Bulgarien will Gespräche über Euro-Beitritt führen

euractiv.de berichtet:

Bulgarien bei Thema Euro-Beitritt gespalten​

Von: Krassen Nikolov | EURACTIV.bg | EURACTIV.com | übersetzt von Helena Borst und Thomas Lehnen
3. Juni 2022

Bulgariens regierende Vier-Parteien-Koalition ist sich beim Thema Eurozonen-Beitritt Anfang 2024 entlang ähnlicher politischer Bruchlinien wie bei den Beitrittsgesprächen Nordmazedoniens gespalten.

Im Parlament besteht ein fragiler politischer Konsens zu diesem Thema, wobei die führenden Parteien der Koalition, „Wir setzen den Wandel fort“ und „Demokratisches Bulgarien“, die Einführung des Euro zu einem ihrer wichtigsten politischen Ziele erklärt haben.

„Wenn wir den Euro einführen, haben die Bulgaren einen Platz in dem Raum, in dem die Entscheidungen getroffen werden, und wir können mitbestimmen, wie die Finanzpolitik der EU aussehen soll. Das ist in diesen schweren Krisen und schwierigen Situationen äußerst wichtig“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident und Finanzminister Asen Vassilev von „Wir setzen den Wandel fort“.

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Euro-No-Go

Die Europäische Zentralbank (EZB) gab am Mittwoch (1. Juni) bekannt, dass das Land noch immer nicht alle Kriterien für einen Beitritt zur Eurozone erfüllt.

Unterdessen haben die EZB und die Europäische Kommission Kroatien grünes Licht für die Einführung des Euro im Jahr 2023 gegeben.

Das Hauptproblem Bulgariens ist die hohe Inflation, die im letzten Jahr auf 5,9 Prozent gestiegen ist, ein Prozentpunkt mehr als die erlaubten 4,9 Prozent, und es wird erwartet, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten weiter steigen wird.

Die EZB empfiehlt Bulgarien, eine stabilisierende Wirtschaftspolitik und Strukturreformen durchzuführen. Sie fordert eine Verringerung der Korruption im öffentlichen Sektor, eine Justiz- und Bildungsreform sowie die Bekämpfung der Geldwäsche.

Bulgarien hat einen Vorteil – seine niedrige Staatsverschuldung, die deutlich unter den empfohlenen 60 Prozent des BIP liegt.

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Euro-Einführung 2024?

Der Gouverneur der bulgarischen Nationalbank, Dimitar Radev, erklärte diese Woche, dass Bulgarien immer noch eine Chance habe, den Euro am 1. Januar 2024 einzuführen.

„Wir müssen noch abwarten, wie die Inflation in Bulgarien gehandhabt werden wird. Ich schließe eine günstigere Behandlung nicht aus – sie hängt von einer guten Politik und guten Verhandlungsführern ab“, sagte Radev.

Er betonte, dass die Entscheidung, den Euro einzuführen, eine politische Entscheidung sei. „Der Prozess hängt vom politischen Willen des bulgarischen Parlaments ab. Es muss entscheiden, ob Bulgarien dem Kern der EU beitreten oder am Rande der EU bleiben soll“, sagte Radev.

Quelle und mehr: Bulgarien bei Thema Euro-Beitritt gespalten
 
euractiv berichtet:

Bulgarisches Parlament verpflichtet Kabinett zu schnellem Euro-Beitritt​

Von: Krassen Nikolov | EURACTIV.bg | übersetzt von Martin Herrera Witzel

28. Okt. 2022

Das bulgarische Parlament hat den Ministerrat des Landes verpflichtet, in Abstimmung mit der Nationalbank die Verhandlungen mit den Institutionen und Ländern der Eurozone zu beschleunigen, um die Umstellung von Lew auf Euro ab Januar 2024 sicherzustellen.

