Erhaltungsfrage

Dass bei dem hohen technischen Standard der 20er Jahre ein Schrötling noch justiert werden musste, ist eigentlich unwahrscheinlich.

Bei Justierspuren gehen die Linien mit über das Relief, da der Schrötling vor dem Prägen bearbeitet wurde. Die Linien kreuzen sich auch meistens auf dem Münzbild.

Bei Bearbeitungsspuren der Zaine sind die Linien parallel auf dem Münzgrund und dem Relief zu erkennen, und zwar meistens über die ganze Breite.

Diese Linien auf dem Münzgrund hier, stammen sicherlich von irgendeinem Pfusch bei der Stempelpflege.

Stücke mit erhabenen Pickeln und Unebenheiten, manchmal mit zusammen gewachsenen Buchstaben, stammen oft von nachverwendeten, vom Rost befreiten alten Stempeln.
 
jeggy schrieb:
Nun, nach dem was das Bild hergibt, würde ich sie (defensiv) auf etwa MS-63 einschätzen. Das ist bei uns UNZ
Die Felder scheinen recht gut zu sein, deshalb würde eventuell auch MS-64 möglich sein - das kann aber täuschen.
Diverse Prägeschwächen meine ich auch zu erkennen.[/QUOTE]

Was die "Prägeschwächen" angeht, so sehe ich die ebenfalls. Beispielsweise an den erhabensten Stellen der Münze. Speziell 1904 wurden extrem viele 20-Dollar-Stücke geprägt, weswegen ich annehme, daß man die Stempel ausgiebig genutzt hat und vielleicht auch abgenutzte Stempel in Betracht kommen könnten. Wobei perfekt ausgeprägte Stücke natürlich höher zu bewerten sind, als solche von abgenutzten Stempeln.

Auch was die Felder angeht, stimme ich Ihnen zu: Dem Anschein nach sind die OK. Definitiv kann man aber erst etwas dazu sagen, wenn man das Stück unter einer Lupe sieht (ich erwarte die Münze in den nächsten Tagen). Insofern sind Vorsicht und Zurückhaltung hier absolut gerechtfertigt.

Extrem auffällig ist der (scheinbar, d.h. den Pics nach zu urteilen) fehlerfreie Rand.

Üblicher Weise sind fast alle hier in Deutschland angebotenen Stücke am Rand mehr oder weniger beschädigt (was mich persönlich so sehr stört, daß ich solche Stücke als Sammlermünzen nicht kaufen würde). Ich selber habe zuvor noch nie ein 20-Dollar-Stück dieses Types (Kopf) mit perfektem oder nahezu perfektem Rand gesehen.

Sobald ich die Münze selbst gesehen und ggf. untersucht (Tauchwägung und ggf. extrene Ultraschall-Prüfung) habe, werde ich mich nochmal dazu äußern.
 
Das 20-Dollar-Stück ist gestern angekommen.

Zustand: bankfrisch-fast bankfrisch (geschätzte 1.3, 1.0 = Stempelglanz, 1.2 = bankfrisch, 1.5 = fast bankfrisch = vz-st).

Gewicht: ca. 33,43 g

Gewicht unter Auftrieb (durch Shampoo entspanntes Wasser, Münze wurde 1 x mit Zahnseide umwickelt und in Wassertöpfchen getaucht):

1,96 g, das sind ca. 1,96 cm3 Wasser.

Goldanteil: 0,9 x 33,43 g = 30,087 g
Kupferanteil: 0,1 x 33,43 g = 3,343 g

theoretisches Volumen des Goldes:
30,087 g / 19,3 g/cm3 = 1,559 cm3

theoretisches Volumen des Kupfers:
3,343 g / 8,90 g/cm3 = 0,375 cm3

Näherungsweise Ermittlung des Gesamtvolumens der Münze )**:
0,375 + 1,559 = 1,934 cm3

Abweichung / Differenz:

1,96 - 1,934 = 0,026 cm3 oder 1,34 Prozent.

