Der Krügerrand

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Bleiben wir dem momentanen Goldrausch mit diesem Thema verbunden.

Der Krügerrand ist die älteste der modernen Bullionmünzen. Er wurde am 3. Juli 1967 zum ersten Mal geprägt, in einer Zeit in der eine hohe Inflation die Goldpreise in schwindelerregende Höhen trieb.

Die Idee eine Münze im Anlagegewicht einer Unze zu prägen war neu und innovativ und der Krügerrand wurde in Massen gekauft. Er bot vor allem dem Kleinanleger, der nicht in der Lage war den Standardbarren zu 400 Unzen bzw. 12,44 Kg zu kaufen, die Möglichkeit Gold ins Schließfach zu legen.

Im Münzbild ist kein Nennwert zu finden, trotzdem ist die Münze ein staatliches Zahlungsmittel.

In den ersten Jahren wurde der Krügerrand nur in einer Auflage von 40000
Stück pro Jahr geprägt. Seit 1970 vervielfachte sich seine Auflage um 1974 die Millionengrenze mit 3,2 Millionen Stück zu überschreiten.
1978 war das Rekordjahr mit über 6 Millionen Unzen. 1980 führte die South
African Mint die Stückelungen der Unzen zu 1/2, 1/4 und 1/10 ein.

1986 beschloß die Europäische Gemeinschaft und die USA wegen der Apartheidpolitik einen Boykott von südafrikanischen Produkten als Sanktion. Die Verunsicherung der Käufer nutzten andere Staaten um die Marktbeherrschung des Krügerrands zu brechen. Maple Leafs, Nuggets wurden von Banken zu attraktiven Umtauschaktionen angeboten.

Von 1986 bis 1999 wurden die Krügerrand praktisch nur noch für den Sammlermarkt hergestellt. Enorme Mengen der südafrikanischen Münzen wurden eingeschmolzen. 1999 wurde dieses Einfuhrverbot wieder aufgehoben. Das Image der Münze blieb aber beschädigt und die Münzen wurden mit einem leichten Abschlag im Vergleich zu anderen Anlagemünzen gehandelt. Was sich ja im Hype der vergangenen Monate wiederum änderte.

Die Vorderseite der Münze zeigt das Brustbild von Stephanus Johannes Paulus Kruger. Dieser unter dem Namen Oom Paul oder Ohm Krüger (Oom bzw. Ohm ist das afrikaanse Wort für Onkel) bekannte Politiker wurde 1825 als Nachkomme deutscher Auswanderer in Südafrika geboren. Im Alter von 10 Jahren nahm er an dem sagenumwobenen Treck der Buren aus der von den Engländern beherrschten Kapkolonie in die freien Gebiete des Nordens teil.

Es war ein hartes Leben, das er als Pionier am Rande der Zivilisation führte. Krüger tat sich hervor im Kampf gegen die Ureinwohner, so daß er 1864 zum Generalkommandanten der Truppen der 1857 gegründeten Republik Transvaal gewählt wurde.

1871 entdeckte Johannes Nicolaas de Beer einen Diamanten auf seiner Farm in Transvaal und löste damit den größten Diamantenrausch der Geschichte aus. 1877 versuchten die Briten Transvaal zu anektieren. Sie wurden zurückgeschlagen und mussten Transvaal die Unabhängigkeit zusichern.Paul Krüger wurde 1883 zum 1. Präsidenten des neuen Burenstaats gewählt.

Die Goldfunde am Witwatersrand erregten erneut das Interesse der Engländer. 1899 erhielt Krüger ein Ultimatum, das ihn aufforderte allen Ausländern in seinem Staat das Wahlrecht zuzugestehen. Das wollte Krüger nicht und akzeptieren und erklärte 1899 Großbritannien den Krieg.
Ein großer Fehler wie sich herausstellte.

Das kleine Südafrika hatte keine Chance gegen England. Krüger reiste nach Europa um in Holland und Deutschland um Unterstützung zu bitten. Aber weder der deutsche Kaiser noch die holländische Königin wollten sich wegen der Buren mit England anlegen. Krüger blieb in Europa und verstarb 1904 in seinem Schweizer Exil. Die Buren verloren den Krieg und wurden Teil des englischen Weltreichs.

Die ersten Vorbilder des Krügerrands die damals noch nicht auf das Nominal Rand lauteten sondern Pond hießen, abgeleitet vom englischen Pfund, wurden nicht in Südafrika sondern in Berlin geprägt. Die Goldfunde gaben den Südafrikanern die Möglichkeit eine eigene Münzprägung zu beginnen.
Eine eigene Münzstätte hatte man damals noch nicht und so entschloß man sich in Deutschland prägen zu lassen. Stempelschneider Otto Schultz gestaltete die ersten burischen Münzen, deren Vorderseite für den modernen Krügerrand aufgegriffen wurden.

