Falsche Münzen, falsche Scheine

Registriert
11.09.2009
Beiträge
12.764
Punkte Reaktionen
13.725
Falsche Münzen, falsche Scheine

<O:p</O:p
Die diesjährige Auswahl aus den ” Wöchentlichen Nachrichten für das Fürstenthum Ratzburg “ soll nicht den ” ächten ”, sondern den falschen Münzen gewidmet sein. So wie die Presse an der Ausprägung und Verbreitung der neuen Münzen lebhaften Anteil zeigte, ebenso eifrig war sie dabei, die Leserschaft vor dem bereits wenige Monate nach Einführung der Mark kursierendem verfälschten oder gar falschem Gelde zu warnen. Interesant erschien mir, dass Münzen bis zum 20 – Pfennig – Stück gefälscht wurden, in einem Fall ist sogar von falschen Zehnpfennigstücken die Rede. Der Löwenanteil scheint jedoch auf die höherwertigen Sorten mit Riffelrand zu fallen, auf das 1 – Mark – Stück und das Zweimarkstück. Von letzterem besitze ich selbst drei Exemplare, eine falsche Mark ist in unserem Fälschungsthread dokumentiert. Aber auch ein interessanter Fall, der die Massenfälschung von silbernen Fünfmarkstücken behandelt ,wird erwähnt.
<O:p</O:p
Erstaunt war ich darüber, dass falsche Reichsgoldmünzen zu 10 und 20 Mark relativ häufig Erwähnung finden. Das Fälschungsdezernat der Reichsbank verzeichnete wohl um die 100 Fälschungsfälle für die gesammte Umlaufzeit von 1871 bis 1914, was natürlich nichts über die Anzahl der Münzen , die sichergestellt ( bzw. nicht sichergestellt ) wurden aussagt.
<O:p</O:p
Ein paar Zahlen finden sich in Meyers Konversationslexikon von 1906 :
<O:p</O:p
”Trotz der bedeutenden Fortschritte der Münztechnik kommen falsche Münzen doch noch häufig vor. Vom Polizeipräsidium in Berlin wurden z. B. 1880 an falschen Münzen angehalten: 1263 1-Markstücke, 1018 20-Pfennigstücke, 629 2-Markstücke, 147 Talerstücke , 132 5-Markstücke, 4 10-Markstücke, 3 20-Markstücke. Die falschen Münzen sind entweder a) mit nachgeahmten Stempeln aus minderwertigen Metallen und Legierungen geprägt und dann event. noch galvanisch versilbert oder vergoldet; b) in von echten Münzen abgenommenen Formen gegossen und dann häufig versilbert oder vergoldet; oder sie bestehen c) aus einem minderwertigen Metallkern, auf den die mittels einer ganz feinen Säge in Gestalt dünner Blättchen abgeschnittene Avers- und Reversseite einer echten Münze aufgelötet sind; d) aus einem minderwertigen Metallkern, auf den Kupferplatten, die galvanisch auf echten Münzen erzeugt, dann vergoldet und versilbert wurden, aufgelötet sind; e) häufig werden echte Münzen am Rande befeilt, beschnitten, abgekratzt; seltener werden Goldmünzen am Rande ausgebohrt und das Bohrloch mit unedlem Metall gefüllt. Auch werden die Münzen durch Ätzen mit Säuren minderwertig gemacht. Alle derartig gewaltsam minderwertig gemachten Münzen werden in Deutschland von den Staats-, resp. Reichskassen angehalten und dem Einlieferer eingeschnitten zurückgegeben. Falschstücke von Goldmünzen wurden bisweilen hergestellt, indem man Silber- oder Platinbleche mit dünnen Goldblechen belegte und dann ausprägte. Vergoldete Münzen aus Platin-Kupferlegierungen mit Silber- und Zinkgehalt werden seit länger als 20 Jahren in Valencia und Barcelona hergestellt.”
<O:p</O:p
Erteilen wir nun das Wort der Provinzpresse aus Durchleuchtings Grossfürstenthum. Der Grossteil der Beiträge ist den Münzen gewidmet, der Vollständigkeit halber, erwähne ich aber auch in ein paar Notizen die Fälschung von Banknoten, der in der Berichterstattung ebenfalls grosser Raum gegeben wurde und runde die Kavalkade mit einem literarischen Seufzer ab:
<O:p</O:p
24.05.1872<O:p</O:p
Es sind falsche preuß. Doppelthaler in Umlauf, deren Platten fein abgesägt und dann auf Blei sehr geschickt angelöthet sind
<O:p</O:p
18.6.1872
Die Münzfälscher haben sich auch schon der Reichsgoldmünzen bemächtigt. Es sind bereits zwei solcher Fälschungen vorgekommen. Aeußerlich sehen die Münzen sich ganzheitlich an , innerhalb aber fehlt der Goldgehalt, der durch unedles Metall ersetzt ist
<O:p</O:p
10.09.1875
<O:p</O:pEs giebt schon falsche 1=Markstücke mit dem Münzzeichen D.; sie sind sehr gut nachgemacht.
