Vormünzliche Zahlungsmittel

Um mal diesen sehr interessanten Beitrag ein wenig zu erweitern: macht ihr euch eigentlich auch schon Gedanken über das Thema "Nachmünzliche Zahlungsmittel"?
Langsam aber sicher ist Bargeld immer mehr auf dem Rückzug und wird durch andere Zahlungsformen verdrängt. Was kann und sollte man "für die Nachwelt" aktuell sammeln oder beiseite legen?
Hallo kukus,
den Gedanken mit den Nachmünzlichen Zahlungsmitteln haben Primitivgeld Sammler schon gehabt.
Ziemlich oben am Anfang hat sich jemand mit der Zwischenzeit = Deutschland um 1945 / '46 beschäftigt. Da war das kursierend Geld nichts wert, die Scheine lagen bündelweis vor der Reichskanzlei und der Deutschen Reichs Bank auf der Strasse. Da galt ein Paar Schuhe oder eine Ami Zigarette wesentlich mehr als nur Kapital

Stammbaum-Geld.jpg
Eine Tiefschürfende Betrachtung dieser Umstände könnte für manchen Sammler neue Erkenntnisse bringen.
Willst Du dich da nicht mal ran wagen, wie Andreas das schon vorgeschlagen hat?

Gruß diwidat
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Welt der nichtmonetären Zaglungsmittel ist zwar nicht unendlich -
es gibt aber immer wieder neue Erkenntnisse -> siehe EUCOPRIMO = der Primitivgeldsammler <-
Als Nachfolge der Zahlungsmittel im Nordamerikanischen Osten, ist ein Beitrag über das Geld an der Westküste in Arbeit,
= demnächst auf dieser Welle, an dieser Stelle.

Gruß diwidat
 
Schon mal zur Einstimmung, bis der Artikel fertig ist,
die Elefantenzähne der nordamerikanischen Indianer von der Westküste - als Zahlungsmittel:
Dentalium - ein Zwischending zwischen Schnecke und Muschel.

Dentalium-Lot.JPG
 
Wie sagt man - demnächst, bald, in absehbarer Zeit oder umgehend - werden wir den ->
fünfzigtausendsten Klick zu diesem Beitrag haben.
Mich irritiert etwas, dass, verglichen mit den modernen aktuellen Münzen so viele Interessenten hier vorbei schauen.
Ist diese Art der Zahlungsmittel doch so ansprechend? keine Jahreszahlen, kein Gold, keine PP - was macht es nur aus?

Zur freundlichen Begrüßung unseres -> 50.000sten Besuchers möchte ich noch einmal einen letzten Versuch starten, die Vormünzlichen Zahlungsmittel auf dem Nordamerikanischen Kontinent anzusprechen.

Dentalium - die Zahlungsmittel der Indiener an der Westküste von Nordamerika.


Angeregt durch einen Artikel des EUKOPRIMO Mitgliedes Bernhard Rabus über das Muschelgeld bei den Aborigines in Nord Australien, kamen mir wieder die DENTALIUM Gehäuse vom Karlsruher Gründer der EUCOPRIMO Organisation in den Sinn, die in der Ausstellung in Speyer (siehe weiter oben) gezeigt wurden.

Dentalium-Gehäuse.jpg Dentalium auf einem Biberfell der Hudson Company / Biologischer Aufbau eines Dentalium

Geld- oder geldwerte Naturprodukt-Tauschmittel (Primitiv Geld) waren auf dem Nordamerikanischen Kontinent schon lange bekannt. Archäologen sagen, dass diese Dentalium Schalen schon seit über 2500 Jahre von den Indianern an der West Küste als Zahlungsmittel benutzt werden, fast genauso wie die Wampum Perlen an der Amerikanischen Ost-Küste.


