Echtheits- und Erhaltungseinschätzung Reichsmünzen

Nach dem Abi habe ich für ein paar Wochen auf einem Hof gearbeitet. Saatgutbetrieb. Jeden Tag bin ich stundenlang über die Felder gelaufen ,um Fremdsorten auszurupfen. Der Lohn wurde mir per Scheck ausgzahlt. Als ich ihn einlöste bekam ich u.a. einen Fünfhundertmarkschein,ein Nominal, dass ich vorher noch nie in der Hand gehabt hatte. Von meinem Verdienst habe ich mir eine Guitarre gekauft. Heute spielt meine Tochter darauf, worüber ich mich sehr freue.
 
Weimarer Republik 5 Reichsmark 1927 A 100 Jahre Bremerhaven | eBay Dieser Bremerhaven-5er wurde heute bei ebay zugeschlagen. Ob der echt ist? Irgendwie wirkt das Teil seltsam.
Das Prägebild ist verwaschen, das B(remerh..) ist mit dem Rand verbunden, sieht nicht nach Stempelbruch, eher nach Guss aus. Der Rand ist an manchen Stellen eigenartig, zB. bei hundeRt, wo das R auch miess aussieht.
Auf der Rückseite hat das F in Fünf eine (Guss-)Blase, ebenso der Bogen gegenüber.
Das oberste Segel am mittleren Mast ist auch schlecht.
Alles sehr flau und unruhig. Von meinen zwei Fälschungen und viel Bilderstudium beim flotten Ali würde ich sagen, nicht wirklich echt ;)
Hoppla, item 1005003267404885 beim Ali hat die selbe Macke am Segel. Weniger als $3 für über €400 verkauft, das nenne ich einen guten Schnitt, so einen Gewinn macht man wohl nicht einmal mit Drogen/Waffen/suchdirwasaus.
 
enthaltene Affiliatelinks sind bezahlte Werbung von Ebay
Danke für eure Einschätzungen zu meinem J. 98!
Ja, die Fotos sind gerade noch im Hellen entstanden, die Sonne stand schon sehr tief.. Das hat sich besonders schwierig mit der dunkeln Patina gemacht. Nächstes mal versuche ich etwas bessere zu präsentieren.
 
Ich schließ mal an Münzwurfs Posting an und stelle meine beiden 1888er ein - seit langem schon die einzige Möglichkeit ein halbwegs erschwingliches zwei- oder fünf-Markstück in guter Erhaltung und mit kleinem Adler zu bekommen. Der Kaiser regierte zwar nur kurze Zeit, aber ganz viele Menschen legten sich Münzen des ersten Jahrganges zurück. Daher sind gute Erhaltungen, auch ungereinigte, relativ zu anderen Jahrgängen und Herrschern/Gebieten bezahlbar. Gleichwohl man sie auch suchen muss. Ich halte (ich bin da ganz vorsichtig, warum, wird in den nächsten Tagen und Wochen sehr klar werden) die Patina für gewachsen und aus der Zeit und beide Münzen daher für ungetaucht.

Die Felder des Fünfers "leuchten" bei entsprechendem Lichteinfall auch zwischen den Buchstaben genau so, wie in den Feldern. Die Prägung des Zweiers ist im Vergleich zum Fünfer matter, der Spiegeleffekt (Drehglanz) ist auch beim Zweier vorhanden, allerdings etwas weniger.
 

Anhänge

  • IMG_8809-5-MK-1888-A.jpg
    IMG_8809-5-MK-1888-A.jpg
    1,8 MB · Aufrufe: 93
  • IMG_8814-2-MK-1888-A.jpg
    IMG_8814-2-MK-1888-A.jpg
    1,2 MB · Aufrufe: 104
Wichtig für das Erkennen von Fälschungen kann auch das Wissen über den Materialfluss (Kaltverflüssigung des Metalls) beim Prägen sein. Dezentrierungen, aber auch Zainenden und ohne Ring geprägte Münzen liefern Hinweise darauf, was beim Prägevorgang passiert. Ein Guss weist hingegen ganz andere Merkmale auf. Nur soviel: das Metall fließt von innen nach Außen. "Außen" wirken Buchstaben bereits fertig, wohingegen "Innen" das Material noch nicht ganz in die Vertiefungen des Stempels gelaufen ist. Ein minimal)* dezentriertes Dreimarkstück von 1908 zeigt das sehr gut, sodass ich mir den (technisch sicherlich sehr ähnlich hergestellten aber thematisch nicht mehr zugehörigen) noch extremer dezentrierten "Silberadler" von 1963 sparen kann. Der "Taler" von 1908 ist ungeputzt / ungetaucht, sodass auf der Münze auch die allerfeinsten Prägedetails erkennbar sind.

)*Das Stück ist tatsächlich minimal dezentriert, weil bis auf etwa einen 3 mm bis 4 mm breiten Bereich alles geprägt ist, der breite, unbeprägte Bereich ist der Materialdeformation geschuldet, die beim Prägen ohne Randeisen ungehindert passiert. Das ändert aber nichts daran, wie teuer so ein Stück ist. Den Preis macht der Markt. Und der sagt in Händlerlisten: 15-20 % dezentriert. Nun gut, das stimmt, wenn sie den unbeprägten Teil messen.

Weil das Material nicht zu 100 % in den Stempel fließen und sich dort regelrecht anstauen konnte, hat die Münze nur einen matten, seidenartigen Glanz.

PS: die "Dellen" in den unbeprägten Bereichen sind da, wo die Buchstaben in der Randschrift sind. Da kann man sich vorstellen, mit welcher Gewalt die Randschrift in die noch unbeprägten Ronden eingebracht wurde.
 

