1 DM BUNDE REPUBLIK 1974 G

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Hallo,
wo ist das "S" geblieben? Die Oberfläche an der Stelle des "S" sieht merkwürdig aus. Wurde der Buchstabe abgekratzt? Der Rest der Münze ist gänzlich unauffällig, also "normal". Wer kennt sich aus ? Danke, Matthias

P1280705.JPG
 
Ebenso wie bei den Füßen des R hat etwas den fürs Prägen des S vorgesehenen Raum des Prägestempels zugesetzt. Die Standardvermutung lautet Öl, denn es ist nicht kompressibel.

Solche Fehlstellen kommen immer mal wieder vor. Dort behält die Münze oft die vorm Prägen bestehende Oberflächenstruktur.
 
Ich bin da anderer Ansicht. Es ist richtig, dass sich Stempelvertiefungen zusetzen können. Schuld daran ist oft ein Gemisch aus Schmiere und Schmutzbestandteilen. Dabei können z.B. Buchstaben nicht ganz ausgeprägt werden oder fehlen scheinbar völlig. Ein untrügerisches Zeichen einer Stempelzusetzung ist eine unruhige Oberfläche des Münzfeldes der entsprechenden Stelle. Dort behält die Münze eben nicht die vor dem Prägen bestehende (glatte) Struktur.

Eine eher glatte und sehr flaue Struktur der gesamten Münzoberfläche würde ein kleiner Öltropfen auf dem Stempel bewirken. Gerade weil Öl nicht komprimierbar ist, breitet sich ein kleiner Tropfen so weit wie möglich aus, so dass er sich bei entsprechendem Druck auf der ganzen Stempeloberfläche ausdehnt. Das Resultat ist ein Erscheinungsbild von einer Münze, die ein sehr flaues gesamtes Relief aufweist. Im Gegensatz zu einer Prägung mit zu geringem Druck bleiben bei einer Prägung "auf Öl" die Oberflächenstruktur der Ronde erhalten [Erklärung aus: 2011 Knopff B. - Prägeversuche mit einem Stempel 20 DM 1956. M&S (4), 35-37].

Meiner Ansicht nach ist der Buchstabe weder durch einen verschmutzen Stempel, noch durch Öl verschwunden, sondern - wie bereits vermutet - nachträglich entfernt.
 
Meiner Ansicht nach ist der Buchstabe weder durch einen verschmutzen Stempel, noch durch Öl verschwunden, sondern - wie bereits vermutet - nachträglich entfernt.

Die vielen Kratzer, die beschädigten Perlen und das angekratzte R lassen genau dies vermuten.
Offenbar wollte ein Franke eine Bunte Republik. ;)
 
A] "Dirk Bake":
Ebenso wie bei den Füßen des R hat etwas den fürs Prägen des S vorgesehenen Raum des Prägestempels zugesetzt. Die Standardvermutung lautet Öl, denn es ist nicht kompressibel.
Solche Fehlstellen kommen immer mal wieder vor. Dort behält die Münze oft die vorm Prägen bestehende Oberflächenstruktur.


B]
Ich bin da anderer Ansicht. Es ist richtig, dass sich Stempelvertiefungen zusetzen können.
1. Schuld daran ist oft ein Gemisch aus Schmiere und Schmutzbestandteilen. Dabei können z.B. Buchstaben nicht ganz ausgeprägt werden oder fehlen scheinbar völlig.
2. Ein untrügerisches Zeichen einer Stempelzusetzung ist eine unruhige Oberfläche des Münzfeldes der entsprechenden Stelle. Dort behält die Münze eben nicht die vor dem Prägen bestehende (glatte) Struktur.
3. Eine eher glatte und sehr flaue Struktur der gesamten Münzoberfläche würde ein kleiner Öltropfen auf dem Stempel bewirken. Gerade weil Öl nicht komprimierbar ist, breitet sich ein kleiner Tropfen so weit wie möglich aus, so dass er sich bei entsprechendem Druck auf der ganzen Stempeloberfläche ausdehnt. Das Resultat ist ein Erscheinungsbild von einer Münze, die ein sehr flaues gesamtes Relief aufweist.
4. Im Gegensatz zu einer Prägung mit zu geringem Druck bleiben bei einer Prägung "auf Öl" die Oberflächenstruktur der Ronde erhalten [Erklärung aus: 2011 Knopff B. - Prägeversuche mit einem Stempel 20 DM 1956. M&S (4), 35-37].

