Ein Mann und sein Mörder - numismatisch vereint!

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Keine weihnachtliche Geschichte, aber eine faszinierende, wie ich finde...
Wenn ein Herrscher den Beinamen "der Säufer" trägt, darf man daraus wohl schließen, dass die Nachwelt nicht allzu viel von ihm und seinen Leistungen hielt. Es könnte allerdings auch sein, dass ein solcher Beiname nur Propaganda einer Nachwelt ist, die selbst etwas zu vertuschen hat.
Michael III. (842-867) war nach dem frühen Tod seines Vaters schon als Zweijähriger auf den Thron in Konstantinopel gelangt und musste das Regieren lange Zeit erst seiner Mutter, dann seinem Onkel Bardas überlassen. Es mag durchaus sein, dass er dem Trunk etwas zu ergeben war, allerdings hatte seine Regierung doch auch einige Erfolge aufzuweisen: Zu seiner Zeit bekehrten sich die Bulgaren zum Christentum, ein erster Angriff der Russen wurde abgewehrt, der Ikonoklasmus wurde endgültig überwunden. Ein überaus schlechtes Händchen hatte Michael aber bei der Auswahl seiner Freunde. Am nächsten stand ihm ein Stallknecht namens Basilius, der vor allem durch seine ungewöhnliche Körperkraft auffällig gewesen sein soll. Mit Basilius' Hilfe entledigte Michael sich seines Onkels und machte den Stallknecht 866 zum Mitkaiser. Der gab sich jedoch mit dem zweiten Rang im Reich keineswegs zufrieden; am 24.09.867 ließ er seinen Freund ermorden und trat als Basilius I. (867-886) seine Nachfolge an. Dem toten Michael gelang allerdings noch eine späte Rache: Nach dem Tod des Basilius ließ Leon VI. die Gebeine Michaels prunk- und ehrenvoll bestatten, entweder, um seinem Vater Basilius, mit dem er sich nie verstand, nachträglich eins auszuwischen oder aber sogar um seinen tatsächlichen Vater - es gab das Gerücht, nicht Basilius, sondern Michael sei der leibliche Vater Leons - zu ehren. In diesem Fall wäre die "makedonische Dynastie", die zweihundert jahre über Byzanz herrschte, nicht von Basilius, sondern von Michael begründet worden. Leons Sohn Konstantin VII. dagegen schrieb wiederum eine lobhudelnde Biographie des Basilius und befestigte den schlechten Ruf Michaels ... jeder Zeit das Ihre.
Ein Mann und sein Mörder - die Münze, die Michael und Basilius im Jahr ihrer gemeinsamen Regierung zeigt, dürfte vom Motiv her ziemlich einmalig sein; mir fällt jedenfalls nichts Vergleichbares ein außer einer anderen Münze desselben Paares.
Für byzantinische Münzen höchst ungewöhnlich ist auch die Verwendung der lateinischen Titel Imperator und Rex.
Michael III., Follis, Konstantinopel 866/7, 6,97g Ae, Sear 1693 / Sommer 32.4
 

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