<O:p</O:p
21.04.1876<O:p</O:p
Falsche 20=Markscheine sind nach einer Mittheilung des "Berl. Tageblatt" jetzt in einer neuen Sorte aufgetaucht, von welcher in den letzten Tagen mehrfach Exemplare im Postverkehr angehalten wurden. Einzelne derselben scheinen nach verschiedenen Namensvermerken, die sie tragen, schon längere Zeit im Umlauf gewesen zu sein - falls nicht jene Vermerke von dem Fälscher selbst gemacht worden sind, um die Verausgabung zu erleichtern. Ein in die Augen fallendes Merkmal der in Rede stehenden Falsifikate ist die schmutzige blaue resp. braune Farbe ihres beiderseitigen Ueberdrucks.
<O:p</O:p
24.10.1876<O:p</O:p
Mit besonderer Vorliebe scheinen sich jetzt die Falschmünzer den 50= und 20=Pfennigstücken zuzuwenden. Erstere werden, den ächten täuschend ähnlich, aus Nickel hergestellt und unterscheiden sich nur bei genauem Befühlen durch die eigenthümliche Weiche dieses Metalls von den ächten. Noch schwerer sind die falschen 20=Pfennigstücke, zu deren Anfertigung man sich theils einer pappernen Masse, theils einer Komposition bedient, zu erkennen, weil die Kleinheit und das geringe Gewicht der ächten Münzen einer Täuschung sehr förderlich ist. Man möge sich also, namentlich beim Empfang einer größeren Anzahl von 50= und 20=Pfennigstücken, durch Vorsicht vor Schaden hüten.
<O:p</O:p
16.03.1877<O:p</O:p
Bei der Reichsbank in Frankfurt sind 45 Stück falsche 20 Pfennigstücke gefunden worden; sie scheinen erst im Februar in Umlauf gesetzt worden zu sein.
<O:p</O:p
15.03.1878<O:p</O:p
Die Fabrik, die in den letzten Jahren am flottesten ging, war eine geheime Fabrik in Chemnitz. Die Fabrikanten waren Falschmünzer und machten falsche Thalerstücke. 30 Theilnehmer sind bereits eingezogen.
<O:p</O:p
06.04.1880<O:p</O:p
Unnachahmbares Papiergeld. Die bisher fast allein zu Werthzeichen verwendeten Büttenpapiere konnten von Fälschern mit ziemlich primitiven Einrichtungen hergestellt werden. Die Zeichnung wurde darauf durch Lichtdruck oder Stich nachgeahmt, eben so wurde das Wasserzeichen ohne Schwierigkeit eingepreßt. In Amerika, wo dies Geschäft bekanntlich vorzugsweise florirte, ist es seit über zehn Jahren lahm gelegt. Ein Papierfabrikant, Namens W. Willcox, stellte ein Papier her, dessen eine Seite farbige, in das Papier eingearbeitete Faserstreifen aufweist; die kreuz und quer liegenden Fäserchen sind mit bloßem Auge deutlich zu erkennen und mit einem spitzen Instrument auch herauszulösen. Dieses Papier - nur in der Willcox'schen Fabrik, die Tag und Nacht von Beamten bewacht wird, gefertigt - wird zu allen amerikanischen Noten verwendet und kann mit kleineren Einrichtungen, welche Nachahmer - um unentdeckt zu bleiben - doch nur anwenden könnten, nicht gemacht werden; überdies ist die Manipulation für die Faserstreifen Geheimniß. Deshalb giebt es in Amerika wohl falsches Metall= aber kein solches Papiergeld. Die Willcox'sche Erfindung ist auch dem deutschen Reiche angeboten, welches einen Vertreter nach Amerika sandte. Die Mission hat einen Vertrag mit dem Erfinder zur Folge gehabt und wird gegenwärtig, wie wir hören, bei uns - und zwar in den Fabriken von Decker Geb. Ebart - das amerikanische Papier angefertigt, um es, wahrscheinlich schon zu Ende des Jahres, als Staatspapiergeld auszugeben.
