50 Reichspfennig 1930 ohne Münzzeichen

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Hallo liebes Forum,

ich wende mich heute wieder mit einer Frage an euch.
Mein Vater hat in seiner Sammlung ein 50 Reichspfennigstück von 1930 ohne Münzzeichen. Im Scan links zum Vergleich ein "normaler" 50er, rechts das besagte Stück. Der Vollständigkeit halber dann auch noch die Rückseiten.
Ansonsten weist die Münze keine Auffälligkeiten auf (abweichendes Gewicht o. ä.).

Meinem Vater ist eine solche Münze noch nicht untergekommen. Laut Jaeger sind von Nr. 324 des Jahrgangs 1928 Stücke ohne Münzzeichen bekannt. Zum Jahrgang 1930 schweigt sich der Jaeger aber aus. Und ich habe auch keine Informationen dazu finden können (ich muss allerdings gestehen, dass Weimar nicht zu meinem Sammelgebiet gehört).

Könnt ihr mir bitte weiterhelfen?
Sind euch Stücke ohne Münzzeichen bekannt?
Oder handelt es sich möglicherweise um eine manipulierte Münze?
Und: Was mag diese Münze wert sein?

Gruß
XWorbad
 

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Moin Moin,

vorweg ist eindeutig anzumerken, dass Kataloge wie z.B. auch der Jaeger es sich nicht zur Aufgabe gemacht haben, alle irgendwie bekannt werdenden fehlerhaften Prägungen zu erwähnen. Das würde in solchen Katalogen entschieden zu weit führen.
Man muss deshalb bei der Suche nach entdeckten Besonderheiten immer daran denken, dass die sogenannten "Standardwerke" derartige Auskunft in keinster Weise weder annähernd noch erschöpfend geben können.
Ich muss allerdings auch "gestehen", dass es den einen oder anderen in Richtung Abweichungen bei Münzen "unbedarften" Sammler durch das Erwähnen einiger weniger Beispiele in diesen Standardwerken etwas verwirren kann. Warum das von den Herausgebern ohne entsprechende Kommentare überhaupt so gehandhabt wird - ich kann es nur vermuten :) und bin der Überzeugung, dass es sich bei Einigem davon um "Leichen aus der Frühzeit" des Auftauchens und der damals steigenden Zahl der sich dafür interessierenden Sammler handelt. Das die Anzahl der aus den Prägestätten "entweichenden" Fehlprägungen das heute bekannte Ausmaß annehmen würde - damit hatte von den Katalogverantwortlichen bestimmt niemand gerechnet :) :).
Das sieht man ebenfalls an dem Beginn einer Auflistung von "Varianten und Stempelkopplungen" durch Jaeger z.B. in seinen Katalogen 10 und 11 - was dann später aus den verschiedensten Gründen wieder entfallen ist - m.E. wohl aufgrund der Kompliziertheit und des relativ geringen Interesses.

Vor allem möchte ich generell die Entdecker von Abweichungen von der Norm immer wieder daran erinnern, dass etwas nur bekannt (bekannt gemacht worden) sein kann, wenn es irgendwann auch an entsprechender Stelle gemeldet wurde :)!
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass man generell und bei diesen Sachen besonders, ein mehr oder weniger ausgeprägtes Interesse der Sammler daran berücksichtigen muss.
Wenn man das beherzigt, dann müsste sich ein evtl. aufgekommenes Erstaunen über eine festgestellte Nichterwähnung sehr schnell relativieren ;) :).

Bei diesem Münztyp aus Reinnickelmünzen tauchen meines Wissens als Sammler von Fehlprägungen der (D)Mark Währung ab 1871 mehr oder weniger bekannt und häufig Stücke mit den verschiedensten Jahreszahlen (Jz) und Münzzeichen (Mz) auf.


Zu dem vorliegenden Stück:

Anhand der Abb. !! handelt es sich m.E. nicht um eine Manipulation.
Auch eine Fälschung, die bei diesem Münztyp vorkommen, scheint es nicht zu sein.
Zu Letzterem geben Gewicht, Durchmesser, Randkerbenaussehen und Magnetreaktion - jeweils im Vergleich zum Soll - schon einen gewissen Hinweis.


Die Frage, ob es sich bei dieser Jz um ein Einzelstück mit einem evtl. etwas höheren Wert gegenüber Stücken anderer Jz, von denen 2, 3 oder mehrere Stücke aufgetaucht sind, handelt, ist nicht generell zu beantworten.
Wie immer - Angebot und vor allem Nachfrage bestimmen einen "Wert".
Außerdem muss man berücksichtigen, dass auch Fehlprägungssammler nicht alle Fehlprägungen gleich "gern" sammeln. Das macht sich bei dem Versuch einer Wertermittlung natürlich bei den wie hier "kleinen" Abweichungen besonders bemerkbar.

Hier muss man über bekannte Zwischenstufen von noch schwach sichtbaren bis fehlenden Mz mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" :) davon ausgehen, dass es sich nicht etwa um vergessene oder gar absichtlich nicht gepunzte Mz handelt, sondern einfach um Prägeschwächen aufgrund zu geringen Prägedrucks und/oder partiell zugesetzten Prägematrizen handelt.
Den hierzu auch immer mal wieder auftauchenden Begriff "Proben" bringen m.W. nur Personen ein, denen zum Einen die Gegebenheiten (Möglichkeiten) hinsichtlich Abweichungen beim Prägeprozess nicht bekannt sind und/oder zum Anderen solche, die für, den sich auskennenden Sammler eher banalen, Abweichungen eben gern einen möglichst hohen Preis erzielen möchten :D.

