EX AURO HERCYNIA - Harzgold

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Wenn ich an die unten abgebildete Münze denke, habe ich mir schon öfters so meine Gedanken gemacht, wie damals wohl solche Prägungen zustande gekommen sind. Der Harzgolddukat hier ist kein Prachtstück, aber ich mag die Münze ganz besonders, da man nachvollziehen kann was alles gemacht werden musste, um das Metall in eine Scheibenform zu bekommen.

Mein Dank geht an den Hagenberg-Verlag und an den Autor Heinfried Spier. Dieser hat in der Broschüre " Das Rammelsberger Gold" sehr gut und verständlich über das Rammelsberger Gold und die anschließende Verarbeitung und Verwendung geschrieben. Freundlicherweise haben mir der Autor, wie auch der Verlag, die Erlaubnis erteilt, für dieses Thema Bilder und Texte aus der Broschüre verwenden zu dürfen.
 

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Die Gewinnung des Harzgoldes

Das Gold der Harzgolddukaten stammt zum überwiegendem Teil vom Rammelsberg in Goslar. Das Gold kommt dort im Erz gediegen als Berggold vor, allerdings in kleinen Plättchen von einer Größe kleiner als 0,3 mm². Dann noch mit einem unterschiedlichem Gehalt von 0,2 bis 2 g/t. Dies machte eine Gewinnung lange Zeit fast unmöglich. Das Gold ist im verhüttetem Silber enthalten gewesen und hat dieses mehr oder weiniger „verunreinigt“.


Erst ab 1710 hat man das Gold von dem gewonnen Silber abgeschieden. Das Silber wurde schon seit Jahrhunderten gewonnen und für die Braunschweiger und Hannoveraner Münzprägungen verwendet. Es gab schon vorherige Versuche das Gold abzuscheiden, aber aufgrund der geringen Goldgehalte war dieses alles andere als finanziell tragbar. Auch 1710 war das Abscheiden des Goldes nicht wirtschaftlich, allerdings für repräsentative Zwecke der Braunschweig-Wolfenbüttler Herzöge und der hannoverschen Kurfürsten und Könige erwünscht.


Wie machte man dies damals? Zunächst wurde das Gold im Siber angereichert. Mithilfe von Schwefel und Blei wurde dies vom Ausgangsverhältnis Au:Ag 1:384 auf 1:3 gebracht. Dieses Verfahren war für heutiges verständnis unglaublich aufwändig, das Silber wurde in Graphittiegeln geschmolzen, dann in kaltes bewegtes Wasser gegossen. Dadurch bekam man Sibergranulat in Plättchenform. Diese Plättchen wurde mit gepulvertem Schwefel erneut im Graphittiegel geglüht. Dabei entsteht Silbersulfid und das Gold schied sich als feine Teilchen ab.


Dann wurde Bleiglätte (PbO) mehrfach zugegeben und bei mittlerer Temperatur fand eine Reduktion des Bleioxid statt. Ein Teil des Schwefels verbrannte dabei.
Das reduzierte Blei verbindet sich zu einem Teil zu Bleiglanz (PbS) und zum anderen Teil sinkt das Blei zusammen mit dem vom Schwefel befreiten Silber auf den Boden des Tiegels und zieht die Goldteilchen mit zu Boden. Dabei entsteht Bleisilber. Das Blei wurde dann abgetrieben und damit war das Silber Goldhaltiger. Dieser Vorgang wurde dann 8-10 durchlaufen, bis das Au:Ag Verhältnis auf 1:3 gestiegen war.



Dieses sogennante Quartsilber wurde dann mit Salpetersäure aufgelöst, allerdings war das nicht so einfach. Unter dreimaliger zugabe von schwacher Salpetersäure wurde das Quartsilber 4 Stunden gekocht. Dazu kam dann mittels 2 maligem Überschütten mit stärkerer Salpetersäure ein Kochvorgang von nochmals 3 Stunden. Anschließend wurde mit stärkster Salpetersäure das ganze nochmals 2 Stunden gekocht. Dadurch entsteht eine Silbernitratlösung. Da Gold in Salpetersäre nicht gelöst werden kann, blieb es über. Das Gold wurde dann mit Regenwasser gewaschen um noch anhaftendes Silbernitrat zu lösen und dann getrocknet. Danach konnte das Gold eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden.

