Baden Halbgulden 1845/1846 Fehler in den Katalogen?

B555andi

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Hallo Zusammen,

nachdem mich die Varianten des Jahrgangs 1836 der badischen Kronentaler so intensiv beschäftigt hatten, bin ich nun über ein weiteres "Mysterium" der badischen Numismatik gestolpert.

Ich hoffe, es wird nicht allzu kompliziert zum Mitdenken...:confused:

Die Halbgulden des Großherzogs Leopold wurden von 1838 bis 1852 geprägt. Es werden zwei Varianten unterschieden. Laut Wielandt und AKS wurde 1846 die Gestaltung des Kopfes vom Großherzog geändert. Nach 1846 ist das Gesicht voller, der Hals breiter, die Buchstaben sind größer und das Münzzeichen D (Doell) fehlt.

Hier ein Auktionsbild des alten Typs 1838 bis 1846 / AKS 97:

Auktion Grün 58 von 2011(Halbgulden Jahrgang 1838): Losnummer 136

Und noch ein Auktionsbild des neueren Typs ab 1846 / AKS 98:

Auktion Künker 188 von 2011 (Halbgulden Jahrgang 1848): Losnummer 750

Der alte Typ wird unter AKS 97, der neue unter AKS 98 geführt. Da 1846 umgestellt wurde, soll es laut Katalog von diesem Jahrgang beide Varianten geben. Die anderen Jahrgänge liegen stets entweder in Version "alter Kopf" oder "neuer Kopf" vor. Soweit so gut? Von wegen....:rolleyes:

Zunächst hat es mich ein wenig überrascht, dass bei den 1 Guldenstücken bereits 1845 auf den neuen Kopf umgestellt wurde. Dort findet sich im Jahrgang 1845 die alte und die neue Version (alles mit Auktionsvorkommen abgesichert).

Nun das Mysterium:

Beim Durchforsten von Auktionsergebnissen stieß ich auf folgende Auktion eines Halbtalers aus dem Jahr 1845. Aus diesem Jahrgang dürften laut Wielandt und AKS ausschließlich Stücke der Variante "alter Kopf" vorhanden sein. Aber oh Schreck:

Auktion Grün 58 von 2011: Losnummer 152

Dieses Stück besitzt bereits den neuen Kopf, der laut Wielandt/AKS bei den Halbgulden erst 1846 eingeführt wurde.

Andere Auktionen von Halbgulden des Jahrgangs 1845 zeigen jedoch brav, wie es die Kataloge verlangen, die alte Kopfversion. Hier ein Beispiel:

Auktion Grün 69 von 2016: Losnummer 2033

Was ist des Rätsels Lösung?

Erste Idee: die Umstellungsarbeiten auf den neuen Kopftyp zogen sich entweder über die beiden Jahre 1845/1846 hin oder ein Münzbeamter, innovativ und seiner Zeit weit voraus, hat 1845 schon mal probeweise ein paar Exemplare mit dem neu gestalteten Konterfei seines Arbeitgebers prägen lassen. Von so etwas wird allerdings in der Literatur nichts erwähnt (was es aber natürlich auch nicht unmöglich macht).

Ein weiterer Fakt führt uns auf dem Weg der Erkenntnis weiter. Das von den Katalogen prognostizierte gemeinsame Vorkommen beider Varianten im "Umstellungsjahr" 1846 hat keine Spuren in Auktionen hinterlassen (zumindest nicht, soweit ich recherchieren kann).

Für 1846 finde ich lediglich Ergebnisse mit dem neu gestalteten Kopf:

Auktion Möller 63 von 2013: Losnummer 127

Wenn wir uns jetzt noch einmal vor Augen führen, dass bei den 1 Guldenstücken die Umstellung auf den neuen Kopftyp bereits 1845 stattfand, so ist jetzt meine Lösung des Mysteriums, dass Friedrich Wielandt einen Fehler in seine Badische Münz- und Geldgeschichte eingearbeitet hat, der von späteren Autoren übernommen wurde.

Wie bei den 1 Gulden Münzen wurden auch die Halbgulden bereits 1845 und nicht erst 1846 auf die neue Kopfgestaltung umgestellt.

AKS 97 müsste mit dem Jahrgang 1845 enden und AKS 98 mit dem Jahrgang 1845 beginnen.

Hat Einer von Euch die Möglichkeit, weiter zurückliegende Auktionen durchzusehen, ob meine Annahmen stimmen und von Jahrgang 1846 keine Münzen mit der alten Kopfgestaltung geprägt wurden?

@Rico: ich glaube, der AKS müsste auch an dieser Stelle geändert werden...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie bei den 1 Gulden Münzen wurden auch die Halbgulden bereits 1845 und nicht erst 1846 auf die neue Kopfgestaltung umgestellt.
Deine These klingt für mich - als Nicht-Baden-Münzen-Sammler - nachvollziehbar und logisch.
Und solange kein Halbgulden aus 1846 mit dem ursprünglich verwendeten Kopf gefunden wird, ist sie nicht widerlegt.

Gegen deine Vermutung spricht, dass der AKS sogar Preise für die Nr. 97 des Jahrgangs 1846 kennt ;)

Und was ich ebenfalls erstaunlich finde, ist, dass bei der von dir genannten Auktion
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions
anscheinend weder dem Auktionshaus noch den Bietern aufgefallen ist, dass die dort auf dem Foto gezeigte Münze gar nicht der Nr. 97 zuzuordnen ist, sondern der Nr. 98, dass es aber dort den Jahrgang 1845 gar nicht gibt.
Und so häufig wird der Halbgulden ja nun auch nicht angeboten.
 