Meiner Ansicht nach ist der Buchstabe weder durch einen verschmutzen Stempel, noch durch Öl verschwunden, sondern - wie bereits vermutet - nachträglich entfernt.

C] "Waldfriede": Ich hätte erwartet, dass die Struktur vorm Prägen deutlich glatter wäre.

D] Die vielen Kratzer, die beschädigten Perlen und das angekratzte R lassen genau dies vermuten.


Moin Moin,

ich wusste, dass ich den zitierten Artikel von Benjamin Knopff kenne, konnte das Werk in meinen Unterlagen aber nicht gleich finden. Bei mir existiert dieser Versuchsbericht in Form der Anlage eines EPA-Rundbriefes. Den M&S-Bericht habe ich zwecks Vergleich sicherheitshalber zusätzlich per E-Mail beim Gietl Verlag angefordert, gehe aber bei meinen Ausführungen mal von den selben Ergebnissen der geschilderten Versuche aus.

Zu A]
Wichtig und beachtenswert an Dirks Aussage ist, dass im vorliegenden Beispiel nicht nur das völlig verschwundene S der Umschrift von einer wahrscheinlich anzunehmenden (grundsätzlich erst einmal im Zweifel für den von "navada51" angeklagten "Manipulateur" gedacht ;)) Zusetzung betroffen ist, sondern sowohl das R im unteren Bereich als auch ein paar Perlen des Perlkreises eine etwas "ausgedünnte" Struktur aufweisen. Die Möglichkeit des Erhalts der bei den Ronden relativ glatten Oberflächenstruktur ist abhängig vom Prägedruck und von der Menge Öl, die sich in einer Stempelvertiefung (davon gehen wir aus - ganz wichtig!!) befindet. D.h., nur wenn in letzterem Fall die Vertiefung "so gut wie" vollständig gefüllt ist und über die automatisch erfolgende Verringerung der Rondendicke im Münzgrundbereich ein "Überlaufen" einer in der Vertiefung befindlichen Flüsigkeit erfolgt, kann sich diese je nach Füllhöhe der Vertiefung dann auch entsprechend flächig (bis größerflächig) auf einer Münzoberfläche bemerkbar machen - oder aber den kürzesten Weg in die nahe gelegene(n) Nachbarvertiefung(en) wählen.
Dabei wäre(n) dann neben der besagten Vertiefung lediglich die entsprechende(n) Nachbarvertiefung(en) und das Umfeld der Vertiefung(en) von einer nicht normalen Ausprägung betroffen.

