Belebung des Münzforums zu DDR-Münzen

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Hallo alle zusammen,

der Euro-Boom hat seine Wirkung anscheinend nicht verfehlt. Seit drei Jahren konzentrieren sich viele Münzensammler darauf, ob sie alle Kursmünzen der Euro-Staaten haben. Abgeschlossene Sammel-gebiete wie DDR oder BRD scheinen für viele nicht mehr interessant zu sein, die lieber dem Mainstream folgen. Nun gut, das hat Vor- und Nachteile.

Meines Erachtens ist gerade als abgeschlossenes Gebiet die DDR für Deutschland-Sammler äußerst interessant. Ich selber sammle nicht nur seit mittlerweile acht Jahren intensiv Kurs- und Gedenkmünzen sowie Banknoten aus der DDR – und darf mich glücklich schätzen mit wenigen Ausnahmen fast alle 123 Gedenkmünzen (soweit möglich und bezahlbar in Polierter Platte (verplombt), ansonsten in TOP-Stempelglanz) und sämtlich in der SBZ danach in der DDR ausgegebenen Banknotenserien in kassenfrischer Erhaltung zu besitzen -, sondern ich beschäftige mich seit drei Jahren auch auf wissenschaftlichem Gebiet mit der Numismatik in der DDR.

Die Emmission bsplw. von Gedenkmünzen war in der DDR zwar kein Staatsgeheimnis – wie manche vermuten oder sogar äußern – aber sie war für Außenstehende kaum transparent.

Wem ist schon bekannt, daß es einen Künstlerischen Beirat bei der ehemaligen Staatsbank der DDR gab, in dem letztlich die Entscheidung über das Motiv für eine Gedenkmünze fiel? Wer weiß – Interessierte ausgenommen – daß bis zum Jahre 1953 in der DDR nicht nur in der Münzprägestätte Berlin, sondern auch in der Münzprägestätte Muldenhütten Kursmünzen geprägt wurden? Wer weiß, daß die Münzprägestätte Muldenhütten formal bis 1961 weiter existierte, aber seit 1953 keine Münzen mehr prägte?

Münzkataloge sind das eine, aber der historische Hintergrund zu Münzen ist genauso interessant, oft sogar spannender, als „nur“ zu sammeln. Bis heute gibt es kein Buch – mir ist jedenfalls keines bekannt – das Hintergrundinformationen über die Numismatik in der DDR darstellt.

In der DDR selbst wurde kurz vor ihrem Ende im Jahre 1989 das einzige Buch veröffentlicht: „Banknoten und Münzen der DDR“. Ein außerordentlich interessantes Buch, in dem die Emission von Kurs-, Gedenkmünzen und Banknoten in der SBZ und dann in der DDR sehr detailliert dargelegt wird. Die Banknoten sind farbig mit Vorder- und Rückseite abgebildet. Zu jeder Gedenkmünze wird zum Motiv bzw. Anlaß ein kurzer historischer Hintergrund dargelegt. Und natürlich werden zu sämtlichen Banknoten (übrigens galten in der SBZ bis 1948 auch noch Reichsbanknoten aus dem Jahre 1924 – ohne Kupon, wohlgemerkt), Kurs- und Gedenkmünzen sämtliche numismatische Daten benannt. Nur die angegebene Auflagenhöhe ist bei vielen Gedenkmünzen nicht korrekt, basiert offenbar auf den offiziell beauftragten Stückzahlen, die nicht immer den geprägten Stückzahlen entsprachen. Wenn man so will, der erste und einzige Münzkatalog der DDR.

Was mir jedoch auch in den eben genannten Buch viel zu kurz kommt, ist der gesamte numismatische Hintergrund. Wer entschied, welche Münzen, in welcher Höhe und Münzprägestätte geprägt wurden? Wann und wie enstand die Prägestätte Muldenhütte? Ab wann, mit welchen Intentionen gingen die Prägestätten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in Betrieb? Gab es Beschränkungen, Einflußnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht hinsichtlich Reparationsleistungen, die Auswirkungen auf die Prägestätten in der DDR hatte? Warum, zu welchem Zeitpunkt und wer hat den Beschluß gefaßt, die Prägestätte Muldenhütten zu schließen?
Das sieht zwar ziemlich ins Detail versessen aus, aber man mag es kaum glauben, all diese Fragen sind beantwortbar.
Seit fast einem Jahr recherchiere ich in meiner Freizeit in verschiedenen Archiven: Bundesarchiv Berlin, Archiv der KfW-Bankengruppe, Bergarchiv Freiberg und Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden zur Münzprägestätte Muldenhütten. Meine Vermutung, mit diesem Thema zu beginnen, da es durch kaum vorhandene Informationen sehr interessant zu sein schien, hat sich bestätigt.

