Erhaltungseinschätzung Münzen Altdeutschland

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Hallo Freunde

Ich würde gerne eure Meinung zur Erhaltung diese Münze hören.
Sie ist in verschiedenen Auktionen aufgetaucht und dabei zwischen s-ss und ss-vz mit Schrötlingsfehler bewertet worden.
In Natura scheint die Münze jedoch sogar prägefrisch mit leichter Prägeschwäche zu sein. Außerdem frage ich mich, ob die dunkel oxidierten Fehlstellen am Rand Schrötlingsfehler oder historische Prüfstellen zur Feststellung des Feingehaltes sind.
Danke schon mal für eure Hilfe!

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Und Vergleichsbild aus der Künker eLive 22:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Bilder haben leider keine Tiefenschärfe, also ist eine ehrliche Einschätzung nicht richtig möglich. Anhand der Bilder würde ich ein ss vergeben, mit dem Zusatz Schrötlingsfehler. Wie das Stück in natura wirkt ist wieder eine ganz andere Geschichte.
 
Für einen Schrötlingsfehler sollte es wenigstens Spuren von Materialfluss geben, ich finde hier wurde später etwas an der Münze vorgenommen.
Das ist mir zu abstrakt dafür, ohne Beziehung zur eigentlichen Prägung.
 
In der letzten WAGO-Auktion habe ich wieder eine Münze aus dem Königreich Hannover - 16 Gute Groschen von 1834 - ersteigert. Diese Münze hat mir in den letzten Tagen einiges an Arbeit beschert und Kopfzerbrechen bereitet. Daher zeige ich diese Münze auch nicht im Neuzugänge-Thread, sondern hier bei den Erhaltungs-(und Echtheits)einschätzungen.

Ich hole etwas weiter aus: Bei den 16 Guten Groschen gibt es recht viele Varianten, die in den mir vorliegenden Werken (Jaeger, AKS und Kahnt) mehr oder weniger genau und vollständig erfasst und beschrieben werden. Für den Jahrgang 1834 habe ich nach Durchsicht einer Vielzahl von Auktionen folgende Varianten gefunden:
Die beiden Standardvarianten sind Münzen mit der Signatur W und der Schreibweise KOENIG, die sich nur hinsichtlich eines Punktes hinter MARK unterscheiden (Kahnt 212i und 212j – Zuschläge um 100 Euro – selbstverständlich je nach Erhaltung mit teils erheblichen Ausschlägen). Gelegentlich finden sich auch Münzen von W mit KÖNIG (Kahnt 212k – nicht wesentlich teurer).
Selten ist die Prägung im Ring (die Münze in Clausthal erhielt 1834 die erste Ringprägemaschine): Diese Münze trägt die Signatur K und weicht hinsichtlich der Interpunktion stark von den W-Münzen ab (Kahnt 212n – Zuschläge ab 700 Euro).
Exkurs: Die im Ring geprägte Variante wird als Probe eingestuft. Wenn ich mir das in der kommenden Künker-Auktion angebotene Stück anschaue, würde ich aber sagen, dass dieses im Umlauf gewesen ist.
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions


Meine Münze nun weist auch die Signatur K und dieselbe Interpunktion und Schreibweise KÖNIG auf wie die Ringprägung. Stempelabweichungen sind aber selbstverständlich vorhanden.
Vom Auktionshaus wird auch auf die Signatur K hingewiesen:
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions

Sie trägt die Merkmale der Variante Kahnt 212g, die aber nur für 1833 beschrieben ist. (Da Kahnt 212h exakt dieselbe Beschreibung wie 212g aufweist, gehe ich von einem redaktionellen Fehler aus. Möglicherweise sollte dort diese Variante im Jahr 1834 – also meine Münze – dargestellt werden – das ist aber selbstverständlich nur eine von vielen denkbaren Möglichkeiten.)

Und nun das Interessante: Ich habe keine weitere Münze gefunden, die die Eigenschaften meiner Münze aufweist. AKS (die aber auch am oberflächlichsten kategorisieren) schreiben sogar, dass die Existenz einer K-Münze in 1834 unsicher sei.
Und nun der vergangene Sonntag: WAGO bot solch eine Münze an, nicht schlecht erhalten und zutreffend beschrieben, der Startpreis allerdings nicht besonders hoch und kaum einer außer mir hatte Interesse daran.

Was bei mir nun die vielen Fragen hinterließ:
Ist die Münze echt?
Wurde sie manipuliert?
Habe ich Glück gehabt, dass niemand die Beschreibung genau gelesen und mitgeboten hat?
Oder interessiert sich wirklich niemand außer mir dafür?
Bis hin zu der Frage: Wer ist überhaupt K? W ist Friedrich Welkner, Stempelschneider in Clausthal seit 1833. Alle anderen Stempelschneider in Hannover oder Clausthal in dieser Zeit haben kein Anfangs-K im Namen.

