Interessant finde ich, das man zum Thema Klimaforschung nicht mehr als einen "vertrockneten Zweig" zu bieten hat
Klimaforschung und Bartflechte?
Hintergrundwissen:
Ökologie und Physiologie Borken bewohnender Flechten, von Michael Lakatos *, Britta * und Cristina Máguas **
"Flechten sind als poikilohydre, d. h. wechselfeuchte Organismen in der Lage, verschiedene Wasserquellen wie
Regen, Nebel, Tau und Wasserdampf für ihre Photosynthese zu nutzen. In einem Fließgleichgewicht zwischen
Austrocknung und Wiederbefeuchtung, Nährstoffaufnahme und -auswaschung sowie Photosynthese und
Respiration stehen Flechten mit der unmittelbaren Umwelt in Wechselwirkung. Dabei verfügen sie über keine
aktiven Kontrollmechanismen wie z. B. Spaltöffnungen zur Transpirationsverminderung und CO2-Aufnahme
oder Wurzeln und Leitgefäße zur Wasserversorgung, sondern tauschen Ressourcen passiv über ihre gesamte
Oberfläche aus. Während ihrer Stoffwechselaktivität akkumulieren sie aus der Umwelt aufgenommene Stoffe in
ihrem organischen Material. Dies gilt nicht nur für umweltbelastende Substanzen wie SO2, Schwermetalle oder
ein Übermaß an Stickstoff, sondern auch für CO2- und Wasserressourcen. Unsere Forschungsergebnisse zeigen
u. a., dass sie sich insbesondere hinsichtlich der Austauschprozesse mit der Umgebungsfeuchte maßgeblich von
Höheren Pflanzen unterscheiden. Im Zuge der aktuellen Klimaforschung ist es u. a. unabdingbar, die komplexen
Mechanismen des Wasser- und Gasaustausches im Allgemeinen zu verstehen. Hierbei stößt man jedoch bei der
Charakterisierung von Mikro- und Mesohabitaten sowie bei Langzeitmessungen häufig an apparative und
ökonomische Grenzen. Des Weiteren sind in aktuellen Modellen insbesondere passive Gas- und Wasseraus-
tauschprozesse von poikilohydren Organismen wie Flechten noch nicht berücksichtigt.
Neueste Untersuchungen zeigen, dass die spezifische Zusammensetzung natürlich vorkommender stabiler
Isotope (13C und 18O) in epiphytischen Flechten als Indikator für eine qualitative Bewertung von CO2- und H2O-
Austauschprozessen dienen kann. Anhand eines von uns neu entwickelten Modells können die Mechanismen
passiver Wasseraustauschprozesse biologischer Körper sehr präzise studiert werden. Unter Berücksichtigung
der Fraktionierungsprozesse können mittels der Isotopensignatur von Flechten neue Erkenntnisse über CO2- und
Wasserkreisläufe gewonnen und bestehende Modelle erweitert werden."
* Lakatos, Michael, Juniorprof. Dr.; Hartard, Britta, Dr., Technische Universität Kaiserslautern, FB Biologie,
Abteilung Experimentelle Ökologie, Postfach 3049, 67653 Kaiserslautern. E-Mail:
lakatos@rhrk.uni-kl.de
** Máguas, Cristina, Dr., Stable Isotope Laboratory, Centro de Ecologia e Biologia Vegetal, Faculdade de Ciên-
cias, Universität Lissabon, Campo Grande, 1749-016, Lissabon, Portugal
Quelle: Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Bd. 36 »Ökologische Rolle der Flechten«, S. 129-141.
© 2009 by Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München – ISSN 0938-5851 – ISBN 978-3-89937-096-6