Wert einer Briefmarkensammlung

Was soll man machen? Die briefmarkensammler werden immer weniger.
Mein vater hat auch eine riesige sammlung, die er loswerden möchte, er findet aber niemanden, der ihn beraten könnte und hat laut ihm auch kein online forum wie dieses gefunden.
 
Immerhin mehr als der Schätzpreis, das ist doch schon was.

Wer weiss, ob es unseren Nachkommen mit unserer Münzsammlung nicht mal ähnlich geht.
 
Mich wundert es nicht, daß die Briefmarkensammelei den Bach runtergeht! Schaut euch doch den heutigen Mist mal an: diese selbstklebenden Dinger, dieman ausschneiden muss und nicht mehr im Wasserbad ablösen kann, konkurrierende Ausgabeuntenehmen bis hin zu Marken, die man sich mit einem eigenen Motiv drucken kann. Ich hab früher auch mal Briefmarken gesammelt und immer wieder mal schöne Marken aus den Umschlägen ausgeschnitten - aber genau deshalb heb ich keine mehr auf. Weil mir diese selbstkleber einfach die Lust verderben! Das gilt übrigens auch für Wein- und Bieretiketten..
 
Mein Opa väterlicherseits war ein begeisterter Briefmarkensammler (der es trotz aller Bemühungen nicht geschafft hatte, mich von der Numismatik abzuwerben...;))

Neben weiteren Sammelgebieten hatte er für seine Enkel je eine Sammlung Bund (quasi als Erbe) angelegt. Als er dann in den 70er Jahren verstorben war, habe ich die Sammlung verkauft. Meine Mutter, die ich wegen der zu erwartenden Geldsumme (und den sich anschließenden Bankgeschäften) zum Briefmarkenhändler mit genommen hatte, war die ganze Zeit am Meckern (wegen der paar Marken und ein paar Mark muss ich mit) - war aber schnell verstummt, als der Händler die Ankaufssumme genannt hatte....

Neben einigen kleineren Ausgaben (z.B. eine gute Uhr), konnte ich mir ein Mofa, später meinen Führerschein und auch noch mein erstes Auto (einen R 4, den ich dann mit Rallystreifen "gepimpt" habe) von dem Verkaufserlös leisten. Ich habe danach noch einige Jahre mit mir gehadert, Opas Sammlung einfach so vertickt zu haben. Als dann aber die Briefmarkenpreise (für Bund) immer mehr in den Keller gegangen sind, um später geradezu ins Bodenlose zu fallen, war ich froh, aus finanzieller Sicht zufällig den optimalen Zeitpunkt zum Verkauf gefunden zu haben.

Ich denke, es sind nicht nur die Sammler, die weniger werden. Auch die "Sammlungsgegenstände" verlieren immer mehr an Bedeutung: Online-Frankierung, Automatenmarken usw. Das Sammeln neuer Marken ist doch fast ein reines Abosammeln geworden. Die Post vertickt eine Riesenflut bunt bedruckter Papierchen zu zig Anlässen, ohne dass die Markenvielfalt noch irgendeinen Sinn hätte. Und dann wurden die Briefmarken in DM auch noch für frankaturungültig erklärt. Was das für den Wert einer Bundsammlung bedeutet, kann sich Jeder selbst ausmalen...

Vor Jahren hatte ich (in Abrundung zu meiner heimatgeschichtlichen Münz- und Medaillensammlung) mich auch für alte Marken und Briefbelege (auch aus Vorphilazeit) interessiert. Das fand ich sehr spannend - vollständige Briefe aus Kriegsgefangenenlagern oder Schreiben des großherzoglich-badischen Hofes zum Beispiel. Also Marken bzw. Belege, die eine Geschichte erzählen. In diesen Bereichen (so zumindest mein Gefühl) tummeln sich noch recht viele (Spezial)Sammler, was die Preise auf einem hohen Niveau hält.