2006 anläßlich der Money Fair in Berlin erinnerte man sich an die alten Verbindungen und es wurde wieder ein Krügerrand in Berlin geprägt.

Die Rückseite der Münze zeigt den Springbock, das Wappentier der Republik Südafrika. Nach dem Ende der Apartheid entzündete sich ein Streit um um den Springbock am Logo der südafrikanischen Fluggesellschaft. Die Verantwortlichen beschlossen das anstößige Tier aus dem Firmenzeichen zu entfernen. Doch weitere Aktionen gegen den Springbock unterblieben auf persönliche Intervention von Nelson Mandela.
Er bekannte sich dazu während seiner Gefängniszeit mit großer Begeisterung die Spiele der Rugbymannschaft der "Springboks" verfolgt zu haben. Dies war die Ehrenrettung für das Wappentier und so ist es bis heute auf den Rückseiten der Krügerrands zu finden.

Quelle: Münzenrevue, Sonderheft 2008
Grüsse
 

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Hallo Rex Danny,

danke für die Erleuchtung in der südafrikanischen Geschichte.
Der Krüger Rand geistert ja durch viele Köpfe - davor steht aber meistens das Wort GOLD und vernebelt alle Sinne.
Dein Beitrag könnte diesen Nebel etwas lichten.

Vor über 50 Jahren ist ein Jugendfreund von mir als Bergbaumaschinen Ingenieur nach Süd Afrika gegangen, nachdem sich unsere Wege nach der Ausbildung trennten - er ist immer noch dort (und kommt wohl nie zurück).

Seit dem habe ich aber auch eine gewisse Beziehung zur südafrikanischen Numismatik.

Der Ohm Krüger (bei uns sagt man auch Oheim) hatte es mir seit langem schon angetan - es fehlen nur noch 2 Stück.

Süd-Afrika-Krüger.jpg

Gruß diwidat
 
Hallo Rex Danny,

vielen Dank für diesen informativen Beitrag. So was find ich echt gut hier im Forum:)

Ich kann diwidat nur beipflichten, wenn man etwas mehr Hintergrundwissen hat sieht man so manche Münze vllt. in einem anderen Licht!
 
Danke für diesen sehr informativen Artikel:respekt:
 
Freut mich wenn Euch der Beitrag gefallen hat. Ich dachte mir die Fußball WM ist dieses Jahr in Südafrika, außerdem ist das Land als Gast bei der World Money Fair avisiert....weshalb dann nicht mal den legendären Krügerrand als Thema einstellen.

Für das Stück im Anhang hab ich übrigens vor einiger Zeit rund 100 Euro über Goldpreis gezahlt. Es ist der Jahrgang der Erstausgabe.
Leider war ein Fingerabdruck auf der Münze, den man aber im Augenschein kaum sieht und da ich keine "Reinigungserfahrung" habe, laß ich es einfach so wie es ist.

Zu Südafrika hab ich auch ähnlich wie Diwidat eine kleine Geschichte. Allerdings ist die tragisch. Die Tochter eines Cousins von meinem Vater, lebte mit ihrem Mann in Johannesburg. Er arbeitete dort für eine große deutsche Firma. Bei einem Raubüberfall, die Täter hatten es wohl auf sein Auto abgesehen, wurde er Nachts vor der Einfahrt dieser abgeschotteten Siedlungen für Ausländer erschossen. Ist aber schon 20 Jahre oder noch länger her. Und wenn ich an die Fans und Touristen bei der WM denke, da kann man schon das ein oder andere mulmige Gefühl bekommen. Das ist aber ein anderes Thema.

Grüsse
 
Hallo Rex Danny,

ein sehr guter Beitrag. Vielen Dank, ich habe diesen Beitrag gern gelesen.

Gruß epareiner
 
Auch von mir ein herzliches Dankeschön für diesen sehr interessanten Artikel und die schönen Abbildungen der ZAR - Münzen von diwidat.

Die Burenrepublik nahm übrigens numismatisch gesehen ein ähnliches Ende wie DOA, auch wenn das " Tabora Pound ", wie die Engländer sagen ,dem " Veld Pond " ästhetisch haushoch überlegen war :The 1902 Veld Pond - "Pilgrim's Rest Coin"
 
wer von euch weiß, wo die "Berliner Krügerrand Münze 2010" käuflich zu erwerben ist.
Auflage ist ja nur 600 Stück.
Schön ist auch, dass sie sich durch den "Berliner Bären" von den anderen Krügerrandmünzen 2010 unterscheidet.
Leider habe ich bisher noch kein Angebot irgendwo gesehen.:mad:
 
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