Baden: Kronentaler 1836 / Anzahl Varianten

PS: Dann werde ich mir mit der nächsten Auflage wohl wieder einen neuen AKS kaufen dürfen (meiner ist noch von 2009).:rolleyes:
 
Hallo Zusammen,

ich möchte diesen Thread gerne weiterführen und in diesem Zusammenhang eine Neuerwerbung vorstellen.

Zuvor werfen wir aber einen Blick in den neuen AKS (Großer Deutscher Münzkatalog, 35. Auflage 2020), welcher aufgrund unserer Recherchen für die badischen Kronentaler des Jahres 1836 geändert wurde. Ein paar kleinere „Unschärfen/Fehler“ finden sich weiterhin im AKS, auf die ich dann eingehen werde.

In diesem Jahr 1836 gab es an der Münzstätte in Karlsruhe eine rege Prägetätigkeit.

Zunächst schauen wir uns die Sonderprägungen an:

AKS 85:
Ein Ausbeute-Kronentaler, geprägt mit Silber aus dem Schwarzwald (Auflage mit AKS 86 zusammen: 8.250 Stück).

AKS 86:
Eine Variante des Ausbeute-Kronentalers (die Rückseite zeigt nicht den Kopf des Großherzogs, sondern (laut AKS) das Wappenschild mit Greifen der AKS 80.). Hier findet sich ein Fehler im AKS: die Rückseite zeigt nicht das Wappenschild von AKS 80, sondern das von AKS 81. Unterschied ist der Trennstrich bei KRONEN – THALER. Diesen weist AKS 81 auf, nicht jedoch AKS 80. Diese Variante ist jedenfalls extrem selten und wird richtigerweise mit „LP“ bewertet.

AKS 87:
Der Zollvereins-Kronentaler „ZU IHRER VOELKER HEIL“ (Auflage: 18.184 Exemplare).


Nun die „normalen“ Kronentaler. Hier gibt es zwei Hauptvarianten, die man nicht verwechseln sollte.

Zunächst möchte ich eingehen auf die

AKS 81:
Dieser Typ wurde 1834 und 1836 geprägt. Die Auflage für das Jahr 1836 betrug 85.480 Exemplare. Die zwei entscheidenden Unterschiede zu dem anderen 1836 geprägten "normalen" Typ sind der bei AKS 81 vorhandene Trennstrich bei KRONEN-THALER und der Umstand, dass dieser Typ eine stinknormale 6 in der Jahreszahl aufweist (Achtung: die Neuprägung aus dem Jahr 1912 weist ebenfalls eine normale 6 auf. Hier beschränkt sich der Unterschied lediglich auf diesen Trennstrich).

AKS 80:
Dieser Typ wurde von 1833 bis 1837 geprägt und weist keinen Trennstrich auf. Der AKS vermerkt jetzt nach der Katalogänderung richtigerweise, dass der Jahrgang 1836 stets eine größere „6“ in der Jahreszahl aufweist (zudem steht die Zahl auch etwas schief). Fehlerhaft ist jedoch aus meiner Sicht die Angabe „LP“ für diesen Jahrgang. Diese Angabe stammt noch aus der bisherigen Version des Katalogs. Der Jahrgang 1836 von AKS 80 ist durchaus des Öfteren in Katalogen und Online-Angeboten zu finden und erzielt jetzt nicht unbedingt „Liebhaberpreise“. Gleichwohl ist er nicht ganz so einfach in einer exzellenten Erhaltung anzutreffen.

AKS 82:
Diese Nummer war eigentlich nach der Umschreibung des Kataloges frei. Der AKS führt nun die Neuprägung aus den Jahr 1912 (früher nur als Variante genannt) unter dieser Katalognummer und schreibt:

VS wie AKS 79 (Anmerkung: auch die AKS 80 hat diese VS)

RS wie AKS 79 (Achtung: Fehler im AKS)

Dieser Vermerk stimmt für die Vorderseite, nicht jedoch für die Rückseite. Die Rückseite von AKS 79 weist einen Stern unter der Jahreszahl auf. Diesen Stern sucht man bei der Neuprägung vergeblich. Ebenfalls fehlt der Trennstrich bei KRONEN THALER, so dass es heißen müsste:

RS wie AKS 80

Ich hätte sogar geschrieben: VS und RS wie AKS 80

Die Angabe „LP“ entspricht hingegen durchaus der Realität, denn auch mir waren nur die beiden im AKS genannten Auktionen (New York Sale 20 aus 2009, Los 765 in St mit Zuschlag 3.355+Aufgeld und Künker 180 aus 2011, Los 38 als PP mit Zuschlag 3.600+Aufgeld) bekannt.