Da man aufgrund der von mir angeführten Gründe keinen "echten" Wert nennen kann, bleibt wie immer nur die Möglichkeit, diesen durch einen Verkauf über eine Auktion in Erfahrung zu bringen.


Um eine gewisse Vorstellung vom evtl. Wert zu geben - selbst wenn ich als Intensivsammler dieses "Münzschrotts" ;) (noch) ein gewisses Interesse an dem Stück hätte - würde ich nach erfolgter Inaugenscheinnahme für die Abweichung maximal einen Aufpreis von 5 bis 7 Euro auf den Grundwert des Stückes ausgeben wollen.

Ich hoffe, dass ich zumindest ein wenig weiterhelfen konnte.

Beste Grüße
varukop
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo varukop,
vielen Dank für die wirklich sehr ausführliche Antwort. Damit ist mir sehr geholfen.
Bin morgen auf die Reaktion meines Vaters gespannt, wenn ich ihm diese Antwort präsentiere. Ich werde dann berichten ...

Viele Grüße
XWorbad
 
[...]
Hier muss man über bekannte Zwischenstufen von noch schwach sichtbaren bis fehlenden Mz mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" :) davon ausgehen, dass es sich nicht etwa um vergessene oder gar absichtlich nicht gepunzte Mz handelt, sondern einfach um Prägeschwächen aufgrund zu geringen Prägedrucks und/oder partiell zugesetzten Prägematrizen handelt.[...]

Der Münzgrund dieses Nominals ist durch die nicht-ebene wellige Struktur als Besonderheit unter den deutschen Münzen anzusehen. Ich würde einen Detailausschnitt (Foto) vom besagten Bereich gerne sehen, damit man die beschaffenheit des Münzgrundes besser beurteilen kann. Ich gehe davon aus, dass man bei einem zugesetzten Stempel Hinweise (rauhe Fläche) sehen könnte, die eine eindeutigere Zuordnung zulässt.

Beste Grüße,
JPN
 
Hallo,

mein Vater war erstaunt ob der umfangreichen Ausführungen von varukop:
"Das ist ja eine wissenschaftliche Abhandlung." und "Der hat anscheinend wirklich Ahnung."
Somit noch mal ein Dankeschön von dritter Seite.

Zu navadas Wunsch nach einem Foto. Ich habe versucht, die Münze zu fotografieren. Besonders gut ist es mir nicht gelungen. Hier mal drei Ausschnitte der Münze.
Vielleicht könnt ihr damit etwas anfangen.

Einen schönen Abend wünscht
XWorbad
 

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Moin Moin,

Auf dem linken Foto kann man ein A erahnen

Auf der li Abb. ist bei "super genauem" (um es gemäß Loriot noch etwas zu überhöhen) Hinsehen "evtl. womöglich" ;) :) ganz schwächlich tatsächlich so etwas wie ein A zu erahnen.
Bei diesen "Ahnungen" muss man aber generell unbedingt die übliche Form des Mz berücksichtigen - und ob das hier Erahnte diesem tatsächlich entspricht!?
Ich bezweifle es eher, aber .......

Letztlich wäre eine präzisere Aussage zu einem Mz-Rest erfahrungsgemäß und wahrscheinlich nur über eine Inaugenscheinnahme mit stark vergrößernden Hilfsmitteln möglich!

Evtl. - falls möglich - nochmals gute Scans anfertigen!?
Dort liegen über das Abscannen oft bessere Bedingungen bzgl. Ausleuchtung vor.


"Zitat "navada
Ich gehe davon aus, dass man bei einem zugesetzten Stempel Hinweise (rauhe Fläche) sehen könnte, die eine eindeutigere Zuordnung zulässt.

Ich kann mir meinerseits nicht vorstellen, dass das bei einem umgelaufenen und "ramponierten", d.h., mit dadurch überall mit "rauer" Oberfläche vorliegende Stück noch etwas hergeben können sollte.
Das ist m.E. nur bei Stücken zu erhoffen, bei denen der entsprechende Bereich noch unbeschädigt ist.
Außerdem können zugesetzte Stellen eines Stempels in Abhängigkeit vom Verursacher der Zusetzung alle denkbaren Stufen an Oberflächenstrukturen im Bereich glatt bis rau ergeben.

M.E. ist auf diesem Wege die, mit der geäußerten Annahme verknüpfte und somit erhoffte?, Antwort auf die Frage, ob jemals vorhanden gewesen oder nicht, letztlich nicht eindeutig zu geben.

Beste Grüße
varukop
 
Ich habe mir die Münze nochmals angeschaut und nach dem A gesucht. Mit meiner Lupe kann ich keine definitive Aussage zum Vorhandensein oder Nichtvorhandensein treffen. Auch habe ich keinen besseren Scan hinbekommen.
Ich werde morgen bei Tageslicht und mit einer besseren Lupe einen erneuten A-Such-Versuch unternehmen.
Zunächst einmal vielen Dank und jetzt gute Nacht.
XWorbad
 
Hallo !!
In einer älteren Liste von Guy Franquinet steht etwas über die Jahrgänge 1928 + 1930.
Dabei soll es sich laut Krause/Mishler-Katalog um PROBEN handeln.
Die Liste werde ich mal die Tage raussuchen und den Abschnitt mal hier reinsetzen.

Grüße
srolly
 

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