Die Entscheidung war von der GERB vorgeschlagen worden, der Partei, die die kürzlichen Wahlen gewonnen hat, aber keine Mehrheit für die Regierungsbildung erhalten konnte. Während das Land von der geschäftsführenden Regierung regiert wird, versucht die GERB, eine Regierung zu bilden, wobei die Erfolgsaussichten als gering gelten.

Gemäß dem Beschluss, der die Beschleunigung der Verhandlungen zur Mitgliedschaft in der Eurozone fordert, wird Bulgarien den Euro zu dem Kurs akzeptieren, zu dem der Lew aktuell an ihn gebunden ist.

Vor der Verabschiedung des Beschlusses wurde der Gouverneur der bulgarischen Nationalbank, Dimitar Radew, im Parlament angehört.

Radew erklärte, die politische Krise in Bulgarien behindere derzeit den Prozess des Beitritts zur Eurozone und stellte fest, dass die Frage der Eurozone eher eine politische als eine fachliche sei.

Ihm zufolge laute die eigentliche Frage, ob Bulgarien auf unbestimmte Zeit in der Peripherie Europas mit Armut und Korruption verankert bleiben solle, oder ob sich dies mit der Beschleunigung der Annäherung Bulgariens an die Eurozone ändern solle.

In seiner Rede rief Radew die Abgeordneten dazu auf, sich auf die Lösung der politischen Krise zu konzentrieren.

„Mit einer geschäftsführenden Regierung kann die Arbeit für die Eurozone nicht erledigt werden“, warnte er die Abgeordneten. Das Gleiche gelte für die offizielle Führung der BNB, fügte er hinzu und bezog sich dabei auf sein eigenes abgelaufenes Mandat – der BNB-Gouverneur wird vom Parlament gewählt.

„Das Fehlen einer ordentlichen Regierung stellt ein ernsthaftes Problem für den Fortschritt beim Beitritt dar. Aus diesem Grund verpassen wir eine wichtige Frist nach der anderen“, fuhr Radew fort und nannte als Beispiel die anderthalbmonatige Verspätung Bulgariens bei der Unterzeichnung des Memorandums über die Prägung der nationalen Euro-Münzen.

Radew betonte auch, dass die Tür zur Eurozone nicht immer offen stehe und verwies darauf, dass Bulgariens letzte Beitrittsverhandlungen bereits 10 Jahre zurückliegen.

„Die Tür öffnet sich sporadisch, sie bleibt nicht immer offen. Der letzte Zyklus, den wir verpasst haben, liegt 10 Jahre zurück. Jetzt, wo die Erfolgschancen schwinden, haben wir die Möglichkeit, den Beitrittsprozess fortzusetzen. Das Risiko ist, dass dieser Prozess abgebrochen wird“, so Radew.

„Kroatien trat ein Jahr nach uns bei und kopierte alles, was wir vorbereitet hatten. Der einzige Unterschied war, dass Kroatien ein sehr starkes politisches Engagement für dieses Thema gezeigt hat und nun voraussichtlich schon am 1. Januar 2023 beitreten wird. Wir haben eine ernsthafte Verzögerung von 18 Monaten, aber das liegt an der politischen Entscheidungsfindung“, sagte der Zentralbank-Gouverneur.

Laut Radew sei die Inflation das einzige Risikokriterium für den Beitritt Bulgariens zur Eurozone ab dem 1. Januar 2024. Es sei wichtig, wie hoch die Inflation an dem Tag sein werde, an dem sie gemessen wird – in diesem Fall den Planungen zufolge am 30. April.

Quelle: Bulgarisches Parlament verpflichtet Kabinett zu schnellem Euro-Beitritt
 
euractiv berichtet:

Bulgarien bereitet sich auf Prägung eigener Euro-Münzen vor​

Von: Krassen Nikolov | EURACTIV.bg | übersetzt von Benedikt Stöckl

07. Dez. 2022, 8:02

Präsident Rumen Radew kündigte an, dass Bulgarien mit den Vorbereitungen für die Prägung von Euro-Münzen beginnt. Dieser Schritt wird als symbolisch angesehen, das Land ist nicht Teil der Eurozone, zeigt aber die Bereitschaft.

