Bayerische Talerprägungen im Jahr 1871

Kempelen

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Hallo Münzfreunde

Obwohl das Ende der Taler- und Guldenwährung kurz bevor stand, wurde 1871 in Bayern eine sehr hohe Anzahl an Talerstücken geprägt.
Die Gesamtprägezahl betrug 718.023 Stück (!!), verteilt auf Vereinstaler, Madonnentaler und Siegestaler.
Eine Aufschlüsselung wie sich die Prägezahl auf diese drei Typen verteilte, gibt es leider nicht.

Daß man 1871 den Siegestaler prägte ist ja noch nachvollziehbar, es handelt sich dabei schließlich in gewisser Weise um eine Gedenkmünze, die vermutlich nicht speziell für den Umlauf gedacht war.
Aber wie erklärt sich, daß noch sehr viele Vereins- und Madonnentaler geprägt wurden ?

Wollte man einer Knappheit an Kurantgeld nach Einführung der Markwährung vorbeugen ?
Der Taler war zwar bis 1907 kursgültig, aber war dies im Jahre 1871 schon soweit vorhersehbar bzw. vorausgeplant ?
Wurden in den anderen deutschen Staaten 1871 ähnlich viele Münzen geprägt ?
 
Übrigens ist mir in meinem Jaeger-Katalog "Königreich Bayern" auf Seite 59 eine seltsame Textstelle aufgefallen.
Zum Madonnentaler (J 107) steht dort (ich zitiere) :
"Der Marientaler von 1871 soll auch mit dem Kopf von Ries existieren" :eek2:

Irgendwie stehe ich hier auf dem Schlauch :confused:. Das muß eine komische Madonnenabbildung sein ...
 
... Das muß eine komische Madonnenabbildung sein ...

In der Tat :lachtot: ...

Der Stempel zum Madonnentaler (Jaeger 107) war ja von Carl Friedrich Voigt - sicherlich ist obig zitierte
Textpassage so gemeint, daß der 1871`er auch mit der Signatur Johann Adam Ries existieren soll :);).
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine gute Antwort habe ich nicht und momentan fehlt mir leider auch die Zeit, darüber nachzudenken, zumal man sicher zu dieser Frage gezielt nachlesen muss.
Ein paar Momente will ich jedoch schon einmal nennen:
- seit ca 1867 war klar, dass sich die Goldwährung auch in Deutschland durchsetzen würde . Erwogen wurde eine Anpassung an den französischen Franken, der ohnehin eine wichtige Rolle im deutschen Handel spielte ( Quendstedt, 1871 )
- per 1871 waren Silbermünzen im Gegenwert von 600 Millionen Talern im Verkehr ( ibid )
- im Jahr 1871 wurde die Ausprägung von Landessilbermünzen fortgesetzt, Auflagen kann ich leider nicht nennen ( Schön, Weltmünzkatalog 19. Jhr ). Sie endetet spätestens mit Inkrafttreten des Reichsmünzengesetzes vom 5.12.1871 ( Hammerich, Kummer )
- die Landesmünzen wurden bis 1876 nach und nach eingezogen und durch die neuen Silberscheidemünzen der Markwährung ersetzt ( Hammerich, Kummer, Jaeger ). Ein Teil des Silbers wurde 1871 in London verkauft, um vom Erlös Gold für die Umsetzung der neuen Goldwährung einzukaufen ( Die Zeit , genaues Zitat nachreichen )

Folgende Fragen gehen mir noch durch den Kopf:
- wie stetig war die bayrische Silberausprägung in den Jahren vor 1871, herschte eventuell ein Hartgeldmangel in Bayern, z. B. durch den Abfluss von Silbergeld nach Österreich ?
- wie häufig kommen diese Münzen heute am Markt vor ? Wurden diese Münzen vielleicht nur mit Hinblick auf den Verkauf an der Edelmetallbörse geprägt. Klingt seltsam, aber so dachte man damals, siehe auch den Export von physischen Goldmünzen international nach 1871.

Wenn ich etwas Konkreteres finde, melde ich mich wieder.
 
Preußen hat auch noch einmal zugelangt:

1871 7,6 Mio in Berlin, dazu noch 245 T in Hannover und 28 T in Frankfurt + Siegestaler ca. 880 T.

Zum Vergleich 1870 waren es insgesamt nur knapp unter 4 Mio

Andererseits liegt man damit weit unter den Spitzenjahrgängen 1866 (24 Mio.) und 1867 (ca. 32 Mio.)

Sachsen hat einfach weitergemacht: knapp 1,7 Mio in 1870 und 1871 + 203 T Ausbeutetaler (gegenüber 235 T in 1870) und dazu knapp 45 T Siegestaler.

Quellen: Jäger

Erklärung? Krieg kostet Geld und hat allzeit den Geldumlauf angeheizt
 
Wieviel hat Leipzig/Einundleipzig eigentlich gekostet ? Waren nicht die 5 Milliarden Goldfranken die " Aufwandsentschädigung " für den Sieg über Frankreich ?
 
Wieviel hat Leipzig/Einundleipzig eigentlich gekostet ? Waren nicht die 5 Milliarden Goldfranken die " Aufwandsentschädigung " für den Sieg über Frankreich ?
Im Vorfrieden von Versailles wurde diese Summe als Reparationsleistung für Frankreich festgelegt und Frieden von Frankfurt bestätigt. Hinzu kommen 16 Mio Vereinstaler die man sich von den Welfen unter den Nagel gerissen hatte.
Wie dann die Beute schlußendlich aufgeteilt wurde, wäre interessant zu wissen.
 
Heute ist übrigens der 170. Geburtstag von König Ludwig II. :)
 
In der Tat :lachtot: ...

Der Stempel zum Madonnentaler (Jaeger 107) war ja von Carl Friedrich Voigt - sicherlich ist obig zitierte
Textpassage so gemeint, daß der 1871`er auch mit der Signatur Johann Adam Ries existieren soll :);).

Hallo Klaus

Spaß gehört dazu - so bringen wir mehr Leben ins etwas "verstaubte" Altdeutschland-Unterforum :).

Tatsächlich dürfte dieser Madonnentaler mit dem bärtigen, älteren Kopf König Ludwigs (gestaltet von Ries ;)) sehr selten sein.
Ich selbst habe noch keinen solchen Taler gesehen. Und Jaeger schreibt selbst : "... soll mit dem Kopf von Ries existieren".
Demnach war er sich diesbezüglich nicht wirklich sicher (?!).

Hat jemand unter euch schon einen Madonnentaler mit dem Kopf von Ries gesehen ?
 
Hallo Klaus

Spaß gehört dazu - so bringen wir mehr Leben ins etwas "verstaubte" Altdeutschland-Unterforum :).

Tatsächlich dürfte dieser Madonnentaler mit dem bärtigen, älteren Kopf König Ludwigs (gestaltet von Ries ;)) sehr selten sein.
Ich selbst habe noch keinen solchen Taler gesehen. Und Jaeger schreibt selbst : "... soll mit dem Kopf von Ries existieren".
Demnach war er sich diesbezüglich nicht wirklich sicher (?!).

Hat jemand unter euch schon einen Madonnentaler mit dem Kopf von Ries gesehen ?


Hallo Wolfgang,

jepp - ein bissel Spaß gehört dazu, da hast Du wahrlich recht ;).

Allerdings ist mir ein solcher Madonnentaler ehrlich gesagt bisher
auch noch nicht untergekommen - aber möglich wär`s schon :).
 
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