Anhänge

  • IMG_8827.JPG
    IMG_8827.JPG
    2 MB · Aufrufe: 95
3 Mark 1915 G Baden. Auflage: 170.000 lt KM

Nun sind wir beim Jahr 1915 angekommen. 1. Weltkrieg. Übrigens auch das Jahr der 3-Marl-Münze "Mansfeld".
Die gesamte Münze ist von Abziehspuren überzogen und hat Spiegelglanz in den Feldern und die Buchstaben sind matter, als die Felder. Der Erhaltungsgrad ist unzirkuliert. Stempelglanz wäre "handgehoben" und das war sie vielleicht einmal, aber über das "gewesene" und "gehabte" müssen wir nicht reden. In jedem Fall eine der ersten Münzen, die von einem neuen oder einem gereinigtem Stempel geprägt wurde. Im Buchstaben "N" von Baden hat sich entweder Schmutz oder ein Metallpartikel festgesetzt oder die Stelle lag oberhalb eines Schrötlingsfehlers. Die Buchstaben sind ansonsten sauber geprägt, keinerlei Einfallspuren nach innen oder sonstige Gussmerkmale.

Dieser hier war im Vergleich zum Mansfeld mit 150 Euro (gekauft bei einem richtigen Händler mit Ahnung vom Kaiserreich, um 2012) sehr billig. Damals war er froh, für alles, was er weg bekam und hatte auch den mehrfach gehabt. Den "besten" und teuersten, den er mir gezeigt hatte, habe ich mir geholt. Das war das Stück, dass wohl längere Zeit auf einem Tablett im Schaufenster mit dem Kopf nach oben lag. Ich bin aber sicher, dass er einen oder mehrere hatte, die noch perfekter waren. Der hat immer auf Qualität geschaut.

Beim "Mansfeld" muss man noch sagen, dass keine der beiden Seiten eine regelmäßige Verwendung bei Reichsprägungen fand, weswegen auch klar ist, dass diese von der Qualität der Stempel her etwas schwächer sein könnten, als die der regulären Prägungen. Die Münze "Uni Breslau" von 1911 hat auch eine weiteren, innenliegenden Perlenkreis mit weniger gleichmäßigen Perlenabständen, als der äußere Kranz. Bei den späten Gedenkmünzen - so mein Eindruck - kam es sich mehr auf künstlerische, als auf handwerkliche Stempelqualität an. Das macht es etwas schwieriger.

Der Badener war ganz sicher getaucht, bevor er auf´s Tablett kam und dort lange, teils in der Sonne lag. Weil: der hatte früher viel getaucht. Und das Wachstum der Patina deutet stark auf eine vorherige Reinigung hin, ebenso das von mir abgelehnte Angebot des Händlers: ich tauch die mal schnell, dann sehen beide Seiten gleich aus.....

Wie bereits gesagt: die Münze ist total von feinsten Anziehspuren überzogen. Im Bereich der Wertbezeichnung sind diese viel signifikanter, als auf dem Rest der Prägung. Das könnten es sogar Justierspuren sein oder war der Stempel rostig, was auf ein paar Wochen / Monate kriegsbedingte (?) Prägeunterbrechung hindeutet?

Preislich ist die Münze in einem Rahmen, bei dem schon fleißig gefälscht wird.
 

Anhänge

  • IMG_8840-3-MK-1915-G.jpg
    IMG_8840-3-MK-1915-G.jpg
    2,4 MB · Aufrufe: 99
Zuletzt bearbeitet:
Hübsches Stück, ich habe auch ein paar Silberlinge,die von ihren Vorbesitzern wohl nicht so oft gewendet wurden.
Kleine Anekdote:
De Franciscis Witwe hatte in ihrer Wohnung eine Montage aus zwei 1921er Peacedollar-Stücken an der Wand zu hängen. Als diese nach ihrem Tod abgenommen wurden, zeigte die der Wand zugewandte Seite noch den originalen Prägeglanz, die Sichtseite war trotz wiederholten Putzens nicht vom New Yorker Luftschmutz frei zu halten.
 
3 Mark Sachen-Meiningen 1915, auf seinen Tod, Auflage: 30.000

Die gesamte Münze weist keinerlei Abziehspuren, jedoch Spiegelglanz in den Feldern und die Buchstaben sind matter, als die Felder. Der Erhaltungsgrad ist nahezu unzirkuliert, aber nicht "handgehoben". 430 DM hatte die Münze Mitte/Ende der 90er Jahre gekostet. In jedem Fall eine der ersten Münzen, die von einem neuen Stempel für den Umlauf geprägt wurde.

Darauf weisen meiner Ansicht nach die ansatzweise erkennbaren "Justierspuren" auf dem Porträt hin. Es können aber auch feinste Kratzer vom Schieben der Münze über eine Fläche sein. Die Krone weist eine Prägeschwäche auf; die Buchstaben der Kopfseite (innen) sind minimal "unruhig", was darauf hinweist, dass der optimale Prägedruck noch nicht ganz erreicht war, was die Hypothese von einer Prägung von neuen Stempeln unterstützt.

Auch diese Münze wird fleißig gefälscht.
 

Anhänge

  • IMG_8847-3-MK-1915-E.jpg
    IMG_8847-3-MK-1915-E.jpg
    2,4 MB · Aufrufe: 90
Deine Stücke haben eine schöne Tönung. Darf man fragen, ob Du sie offen lagerst oder in Kapseln ?
 
Zurück
Oben
Sie nutzen einen Adblocker

Sicherlich gibt es Seiten im Internet, die es mit Werbung übertreiben. Dieses Seite gehört nicht dazu!

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Ihren Adblocker zu deaktivieren. Danke!

Ich habe den Adblocker für diese Seite ausgeschaltet