In einem am Dienstag unterzeichneten Memorandum haben sich Bulgarien, die Länder der Eurozone und die Europäische Kommission darauf geeinigt, dass Bulgarien mit den Vorbereitungen für die Münzprägung beginnen kann, ohne zu garantieren, dass Bulgarien der Eurozone beitreten wird.

„Die Unterzeichnung des Memorandums ist eine Anerkennung der Bemühungen mehrerer Regierungen, einschließlich der Bemühungen der geschäftsführenden Regierung, die enorme Inflation in den Griff zu bekommen. Auch die Bemühungen um makroökonomische Stabilität werden anerkannt“, sagte Radew.

Technisch gesehen erlaubt das Memorandum die Prägung einer bestimmten Anzahl von Probemünzen mit bulgarischen Symbolen, so das Finanzministerium.

Die Ankündigung der Prägevorbereitungen hat die Chancen Bulgariens, in die Eurozone aufgenommen zu werden, um 30 bis 40 Prozent erhöht, so der bulgarische Nationalbankgouverneur Dimitar Radew.

Bulgarien strebt den Beitritt zur Eurozone für den 1. Januar 2024 an. Im Frühjahr 2023 wird das Land die Europäische Zentralbank und die Europäische Kommission bitten, einen Konvergenzbericht zu erstellen, um zu bewerten, ob Bulgarien die Bedingungen erfüllt.

Ende Oktober beschloss das Parlament, dass die Regierung und die BNB ihre Bemühungen zur Einführung des Euro in Bulgarien ab dem 1. Januar 2024 beschleunigen sollten.

Quelle: Bulgarien bereitet sich auf Prägung eigener Euro-Münzen vor
 
Da Bulgarien eine "eigene" Prägestätte hat, ist es vermutlich sinnvoll, irgendwann vor einer Einführung des Euro Testprägungen durchzuführen. Aber den Satz "Die Ankündigung der Prägevorbereitungen hat die Chancen Bulgariens, in die Eurozone aufgenommen zu werden, um 30 bis 40 Prozent erhöht" verstehe ich nicht so ganz ...
 
Wahrscheinlich werden es Testprägungen zu nationalen Gedenkmünzen sein. Von Kursmünzen habe ich jetzt nicht gelesen.
Apropos: Sind die Motive der Kursmünzen bereits festgelegt? Habe auf die Schnelle in der Suche nichts passendendes gefunden.
 
Radio Bulgaria berichtet:

Motive auf bulgarischen Euro-Münzen werden in einem Wettbewerb ermittelt​

veröffentlicht am 13.10.22 um 10:31

Die beste Option für die bulgarischen Euro-Münzen ist ein Wettbewerb, bei dem wir wählen können, welches Symbol auf ihnen abgebildet wird. Das sagte der geschäftsführende Vizepremier Atanas Pekanow anlässlich des geplanten Beitritts Bulgariens zur Eurozone im Jahr 2024.

Nach Ansicht des Ministers sollten die Münzen ein bulgarisches Symbol tragen, auf das wir stolz sind.


Die Wirtschaft stehe vor große Unsicherheiten, unter anderem wegen des Krieges in der Ukraine, der hohen Inflation und der Konjunkturabschwächung in China, die die Entwicklung der Weltwirtschaft beeinflusst, warnte Vizepremier Pekanow.

Er erwarte, dass die EU-Gelder im Rahmen der ersten Tranche des Wiederaufbau- und Nachhaltigkeitsplans bald, nach der entsprechenden Entscheidung der Europäischen Kommission eintreffen werden.