Das Silbernitrat wurde Destilliert, dabei zersetzte sich dieses und somit konnte das Silber zurück gewonnen werden und aus den nitrosen Gasen wieder Salpetersäure gewonnen werden.

Auf diese Weise wurden pro Jahr gut 2 Kg Harzgold gewonnen, welches 3/7 Braunschweig-Wolfenbüttel und zu 4/7 Hannover zugute kam.
 

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Das Ausmünzen

Die Braunschweig-Wolfenbüttler Herzöge liessen die eigenen Harzgold-Dukaten hauptsächlich in Braunschweig prägen.
Dagegen haben die hannoverschen Kurfürsten und Könige größtenteils die eigene Clausthaler Münzstätte und die Communion-Münzstätte Zellerfeld genutzt.


Das Gold wurde in die gewünschte Legierung gebracht. Dann wurde es in Zaine gegossen.
In der Zellerfelder Münze wurden die Zaine nach alter Art auf dem Amboß mit der Hand zu Platten ausgeschmiedet.
Dagegen wurde in der Clausthaler Münze die Zaine bereits durch ein Walzwerk auf die gewünschte Stärke gebracht.
Danach wurden die Platten geglüht und mit Wasser abgeschreckt.


In Zellerfeld hat man dann, mittels der Stückelschere Schrötlinge geschnitten(!), die mit der Benehmschere oder Feile solange im Randbereich bearbeitet wurde bis das Rauhgewicht erreicht wurde. Nach einem weitern Glühen kam der Platt-Hammer zum Einsatz. Mit ihm wurden die entstandenen Plättchen in einer Faßzange rund geschlagen.

In Clausthal ist dagegen schon eine Schrötlingsstanze vorhanden gewesen, mit der man die Goldplättchen ausstanzte.
Das vom Glühen stumpf gewordene Gold ist dann noch gebeizt worden, was in einer Lösung von 3 Teilen Weinstein und 5 Teilen Kochsalz erfolgte.


Jetzt konnten die dünnen und recht weichen Gold-Schrötlinge zu Dukaten geprägt werden. Auf einem Holzklotz war der Unterstempel befestigt. Darauf kam der Schrötling und der Oberstempel wurde aufgesetzt. Mit mehrmaligen kräftigen Schlagen auf den Oberstempel wurde die Prägung durchgeführt. Ein Stoßwerk (Balancier) konnte nicht zur Anwendung kommen, da es einen zu starken Druck ausübt. Das hätten die dünnen Schrötlinge nicht ausgehalten.

Auf einer Rändelbank haben die Harzgolddukaten dann noch eine Rändelung bekommen, indem die Dukaten in die Maschine eingelegt wurden und mit zwei eisernen Zahnreihen in Drehung versetzt, wodurch ein Rillenmuster hinterlassen wurde.

Der in Beitrag 1 gezeigte Harzgolddukat ist in der Zellerfelder Communions-Münzstätte geprägt wurden, zumindest lässt die beschriebene Herstellung in der Zellerfelder Münze seinerzeit, dies vermuten. Das Münzzeichen L C R gibt darüber aber Gewissheit. Es steht für den Münzmeister Ludwig Christian Ruperti aus der Prägestätte Zellerfeld. Vor ihm und seinen Kollegen, ziehe ich noch heute meinen Hut!
 

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Ein wirklich toller Beitrag und für mich ein sehr interessantes Stück Heimatgeschichte.
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Das Rammelsberger Bergwerk, das im übrigen zusammen mit der historischen Altstadt von Goslar UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist noch sehr gut erhalten und kann besichtigt werden. Ein Besuch lohnt sich und die Führungen sind sehr gut. Sie geben einen realistischen Einblick in die Mühen, die erforderlich waren, um früher das Erz aus dem Berg zu holen.
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vor den Altvordern.
Zu den Braunschweiger Herzögen, die den Goslarern Bürger das Rammelsberger Gold und Silber stahlen, sage ich lieber nichts.
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toller beitrag, ich habe mal unterhalb vom rammelsberg in der altstadt gewohnt, damals hat mich gold noch nicht so interessiert :D
 
Ein Superbeitrag, der die Faszination des Themas " Ausbeutemünzen " nur noch steigert.
 