<O:p</O:p
29.11.1881<O:p</O:p
Es sind wieder viele falsche Zweimarkstücke im Umlauf. Sie tragen das Münzzeichen D., die Jahreszahl 1879, sind schlecht gerändert und fühlen sich fettig an. Auf dem Avers im Kopfe des Reichsadlers ist ein Sprung, der jedenfalls im Stempel ist, ausgeprägt.
<O:p</O:p
13.01.1885<O:p</O:p
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In Regensburg z. B. kommen viele täuschend nachgemachte 20=Markstücke vor. - Auch falsche 50=Markscheine laufen um.
<O:p</O:p
04.01.1887<O:p</O:p
Eine Falschmünzer=Werkstätte soll in Frankfurt a. M. entdeckt worden sein. Es heißt, es seien auch bereits mehrere Personen, unter ihnen ein Oesterreicher, verhaftet worden, die in dem Verdacht stehen, falsches Geld gemacht und ausgegeben zu haben
<O:p</O:p
14.06.1887<O:p</O:p
Folgende Falsifikate sind zuverlässiger Zusammenstellung zufolge augenblicklich in unserer Gegend in Umlauf: 1) falsche Fünfmarkscheine (Kennzeichen: die Pflanzenfasern sind mit Tusche ausgezeichnet); 2) Zwanzigmarkstücke (Münzzeichen D, Jahreszahl 1879 matter Klang, fettiger Griff); Zehnmarkstücke (leichteres Gewicht, hellerer Klang); 4) Fünfmarkstücke in Silber (matter Klang, fettiger Griff); 5) Einmarkstücke (matte Färbung, unreine Prägung, dumpfer Klang); 6) Fünfzigpfennigstücke (weiches Metall, biegsam, in Farbe und Prägung aber gut); 7) Zwanzigpfennigstücke (Rand unrein ausgeprägt, schwerer Klang und hell). Nach anderen Quellen sind in neuerer Zeit falsche goldene Zehn= und Fünfmarkstücke, beide von preußischem Gepräge und mit den Jahreszahlen 1875 und 1877 aufgetaucht; beide Fälschungen sind in Silber hergestellt, mittelst Dukatengoldes vergoldet und so gut ausgeführt, daß man sie nur am leichteren Gewicht von den echten Stücken unterscheiden kann.
<O:p</O:p
11.11.1887<O:p</O:p
Der Stettiner Kriminalpolizei ist es nach langem Suchen endlich gelungen, in den Nachbarorten Grabe und Bredow eine aus drei Männern bestehende Falschmünzerbande, die seit Ostern die dortige Gegend mit falschen Zweimarkstücken überschüttet hatte, auszuheben. In der Werkstätte der Falschmünzer, die sich in einem einsam gelegenen Hause in Bredow befand, wurden Gipsformen, Metall, zahlreiche falsche Stücke und eine beträchtliche Summe echten Geldes vorgefunden.
<O:p</O:p
10.07.1888<O:p</O:p
In Mainz wurden mehrfach falsche 10=Markstücke mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs angehalten
<O:p</O:p
01.11.1889<O:p</O:p
8000 Fünfmark=Stücke. Daß von Böhmen aus auf diesseitiges Gebiet falsches Geld deutschen Gepräges geschmuggelt und in Verkehr gebracht worden ist, haben wir bereits gemeldet. Nach den vorliegenden neuen Nachrichten ist die Falschmünzerei jenseits der Grenze in großartigem Maßstabe betrieben worden. Die bezüglichen Meldungen lauten nämlich wie folgt: In Stein=Schönau bei Böhmisch=Kamnitz in Böhmen wurde der Gürtlermeister Carl Wünsche verhaftet. Auf Grund einer anonymen Anzeige, durch welche das Bezirksgericht Böhmisch=Kamnitz in Kenntniß gesetzt wurde, daß sich Wünsche mit der Massenerzeugung falscher Fünfmark=Stücke befasse, begab sich eine vom Gerichts=Adjunkten Dr. Fischer geleitet gerichtliche Kommission in die Werkstätte Wünsches. Anfangs konnte nichts Verdächtiges entdeckt werden, erst am dritten Tage der mit großer Umsicht geführten Untersuchung entdeckte man in einem Holzkeller, ziemlich tief im Erdreich vergraben, 8000 Stück funkelnde Fünfmarkstücke vierfacher Sorte, nämlich preußische, sächsische, württembergische und bayerische. Dieselben sind auf Galvanoplastischem Wege aus Zinn und Silber erzeugt. Sie sind den echten täuschend ähnlich, doch um eine Kleinigkeit leichter. Die Stanzen konnten nicht aufgefunden werden, dagegen fand man Münzstock und andere Werkzeuge zur Herstellung von falschen Münzen. In Albertau wurden am vorhergehenden Tage 7 Personen angehalten, die auf dem Markte solche Falsifikate zu verausgaben suchten. Alle diese Personen wurden den Gerichten eingeliefert. Seither hat die Gendarmerie in der Umgebung zahlreiche weitere Verhaftungen vorgenommen, darunter auch einen Arbeiter Franz Turmer in dem benachbarten Braunburg, dessen Geliebte, eine Sächsin, im Besitze von hundert solchen Falsikaten betreten wurde. Die Untersuchung in dieser Angelegenheit führt das Kreisgericht Böhmisch=Leipa, welchem alle Verhafteten eingeliefert wurden.
