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Königin Elisabeth II. 1926- 2022
Königin Elisabeth ist nach genau 70 Jahren auf dem Thron gestorben. Die BBC sprach gestern vom Ende des „Zweiten elisabethanischen Zeitalters“, und vielleicht wird die Nachwelt ihre Herrschaft als eine eigene Ära wahrnehmen, die eine eigene Charakterisierung verdient.
Die Menschen, die in der Zeit der Königin Elizabeth II. lebten, haben zumindest dramatische Veränderungen erlebt, sowohl in ihrem unmittelbaren Alltag als auch in der Art und Weise, wie sich England in der Welt präsentiert hat.
Als Elisabeth 1952 den Thron bestieg, war Churchill zum zweiten Mal Premierminister, Mörder wurden gehängt, die Wirtschaft litt noch unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs und England war Kolonialmacht im großen Stil. Nun ist der Regierungschef zum dritten Mal eine Frau, die Gesetzgebung wurde modernisiert und das Herrschaftsrecht über fremde Territorien ist auf wenige, eher kleine Gebiete beschränkt. Doch der englische Monarch ist immer noch Staatsoberhaupt in einer ganzen Reihe von Ländern, die längst unabhängig sind, aber immer noch zum "British Commonwealth" gehören.
Ebenso dramatisch wie die Veränderungen in der englischen Politik und Gesellschaft im Laufe von sieben Jahrzehnten sind auch die Veränderungen im britischen Münzsystem.
1952 folgten England und der größte Teil der englisch dominierten Welt noch dem alten karolingischen Münzsystem, das besagte, dass 12 Pence ein Schilling und 20 Schilling ein Pfund sind. Ein Pfund Sterling bedeutet ursprünglich „ a pound of Sterlings “, d. h. 240 kleine Silberpfennige, die ein Pfund wogen. Der Schilling wurde erstmals unter Heinrich VII. geprägt. Ab einem gewissen Zeitpunkt hieß er „Bob“, wobei nicht ganz klar ist, woher dieser Name stammt. Das Pfund begegnete den Engländern zum ersten Mal 1817 physisch, als die alte Guinea, die 21 Schilling wert war, durch den Gold-Sovereign ersetzt wurde, der bald zu einer der wichtigsten Handelsmünzen der Welt wurde. Aber bestimmte Waren wie edle Pferde und schöne Gemälde werden immer noch in Guineas gehandelt. The Guinea is more gentlemenly, I suppose.
Neben Penny, Schilling und Sovereign gab es Farthing (¼ Penny), Half Penny, 3 Pence, 6 Pence, Florin, Half Crown und Crown.
Besondere Erwähnung verdient die 3-Pence-Münze. Unter Elisabeths Vater, George VI, wurde eine neue 3-Pence-Münze aus Messing eingeführt. Die Münze war viel größer als die alte Silbermünze gleichen Wertes. Sie hatte 12 Ecken und war am Anfang sehr unbeliebt. Erst während des Krieges begann man sich mit ihr anzufreunden. In den verdunkelten englischen Großstädten war es beim Bezahlen des Busfahrscheines sofort möglich, die Münze zu erkennen. 1942 spielte das Dreipencestück auch für unsere norwegischen Münzen eine Rolle. Die London- Münzen wurden aus genau der gleichen Messinglegierung geprägt, aus der der "Thrupence" hergestellt wurde.
England hatte fast keine Tradition für Gedenkmünzen. Sieht man von Victorias Jubiläumsserie von 1887 ab, die allerdings eine reine Umlaufserie war, gab es nur zweimal eine eigentliche Gedenkausgabe. 1935, als Georg V. sein silbernes Jubiläum mit einer silbernen Krone im Art-déco-Stil feierte und 1951, als das „Festival of Britain“ genau 100 Jahre nach der Weltausstellung 1851 in Alberts Kristallpalast einem Land in Trümmern den Glauben an eine bessere Zukunft schenken sollte . Diesmal war die Crown aus Kupfernickel. 1947 musste England seine Silbermünzen abschaffen, um mit dem Silber seine Kriegsschulden zu begleichen.