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Das ich ein Freund von Bergbaugepräge bin ist ja kein Geheimnis. Nun kommt diese Tage in London für Freunde der Ausbeute-Münzen und -Medaillien in London eine ganz besondere Sammlung in eine Auktion. Als ich so über die Stücke schaute fiel mir eines: SIXBID.COM - Experts in numismatic Auctions sofort auf. Und das hat eine Bemerkenswerte Geschichte:

Wir schreiben das Jahr 1806, es tobt die Schlacht von Jena und Auerstedt. Welche die Preussen grandios vergeigten. Damit hatten dann die Franzosen das sagen und Napoleon etablierte das Königreich Westphalen. Nun war in der Münzstätte Clausthal von 1802 bis 1807 der Münzmeister Georg Friedrich Michaelis für das dort lagernde Harzgold verantwortlich. Und dieser hatte die Pflicht aus den ankommenden Harzgoldbeständen (vom Rammelsberg bei Goslar) drei Mark in der Münzstätte aufzubewahren und musste dafür auch eine Kaution stellen.

Eine Mark feinen Goldes waren etwa 233 Gramm, daraus ließen sich dann 67 1/2 Dukaten prägen. Die drei Mark Harzgold waren dafür vorgesehen, im Bedarfsfall daraus die schönen Harzgolddukaten zu prägen. Aber was jetzt tun? Die Franzosen würden sicherlich auch nach Zellerfeld kommen und vielleicht plündern? Die Münze war akut gefährdet!! Also verbrachte er das lagernde Harzgold in die Gewölbekeller des Zehnthauses von Clausthal. Leider starb der Münzmeister Michaelis 1807. Das lagernde Gold geriet aber in Vergessenheit. Bis 1811!

1811 stellte man bei einer Überprüfung der im Gewölbe der damaligen "Regierungskasse" dem Zehnten, in Clausthal fest, dass dort drei Mark Gold lagerten!!!Doch woher? Keine Belege waren vorhanden! Der Goslarer Oberbergmeister Uslar schließlich wusste sich an den Vorgang von 1806 zu erinnern. Man wusste jetzt zwar, woher höchstwahrscheinlich das Gold herkam, aber wem gehörte es jetzt? Was sollte aus ihm geschehen? Die Münzstätte hatte es abgegeben, verbucht war es in der Regierungskasse aber nicht! Sicherlich hätte man es auch, wie die anderen Goldbestände seit 1807 nach Kassel transportieren und abgeben können, aber das muss ja nun auch wieder nicht sein. (Der Harzer ist manchmal von Natur aus ein etwas sturer Zeitgenosse, damals wie heute:rolleyes:) Also schlug man der westfälischen Regierung in Kassel vor, es der neu gegründeten Bergschule in Clausthal zu überschreiben, wie man es schon mit eienem ähnlichem Bestand von Edelmetall aus der Zellerfelder Münzstätte getan hatte.

Noch bevor über diesen Vorschlag entschieden wurde, traf eine Neuigkeit ein. Anfang August wollte das westfälische Königspaar die bergbaulichen Anlagen im Harz besuchen. Nicht anders als heute, wurde alles Mögliche veranstaltet. Neben großen Festlichkeiten, sollte wie früher schon bei Besuchen der fürsten aus dem hannovschen Haus, eine Erinnerungsmedailie geprägt werden. Womit das herrenlose Gold im Kellergewölbe des Zehnthauses ganz recht kam. Es wurde schnell in die Clausthaler Münze geschafft, wo es je auch eigentlich hingehörte. Aus dem Harzgold wurden dann Goldmedaillien mit Schlägel und Eisen, Grubenlicht und "Glück auf" sowie dem Namen und dem Bildniss des Herrscherpaares geprägt.

Schön das ich jetzt auch zumindest einmal ein Bild dieser Medaille sehen kann.

Der Beitrag basiert auf der Veröffentlichung "Die Schlacht um Jena und das Harzgold" von Herbert Lommatsch in der Zeitschrift DIE MÜNZE von 1972.
 
Ein hochinteressanter Beitrag und eine wunderschöne Prägung !
 
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