"Wiederhochhol"

Hallo,
eigentlich war das nicht beabsichtigt, aber ich habe jetzt die vorgestellte Münze gekauft. Wir - mein Verwandter und ich - hatten anhand Eurer Angaben so über den Daumen gepeilt, was die Münze unter Sammlern dann so bringen könnte / sollte / würde und hatten dann einfach mal so "nen Fuffi" geschätzt. Auf seine Frage "Willst Du den?" hatte ich eher zurückhaltend reagiert mit einem entschlossenen "Jein".
Und dann kam er mit der Münze an, weil der Verkäufer, auch ein Erbe, zwar wohl kein Geld braucht, aber an Münzen sehr wenig Interesse hat.

Is nu gelaufen, was solls; ich hoffe, er hat noch nen kleinen "Schnitt" daran gemacht.
Aber trotzdem meine Frage an die Kenner der alten Römer: War der Preis von 50 € eher "collector felix":) oder eher ein Griff in die Latrina?:schaem:

Grüße
collettore
 
War der Preis von 50 € eher "collector felix":) oder eher ein Griff in die Latrina?:schaem

ich würde sagen: weder noch, oder sowohl als auch! Im Katalog von Rainer Albert wird die Münze in ss/s mit 75 € bewertet. In der vergangenen Woche wurde bei eBay genau diese Münze für 30,55 € verkauft.
LANZ REPUBLIK DENAR RUFUS VICTORIA BIGA ROMA KRANZ°377 bei eBay.de: Römische Münzen (endet 09.08.09 20:27:00 MESZ)
Also ein Schnäppchen war dein Kauf nicht gerade, aber wenn du Spaß an der Münze hast, ist sie ihr Geld wert.

Bei eBay werden aber auch viele gefälschte Münzen verkauft, z.B. diese:
ROMA , RÖMISCHE MÜNZE , REPUBLIKANISCHER DENAR , SILBER bei eBay.de: Römische Münzen (endet 08.08.09 21:00:00 MESZ)
Geld verbrennen kann man einfacher.
 
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Hallo tisso,
vielen Dank für Deine Einschätzung. Hatte ich mir auch wohl so ungefähr gedacht. Deswegen hoffe ich ja, dass mein Verwandter dafür nicht auch 50 € gegeben hat; er könnte 'ne Marge brauchen.

Im Grunde habe ich die Münze vor allem aus emotionalen Gründen genommen; wenn ich mir das vorstelle, das Stück ist an die 2100 Jahre alt. Es wurde vor dem Zeitpunkt geprägt, an dem wir unsere aktuelle Zeitrechnung festmachen. Und es stammt aus einem Gemeinwesen, welches unsere Vorstellungen von Staatlichkeit, Teilhabe vieler Bürger an der inneren Verfassung des Staates und vieles Andere mehr entscheidend prägt. Nicht dass man nun vor Ehrfurcht erstarren müsste ("Häng Dein Herz nicht an Dinge!"), aber wenn man die Münze in der Hand hat, ist es ein Gefühl, als ob man "kondensierte Zeit" in der Hand hielte.

Dank nochmal an alle, die mir hier geantwortet haben!

Grüße
collettore
 
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