Die deutschen Gedenkmünzen der letzten 50 Jahre

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Die deutschen Gedenkmünzen der letzten 50 Jahre

Von Winfried Zacharias

Ein Artikel aus der Ausgabe 12 / 1970 der Zeitschrift: Die Münze


Häufig werden Gedenkmünzen mit den ihnen äußerlich sehr ähnlichen Medaillen verwechselt. Eine Gedenkmünze ist die besondere Prägung eines Zahlungsmittels, d. h. daß man mit der Sondermünze ebenso zahlen kann wie mit einer Kursmünze. Auf den Medaillen fehlt die Angabe des Nennwertes. Der Anlaß zur Ausgabe der Sondermünzen muß aus der Prägung in Wort und Bild zu erkennen sein. So zählt z. B. das 2-Mark-Stück von Sachsen-Coburg-Gotha, das 1905 zur Volljährigkeit des Herzogs Carl Eduard und 1911 zur Taufe des Erbprinzen herausgegeben wurde, nicht zu den Sonderprägungen, weil die Münze keinen Hinweis auf die Anlässe enthält. Die Hindenburg-Münzen des „Dritten Reiches" und die Max-Planck-Münzen der Bundesrepublik sind dagegen Sonderprägungen, weil sie neben dem Bildnis die Lebensdaten enthalten und aus Anlaß des Todestages geprägt wurden.

Als die ältesten „deutschen" Geschichts- oder Gedenkmünzen gelten die Goldstücke Theudeberts l. (534—548), die er nach seinen Siegen über Alemannen und Bayern schlagen ließ. Im Mittelalter ließen die Münzherrn aus den mannigfaltigsten Anlässen Denkmünzen prägen. Besonders vom 16. Jahrhundert an erscheinen Unmengen von Geburtstags-, Krönungs-, Hochzeits-, Jubiläums-, Sterbe-, Begräbnis-, Ausbeute-, Flußgold-, Friedens-, Geschenk-, Huldigungs-, Jagd-, Reformations-, Schiffs-, Sedisvakanz- und Siegesmünzen als Taler und Dukaten, aber auch in so kleinen Nennwerten bis zum Dreier und Kreuzer hinab.

Über die Entstehung und den damit verfolgten Zweck der Denkmünzen gibt es verschiedene Theorien, Menadier sagt, daß diese Münzen auf Veranlassung der Landesherren als Kommunikationsmittel gedient hätten, daß sie mit ihrer Verbreitung die Kunde der auf ihnen dargestellten Ereignisse weitertragen sollten, was dadurch unterstrichen wird, daß bei vielen Anlässen solche Münzen unter das Volk geworfen wurden. Diese Theorie mag für die aus aktuellem Anlaß geprägten Gedenkmünzen berechtigt sein. Es gibt jedoch auch Gedenkmünzen, die an längst vergangene Ereignisse erinnern. Von Höfken führt die Entstehung dieser Denkmünzen auf die häufigen Münzverrufungen zurück, wodurch die Stempelschneider für neue Münztypen immer wieder andere Bilder gebraucht und auf die Darstellung historischer Ereignisse zurückgegriffen hätten. Vielfach wird die Entstehung der Gedenkmünzen dem Gewinnstreben der Münzherren zugeschrieben; denn viele Sondermünzen wurden zur Erinnerung aufbewahrt und nicht zur Einlösung vorgelegt, wodurch sich, wie bei den Verrufungen, ein Profit ergab.

Nach der Einführung der Markwährung im Jahre 1873 waren in Deutschland keine Sonderprägungen mehr möglich. Das Münzgesetz wurde 1900 geändert und der Bundesrat ermächtigt, Zwei- und Fünf-Markstücke als „Denkmünzen mit anderer Prägung" herstellen zu lassen. 1908 wurde durch eine neuerliche Gesetzesänderung diese Befugnis auch für Dreimarkstücke erteilt.

Von 1901 bis 1918 wurden aus 36 Anlässen 57 Sondermünzen geprägt, womit die Sonderprägungen des Kaiserreiches mehr als ein Drittel aller herausgegebenen Silbermünzen von 2—5 Mark sind. Bei der Einziehung der Zweimarkstücke im Juli 1918 wurden die „als Denkmünzen geprägten Stücke" ausgenommen.


Nach der Überwindung der Nachkriegs- Inflation wurden in der Weimarer Republik seit dem Gesetz vom 20. März 1924 wieder Silbermünzen geschlagen. Von den 34 in Umlauf gebrachten Silbermünzen waren 28 Sondermünzen, die auf 19 denkwürdige Ereignisse gemünzt wurden.

Es ist oft behauptet worden, daß die zahlreichen Sonderprägungen der Weimarer Republik vorrangig zur Stützung der Staatsfinanzen gedient hätten. Bei einer Gegenüberstellung der Prägezahlen in 1000 ergibt sich:

3 Mark
Kursmünzen 75.204
Gedenkmünzen 15.026
Anteil in % rd. 16,6


5 Mark
Kursmünzen 148.229
Gedenkmünzen 3.677
Anteil in % rd. 2,3

Der Nennwert der Münzen betrug rund 6,3 °/o des Gesamtumlaufes von Drei- und Fünfmarkstücken, und rund 4% aller umlaufenden Silbermünzen.