<O:p</O:p
26.11.1889<O:p</O:p
In München sind falsche Fünfmarkstücke im Umlauf. Dieselben tragen fast sämtlich die Jahreszahl 1876 und das Bild des Großherzogs von Baden
<O:p</O:p
29.11.1889<O:p</O:p
Die Polizei von Solingen legte in den letzten Tagen einer aus 5 Personen bestehenden Falschmünzerbande das verbrecherische Handwerk. Im Hause des einen Verhafteten zu Ibachsberg wurde die Arbeitsstätte der Bande aufgehoben, man fand noch eine große Menge Metall, Stempel, Stanzen und sonstiges Arbeitsgeräth. Die Bande hat sich hauptsächlich auf die Fabrikation von 10 Pfg.=, 1 Mk.= und 10 Mk.=Stücken verlegt. Trotz der Verhaftungen scheinen die Falschmünzer aber noch nicht ausgerottet zu sein, denn hie und da sind neuerdings falsche Geldstücke mancherlei Art -vom 1 Pfg.= bis zum 10 Mk.=Stück - aufgetaucht, über deren Herstellung noch nichts ermittelt ist.
<O:p</O:p
23.12.1890<O:p</O:p
Der erste Staatsanwalt beim Landgericht in Hirschberg erläßt eine Bekanntmachung, nach welcher bei dem genannten Gerichte ein Verfahren gegen fünf Personen eingeleitet worden ist, weildieselben falsche 1=, 2=, 10= und 20=Markstücke, welche von der kürzlich in Berlin gefaßten Falschmünzerbande angefertigt worden sind, im Hirschberger Landgerichtsbezirke, namentlich in den Kreisen Löwenberg und Schönau in Verkehr gesetzt haben. Die Bekanntmachung des ersten Staatsanwalts, durch welche um Einlieferung solcher Falsifikate ersucht wird, bemerkt, daß dieselben zwar im Gewicht auffallend leicht, sonst aber mit überraschender Geschicklichkeit und täuschender Aehnlichkeit hergestellt sind.
<O:p</O:p
13.02.1891<O:p</O:p
In Hannover waren seit einiger Zeit falsche Zweimarkstücke im Umlauf. Jetzt hat man den Falschmünzer in Person eines Heizers verhaftet. Formen etc. wurden in seiner Wohnung vorgefunden. Die Frau des Heizers ist als der Mitwissenschaft verdächtig ebenfalls verhaftet.
<O:p</O:p
28.07.1891<O:p</O:p
Eine Falschmünzerbande ist in Bahrenfeld bei Hamburg entdeckt wurden, welche dort in einer Krähenhütte in den Geyenschen Tannenwaldungen gehaust hat. Als sich kürzlich ein Geyenscher Arbeiter in die Nähe der Hütte begab, sah er, wie dort mehrere Personen aus= und eingingen. Als die Polizei von dieser Beobachtung in Kenntniß gesetzt wurde, begaben sich, wie die "Hamb. Nachr." mittheilen, sechs Personen unter Führung zweier Polizisten zur Nachtzeit an Ort und Stelle, um die Hütte zu untersuchen. Man fand drei Männer und eine Frau darin, sowie das Material, Schmelztiegel, Münzmetall etc., welches zur Falschmünzerei erforderlich ist. Man bemächtigte sich der Gesellschaft, doch sind zwei derselben angehörige Personen entflohen und bis jetzt nicht ergriffen worden. Unter Laub verborgen, fand man in der Nähe der Krähenhütte viele falsche Ein= und Zweimarkstücke, sowie Fünfzigpfennigstücke vor.
