Postmarken Deutsch Ostafrika

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Liebe Sammler,

Im Internet findet mann immer wieder Angebote für so genannte " Postmarken " (keine Briefmarken, Form eines/einer Token, Münze, Medaille). Hat eventuell jemand Hinweise dafür, wofür diese wohl aus Deutsch-Ostafrika stammenden Marken verwendet wurden ?

Ich danke euch im Voraus !
 
Kannst Du mal ein Bild oder Link einstellen?

Tokens und Jetons aus Ostafrika gab es natürlich einige. Den Begriff "Postmarke" kenne ich nur als Synonym bzw. veraltete Bezeichnung für "Briefmarke".
 
Ich besitze leider kein Bild dieser Marken.

Einfach mal den Titel bei einer Suchmaschine eingeben, da findet man sicherlich einige Bilder.
 
Hatte ich schon probiert aber nur massenweise Treffer dieser kleinen prepaid-Bestätigungszettel für Postbeförderung.

Probier es mal mit "Postmarke Ostafrika". Dies ergibt einige Treffe, zm B in den "Zweibuchstaben-Shops"
Zur Sache kann ich leider nichts beitragen.
 
Wissen tu ich leider auch nichts dazu. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass solche Marken z.B. für die Abholung von Paketsendungen verwendung gefunden haben könnten. Angenommen schweres Paket, Postbote liefert es nicht aus, sonder stellt Postmerke zu. Da damals ja wohl viele Arbeiten von Einheimischen erledigt wurden, wurde halt einem solchen (ich unterstelle mal das er des Lesen und Schreiben unkundig war) die Postmarke in die Hand gedrückt und er konnte die richtige Sendung dann abholen.
 
@Silberheini, danke in den Zweibuchstaben-Shops fand ich Beispiele.

@Fusselbär, richtige Richtung.

Diese Metallmarken sind nur vor dem Hintergrund der Postgeschichte der Kolonien verständlich.
Die Postversorgung diente den Intressen der Europäer und nicht der Einheimischem. Die Europäer wohnten aber meist extrem verstreut auf isolierten Pantagen, Farmen, Missionsstation etc. Eine "Hauszustellung" war daher praktisch unmöglich (zumindest auserhalb der städtischen "Europäerviertel"). Die eingehende Post wurde daher postlagernd für den Empfänger zur Abholung bereit gehalten. Da aber viele Europäer den oft weiten, mühsamen und zeitraubenden Weg zum Postamt nur ungern persönlich antraten sondern lieber einen "boy" schickten, die Post aber grundsätzlich persönlich abgeholt werden mußte bedurfte es eines "Legitimationssytems". So ermöglichten die Postämter den Empfängern Postfächer einzurichten. Jedes Postfach erhielt eine Nummer. Auf den Sendungen mußte diese Nummer aber nicht unbedingt angegeben sein. Statt die Sendung nun postlagernd aufzuheben wurde sie im Postamt nun in das Postfach abgelegt. Dem Empfänger wurde eine "Legitimationsbescheinigung" ausgestellt. Jeder der die entsprechende "Legitimationsbescheinigung" vorlegte herhielt daraufhin die Post aus dem entsprechenden Postfach ausgehändigt. Somit konnte der Europäer seine Post auch bequem von seinem "boy" abholen lassen.
Praktisch gleichartige Systeme sind mir auch aus Südafrika, britischen, portugisischen und französischen Kolonien bekkannt. Die verwendeten "Legetimationsbescheinigungen" waren aber sehr unterschiedlich und waren aus Papier, Pappe, Gummi, Porzellan oder auch wie in Deutsch-Ostafrika aus Metall.
 
Peter Menzel, Deutschsprachige Notmünzen und Geldersatzmarken..., 2.aktualisierte Auflage 2005,
differenziert grundsätzlich zwei Typengruppen.
Es handelt sich hierbei um Geldersatzmarken, Unterkategorie "Marken sonstiger Ausgabestellen".

Daressalam, Tansania (Deutsch-Ostafrika)

Katalognummer 4865.
Typengruppe 1: POSTKASINO
Krone über Posthorn
Rückseite Wertziffer: 5, 10, 15, 15, 15 oder 50 (also insgesamt 6 Typen)
ohne Ort, ohne Jahr

Katalognummer 4866.
Kaiserkrone über Posthorn
Typengruppe 2a: (ohne Schrift)
Rückseite leer (also ohne Wert) (insgesamt 3 Typen)
ohne Ort, ohne Jahr
Typengruppe 2b: (ohne Schrift)
Kaiserkrone über Posthorn
Rückseite Kontrollnummer (also ohne Wert): (insgesamt 4 Typen)
ohne Ort, ohne Jahr

Anmerkung: Die Ausführungen von Rollentöter hören sich zunächst einmal gut an. Stutzig macht mich allerdings die Zuordnung von Peter Menzel "Postkasino" (Typengruppe 1). Hierbei könnte es sich um Kantinenmarken handeln???? "Krone über Posthorn" also nicht "Kaiserkrone über Posthorn"

Könnten die Geldersatzmarken der Typengruppe 2 auch Kantinenmarken sein??? Allerdings, was soll dann die Kontrollnummer (2b). Und warum keine Ziffern auf 2a.