Soweit, so gut. Gewünscht hätte ich mir noch den Hinweis auf die Verwendung polierter Stempel für die Neuprägung. Und einen Hinweis darauf, dass die Neuprägung der AKS 80 entspricht mit dem einzigen großen Unterschied, dass sie eine „normale“ 6 aufweist.

Unklar ist weiterhin, warum (wer?) 1912 auf die Idee kam, ausgerechnet einen Kronentaler des Jahres 1836 neu prägen zu lassen. Weder aus der badischen Geschichte, noch aus dem Leben des Großherzogs ergeben sich Anhaltspunkte. Friedrich Wielandt (Badische Münz- und Geldgeschichte), der Leiter des badischen Münzkabinetts war und aus dessen Standardwerk diese Information stammt, macht leider keine weiteren Ausführungen. Es müssen aber irgendwelche Papiere/Akten vorhanden sein, aus denen er sein Wissen zog…
 
Zuletzt bearbeitet:
Die im letzten Post von mir beschriebenen Unschärfen/Fehler im AKS haben möglicherweise zu meinem Zuschlag bei der letzten Peus-Auktion (Nummer 426 vom 23./24. April) geführt.

Unter Los 733 war bei Peus ein badischer Kronentaler des Jahres 1836 mit einer geraden 6 in der Jahreszahl angeboten. In der Beschreibung steht bei Peus: AKS – (vgl. 81, 82). Peus konnte das Stück also nicht konkret zuweisen.

Mit der von Peus angesprochenen AKS 81 hat die Münze jedoch garnichts zu tun, denn sie weist keinen Trennstrich bei KRONEN THALER auf, den die AKS 81 hat.

Kam also nur die AKS 80 oder AKS 82 infrage. Da das angebotene Exemplar keine übergroße 6 in der Jahreszahl hatte, konnte es sich eigentlich nur um eine Neuprägung aus 1912 handeln.

Stutzig hatte mich zunächst der Umstand gemacht, dass die Münze als vz angeboten wurde. Einen Umlauf eines 1912 geprägten Kronentalers konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Gab es also, entgegen unserer Recherchen, eine AKS 80 mit normaler 6 in der Jahreszahl? Bei genauer Betrachtung der Peus Münze mit den beiden anderen, früher verauktionierten Neuprägungen fiel mir eine eklatante Prägeschwäche am linken, das badische Schild haltenden, Greifen auf: Die Greifenmähne ist praktisch nicht ausgeprägt. Dieses Merkmal findet sich auf keinem anderen Kronentalertyp. Ich war mir also sicher, hier eine Neuprägung von 1912 (und damit das 3. Exemplar, welches mir bekannt ist) vor mir zu haben.

Ich habe also an der Live-Auktion teilgenommen. Ausgerufen war die Münze mit 150 EUR. Es gab ein kleines Bietergefecht, welches ich für mich erfolgreich gestalten konnte. Und so konnte ich eine AKS 82 (Neuprägung 1912) für „meinen LP“ von 360 EUR + Aufgeld ersteigern.

Die Münze ist vor ein paar Tagen bei mir eingetroffen. Sie weist in der Tat einige Kratzer auf (mein Scanner ist mit diesen Kratzern milde umgegangen) – vermutlich bedingt durch Lagerung? Oder Verwendung in einem Kinder-Kaufladen?

In der Hand sind mir mehrere Dinge aufgefallen: Der Münzgrund ist (abgesehen von den Kratzern) glatt (meine anderen Kronentaler sind da etwas rauer). Also ein Hinweis auf die Verwendung polierter Stempel. Es wurde nicht nur die 6 in der Jahreszahl „begradigt“ – auch die anderen Zahlen entsprechen nicht der AKS 80. Also wurden augenscheinlich alle Ziffern der Jahreszahl erneuert. Das Haupthaar des Großherzogs ist extrem gut ausgeprägt, wie ich es äußerst selten bei diesen Kronentalern gesehen habe. Mein erster Reflex war „sind die nicht nachgeschnitten“? Diese Hypothese kann ich aber erst überprüfen, wenn ich eine AKS 80 mit ebenfalls perfektem Haupthaar in meiner Sammlung habe…

Doch nun genug der langen Vorrede – hier nun mein ersteigertes Exemplar der letzte Peus-Auktion:
1836a.jpg 1836r.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Anbei für den interessierten Leser noch die Links zu den beiden anderen Münzen
CoinArchives.com Lot Viewer
CoinArchives.com Lot Viewer

Die Prägeschwäche findet man bei allen drei Münzen
Allerdings sollte man die Haare noch einmal ganz in Ruhe mit großen Fotos vergleichen.
Hier glaube ich Unterschiede zu sehen


Vielen Dank für die nochmaligen Verlinkungen. Die sind etwas versteckt in den vorherigen Post.

Das mit dem Haupthaar werde ich mir mal in Ruhe anschauen. ;)
 
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