Dentalium-als-Currency.jpg Das Dentalium Geld

Eine Geldform verschiedener Indianerstämme im nördlichen Kalifornien wie auch in den Staaten Washington und Oregon (Chinook).
Dentaliums, die ihren Namen nach ihrer Form, die an einen Elefanten Stoßzahn erinnern, sind offensichtlich keine Muscheln und auch keine Schnecken (Korrekturen sind erbeten).

Bei Scaphopoden wachsen, wie bei Muscheln, ventralwärts über den Weichkörper die Mantelklappen, jedoch sind sie zu einer Röhre verwachsen. Dieses Gehäuse mit kreisrundem Querschnitt ist vorn und hinten offen und verjüngt sich nach hinten.
Durch die größere vordere Öffnung streckte (der, das) Dentalium die Mundöffnung und Fangfäden, mit denen es das Sediment nach Nahrung absuchte. Das hintere Ende ragte nach oben aus dem Untergrund und ermöglichte ihm die Atmung und den Austausch von Wasser.
Dentalium sind, anders als die Muscheln, eine formenarme Weichtiergruppe. Sie bezeichnen strandnahe Ablagerungen, da sie im Flachwasser lebten.
Dentalium kommt rezent vor, Funde reichen bis ins Devon (ca. 400 Mio Jahre) zurück.

Westküsten-Indianer.jpg Dentantalium Muscheln dienten amerikanischen Indianern als Geld.

Die Muscheln sind kleine röhrenförmige Mollusken, die aussehen wie kleine Elefanten-Stoßzähne. Es gibt mehr als 300 Arten von ihnen, aber die Arten, die meisten von Indianern als Geld verwendet wurden, sind die Antalis Pretiosum, die entlang der Nordwestküste von Nordamerika zu finden sind.

Verbreitungsgebiet-Dent.jpg Verbreitungsgebiet

Ornamental verwendete Muscheln wurden Geld und Symbol des Reichtums für Tausende von Jahren und viele verschiedene Sorten können auf der ganzen Welt gefunden werden (Kauri, Konusschnecken Böden etc.).
Formalisiertes Tauschmittel und Wertmesser waren Dentalium Schalen für zahlreiche Indianerstämme in Washington, Oregon und Kalifornien.
Zum Allzweckgeld wurden die Dentalium Schalen jedenfalls bis 700 Kilometer südlich ihrer Fundstelle.
Zumindest bei den Yurok und ihren Nachbarn (z. B. Hupa und Karok) erfüllte das Dentalium-Geld alle Kriterien, die heute für Geld gelten.

Neben Teilbarkeit, Tragbarkeit, Dauerhaftigkeit und Wertbeständigkeit war hier sogar das Kriterium der Vertretbarkeit gegeben, denn das System dieser Stämme sieht einheitlich lange Stränge mit gleicher Anzahl gleich großer Schalen vor. Jeder dieser Stränge besaß denselben Wert wie die anderen. Sie waren somit austauschbar, vertretbar.

Bei Yurok, Karok und Hupa galten Schalen von 4,75 cm Länge und darüber als Geld. Mit zunehmender Länge stieg der Wert überproportional. Galt ein Strang mit 14 Schalen (ca. 5 cm Schalenlänge nach Curtis, 1924) etwa 4 Dollar, so stieg der Wert eines Strangs mit 13 Schalen (Schalenlänge theoretisch 5,37 cm) schon auf 20 Dollar. Der 11er Strang, bei dem jede Schale etwa 6,35 cm maß, war nach Curtis bei den Karok 33 Dollar und nach Kroeber (1925) bei den Yurok und Hupa 50 Dollar wert. Schalen mit einer Länge zwischen 4 und 4,5 cm galten als „Frauengeld“ oder Kleingeld. Kürzere Schalen hatten nur Schmuckfunktion.

Um den Wert eines Strangs rasch ermessen zu können gab es verschiedene Messmethoden. Manche Indianer hatten am Oberarm Messpunkte eintätowiert, gegen die sie einen Strang halten konnten um daran den Wert abzulesen.

