Mein Opa väterlicherseits war ein begeisterter Briefmarkensammler (der es trotz aller Bemühungen nicht geschafft hatte, mich von der Numismatik abzuwerben...
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Neben weiteren Sammelgebieten hatte er für seine Enkel je eine Sammlung Bund (quasi als Erbe) angelegt. Als er dann in den 70er Jahren verstorben war, habe ich die Sammlung verkauft. Meine Mutter, die ich wegen der zu erwartenden Geldsumme (und den sich anschließenden Bankgeschäften) zum Briefmarkenhändler mit genommen hatte, war die ganze Zeit am Meckern (wegen der paar Marken und ein paar Mark muss ich mit) - war aber schnell verstummt, als der Händler die Ankaufssumme genannt hatte....
Neben einigen kleineren Ausgaben (z.B. eine gute Uhr), konnte ich mir ein Mofa, später meinen Führerschein und auch noch mein erstes Auto (einen R 4, den ich dann mit Rallystreifen "gepimpt" habe) von dem Verkaufserlös leisten. Ich habe danach noch einige Jahre mit mir gehadert, Opas Sammlung einfach so vertickt zu haben. Als dann aber die Briefmarkenpreise (für Bund) immer mehr in den Keller gegangen sind, um später geradezu ins Bodenlose zu fallen, war ich froh, aus finanzieller Sicht zufällig den optimalen Zeitpunkt zum Verkauf gefunden zu haben.
Ich denke, es sind nicht nur die Sammler, die weniger werden. Auch die "Sammlungsgegenstände" verlieren immer mehr an Bedeutung: Online-Frankierung, Automatenmarken usw. Das Sammeln neuer Marken ist doch fast ein reines Abosammeln geworden. Die Post vertickt eine Riesenflut bunt bedruckter Papierchen zu zig Anlässen, ohne dass die Markenvielfalt noch irgendeinen Sinn hätte. Und dann wurden die Briefmarken in DM auch noch für frankaturungültig erklärt. Was das für den Wert einer Bundsammlung bedeutet, kann sich Jeder selbst ausmalen...
Vor Jahren hatte ich (in Abrundung zu meiner heimatgeschichtlichen Münz- und Medaillensammlung) mich auch für alte Marken und Briefbelege (auch aus Vorphilazeit) interessiert. Das fand ich sehr spannend - vollständige Briefe aus Kriegsgefangenenlagern oder Schreiben des großherzoglich-badischen Hofes zum Beispiel. Also Marken bzw. Belege, die eine Geschichte erzählen. In diesen Bereichen (so zumindest mein Gefühl) tummeln sich noch recht viele (Spezial)Sammler, was die Preise auf einem hohen Niveau hält.
Was mich dann weiter abgeschreckt hat, waren die Aufbewahrungsprobleme mit alten Briefmarken. Papier, das zerfällt, Farben, die sich verändern und das Papier zerstören usw. Waren halt zum Gebrauch und nicht zur Archivierung gedacht... Die Folien der großen Albenhersteller (obwohl angeblich weichmacherfrei) sollen ganze Sammlungen alter Briefmarken dahingerafft haben.
Also bin ich bei Münzen geblieben. Die setzen in der Regel (wenn sie nicht gerade aus Magnesium, Eisen oder anderen problematischen Metallen geprägt sind) maximal eine Patina an...