<O:p</O:p
06.11.1891<O:p</O:p
Neubrandenburg. Falsche Ein= und Zweimarkstücke sind hier in den letzten Tagen im Verkehr angetroffen worden. Bei einiger Aufmerksamkeit sind dieselben trotz guter Prägung leicht am Klange, der Farbe und durch das Gefühl zu erkennen.
<O:p</O:p
26.01.1894<O:p</O:p
Nachahmung silberner Markstücke in echtem Silber. In Köln ist eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt worden, welche silberne Ein= und Fünfmarkstücke nachahmte, und zwar genau in dem Silbergehalt der echten Markstücke. Der Vorteil der Falschmünzer besteht darin, daß der Silberwert der Markstücke zur Zeit nur die Hälfte des Nennwerts der Markstücke beträgt. Der Falschmünzer wurde auf frischer That ertappt. Es wurde eine vollständige Präge=Anstalt gefunden, in welcher sich u. a. auch eine große zum Prägen benutzte Balancierpresse befand. Die vorgefundenen, ausgezeichnet ausgeführten Matrizen und die Maschinen, sowie ein Säckchen fertiger Falschstücke wurden in Beschlag genommen.
<O:p</O:p
23.02.1894<O:p</O:p
Eine interessante Geldfälschung, die um so origineller ist, als die Falsifikate wertvoller sind, wie die von der Reichsmünze geprägten derartigen Geldsorten, übt gegenwärtig ein noch nicht ermittelter Falschmünzer aus. Seit kurzer Zeit sind in Berlin falsche Einmarkstücke im Umlauf, deren täuschende Nachahmung in Prägung, Farbe und Klang bei der zuständigen Behörde allgemeines Aufsehen hervorruft. Die Falsifikate, die sämtlich das Münzzeichen A tragen, sind so vorzüglich geprägt, daß die Fälschung nur durch ein sehr geübtes Auge oder unter der Lupe dadurch erkenntlich wird, daß die Ecken der Schrift nicht ganz so präzis ausgearbeitet sind, wie bei echten Münzen, und daß sich das Falsifikat etwas fettig anfühlt. Wie von fachmännischer Seite mitgeteilt wird, enthalten diese Falsifikate für etwa 40 Pfennige Silber nach dem gegenwärtigen Silberkurs gerechnet, während die echten Markstücke nur 35 Pfennige Silberwert haben. Der unternehmungslustige Fälscher scheint auf den zur Zeit so niedrigen Silberkurs gerechnet zu haben und verfertigt nun flott bessere und wertvollere Markstücke als der Staat, wobei der spekulative Falschmünzer noch immer an jedem Markstück etwa 54 Pfennige verdient.
<O:p</O:p
13.03.1894<O:p</O:p
In der Gegend von Ebermannstadt in Oberfranken kursieren vielfach falsche Zwanzigmarkstücke.
<O:p</O:p
30.03.1894<O:p</O:p
In Ohlau in Schlesien wurden 50 falsche Zweimarkstücke angehalten, welche ein Mädchen aus Ottag verausgabt hatte
<O:p</O:p
05.06.1894<O:p</O:p
Falsches Nickelgeld ist seit einiger Zeit in der Reichshauptstadt im Umlauf. Es sind dies Zehnpfennigstücke, welche in Prägung und Farbe den ächten Münzen ähnlich, sich von diesen nur durch helleren Klang und leichteres Gewicht unterscheiden.
<O:p</O:p
17.07.1894<O:p</O:p
Falsches Geld. Die Reichsschulden=Commission erläßt im "Reichsanzeiger" eine Bekanntmachung, wonach in neuerer Zeit falsche Reichskassenscheine zu 50 M. zum Vorschein gekommen und angehalten worden sind. Die genannte Commission sichert demjenigen, welcher den Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter solcher Falschstücke zuerst ermittelt und der Polizei oder den Gerichtsbehörden so nachweist, daß der Verbrecher zu Ueberführung und Strafe gezogen werden kann, eine Belohnung in Höhe bis zu 3000 Mark zu.