Die Indianer des Pazifischen Nordwestens initiierten die Verwendung von Dentalium als Währungsaustausch und Zeichen von Reichtum. Diese Muscheln sind den Stämmen von Nord-Kalifornien (Hupa, Tolowas, Yurok, Wiyot, Karuk, Wintu) zugeschrieben, weil ihre Gesellschaften einen hohen kulturellen Wert auf Reichtum legten. Allerdings bekamen sie die meisten ihrer Dentalium Gehäuse von mehr nördlich lebenden Indianern (von so weit entfernt wie Vancouver).

Die Stämme des nördlichen Kalifornien verwendeten die Muscheln als monetäres Instrument für den Austausch von Gütern und Dienstleistungen. (hiermit kauften Sie ihre Häuser, Kleidung, Boote, Waffen und Lebensmittel etc.).

Im Allgemeinen taxierte man die Dentalium Shells nach ihrer Größe. Große von über zwei und einen halben Zoll lang oder länger galten als Zahlungsmittel. Ein kleines Boot kostet ein Strang der Muscheln (ein Strang war über die Länge beider Arm eines Mannes). Die Indianer, die ihre Muscheln auf Fäden aufgereiht hatten, bewahrten sie in einem Stück Elch Horn (Bild), ihrem "Geldbeutel" auf.
Wohlhabende Männer dekoriert ihre zeremonielle Kleidung mit sowohl großen als auch kleinen Muscheln (Dentaliums).

Aber es waren nicht nur Indianer der Pazifikküste, die diese Muscheln als Geld verwendeten – die Praxis verbreitete sich so weit wie die Dakota sie verwendeten. In der Tat wollten die Plains-Stämme auch diese Muscheln als Währung. Die Nachfrage in diesem Bereich war so stark, dass Händler die atlantischen Arten aus New England und Europa (-> Man Vulgare) importierten.

Ein weiteres Volk ungeklärter Herkunft, das möglicherweise erst relativ spät nach Amerika immigrierte, war das der hellhäutigen Chumash, die wir hier ebenfalls erwähnen wollen, obwohl ihre Mythen und Legenden mit dem weitgehenden Aussterben dieser Nation im späten 19. Jahrhundert fast gänzlich und für immer verloren gingen.

Chumash-Indianer.jpg Die Chumash (Eigenname Ughuigh, Oxoix) sind ein Indianer-Stamm, der in Süd-Kalifornien beiderseits des Santa-Barbara-Kanals ansässig war.

"Die Chumash besiedelten ein ausgedehntes Territorium entlang der südkalifornischen Küste, vom Malibu Canyon im Süden bis zur Estero Bay im Norden, und im Inland bis zum westlichen San Joaquin Valley. Zum Chumash-Territorium gehörten auch die großen Inseln vor der Küste - San Miguel, Santa Rosa, Santa Cruz und Anacapa. Chumash-Dörfer zählen zu den größten in Kalifornien, von denen einige bis zu zweitausend Einwohner hatten..."

Von meinem Indianerspiel vor rund 70 Jahren zurück zur Gegenwart - Ihr könnt mir sicherlich verzeihen, aber das war mein letzte Beitrag
zu dieser Serie.
Über Primitivgeld läßt sich noch sehr viel schreiben - es ist eine fast endlose Geschichte von den ersten Muscheln oder Zähnen bis hin zur Zigarettenwährung um 1945, die mich auch betroffen hatte.
Wer sich angesprochen fühlt, kann hier einfach weiter machen - oder einen neuen Faden beginnen - oder alles sein lassen.

Viel Glück wünscht Euch diwidat



 
Manche Indianer hatten am Oberarm Messpunkte eintätowiert, gegen die sie einen Strang halten konnten um daran den Wert abzulesen.

Nach einem ordentlichen Workout setzte dann mit zunehmendem Umfang der Oberarmmuskulatur ein Währungsverfall ein - eine vormünzliche Inflation sozusagen...;)
 
Guten Abend!