Wie bei den 1 Gulden Münzen wurden auch die Halbgulden bereits 1845 und nicht erst 1846 auf die neue Kopfgestaltung umgestellt.

AKS 97 müsste mit dem Jahrgang 1845 enden und AKS 98 mit dem Jahrgang 1845 beginnen.

@Rico: ich glaube, der AKS müsste auch an dieser Stelle geändert werden...;)

Ich gehe auch stark davon aus, dass diese These stimmt. Ich habe mal in meinem BNZ-Katalog von 1958 nachgeschaut. Dort steht es genau so drin.

1/2 Gulden bis 1845
ab 1845 wie vorher, aber mit vollerem Gesicht

Ich werde auch diesbezüglich Herrn Faßbender kontaktieren und dann wieder berichten.

Und was ich ebenfalls erstaunlich finde, ist, dass bei der von dir genannten Auktion
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions
anscheinend weder dem Auktionshaus noch den Bietern aufgefallen ist, dass die dort auf dem Foto gezeigte Münze gar nicht der Nr. 97 zuzuordnen ist, sondern der Nr. 98, dass es aber dort den Jahrgang 1845 gar nicht gibt.
Und so häufig wird der Halbgulden ja nun auch nicht angeboten.

Solche Fehler passieren offenbar immer wieder mal. Dasselbe Thema hatten wir schon bei den Kronentalern. Bei Künker wurde hier
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions
ein Kronentaler 1836 mit "AKS 79" angegeben, obwohl AKS 79 nur die Jahrgänge 1832/33 umfasst.

@B555andi
Mal noch eine (vielleicht) interessante Anmerkung: du hattest ja geschrieben - und so habe ich es auch aus den anderen Katalogen entnommen - dass die 1/2 Gulden des alten Typs von 1838-1845 ein "D" tragen.
In meinem BNZ-Katalog gibt es da sogar noch einen Unterschied, der für mich als Variantensammler eine durchaus wichtige Unterscheidung darstellt.

1838 - 1839 - Kopf rechts mit D
1840 - 1845 - wie vorher, mit vertieftem D

Das klingt für mich so, als wäre das "D" bei den Jahrgängen 1838/39 erhaben. Und wenn ich mir z.B. das Bild dieser Auktion anschaue
SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions
dann dürfte das auch so stimmen. Ist dir dieser Unterschied bereits bekannt bzw. ist er von Bedeutung für dich?
 
Hallo Rico,

das sind wirklich interessante und wichtige Informationen für mich (auch, wenn ich alle Jahrgänge und nicht nur die Typen sammle), die mir bisher nicht bekannt waren. Ich habe bei meinem 1840er Halbgulden nachgeschaut - Das D ist vertieft. Einen 1838er Halbgulden habe ich gestern gekauft. Der wird wohl kommende Woche eintreffen und von mir unter die Lupe genommen...;)

Den BNZ Katalog hatte ich gar nicht auf der Rechnung. Zum Glück ist der antiquarisch gut zu bekommen. Ein Exemplar ist bereits über abebooks geordert :)

Ja, oft stimmen die Auktionsbeschreibungen bzw die Katalogzitate nicht. Ein großes Auktionshaus sortiert alle Kronentaler bei AKS 77 ein usw. Für den informierten Sammler stellt das jedoch keine Hürde dar...:cool:

Vielen Dank für die Kontaktaufnahme mit Herrn Faßbender. Wenn das so weitergeht, landest Du noch auf seiner Ignore-list...
 
Was ist des Rätsels Lösung?

Erste Idee: die Umstellungsarbeiten auf den neuen Kopftyp zogen sich entweder über die beiden Jahre 1845/1846 hin oder ein Münzbeamter, innovativ und seiner Zeit weit voraus, hat 1845 schon mal probeweise ein paar Exemplare mit dem neu gestalteten Konterfei seines Arbeitgebers prägen lassen. Von so etwas wird allerdings in der Literatur nichts erwähnt (was es aber natürlich auch nicht unmöglich macht).

Jäger (2. Auflage mit Frankfurt und Hessen) vergibt die Nummern 55 und 61 für die beiden Kopfvarianten und führt bei beiden Nummern die Jahrgänge 1845 und 1846 auf.
 
Vielen Dank für die Kontaktaufnahme mit Herrn Faßbender. Wenn das so weitergeht, landest Du noch auf seiner Ignore-list...

Keine Sorge, Herr Faßbender ist für jeden Hinweis dankbar. Hier seine Antwort, welche vorhin gerade kam:

danke für Ihre E-Mail von heute Morgen! Ich finde es toll, wie Sie mit Ihrem Sammlerkollegen in detektivischer Suche Ungereimtheiten finden, die zu verbessern sind!

Nun zu Baden AKS 97 und 98: Ich bin Ihrer Meinung, dass die Umstellung 1/2 Gulden kleinerer auf größeren Kopf wie bei 1 Gulden schon 1845 stattfand.

Ich streiche bei AKS 97 den Jahrgang 1846 und füge bei AKS 98 das Jahr 1845 ein (Jaeger hat das unter Nr. 61 auch gemacht).

Vielen Dank für Ihre Hinweise!

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Faßbender
 
Jäger (2. Auflage mit Frankfurt und Hessen) vergibt die Nummern 55 und 61 für die beiden Kopfvarianten und führt bei beiden Nummern die Jahrgänge 1845 und 1846 auf.

Nur findet sich, soweit ich recherchieren kann, für das Jahr 1846 die erste Kopfvariante nicht.

Eine Umstellung über einen Zeitraum von 2 Jahren wäre auch, sagen wir mal, eher ungewöhnlich.
 
Wow - super!

Vielen Dank für die Recherche!

Dann kommen sowohl 1845 als auch 1846 beide Köpfe vor.
 
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