Quelle:
 
Da ist es gerade mal lumpige 14 Jahre her, dass man den Reiter von Madara als Motiv ausgewählt hatte (hier ein Artikel von Juni 2008), und schon wollen sie neu nachdenken? ;) Na ja, wenn am Ende einen neuen Wettbewerbs mehr als nur ein mögliches Motiv steht, soll's mir recht sein ...
 
Bei dem Reiter von Madara steht unter Trivia aber auch:
Bei einer Abstimmung des bulgarischen Fernsehens im Juni 2008 setzte sich der Reiter von Madara gegen weitere nationale Symbole als künftiges Zeichen der bulgarischen Euro-Münze durch.
Kommentare zu den Zuschauer- oder Leserabstimmungen erübrigen sich somit.
 
euractiv berichtet:

Bulgarien bei Einführung des Euro gespalten​

Von: Krassen Nikolov | EURACTIV.bg | übersetzt von Benedikt Stöckl

20.12.2022, 9:33

Zwei von drei bulgarischen Unternehmer:innen befürworten den Beitritt zur Eurozone im Jahr 2024, um den Euro einzuführen. Ein Großteil der Bevölkerung ist allerdings gegen die Einführung, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Die Studie, die von Alfa Research Anfang November durchgeführt wurde, um die Zustimmung zur Einführung des Euro in Bulgarien zu messen, wurde am Montag veröffentlicht.

Die bulgarischen Unternehmer:innen haben hohe Erwartungen an die Einführung des Euro: 59 Prozent von ihnen erwarten positive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes, und 61 Prozent glauben, dass sich die Einführung positiv auf ihr eigenes Unternehmen auswirken wird, so die Studie.

In der Bevölkerung löst die Einführung des Euro jedoch Ängste aus: Nur 34 Prozent der Bulgar:innen befürworten den Übergang, 23 Prozent lehnen ihn ab und 27 Prozent sind völlig dagegen. Während die meisten einen Anstieg der Warenpreise befürchten (69 Prozent), fürchten viele andere die Gefahr von Betrug und künstlichen Preiserhöhungen durch skrupellose Händler:innen (57 Prozent), während andere glauben, dass die Einführung des Euro nur die Inflation anheizen würde (55 Prozent).

Fast ein Drittel der Befragten gibt an, dass es weitere Probleme geben wird, die jedoch kurzfristig und überwindbar sind. Weitere 28 Prozent gaben an, dass sie die Einführung des Euro befürworten würden, wenn der Übergang zum Euro gut organisiert wäre.

Der Umfrage zufolge könnte sich die Unterstützung für die Währung in der Tat vermehren, wenn die Hauptprobleme der Organisation und der Bekämpfung unlauterer Praktiken angegangen würden.

Dennoch sind viele der Ansicht, dass die Einführung des Euro in der Wirtschaft eine Reihe positiver Auswirkungen haben würde. So erwarten 59 Prozent eine einfachere und bequemere Bezahlung bei Auslandsreisen, was angesichts der zunehmenden Mobilität der bulgarischen Bürger:innen von großer Bedeutung ist. Insgesamt 37 Prozent setzen auf eine Zunahme des Handels mit anderen Ländern.

Zu denjenigen, die den Beitritt zur Eurozone am meisten befürworten, gehören Menschen aus größeren Städten mit höherer Bildung, höherem sozialen Status und höherem Einkommen.

Quelle:
 
Falls Bulgarien die Konvergenzkriterien erfüllt, kann das Land dem Eurobereich beitreten - wir wissen ja, dass es in dieser Frage keinerlei "Zwangsmaßnahmen" gibt. Wenn das Land also lieber den Lew behalten will, soll's mir recht sein. Dass der bulgarische Lew einseitig an den Euro gekoppelt ist (Currency-Board-System), man in BG also den Euro de facto seit vielen Jahren hat, scheinen zahlreiche Bulgaren nicht zu wissen, oder nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen ;) aber ... so what.
 
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