Bin sehr unschlüssig. Die Quelle von Rollentöter interessiert mich.

Viele Grüße und eine geruhsame Nacht

Volker
 
Danke für die Information aus dem Menzel (habe ich nicht).

Mich macht dort eher die Einordnung der Typen 2 stutzig, einen "Geldersatzmarke" "(ohne Wert)" ist irgendwie doch etwas merkwürdig.

... Die Quelle von Rollentöter interessiert mich. ...

Erwischt:schaem:.
Das hat man davon, daß man etwas aus der Erinnerung wiedergibt ohne das Buch greifbar zu haben:D.

Was ich noch im Kopf habe ist folgendes:
Es handelt sich nicht um ein numismatisches Werk sondern um eine Abhandlung (Artikel, Aufsatz, Monographie?) in einer Zeitschrift oder anderen Periodika, die nachträglich zu einem (sehr dicken) Buch gebunden wurde. Gelesen habe ich die Abhandlung in der UB Gießen. Es ging darin um die "Postlagerung" bzw. "Postfächerlagerung" in verschiedenen Kolonien und in Übersee (sowas wie eine vergleichende Darstellung der Alternativen). Mit Autor, Titel und Jahr kann ich momentan nicht dienen. Der Artikel war in deutscher Sprache und kolonialzeitlich (evtl. auch 20er Jahre) und auch für die damalige (sowieso recht rassistische) Zeit geradezu penetrant von der Auffassung geprägt, daß die "Europäerpost" vor den "unzuverlässigen Eingeboren" zu schützen sei. Es waren keine Fotos (im ganzen gebundenen Buch) aber Zeichnungen u.a. von den Deutsch-Ostafrikanischen Marken (Kronen-Posthorn-Seite sicher, bei der Zahlenseite bin ich nicht ganz sicher) abgebildet. Ich hatte nicht direkt nach dieser Abhandlung gesucht, sondern war gewissermaßen an Titel der Abhandlung hängengeblieben und hatte den hochintressanten aber relativ langen Artikel ganz gelesen.

Wen es intressiert (aus dem Inhalt des Artikels, soweit mir noch erinnerlich):
- Das verbreiteste Legitimationssystem für Abholer war das von "Formularvollmachten" auf Zetteln (Papier) oder Karten (Karton), also ähnlich den damaligen und heutigen Postvollmachten in Europa.
- Marken- und andere Systeme waren die Ausnahme und wurden nie für ein ganzes Kolonialreich eingeführt sondern meist nur in einzelnen Regionen, selten in ganzen Kolonien und meist auch nur für einige Jahre verwendet.
- Das "Postfachsystem" sei fortschrittlicher als das auf dem Empfängernamen basierende "Postlagerndsystem".
- Es sei unverständlich, wie das Deutsch-Ostafrikanische System ohne Angabe der Poststation auf der Legitimation funktionieren konnte.
- Es sei eigentlich unverantwortlich die Post für Europäer an die "Eingeborenen" auszuhändigen! Der Autor empfand daher als einzig geeignet das von den Buren kurzzeitig und nur in einem Teil Südafrikas eingeführte System:
Dort erhielt der eine abseits gelegege Farm besitzende Bure einen "Postsack" mit der Aufschrift der Poststation und des Farmnamens. In der Poststation wurde ein Postfach unter dem Farmnamen eingerichtet. Wollte der Bure seine Post haben, schickte er "einen seiner Schwarzen" mit dem Postsack zur Poststation. Dort wurde die Post an alle(!) Farmbewohner in den Sack gepackt und dieser wasserdicht verschlossen und versiegelt(!) um einen Zugriff des "Schwarzen" auf die Post zu unterbinden. Der Postsack diente als sowohl als Legitimationsausweis wie auch als Schutz der Briefe. Allerdings waren die wasserdichten Ledersäcke an sich so wertvoll, daß es massenhaft zu Überfällen auf die Postholer kam (Beute: der Postsack, die Post wurde meist dem Postholer vor die Füße gekippt) bzw. die Postholer die Postsäcke unterschlugen und einen Raub vortäuschten. Das System wurde daher noch in der Einführungphase gleich wieder eingestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es handelt sich nicht um ein numismatisches Werk sondern um eine Abhandlung (Artikel, Aufsatz, Monographie?) in einer Zeitschrift oder anderen Periodika, die nachträglich zu einem (sehr dicken) Buch gebunden wurde. Gelesen habe ich die Abhandlung in der UB Gießen. Es ging darin um die "Postlagerung" bzw. "Postfächerlagerung" in verschiedenen Kolonien und in Übersee (sowas wie eine vergleichende Darstellung der Alternativen).
Wäre es vielleicht noch möglich dieses Artikel wieder zu finden. Die Zeichnung könnte verdeutlichen welche der viele Varianten dort benützt wurde.
 
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