Als eine solche Spekulationsausgabe könnte man vielmehr das 1922/23 auf den dritten Jahrestag der Verfassung herausgegebene Dreimarkstück aus Aluminium bezeichnen, das oft bei den Sonderprägungen der Weimarer Republik übersehen wird. Hiervon wurden rund 75,5 Millionen Stück mit einem Nennwert von 226,5 Millionen Mark geprägt, wobei der Herstellungswert nur einen Bruchteil ausmacht.


Die Gedenkmünzen der Weimarer Republik sind heute sehr begehrte Sammelobjekte und entsprechend hoch bewertet. Das liegt nicht nur allein an der allgemein hervorragenden künstlerischen Gestaltung, sondern auch daran, daß sie zum Teil in sehr geringen Stückzahlen aufgelegt und bei vollem Münzwert außer Kurs gesetzt wurden.

Ober die Anzahl der zurückgegebenen Stücke liegen leider keine Angaben vor. Im Gegensatz hierzu wurden die noch viel zahlreicher vorhandenen Sondermünzen des Kaiserreiches in einer Zeit zur Einziehung aufgerufen, als die Münzen wertvoller erschienen als der Gegenwert der Einlösung; denn die während des ersten Weltkrieges aus Angst vor einer Geldentwertung gehorteten Silbermünzen konnten 1920 nur gegen Papiergeld umgetauscht werden. Viele Sondermünzen der Kaiserzeit sind auch heute noch preiswert zu erstehen.

Im Gegensatz zu der Hochflut der Sonderbriefmarken, die für einen Staat stets eine gute Einnahmequelle darstellen, wurden im „Dritten Reich" nur wenige Sondermünzen ausgegeben. Die 1933 herausgegebene Sondermünze zum 450. Geburtstage Luthers schließt eigentlich die Reihe der Sonderprägungen der Weimarer Republik ab. Als erste Sonderprägung unter Hitler sind die 1934 zum ersten Jahrestag der Eröffnung des Reichstages in Umlauf gebrachten Münzen zu bezeichnen, die erstmalig das Hakenkreuz und die Randschrift: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" aufweisen, so daß mit den Münzen zum 175. Todestag Schillers und der Fünfmarkmünze auf den Tod Hindenburgs nur fünf Sondermünzen von 1933 bis 1945 in Deutschland erschienen. Die Münzen zur Eröffnung des Reichstages und auf den Tod des Reichspräsidenten blieben nach Änderung Kursgeld.

Die Bundesrepublik Deutschland begann 1952 mit einer Reihe von Sonderprägungen, die an die Tradition der Weimarer Republik anknüpfen und trotz mancher Kritik an der künstlerischen Gestaltung bei den Sammlern in aller Welt sehr beliebt sind; denn kaum eine der Münzen ist Im Umlauf anzutreffen und für die ersten vier Prägungen werden beachtliche Preise gezahlt. Nur das Zweimarkstück, das zum 10. Todestage von Max Planck geprägt wurde und somit eine Sonderprägung ist, im Gegensatz zu dem seit 1958 außer Kurs gesetzten Zweimarkstück von 1951, ist für jeden Sammler erreichbar. Da alle Sondermünzen nach einer bestimmten Umlaufzeit aus dem Verkehr gezogen werden, erscheint in Kürze das Zweimarkstück mit dem Bildnis Adenauers.

Erstmalig zur Olympiade 1952 in Helsinki wurden Sondermünzen geprägt, die Werbeträger waren und zur Finanzierung beitrugen. Mit den deutschen Olympiamünzen zu 10 DM wird die seit 1872 übliche Prägung von Silbermünzen bis zum Nennwert von 5 Mark durchbrochen. Bei der Prägung von Fünfmarkstücken wäre der zu erwartende Gewinn zur Mitfinanzierung der Olympischen Spiele in Deutschland nicht so hoch gewesen wie bei Zehnmarkstücken, und es ist zu erwarten, daß nur sehr wenige Stücke bei der Außerkurssetzung vorgelegt werden, und die Sammler der Olympiamünzen ihren Beitrag zur finanziellen Sicherung der Olympiade 1972 leisten.

Die Sonderprägungen der DDR sind zu einem großen Teil keine Münzen, die für den Zahlungsverkehr bestimmt sind und werden bei der geringen Stückzahl häufig für besondere Leistungen verliehen. In der Literatur werden sie als „Preis-Medaillen mit Wertangabe" bezeichnet, womit ein neuer Typ zwischen Medaille und Münze geschaffen wurde. Daneben dienen sie als Devisenbringer, wenn sie mit einem erheblichen Aufpreis ins Ausland verkauft werden. Viele Sammler haben diese Prägungen ignoriert oder warten die weitere Entwicklung ab.

Philipp der Großmütige, der Begründer der Universität Marburg, sagte in seinem Testament „ ... daß ein Fürst an seiner Müntz, Reinhaltung der Straßen und Haltung seiner Zusagen erkannt wird." Wenn man dieses Wort auf die Sonderprägungen in Deutschland in den vergangenen 50 Jahren überträgt, so ergibt sich hieraus ein großer politischer Aussagewert, der erst dann ganz offenbar wird, wenn man die Vorgeschichte der Sonderprägungen kennt.

In diesem Zusammenhang ist es zu begrüßen, daß nach zahlreichen Katalogen der deutschen Münzen seit 1871 ein Buch erschienen ist, das die deutschen Gedenkmünzen seit 1918 eingehender beschreibt.

(Gemeint ist das Buch von Dieter Faßbender, Gedenkmünzen, worüber in der Münze schon geschrieben wurde. Die Redaktion.)
 
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