Begründung für die Differenz:
- Volumen der mit eingetauchten Zahnseide
- Ungenauigkeit der Waage
- Wichteänderung des Prüfmediums "Wasser" durch Entspannungsmittel
Shampo.
- )** zu berücksichtigen ist weiter, daß die Dichte einer Legierung von der rechnerisch ermittelten Dichte der Einzelkomponenten abweichen kann. Bei hochlegierten Gold-Kupfer- bzw. Gold-Silber Gemischen (speziell bei Elektron) kann das sehr stark der Fall sein. Bei hochkarätigen Gold-Kupfer-Legierungen (900er Gold) ist dieser Effekt lt. meinen Erfahrungen jedoch vernachlässigbar.

Folgerung: Die Münze besteht sehr wahrscheinlich aus einer 900 er Goldlegierung. Auch das Gewicht entspricht exakt dem Sollgewicht der Originale. Ebenso der mit der Schubleere gemessene Durchmesser, weswegen ein Guß nach meinem Dafürhalten ausgeschlossen ist. Die Prägung ist sauber, die Felder sind eben und der Prägeglanz ist gleichmäßig matt. Die Münze wirkt farblich und von ihrer Prägung her auch genau so, wie die Stücke, die ich von Münzenbörsen und Auktionsgutbesichtigungen kenne. Ich halte sie daher (auch wegen der schwer zu fälschenden Erhaltung "fast bfr.") für echt (Meinungsäußerung, keine Tatsachenbehauptung). Die verbleibenden Restrisiken (z.B. daß die Münze eine hervorragende Prägefälschung oder doch nicht aus Gold ist) halte ich in Anbetracht des Kaufpreises (ca. 580 EUR) für vernachlässigbar gering.

Hinweis: Eine völlige, d.h. 100-prozentige Sicherheit daß es Gold ist kann man durch Tauchwägung allein nicht erreichen. Dazu würde es (wie bereits angeführt) weiterer (zerstörungsfreier) Analysen bedürfen.
 
Der Marktpreis dürfte sich bei etwa 700 Dollar bewegen, insofern ist der Preis in Ordnung - vor allem weil: Wegen der schönen Felder und dem makellosen Rand ist das Stück dann wohl als "choice" innerhalb des Erhaltungsgrades zu sehen.
 
jeggy schrieb:
Der Marktpreis dürfte sich bei etwa 700 Dollar bewegen, insofern ist der Preis in Ordnung - vor allem weil: Wegen der schönen Felder und dem makellosen Rand ist das Stück dann wohl als "choice" innerhalb des Erhaltungsgrades zu sehen.

Na dan hätte ich ja mit ca. 580 EUR voll ins Schwarze getroffen. Gut, es ist ein häufiger Jahrgang, geht man von der angegebenen Auflage aus. Auf Münzenbörsen jedoch und in Ladengeschäften habe ich solch ein gut erhaltenes Stück aber noch nie gesehen. Und ich halte, wie bereits angeführt, bereits seit vielen Jahren Ausschau nach einer so gut erhaltenen Münze dieses Types.

Es mag sein, daß in den Staaten des öfteren bessere Qualitäten verkauft werden. Ich weis aber definitiv, daß dort mit Erhaltungsgraden extrem Schindluder getrieben wird.

Auch möchte ich nicht bestreiten, daß die Möglichkeit besteht, daß es noch größere Mengen solcher Stücke in unzirkulierter Qualität gibt, z.B. Stücke, deren Auflagen nicht vollständig verausgabt und 1933 / 1934 dann abgeliefert wurden. Derlei Risiken bestehen bei solchen Stücken grundsätzlich immer.

Interessant für mich war folgendes: Ich habe mir mal alle Auflagen von 20-Dollar-Stücken aufaddiert und das Goldgewicht bestimmt. Das habe ich (weil es auch 5- und 10-Dollar-Stücke gibt) mit 1,75 multipliziert....
....und beinahe exakt jene 8.000 Tonnen Gold als Ergebnis erhalten, die die lt. Literatur in Fort Knox lagernden Goldreserven der Vereinigten Staaten von Amerika darstellen. Seltsam, nicht?.
 