Darf ich mal dazwischen funken? Das habe ich heute beim Umgraben im Garten gefunden. Kann es jemand einordnen?

Danke und Grüße!
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Hallo Titza,

herzlich willkommen im Kreis der Primitivgeldfreunde mit Deiner Anfrage.
Was Du suchst hat aber mit Primitivgeld überhaupt nichts zu tun - es handelt sich offensichtlich um ein Amulett einer Drachen und Schlangen liebenden
Gemeinde, die mir aber unbekannt ist.

Als Beispiel von Amuletten zeige ich hier eins, das sich auf den Venuskult bezieht und "Tetragrammaton" genannt wird:

Tetragrammaton-roh.jpg
Experten wissen damit etwas anzufangen.
 
an die Freunde des Gerümpel Geldes,
Ihr überrascht mich - auf so einer kleinen Nebenlinien in 4 1/2 Jahren ganze sechzigtausend Klicks, da muss ein Vakuum herrschen.
Zur Feier des Umstandes habe ich aber nichts vorbereitet was nach Geld aussieht.
EUCOPRIMO gibt zweimal im Jahr eine Mitglieds-Zeitschrift heraus, in der viele interessante Artikel zu finden sind - da wollte ich aber nicht kupfern.

Ein ganz anderer Gedanke kam auf - Es gibt kein Volk auf der Welt, das nur Gebrauchs- oder Bedarfs Gegenstände produziert und besitzt.
In Afrika ist die Kunstfertigkeit (glaube ich) jedem angeboren, und wird auch entsprechend ausgeübt.
Eine Fertigkeitt ist im Bereich der Guinea Küste die Herstellung von plastischen Figuren aus Wachs mit vielen Verzierungen in ihrer natürlichen Umgebung.
Bestes Beispiel sind die Goldgewichte der Akan, die dann in Gelbguss abgeformt werden. Jedes Teil ist ein Unikat, da die Form beim Guss zerstört wird.

Vor vielen Jahren gelang mir der Kauf einiger dieser Gelbguss-Abgüsse bei einem Afrikaner in Basel. Sie sind sicherlich nicht antik, aber auch keine Touristen Ware.

Akan Fig Awale-Spieler.jpg
Paar beim Awale Spiel


Akan-Jäger-mit-Waffenbuben.jpg
Jäger mit Waffenbuben im Ansitz

Akan-Häuplingspaar-beim-Bohnenspiel.jpg
Häuplingspaar beim Bohnenspiel


Akan-Musikant-mit-Marimbaphone.jpg
Musikant mit seinem Marimbaphone


Kunst und Kunstfertigkeit in Afrika drückt sich hauptsächlich in Holzplastiken aus. Bei den vorgestellten Gelbgüssen führte jeder Fehler aber unweigerlich in die nächte
Schrottkiste. Die Anforderung an den Künstler und an den Giesser sind also sehr hoch.
 
Um diesen interessanten Thread wieder etwas aufzubeleben, hier mein Zugang in Sachen “primitivgeld der deutschen Kolonien“:

ich habe es endlich geschafft, mir 2 Yap Steine zuzulegen, ein 25cm (gebrochen) und ein 13cm Stück. Beide mit sehr interessantem pedigree (was mir bei diesem Gebiet sehr wichtig war), der kleine (Bild links) laesst sich über seine beiden, sehr renomierten Vorbesitzer bis nach Yap zurückverfolgen.

Yap war Teil von Deutsch-Neu-Guinea und die Steine sind eigentlich immobil, da bis zu 2m groß. Um 1900 wurden aber auch kleinere Steine für den Geld-Umlauf (am Seil befestigt) hergestellt, und die Deutschen haben diese in Mark konvertiert: der kleine war etwa 35 Pfennig wert, der Große etwa 2 Mark.
 

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