Zu B]
1. ... viel häufiger durch reines (Schmier)Öl oder ein Konglomerat aus, dem über eine nicht mehr einwandfreie Abdichtung im Bereich der Führung des oberen Stempels und dort langsam austretende Schmiermittel, Öl und den beim Prägen immer entstehenden feinsten Metallteilchen der Ronden (man findet diese Teilchen sehr häufig beim Öffnen von Originalrollen).
Dabei ist festzuhalten, dass das Öl durch Herunterlaufen an der Stempelführung und am Stempel immer zuerst in den äußeren Bereich des Stempels gelangt, was durch das überwiegende Auftreten entsprechender Münzen mit äußeren "Prägeausfällen" belegt wird.
2. So wie diese genannte Stempelzusetzung ("aus Schmiere und Schmutzbestandteilen") zu verstehen ist, wäre die Oberfläche des Münzgrundes nicht betroffen, denn dieses relativ feste Material wäre gegenüber Öl auch mehr oder weniger kompremierbar und hat dadurch gar nicht die Möglichkeit - außer bei komplett gefüllter Vertiefung im nahen Randbereich der betroffenen Vertiefung - auf das Aussehen der Münzenoberfläche Einfluss zu nehmen. Es kann lediglich den Ausprägungsgrad der von ihr mehr oder weniger ausgefüllten Vertiefung beeinflussen.
3. Hier muss man bzgl. der Aussage "gesamte Münzoberfläche" doch ein wenig vorsichtiger schreiben und unbedingt differenzieren, denn das hängt in starkem Maße von der Größe des Öltropfens ab, d.h., wie man den gewählten Begriff "klein" als Volumen definieren möchte. Wenn das Volumen nicht ausreicht, nützt auch ein "hoher" Druck nicht aus, um die gesamte Oberfläche zu "versaubeuteln". Außerdm ist es entscheidend, wo sich ein solcher Öltropfen zum Zeitpunkt der Prägung befindet . D.h., eine Aussage "auf dem Stempel" ist nicht ausreichend,
denn auf der Stempeloberfläche ( a) ) erzeugt er auf der geprägten Münze ein anderes Prägeergebnis als wenn er sich zu dem Zeitpunkt in einer Reliefvertiefung ( b) ) befindet.
a) Auf der Stempeloberfläche befindlich wird sich ein Tropfen, soweit es ihm über den Prägedruck (positiv bzgl. Ausdehnung) und die Prägegeschwindigkeit (negativ bzgl. Ausdehnung) möglich ist, mehr oder weniger flächig ausdehnen (können).
b) Befindet er sich aber, wie sehr wahrscheinlich in dem hier diskutierten Fall, in einer der Reliefvertiefungen, dann sieht das Ganze mit Sicherheit doch etwas anders aus (siehe dazu auch A].
Dieser "kleine" oder auch etwas größere Tropfen wird beim sehr schnellen Prägevorgang und dem dabei entstehenden in sich sehr dichten "Paket" aus Stempeln, Ronde und Prägering über den in kürzester Zeit erfolgenen Materialfluss eher in seiner Vertiefung eingeschlossen, als dass er die Möglichkeit hätte, überhaupt zwischen Stempel und Rondenoberfläche zu gelangen - schon gar nicht auch nur annähernd komplett.
4. Das Zitieren der bei diesen Versuchen von Knopff erhaltenen "Prägergebnisse" als gewisser Beleg für eine andere Meinung zu den vermuteten Prägeausfällen durch z.B. Öl ist für mich doch ein wenig unverständlich.
--- Es fängt damit an, dass bei dem Versuch nicht wie beim von uns diskutierten "richtigen" Prägeprozess fast ausschließlich bevorzugt (mit)vorliegend, das Öl in eine Stempelvertiefung, sondern auf die Ronde gegeben wurde!! Dadurch hat das Öl, wie bereits von mir unter 3.b) geschrieben, ganz andere Möglichkeiten (maximal ähnlich denen bei Vorliegen auf einer planen Stempeloberfläche) der Verteilung zwischen Stempel und Ronde.
--- Desweiteren wurde bei den Versuchen ein gegenüber den tatsächlich vorhandenen Prägedrücken aus technisch nicht anders möglichen Gründen ein "geradezu jämmerlicher" erreicht. Somit sind die Versuche wenig bis nicht praxisnah und es wuden im Vergleich zu den üblichen Ergebnissen solcher "gestörter" Prägungen, ein damit wenig bis nicht vergleichbares Ergebnis erreicht. Das bei ca. 20 Tonnen die Oberflächenstruktur von Ronden in gewissem Rahmen noch erhalten (erkennbar) geblieben sind, überrascht mich absolut nicht und stellt auch nichts "weltbewegend Neues" dar.
Bei den üblichen sehr hohen Prägedrücken würde sich auch unter einem Ölfilm z.B. eine zuvor auf der Ronde befindliche Schraffur oder eine sonstige nicht zu tief gehende Beschädigung über den stattfindenden Materialfluss deutlich verändern bzw. für über das Vorhandensein von Öl bei den Bedingungen resultierende Strukturen Platz machen.
Fazit zu dem Teil der "Knopffschen" Versuche: Die im Rahmen der "Arbeit" gemachten Versuche sind in gewisser Weise interessant, nicht unbedingt überraschend. Über die gewählten (möglichen) und von den normalen Prägebedingungen (vor allem Öl auf der Ronde, deutlich geringerer Druck, Größe des auf der Abb. sichtbaren erzeugten Öltropfens - wie er in der Realität sehr wahrscheinllich eher nicht vorliegt) deutlich abweichenden Versuchsbdingungen ist diese Arbeit m.E. für die von uns diskutierten Prägeausfällen nicht heranziehbar.

