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Anfang September 2015 habe ich zwei Wochen Urlaub im Kaukasus, genauer in Armenien und Georgien verbracht.Hin ging es von München via Wien nach Jerewan. Die armenische Hauptstadt ist ziemlich modern und macht nicht so viel her. Vereinzelt gibt es noch lauschige Hinterhöfe mit Galerien. Die Tour ging dann von einem alten Kloster und einer alten Kirche zum/zur nächsten. Teilweise sind diese in abenteuerlichen Lagen in den Bergen errichtet. Auch einen hellenistischen Tempel aus der Römerzeit gab es zu entdecken, bei Garni. Auch der Ararat, heute auf türkischer Seite, war glücklicherweise ganz gut zu sehen. Die Landschaft war zunächst karg und steppenartig, trotzdem imposant. Nördlich des Sewansees unterquert man in einem Tunnel eine Wetterscheide, plötzlich waren die Hänge grün bewaldet.
Beim Landeswechsel wünschte mir die georgische Grenzbeamtin in lupenreinem Deutsch eine angenehme Reise! Der Ausflug in den großen Kaukasus war für mich der Höhepunkt der Tour. Die Fahrt über fast 2400 m hohe Passstraßen in ein Hochtal, umgeben von 3000 bis 4000 m hohen Bergketten nach Stepantsminda ist ein Augenschmauß. Dann der Aufstieg zur Tsminda Sameba, einer Kirche auf einem Hochplateau in 2170 m Höhe mit Blick auf den Kasbek (5047 m). Atemberaubend. Ansonsten beinhaltete das georgische Programm Kirchen, alte Höhlenstädte und das Genießen der tollen, abwechslungsreichen Landschaft. Tbilisi ist eine sehr schöne Stadt, die Kernstadt liegt im tief eingeschnittenen Tal der Kura, die hier noch Mtkwari heißt. In der Altstadt läßt es sich schön bummeln. Zurück ging es dann des nachts von Tbilisi via München nach Leizig/Halle.
Was ist sonst noch erwähnenswert?
In Jerewan waren viele schlechtgelaunte Dänen unterwegs. Das peinliche 0:0 am 7. September in der Fußball-EM-Quali gegen die tapferen Armenier war Ihnen wohl übel aufgestoßen. In Tbilisi gab es leider gerade kein Länderspiel, obwohl unser Hotel direkt neben dem Stadion lag.
Das lokale Bier in beiden Ländern ist klasse.
Beide Länder sind sehr Deutschland-affin. Zwei Drittel des Fahrzeugparks decken deutsche Marken ab. Auch werden ausgemusterte deutsche Firmenwagen, meistens Kleintransporter, importiert. Die werden nicht etwa umgespritzt sondern zeigen weiter die Schriftzüge der deutschen Handwerkerschaft. Auch der ehemalige Mannschaftsbus der SG Eintracht Glinde (Handball) verrichtet noch gute Dienste beim Personentransport in Armenien. Im Supermarkt gibt es ein kleines Sortiment deutscher Biere und auch viele andere Produkte mit deutscher Originalverpackung ohne Aufschrift in der jeweiligen Landessprache und -schrift. Unserer Reisebegleiter gab zum Besten, daß er auf die englische Frage nach der nächsten Metrostation in Tbilisi ein Pidgin-deutsches "Ich nich verstähen!" zu hören bekam. Die gleiche Frage dann auf Deutsch gestellt führte zur Antwort in leidlich gutem Deutsch "Ach so, Sie sind Deutscher. Dann geht es da und da lang..."
In Georgien kann man sich gelegentlich auf Deutsch verständigen. Unsere sehr charmante Reiseführerin erzählte uns, das Deutsch nach Englisch in den Schulen als zweite Fremdsprache Russisch und Französisch den Rang weit abgelaufen hat. Die älteren Generationen beherrschen aber meist noch Russisch. Auch viele Schilder sind noch neben der Landessprache auf Russisch. Die Kenntnis der kyrillischen Schrift und das Hervorkramen längst vergessen geglaubter Russisch-Vokabeln war für mich ein paar mal ganz hilfreich.
Ja, ich war in Gori, nein, ich habe mir das Stalin-Museum nicht angeschaut. Die Huldigung eines Verbrechers ohne kritische Rezeption wirkt grotesk, die gibt es aber wirklich nur dort in der Stadt. Laut unserer Reiseführerin ist das Stalin-Bild im Lande durchwachsen (je ca. 1/3 postiv, neutral, negativ). Immerhin hat Stalin, der im übrigen ethnisch Ossete und nicht Georgier war, große Teile der georgischen Intelligenzia umbringen lassen.
Warum enden die meisten Namen auf -dse oder -wili? Nun, -dse heißt "Sohn von" und -wili "Kind von". Heute können auch Frauen "Sohn von" sein, unsere charmante Reiseführerin heißt z. B. Natia Kawadse, übersetzt "Kopfsohn".