Es wäre schön, wenn ihr mir eure Meinungen dazu mitteilen würdet, zunächst einmal speziell zu dieser Münze (natürlich auch gern allgemein). Vielleicht belästige ich euch dann in den nächsten Tagen mit generellen Fragen zum Varianten-Kategorisieren und -Sammeln.

Weitere Infos noch: Ich persönlich als Laie sehe nichts, das auf eine Fälschung hindeutet. Das Gewicht der Münze mit 11,77 g stimmt exakt mit dem Sollgewicht überein.

Vielen Dank schon mal für eure Mühen.

Königreich Hannover - 16 Gute Groschen 1834, Jaeger 33d Anm., Kahnt 212g (nicht für 1834 beschrieben)
Hannover AKS 66 1834 16 Gute Groschen K 212 Sign K Av schräg.jpg Hannover AKS 66 1834 16 Gute Groschen K 212 Sign K Av.jpg Hannover AKS 66 1834 16 Gute Groschen K 212 Sign K Rv schräg.jpg Hannover AKS 66 1834 16 Gute Groschen K 212 Sign K Rv.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
@XWorbad:

Dein langer Bericht hat mir ganz schön zu schaffen gemacht! :) Wie du weißt, bin ich ja in Bezug auf meine sächsischen Münzen genauso penibel, was kleine Abweichungen und mögliche Manipulationen betrifft. Auch ich konnte in meiner Literatur zum Jahrgang 1834 keinen Eintrag mit "K" finden.

ABER ich konnte Folgendes widerlegen:

Und nun das Interessante: Ich habe keine weitere Münze gefunden, die die Eigenschaften meiner Münze aufweist.

Meine Suche ergab ein weiteres identisches Stück. Und zwar versteigert bei der 205. Auktion Gorny & Mosch am 7. März 2012 unter Los-Nr. 4353. Hier der Link zur Münze:

acsearch.info - Auction research

Ich habe die dortigen Fotos auch bereits mit deiner Münze verglichen und bin zu folgendem Schluss gekommen: Die Seite mit dem Pferd ist von einem anderen Stempel. Jedoch die Wertseite dürfte von ein und demselben Stempel stammen. Gut zu erkennen an der etwas höher stehenden "1" bei "1834" und vor allem an den Buchstaben ZOG vom Wort HERZOG.

Was meinst du dazu?
 
FooFighter, vielen Dank für deinen Beitrag. Sooo viel Recherche und Aufwand hat meinen höchsten :respekt:!

So wie ich mich über deinen Arbeit freue, ärgere ich mich aber über meine.
Die Münze aus der Gorny und Mosch-Auktion hatte ich – bei meinen allerersten Ermittlungen - bei acsearch auch gefunden. Da ich aber auf dem nicht besonders guten Foto – trotz Erwähnung in der Beschreibung - das "K" nicht eindeutig erkennen konnte, hatte ich die Münze in meiner Aufstellung unter "?" abgelegt – und nicht weiter beachtet. Spätestens, als ich meinen Beitrag geschrieben habe, hätte ich dies tun sollen...

Nun aber habe ich mich nochmals auf die Suche nach einem besseren Foto gemacht und es hier gefunden:
NumisBids: Gorny & Mosch Auction 205, Lot 4353 : DEUTSCHLAND BIS 1871 HANNOVER, Kurfürstentum / Königreich ...
Hier kann nun auch ich das "K" erkennen.

Hinsichtlich deiner weiteren Ausführungen stimme ich dir voll und ganz zu. Abweichender Avers-Stempel, identischer Revers-Stempel.

Eine Ergänzung: Mittlerweile habe ich ein mögliches Unterscheidungsmerkmal für K- und W-Münzen des Jahrgangs 1834 ausgemacht, und zwar die 3 in der Jahreszahl. W benutzt eine „eckige“ Drei, während K eine „runde“ Drei verwendet. Dies ist jedenfalls auf allen mir bekannten Münzen der Fall.

An weiteren Meinungen bin ich selbstverständlich immer noch interessiert, zumal ich gelesen habe, dass es selbst im Bereich der 16 Guten Groschen tatsächlich "neuzeitliche" Nachprägungen geben soll.
 
@hegele
Könnte ein unsachgemäß ausgebesserter Brandschaden sein, bei dem die betroffene Stelle schlampig geglättet und die Münze danach poliert worden ist.
Oder die einst zu schmuckzwecken gehenkelte Münze hing mit einem anderen Anhänger an einer Kette, der an dieser Stelle unzählige kleine Dellen ins Metall gehauen hat.

Da ich mich mit dieser Epoche und württembergischen Münzen allgemein nicht auskenne will ich mich nicht drauf festnageln lassen.
 
1/4 Kreuzer Schwarzburg Rudolstadt 1866

Ich habe heute eine Kleinigkeit erworben. Mit bloßem Auge sah er ziemlich top aus, auf dem Foto sieht man etwas deutlichere Spuren. Wie würdet ihr den Kleinen einordnen?

 
Attraktiver 1/4 Kreuzer! Gefällt mir. Ich gehe mal davon aus das die Kratzer der Wertseite keine Justierspuren sind. Für mich ein ss+.
 
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