Zu C] Das sind sie in der Regel auch ganz eindeutig. Zum Einen sind die Zaine über das Verwalzen auf die richtige Dicke relativ glatt und zum anderen werden die Ronden beim Stauchprozess zusätzlich noch etwas geglättet.
Die bei Deinem Stück sichtbaren Spuren stammen gemäß meiner Erfahrung nicht von einer "schlechten" Ronde, sondern sind nachträglich entstanden.

Zu D] Bei solchem Aussehen liegt eine solche Vermutung selbstverständlich nahe, aber man darf das unten nicht wie gewohnt ausgeprägte und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nachträglich derart gleichmäßig veränderte R nicht außer Acht lassen.

Meine Einschätzung zur vorliegenden Münze mit dem diskutierten Prägeausfall: Über die zusätzlich zum nicht geprägten S, der Verdünnung am R und die leichte Unausgeprägtheit bei einigen Perlen im Bereich der Buchstaben SR ist die immer wieder gemachte Erklärung "Prägeausfall durch z.B. Öl" auch bei diesem Stück nicht von vornherein als abwegig anzusehen.
Allerdings verhindern die auf welche Art und Weise entstandenen Beschädigungen an dieser Stelle eine eindeutige Aussage. Diese teilweise tiefen Spuren, die aufgrund der ansonsten um diesen Bereich nicht derart beschädigten Münze schon etws ungewöhnlich erscheinen, können neben der Vermutung einer nachträglichen Entfernung aber auch nach einer über das Prägen entstandenen Prägeschwäche nachträglich durch "Spielerei an der Wunde" erzeugt worden sein.

Der tatsächliche Umstand zur Entstehung wird sich hier wohl nicht eindeutig klären lassen.

Beste Grüße
varukop
 
Zuletzt bearbeitet:
Ebenso wie bei den Füßen des R hat etwas den fürs Prägen des S vorgesehenen Raum des Prägestempels zugesetzt. Die Standardvermutung lautet Öl, denn es ist nicht kompressibel.

Solche Fehlstellen kommen immer mal wieder vor. Dort behält die Münze oft die vorm Prägen bestehende Oberflächenstruktur.

Ich muss meine Darstellung aus Posting #4 revidieren. Wie bereits von varukop in #6 ausführlich dargelegt, hat es einen entscheidenden Einfluss auf das Prägebild, wo das Öl im "Prägespalt" auftritt. Die von mir zitierte Quelle beschreibt das Aussehen einer Medaille, nachdem sie mit einem großen Tropfen Öl auf der Ronde geprägt worden ist. Wenn allerdings das Öl in einer Vertiefung im Stempel vorliegt, ergibt sich mit Sicherheit ein anderes Bild von einer Münze, da das Öl aus der Vertiefung kaum entweichen kann, so dass das Relief somit verstopft.

Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich bei Dirk Bake wegen meines energischen Vorpreschens entschuldigen.
 
Das passt schon: Solange wir auf der Sach-Ebene diskutieren, sind abweichende Einschätzungen, Vermutungen und Meinungen gern gesehen – auch ausdrücklicher Widerspruch. Diese Beiträge sind ja nützlich um Sachverhalte zu klären.
 
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