Es ist manchmal zwar Puzzlearbeit, da gewollte Informationen sehr zerstreut in Archivalien sind, aber ich hatte auch Glück, im Bundesarchiv Berlin konzentriert in 30 bis 40 Akten die Informationen über Muldenhütten zu finden, die ich benötige. Die Arbeit zu Muldenhütten ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber das bisherige Ergebnis sind mehrere hundert Seiten Archivmaterial.

Meine Intention ist – das hört sich jetzt vielleicht großspurig an – ein umfangreicheres Buch über die DDR-Numismatik zu publizieren. Also zu beiden Münzprägestätten Berlin und Muldenhütten, zu den Emissionen der Banknoten (Herstellungsort war die DWD in Leipzig), zu Emissionen der Gedenkmünzen, hier vor allem mit Entwürfen.

Das wird noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, da ich wie gesagt in meiner Freizeit recherchiere. Und es wird noch schwieriger, wenn man auf sich allein gestellt ist, und zu jenen Experten, die als Grafiker und Bildhauer bsplw. den Gedenkmünzen ihre Motive gaben überhaupt keinen Kontakt findet.

Deshalb auch in diesem Forum mein Aufruf:

Wer selber Interesse an einer Publikation wie eben beschrieben hat, vielleicht zu bestimmten Themengebieten der DDR-Numismatik recherchiert oder Kontakte zu anderen, die intensiv mit der DDR-Numismatik befaßt sind und waren, hat oder vermitteln kann, möge sich bitte per Mail (IanMacCallum@aol.com) direkt an mich wenden.

Mir ist es sehr recht, wenn sich noch andere Interessierte von meinem Projekt angesprochen fühlen und als Autor mitarbeiten wollen. Somit wäre es vielleicht möglich, die Zeit bis zu einer Publikation beträchtlich zu verkürzen und ein solches Buch realisierbar und wirklich zu einem Standardwerk werden zu lassen.

Um dieses Münzforum zu beleben, erlaube ich mir in gesonderten Beiträgen, meine im vormaligen Münzforum gestellten Beiträge nochmals einzustellen. Dabei handelt es sich um Kursmünzensätze, um den Schadow-Plakettensatz und um die Bewertung von DDR-Gedenkmünzen.


Viele Grüße an alle Interessierten

wünscht

Dr. H. Krüger
 
Guten Tag, lieber Herr Doktor,


herzlich willkommen im Forum!

Das von Ihnen angesprochene Buch habe ich vor einiger Zeit selbst gelesen (Danke Hegele!) und finde es in Teilen interessant, zumeist aber äußerst dröge. Dies liegt daran, dass es nicht unbedingt Neuigkeiten enthält, die man nicht schon weiß, ohne deshalb gleich ein DDR-Experte zu sein.

Ich beglückwünsche Sie zu der Intention ein vollständiges Werk über die Numismatik der DDR zu schreiben, das würde vielleicht endlich die Frage nach den Auflagezahlen der DDR-PP-Münzen vor 1976 klären, die, wie Sie wissen, immer mit "wenige Stücke" in den bekannten Publikationen angegeben werden.

Ich hoffe, Sie werden dieses Werk, sobald es beendet ist, einem breiten Publikum zur Verfügung stellen. Ich selbst werde sicher einer der ersten Leser und Käufer sein.

Grüße
tom 064 - kein Dr. -
 
Also o.g. Buch würde mich auch interessieren wenn's erscheint. Ich hatte hier im Forum auch schon mal nach Hintergrundinformationen zu DDR-Münzen gefragt (z.B. warum welche Motive, was ist der Grund für das 20Pf-Stück, das von Material, Design und Erscheinungsjahr von den anderen Kursmünzen abweicht ...). Leider gibt's zu dem Thema wohl wirklich noch nichts.
 