Zur Schreibweise der georgischen Hauptstadt: Die Bezeichnung Tiflis ist historisch und war auch in der Sowjetunion bis 1936 offiziell, seitdem eine neugeorgische Aussprachevariante Tbilis(s)i. Die georgische Schrift, die alle gebräuchlichen Phoneme darstellt, zeigt keinen Doppelkonsonant. Im Russischen wird nur ein stimmloses S verwendet, ob nun der deutsche Kurzvokal zwingend das Doppel-S fordert oder ob man sich an der landestypischen Schreibweise orientiert halte ich für nicht relevant. Ob also Tbilisi oder Tbilissi ist im Grunde genommen egal, finde ich.
Anbei ein paar Bilder von meiner Reise ...
Beim Landeswechsel wünschte mir die georgische Grenzbeamtin in lupenreinem Deutsch eine angenehme Reise! Der Ausflug in den großen Kaukasus war für mich der Höhepunkt der Tour. Die Fahrt über fast 2400 m hohe Passstraßen in ein Hochtal, umgeben von 3000 bis 4000 m hohen Bergketten nach Stepantsminda ist ein Augenschmauß. Dann der Aufstieg zur Tsminda Sameba, einer Kirche auf einem Hochplateau in 2170 m Höhe mit Blick auf den Kasbek (5047 m). Atemberaubend. Ansonsten beinhaltete das georgische Programm Kirchen, alte Höhlenstädte und das Genießen der tollen, abwechslungsreichen Landschaft. Tbilisi ist eine sehr schöne Stadt, die Kernstadt liegt im tief eingeschnittenen Tal der Kura, die hier noch Mtkwari heißt. In der Altstadt läßt es sich schön bummeln. Zurück ging es dann des nachts von Tbilisi via München nach Leizig/Halle.
Was ist sonst noch erwähnenswert?
In Jerewan waren viele schlechtgelaunte Dänen unterwegs. Das peinliche 0:0 am 7. September in der Fußball-EM-Quali gegen die tapferen Armenier war Ihnen wohl übel aufgestoßen. In Tbilisi gab es leider gerade kein Länderspiel, obwohl unser Hotel direkt neben dem Stadion lag.
Das lokale Bier in beiden Ländern ist klasse.
Beide Länder sind sehr Deutschland-affin. Zwei Drittel des Fahrzeugparks decken deutsche Marken ab. Auch werden ausgemusterte deutsche Firmenwagen, meistens Kleintransporter, importiert. Die werden nicht etwa umgespritzt sondern zeigen weiter die Schriftzüge der deutschen Handwerkerschaft. Auch der ehemalige Mannschaftsbus der SG Eintracht Glinde (Handball) verrichtet noch gute Dienste beim Personentransport in Armenien. Im Supermarkt gibt es ein kleines Sortiment deutscher Biere und auch viele andere Produkte mit deutscher Originalverpackung ohne Aufschrift in der jeweiligen Landessprache und -schrift. Unserer Reisebegleiter gab zum Besten, daß er auf die englische Frage nach der nächsten Metrostation in Tbilisi ein Pidgin-deutsches "Ich nich verstähen!" zu hören bekam. Die gleiche Frage dann auf Deutsch gestellt führte zur Antwort in leidlich gutem Deutsch "Ach so, Sie sind Deutscher. Dann geht es da und da lang..."
In Georgien kann man sich gelegentlich auf Deutsch verständigen. Unsere sehr charmante Reiseführerin erzählte uns, das Deutsch nach Englisch in den Schulen als zweite Fremdsprache Russisch und Französisch den Rang weit abgelaufen hat. Die älteren Generationen beherrschen aber meist noch Russisch. Auch viele Schilder sind noch neben der Landessprache auf Russisch. Die Kenntnis der kyrillischen Schrift und das Hervorkramen längst vergessen geglaubter Russisch-Vokabeln war für mich ein paar mal ganz hilfreich.
Ja, ich war in Gori, nein, ich habe mir das Stalin-Museum nicht angeschaut. Die Huldigung eines Verbrechers ohne kritische Rezeption wirkt grotesk, die gibt es aber wirklich nur dort in der Stadt. Laut unserer Reiseführerin ist das Stalin-Bild im Lande durchwachsen (je ca. 1/3 postiv, neutral, negativ). Immerhin hat Stalin, der im übrigen ethnisch Ossete und nicht Georgier war, große Teile der georgischen Intelligenzia umbringen lassen.
Warum enden die meisten Namen auf -dse oder -wili? Nun, -dse heißt "Sohn von" und -wili "Kind von". Heute können auch Frauen "Sohn von" sein, unsere charmante Reiseführerin heißt z. B. Natia Kawadse, übersetzt "Kopfsohn".
Zur Schreibweise der georgischen Hauptstadt: Die Bezeichnung Tiflis ist historisch und war auch in der Sowjetunion bis 1936 offiziell, seitdem eine neugeorgische Aussprachevariante Tbilis(s)i. Die georgische Schrift, die alle gebräuchlichen Phoneme darstellt, zeigt keinen Doppelkonsonant. Im Russischen wird nur ein stimmloses S verwendet, ob nun der deutsche Kurzvokal zwingend das Doppel-S fordert oder ob man sich an der landestypischen Schreibweise orientiert halte ich für nicht relevant. Ob also Tbilisi oder Tbilissi ist im Grunde genommen egal, finde ich.
Anbei ein paar Bilder von meiner Reise ...
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