Die neugewählte griechische Regierung versucht mit ihrem Auftreten dem Land ein bisschen Würde und Souveränität zurückzugeben. Jahrelang hat die sog. Troika das Land am Nasenring durch die Manege gezogen. Privatisierung, Verarmung allerorten. Umverteilung von unten nach oben. Das waren die Rezepte gegen die Schuldenkrise. Ist erstens asozial und hilft zweitens nicht einmal. Und die Eliten der großen Volksparteien haben schön mitgeholfen. Und jetzt kommt die nächste Medienkampagne, die Griechen sollen doch endlich mit Reformen in die Socken kommen. Die Regierung ist noch keine drei Monate im Amt. Wie lächerlich und geistig arm das alles ist.
Also alles die Schuld der "bösen Reichen" ?
Und gibt´s dann auch keinen Unterschied zwischen der "bösen reichen EU" und den "harmlosen / unbekannten Reichen (Steuerhinterziehern)" ?
Stellt sich gerade die Frage warum die erste Reform nicht darin bestand, die griechischen Steuerhinterzieher an den Allerwertesten zu kriegen.
Von keiner griechischen Regierung (auch der aktuellen) wurde/wird bestritten, dass nachweislich zig Milliarden Steuern nicht gezahlt worden sind bzw. gezahlt werden.
Was im übrigen auch interessant ist: die Reformen, die in Italien, Spanien und Irland gemacht worden sind, entsprechen weitestgehend dem, was auch mit Griechenland vereinbart worden ist.
Ergebnisse:
Griechenland zeigt allen die lange Nase und verlangt in immer kürzeren Abständen neues Geld.
Ansonsten keine strukturellen Änderungen, noch nicht einmal ernsthafte Verhandlungsbereitschaft, sondern ein Auftreten, dass eher an Erpressung denken läßt.
Oder wie soll man diese Meldung von heute sonst verstehen:
Griechische Regierung:"Wir zahlen die fälligen 450 Millionen nicht zurück solange keine weiteren 9 Milliarden nicht geflossen sind").
Portugal will Hilfskredite vorzeitig zurückzahlen - SPIEGEL ONLINE
Portugal ist mittlerweile so gut aufgestellt, dass es seine Hilfen schon jetzt vorfristig tilgt;
Irland hat schon fast alles zurückgezahlt.
Für
Spanien gilt im wesentlichen das gleiche: Die Rückzahlungen haben bereits begonnen (ebenfalls vorfristig), außerdem hat Spanien derzeit von allen Ländern, die EH-Hilfen bekommen haben, derzeit mit die besten volkswirtschaftlichen Zahlen und auch die Arbeitslosenzahlen sind rückläufig.
Haben diese Länder ihre Würde bzw. Souveränität verloren ?
Außerdem interessant: Spanien und Irland haben aus dem ESM jeweils 26,0 Milliarden bekommen (und auch nicht mehr gebraucht), während Griechenland aktuell bei über 160 (!) Milliarden liegt. Außerdem aktuell sind noch weitere ca. 13 Milliarden fest zugesagt.
Dann darf man schon mal die Frage stellen, warum ein Land es nicht schafft, was drei andere jetzt schon vorgemacht haben.
Und zwar ohne sich indirekt als mehr oder weniger asozialer Erbsenzähler hinstellen lassen zu müssen, der nur gegen andere eine Hetzjagd veranstaltet.
Wenn ich schuld an einer "Hetzkampagne" bin, weil ich die aktuelle Haltung der Griechen für inakzeptabel halte, stelle ich mal die Frage, wer denn gerade die "Hetzkampagne" vom Zaun bricht, die sich gegen die Länder richtet, die die 160 Milliarden aufbringen bzw. aufgebracht haben.