Dazu würde ich dir den Tip geben, dich mal bei heritage anzumelden
www.heritagecoins.com

Anmelden - vor allem wegen der Super-Bilder, Vergleiche mit abgelaufenen Auktionen etc.

Hier Beispiele:

Münze 1: MS63 - ging incl. Aufschlag für $718.75 über den Tisch.
Münze 2: MS63 - ging incl. Aufschlag für $977.50 über den Tisch.
Münze 3: MS64 - Beispiel für MS-64, da wird es gleich teurer: $1,380.00 incl. Aufschlag
Münze 4: MS66 - (>$10000 incl. Aufschlag)
 

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Na, wenn ich mir da meinen 20er vor Augen führe, so ist der nach meinem Gefühl vielleicht sogar noch ein klein wenig besser, als das Stück in MS 64.
Und das bei nahezu ähnlich sauberem Randstab (vgl. Pics).

Zwischen dem Stück mit MS 66 und meinem liegen aber Welten - will sagen ich schätze mein Stück auf der Grundlage dieser Erhaltungsgradeinstufungen als MS 64 ein. Auf MS 65 möchte ich nicht gehen. Schließlich bringt es nichts, sich was vorzumachen und sich ggf. reichzurechnen.

Der MS 66er ist zudem getaucht, aber deutlich besser ausgeprägt als der 64er und als meiner. Stempelglanz im Sinne von Handgehoben ist der allerdings auch noch nicht. Jedoch würde ich den als bfr-St durchgehen lassen, wohingegen meiner fast bfr-bfr ist.
 
Hier wieder einmal ein paar Münzen von mir zum Graden :)

#1: 1 Mark 1908 A
#2: 1 Mark 1906 A
#3: 1/2 Mark 1911 A
#4: 5 Reichspfennig 1925 F (Variante große 5)

Gruß
Christian
 
Die beiden Markstücke: vz bis vz-bfr, (Bereich: 2.0 bis 1.6), denn beide Stücke sind sichtbar gereinigt

Die halbe Mark ist bankfrisch (1.2) oder sogar noch etwas besser. Sie besitzt noch richtigen Prägeglanz. Wahrscheinlich wurde auch sie gereinigt (getaucht). Genau erkennen kann man es aber nicht.

Das 5-Pf-Stück ist sehr wahrscheinlich ebenfalls gereinigt worden. Durch den Reinigungsvorgang sind Abnutzungsspuren kaum noch als solche erkennbar. Sollte dem so sein, und keine Prägeschwäche vorliegen, so ist von f. vz bis vz+ alles drinn.

Geht man von einer Prägeschwäche oder abgenutzten Stempeln aus, so kann es auch fast bankfrisch sein (1.5)
 
mesodor39 schrieb:
Die beiden Markstücke: vz bis vz-bfr, (Bereich: 2.0 bis 1.6), denn beide Stücke sind sichtbar gereinigt

Die halbe Mark ist bankfrisch (1.2) oder sogar noch etwas besser. Sie besitzt noch richtigen Prägeglanz. Wahrscheinlich wurde auch sie gereinigt (getaucht). Genau erkennen kann man es aber nicht.

Das 5-Pf-Stück ist sehr wahrscheinlich ebenfalls gereinigt worden. Durch den Reinigungsvorgang sind Abnutzungsspuren kaum noch als solche erkennbar. Sollte dem so sein, und keine Prägeschwäche vorliegen, so ist von f. vz bis vz+ alles drinn.

Geht man von einer Prägeschwäche oder abgenutzten Stempeln aus, so kann es auch fast bankfrisch sein (1.5)

Ich lern nie aus :) Ich hätte nämlich der 1 Mark 1908 ein ST gegeben, der 1 Mark 1906 ein VZ bzw. eventuell ein VZ-ST (als prägefrisch gekauft) und dem 5 Reichspfennig auch ein VZ-ST bzw. ST mit Prägeschwächen (wurde beim Kauf als Prägeschwäche angezeigt).

:)

Gruß
Christian
 
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