Unter Elisabeth begann man nach und nach Münzen zu besonderen Anlässen zu prägen. Als erstes erschien eine Crown, die sie zu Pferd zeigte, sie war Teil ihres Krönungssets von 1953. 1960 folgte eine anonyme Crown anlässlich der britischen Ausstellung in New York. Der eigentliche Durchbruch kam 1965 mit einer Crown zu Ehren von Winston Churchill. Zum ersten Mal seit Oliver Cromwell erhielten die Engländer eine Münze, die kein Mitglied der königlichen Familie zeigte.
Der 15. Februar 1971 markierte das Ende von 1.000 Jahren Münzen nach karolingischer Prägung. „Decimal Changeover Day“ oder „D-Day“, wie die Presse es nannte, führte die Engländer in die Welt des modernen Geldes. Jetzt wurde das Pfund in 100 Pence geteilt. Die alten Schilling- und Florinmünzen zirkulierten weiter und wurden von gleichgroßen neuen 5- und 10-Pence-Münzen begleitet. Die Königin bekam ein neues Porträt und nach und nach erschien die Welt auf englischen Münzen: 1973 erschien eine 50-Pence-Gedenkmünze, die den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsverband, der heutigen EU markierte. Es ist ironisch, dass Elizabeth II. die Ausgabe einer weiteren 50-Pence-Münze zum Gedenken an das Ende dieser Mitgliedschaft in ihrer Regierungszeit erlebte, zu allem Überdruss mit einem Kommafehler.
Ab den 80er Jahren wurden die Gedenkausgaben immer häufiger und spätestens seit den 1990er Jahren gehört die Royal Mint zu den weltweit wichtigsten Anbietern von Münzen für jeden Geschmack und für jeden Anlass. Gibt es Sammler, die das alles sammeln können? Ich habe meine Zweifel.
Zum ersten Mal seit 70 Jahren müssen sich die Engländer und die Welt nun an den Gesang von „God Save the King“ gewöhnen. Bald werden neue Münzen für Charles III erscheinen. Er wird nach links schauen, wie es die Tradition seit seinem Namensvetter Charles II., der im 17. Jahrhundert regierte, verlangt.
Denn trotz aller Veränderungen, eines können die Engländer gut, und das ist das Bewahren von Tradition.
Königin Elisabeth ist nach genau 70 Jahren auf dem Thron gestorben. Die BBC sprach gestern vom Ende des „Zweiten elisabethanischen Zeitalters“, und vielleicht wird die Nachwelt ihre Herrschaft als eine eigene Ära wahrnehmen, die eine eigene Charakterisierung verdient.
Die Menschen, die in der Zeit der Königin Elizabeth II. lebten, haben zumindest dramatische Veränderungen erlebt, sowohl in ihrem unmittelbaren Alltag als auch in der Art und Weise, wie sich England in der Welt präsentiert hat.
Als Elisabeth 1952 den Thron bestieg, war Churchill zum zweiten Mal Premierminister, Mörder wurden gehängt, die Wirtschaft litt noch unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs und England war Kolonialmacht im großen Stil. Nun ist der Regierungschef zum dritten Mal eine Frau, die Gesetzgebung wurde modernisiert und das Herrschaftsrecht über fremde Territorien ist auf wenige, eher kleine Gebiete beschränkt. Doch der englische Monarch ist immer noch Staatsoberhaupt in einer ganzen Reihe von Ländern, die längst unabhängig sind, aber immer noch zum "British Commonwealth" gehören.
Ebenso dramatisch wie die Veränderungen in der englischen Politik und Gesellschaft im Laufe von sieben Jahrzehnten sind auch die Veränderungen im britischen Münzsystem.
1952 folgten England und der größte Teil der englisch dominierten Welt noch dem alten karolingischen Münzsystem, das besagte, dass 12 Pence ein Schilling und 20 Schilling ein Pfund sind. Ein Pfund Sterling bedeutet ursprünglich „ a pound of Sterlings “, d. h. 240 kleine Silberpfennige, die ein Pfund wogen. Der Schilling wurde erstmals unter Heinrich VII. geprägt. Ab einem gewissen Zeitpunkt hieß er „Bob“, wobei nicht ganz klar ist, woher dieser Name stammt. Das Pfund begegnete den Engländern zum ersten Mal 1817 physisch, als die alte Guinea, die 21 Schilling wert war, durch den Gold-Sovereign ersetzt wurde, der bald zu einer der wichtigsten Handelsmünzen der Welt wurde. Aber bestimmte Waren wie edle Pferde und schöne Gemälde werden immer noch in Guineas gehandelt. The Guinea is more gentlemenly, I suppose.