Hallo Herr Krüger,

ein sehr interessantes Projekt.
Ich selbst weiß, wie interessant es ist,
in Bibliotheken und Archiven Nachforschungen anzustellen.

Ich greife gerne mit Kleinigkeiten unter die Arme,
doch dazu müssten sie einmal sagen was sie schon haben, bzw. was noch fehlt zum Thema Numismatik in der DDR.

Sie könnten sich auch einmal an das Forumsmitglied "polymat" wenden,
dieser könnte vielleicht auch helfen.

Gruß Johannes
 
hcy.de schrieb:
Also o.g. Buch würde mich auch interessieren wenn's erscheint. Ich hatte hier im Forum auch schon mal nach Hintergrundinformationen zu DDR-Münzen gefragt (z.B. warum welche Motive, was ist der Grund für das 20Pf-Stück, das von Material, Design und Erscheinungsjahr von den anderen Kursmünzen abweicht ...). Leider gibt's zu dem Thema wohl wirklich noch nichts.

Bzgl. des 20 Pf-Stücks: wenn ich mich recht erinnere, wurde diese Münze speziell für den Gebrauch in Telefonzellen ausgegeben, da sie aufgrund der Materialzusammensetzung wesentlich automatentauglicher waren als die Alu-Groschen; aber vielleicht weiß jemand aus den neuen Ländern mehr dazu... ;)
 
Numisfreak schrieb:
Bzgl. des 20 Pf-Stücks: wenn ich mich recht erinnere, wurde diese Münze speziell für den Gebrauch in Telefonzellen ausgegeben, da sie aufgrund der Materialzusammensetzung wesentlich automatentauglicher waren als die Alu-Groschen; aber vielleicht weiß jemand aus den neuen Ländern mehr dazu... ;)

Klar, das wäre auch meine Vermutung. 20Pf war ja auch der Preis für ein Ortsgespräch (nicht etwa eine Einheit, man konnte quatschen so lange man wollte) am Münzfernsprecher. Für Ferngespräche musste/konnte man dann aber schon auch Alu einwerfen.
 
20 Pf Stück

Hallo zusammen!

Darf ich als Ostler auch etwas zum 20 Pf-Stück beitragen:

Ohne es mit Fakten hinterlegen zu können, stimmt eure Vermutung sicherlich. Das 20 Pfennig Stück wurde zum Telefonieren regelrecht dem Umlauf entzogen. Ich kann mich noch an Mahnungen meiner Mutter erinnern, die "Zwanziger" ja nicht KONSUM (Supermarkt) oder im Bäcker auszugeben, bei letzerem ja auch nicht nötig, weil für eine Semmel nur ein 5 Pf Stück nötig war... So weit ich mich weiter erinnere, waren überwiegend die Jahrgänge von 1969 im Umlauf. Ja telefonieren konnte man innerorts schon länger, nur konnte man ja kaum jemand anrufen, wer hatte schon ein Telefon zu Hause. Da bin ich lieber zu den Bekannten mit dem Bus (für 6 Pf oder 12 Pf-Erwachsene) gefahren. Meistens verhinderte auch eine lange Schlange vor der Telefonzelle ein längeres Gespräch. Da wurde durchaus schonmal die Tür geöffnet und nachgefragt, wie lange das Gespräch denn noch dauern soll. Nun aber genug der Erinnerungen. Aber da seht ihr mal, was so alles mit einer simplen Münze verbunden ist. Aber das macht ja gerade den Reiz des Sammelns aus. Grüße rebutia
 
Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wieso die DDR nach 1953 nur noch in Berlin geprägt hat, bin ich zwar noch auf keine Antwort, so aber doch auf diesen Thread mit seinem interessanten Eingangsposting gestossen. Ist das vom Threadersteller geplante Buch jemals erschienen oder wurde das Projekt eingestellt, da Helmut Caspar mit seiner Reihe zur deutschen Münzprägung nach 1871 schneller war ?
 
habe hier ein heft von 1976 mit angaben zu den gedenkausgaben mit auflage der münzen
 

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