Ich hatte mal (muss etwa 20 Jahre her sein) gegenüber einer im Behindertenbereich arbeitenden Sozialarbeiterin das Wort "mongoloid" in den Mund genommen. Ich fand das Wort zwar auch nicht schön, aber mir fiel nichts ein, was ich sonst hätte sagen können.
Die Folge war eine Gardinenpredigt des Inhalts, dass dieses Wort in der Gesellschaft negativ belegt sei und als Beleidigung empfunden würde. Man sei daher in Fachkreisen übereingekommen, dass die korrekte Diagnose jetzt nicht mehr "Mongolismus" sondern "Trisomie-21" heißen muss. Ich habe mir das angehört und nichts weiter dazu gesagt, obwohl bei mir die drängende Frage blieb, ob das entsprechende Adjektiv jetzt "trisomistisch-21" oder trisomieeinundzwanzigig" heißt.
Ein knappes Jahr später hatte ich wieder mit eben dieser Sozialarbeiterin zu tun. Wie der Teufel es will, ging es wieder um ein Kind mit der gleichen Behinderung. Um unnötigen Stress zu vermeiden sagte ich brav "Trisomie-21", worauf eine ähnliche Gardinenpredigt folgte, wie beim ersten Mal. Inzwischen hatten Teile der Bevölkerung erkannt, dass Trisomie-21 nichts anderes war, als Mongolismus, was zur Folge hatte, dass in der Zwischenzeit auch das Wort "Trisomie-21" einen diskriminierenden Charakter angenommen hatte. Der neue Ausdruck war jetzt "Down-Syndrom" (down-syndrömlich? downhaft?).
Ich habe daraufhin für mich den Schluss gezogen, dass es unmöglich ist, sich objektiv neutral auszudrücken. Irgendwer wird sich immer auf die Füße getreten fühlen, egal welchen Ausdruck man verwendet.
Das Irrwitzige an der Sache ist allerdings, dass die Verwendung schöner Worte nichts aber auch gar nichts bewirkt. Wenn ich trotz des schönen Wortes eine negative Haltung bewahre, ist es letztlich nicht anders, als hätte ich gleich das böse Wort benutzt. Den Betroffenen dürfte es letztlich egal sein. Sie haben mehr davon, wenn ich sie vernünftig behandele. Wenn ich mit Minderheiten diskriminierend umgehe, hilft es niemand, wenn ich korrekte Worte verwende.