Neben Penny, Schilling und Sovereign gab es Farthing (¼ Penny), Half Penny, 3 Pence, 6 Pence, Florin, Half Crown und Crown.
Besondere Erwähnung verdient die 3-Pence-Münze. Unter Elisabeths Vater, George VI, wurde eine neue 3-Pence-Münze aus Messing eingeführt. Die Münze war viel größer als die alte Silbermünze gleichen Wertes. Sie hatte 12 Ecken und war am Anfang sehr unbeliebt. Erst während des Krieges begann man sich mit ihr anzufreunden. In den verdunkelten englischen Großstädten war es beim Bezahlen des Busfahrscheines sofort möglich, die Münze zu erkennen. 1942 spielte das Dreipencestück auch für unsere norwegischen Münzen eine Rolle. Die London- Münzen wurden aus genau der gleichen Messinglegierung geprägt, aus der der "Thrupence" hergestellt wurde.
England hatte fast keine Tradition für Gedenkmünzen. Sieht man von Victorias Jubiläumsserie von 1887 ab, die allerdings eine reine Umlaufserie war, gab es nur zweimal eine eigentliche Gedenkausgabe. 1935, als Georg V. sein silbernes Jubiläum mit einer silbernen Krone im Art-déco-Stil feierte und 1951, als das „Festival of Britain“ genau 100 Jahre nach der Weltausstellung 1851 in Alberts Kristallpalast einem Land in Trümmern den Glauben an eine bessere Zukunft schenken sollte . Diesmal war die Crown aus Kupfernickel. 1947 musste England seine Silbermünzen abschaffen, um mit dem Silber seine Kriegsschulden zu begleichen.
Unter Elisabeth begann man nach und nach Münzen zu besonderen Anlässen zu prägen. Als erstes erschien eine Crown, die sie zu Pferd zeigte, sie war Teil ihres Krönungssets von 1953. 1960 folgte eine anonyme Crown anlässlich der britischen Ausstellung in New York. Der eigentliche Durchbruch kam 1965 mit einer Crown zu Ehren von Winston Churchill. Zum ersten Mal seit Oliver Cromwell erhielten die Engländer eine Münze, die kein Mitglied der königlichen Familie zeigte.
Der 15. Februar 1971 markierte das Ende von 1.000 Jahren Münzen nach karolingischer Prägung. „Decimal Changeover Day“ oder „D-Day“, wie die Presse es nannte, führte die Engländer in die Welt des modernen Geldes. Jetzt wurde das Pfund in 100 Pence geteilt. Die alten Schilling- und Florinmünzen zirkulierten weiter und wurden von gleichgroßen neuen 5- und 10-Pence-Münzen begleitet. Die Königin bekam ein neues Porträt und nach und nach erschien die Welt auf englischen Münzen: 1973 erschien eine 50-Pence-Gedenkmünze, die den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsverband, der heutigen EU markierte. Es ist ironisch, dass Elizabeth II. die Ausgabe einer weiteren 50-Pence-Münze zum Gedenken an das Ende dieser Mitgliedschaft in ihrer Regierungszeit erlebte, zu allem Überdruss mit einem Kommafehler.
Ab den 80er Jahren wurden die Gedenkausgaben immer häufiger und spätestens seit den 1990er Jahren gehört die Royal Mint zu den weltweit wichtigsten Anbietern von Münzen für jeden Geschmack und für jeden Anlass. Gibt es Sammler, die das alles sammeln können? Ich habe meine Zweifel.
Zum ersten Mal seit 70 Jahren müssen sich die Engländer und die Welt nun an den Gesang von „God Save the King“ gewöhnen. Bald werden neue Münzen für Charles III erscheinen. Er wird nach links schauen, wie es die Tradition seit seinem Namensvetter Charles II., der im 17. Jahrhundert regierte, verlangt.
Denn trotz aller Veränderungen, eines können die Engländer gut, und das ist das Bewahren von Tradition.
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