Was mich dann weiter abgeschreckt hat, waren die Aufbewahrungsprobleme mit alten Briefmarken. Papier, das zerfällt, Farben, die sich verändern und das Papier zerstören usw. Waren halt zum Gebrauch und nicht zur Archivierung gedacht... Die Folien der großen Albenhersteller (obwohl angeblich weichmacherfrei) sollen ganze Sammlungen alter Briefmarken dahingerafft haben.

Also bin ich bei Münzen geblieben. Die setzen in der Regel (wenn sie nicht gerade aus Magnesium, Eisen oder anderen problematischen Metallen geprägt sind) maximal eine Patina an...
 
Auch ich habe mal Briefmarken gesammelt. Bin diesem Hobby sogar wesentlich intensiver nachgegangen. Das endgültige Aus kam dann mit der Frankaturungültigkeit der Bundmarken mit DM Nominale und dem Ende der Umtauschfrist. Wie Andreas schon geschrieben hat, verfielen damit die postfrischen Bundsammlungen extrem im Wert.
Die selbstklebenden Marken, die Marken mit eigenem Motiv, sowie die Marken der privaten Briefdiensten erleichterten die Entscheidung zum Aufhören enorm.
Das Geld was ich in die Sammlung gesteckt habe wiegt sich auf mit dem Spass an der Sammelei. Ärgerlich dabei ist nur, dass die Bundespost/Deutsche Post immer mit der Aktie des kleinen Mannes geworben hat, obwohl die Auflagezahlen und die Ausgabenflut eigentlich dagegen sprachen.

Erst gestern wurde ich gebeten mir eine Sammlung aus einem Nachlass anzusehen um den Erben ungefähr zu sagen was Sie da haben. Eine riesige Sammlung Bund, Berlin, DDR, Schweiz, Lichtenstein, Österreich, Deutsches Reich, Deutsche Staaten, Besetzungsausgaben, Russland, Frankreich, Belgien, Kanalinseln.
Bund ganze Bögen aus den 70ger und 80ger Jahren.
Man will gar nicht wissen was investiert wurde. Sicher ist in den Auktionen nur ein ganz kleiner Bruchteil wieder zu erzielen.
Aber, und das habe ich auch den Erben mitgeteilt, der Verstorbene hatte daran seine Freude und sicher auch Lebensqualität. Wenn er das Geld beispielsweise in der Kneipe gelassen oder im Casino verspielt hätte, wäre jetzt überhaupt nichts mehr vorhanden.

Wie Andreas auch schon schrieb tummeln sich bei den Heimatbelegen bzw. den historischen Heimatbelegen wesentlich mehr Sammler, da dieses Gebiet eben auch einen größeren Personenkreis anspricht. Ob die momentanen Preise dort gerechtfertigt sind, wird sich erst in der Zukunft zeigen.

Aber jedem seine Freude an seinem Sammelgebiet
 
Mein damaliger Nachbar sammelte Briefmarken, sein Sohn war mein bester Kumpel. So haben wir öfter da gesessen und seinem Vater bei den Briefmarken zugesehen. Als sein Vater starb, wollte er die Sammlung verkaufen. Belegbare Käufe von ca. 1,5 Mio. DM hatte der Vater (erfolgreicher Bauunternehmer) getätigt, die Belege lagen noch vor, die anderen Käufe nicht eingerechnet. Der Schätzwert der Sammlung war in einem Auktionshaus vor ca. 4 Jahren 3500 Euro, der Verkaufserlös knapp 4000 Euro. Ich finde es echt erschreckend, wie die Werte quasi minütlich verfallen.
Hätte der Gute sein Geld in Gold oder Goldmünzen angelegt...hätte, hätte, Fahrradkette. Gut, dass er es nicht mehr erlebt hat.
Bei vielen Münzen ist der Preisverfall ja ähnlich, wenn auch nicht so dramatisch.
 
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