<O:p</O:p
31.07.1894<O:p</O:p
Sechzehn verschiedene Sorten falscher Zweimarkstücke sind in den letzten 12 Monaten der kgl. Münze in Berlin überwiesen worden. Unter diesen befindet sich als neues Falschstück eine aus Blei gearbeitete Münze von ungewöhnlich scharfer und genauer Prägung, die bei flüchtigem Blick leicht als echtes Geld angenommen werden kann. Wie ferner mitgetheilt wird, befindet sich gegenwärtig eine ungewöhnlich große Menge falscher Zweimarkstücke auf dem Markte und laufen Meldungen von angehaltenen Falsifikaten aus allen Gegenden Deutschlands hier ein. Es ist anzunehmen, daß eine weitverzweigte Falschmünzerbande, deren Sitz sich in einer größeren Stadt Deutschlands, vermittelst "Agenten" den Vertrieb ihrer Ware bewirkt.
<O:p</O:p
28.08.1894<O:p</O:p
Es sind, wie die Reichsbankstelle dem "Rhein. Kur." in Wiesbaden mittheilte, falsche Thaler vom Jahre 1865 mit dem Bildniß des Königs von Sachsen im Umlauf.
<O:p</O:p
09.10.1894<O:p</O:p
Wie Berliner Blätter melden, sind jetzt auch falsche Thalerstücke im Umlauf, und ein solches ist auch bereits angehalten worden. Es trägt das Bildniß König Wilhelms I. und die Jahreszahl 1870. Das Falschstück ist aus Zink und Blei zusammengesetzt in einer Form hergestellt und um ein Gramm schwerer als die richtigen Thaler.
<O:p</O:p
23.10.1894<O:p</O:p
In Sprottau in Schlesien ist es jetzt gelungen, einen Falschmünzer in der Person des Maschinisten und Schlossers Kuntze zu entdecken. In seiner Wohnung fand man eine große Anzahl theils noch unvollendeter, theils nachgeahmter Münzen, große Zwanzigpfennigstücke mit den Jahreszahlen 1887 und 1892, Thalerstücke mit dem Bildnis Friedrich Wilhelm IV. und der Jahreszahl 1847, verschiedene Gipsformen, das zur Herstellung verwendete Metall, sowie das vollständige Handwerkszeug von ausgezeichneter Beschaffenheit. Kuntze erklärte den Beamten, schon seit längerer Zeit Falschstücke angefertigt und fortgesetzt in den Verkehr gebracht zu haben. Der Falschmünzer, der wegen mehrfacher schwerer Vergehen vorbestraft ist, wurde verhaftet; auch seine Frau wurde unter Anklage gestellt
<O:p</O:p
18.12.1894<O:p</O:p
Falsche 50 Pfennigstücke sind gegenwärtig in großer Menge im Umlauf; dieselben sind jedoch durch ihren dumpfen Klang leicht als Falschstücke zu erkennen.
<O:p</O:p
18.12.1894<O:p</O:p
In Eimsbüttel bei Hamburg entdeckte die Polizei am Sonnabend in einer Kellerwohnung der Schäferstraße eine Falschmünzerwerkstatt. Die Falschmünzer sind entflohen.
<O:p</O:p
10.03.1891<O:p</O:p
Zeichen unserer Zeit.

Falsche Freunde, falsche Thränen,
Falsche Wechsel, falsche Bons,
Ein Gebiß von falschen Zähnen,
Falsche Zöpfe und Chignons,
Falsche Münzen, falsche Scheine,
Falsche Frauen große Schaar,
Falsche Bier' und falsche Weine,
Falsche Kriegsgerüchte gar.
Falsche Cassabücherschreibung,
Falsche Zeugen, falscher Eid,
Falsche Ordenfabricirung,
Schmählich falsche Frömmigkeit,
In der Oper falsch gesungen,
Quell vom falschen Mineral,
Böse Menschen, falsche Zungen,
Falsche Wähler, falsche Wahl.
Falsche Steine und Juwelen,
Falsches Silber, falsches Gold,
Falscher Pathos, falsche Seelen,
Kurzum falsch, was ihr nur wollt.
Falsche Perlen, falsche Ringe,
Falsche Herzen weit und breit,
Alle diese falschen Dinge
Sind ein Zeichen unsrer Zeit.<O:p</O:p
 

Anhänge

  • 3 x 2 Mk falsch Av.JPG
    3 x 2 Mk falsch Av.JPG
    2,2 MB · Aufrufe: 585
  • 3 x 2 Mk falsch Re.JPG
    3 x 2 Mk falsch Re.JPG
    2,1 MB · Aufrufe: 543
Hallo und vielen Dank an Dich für diesen schönen informativen Beitrag. Respekt für Deine Recherche.

Gruß epareiner
 
Hallo und vielen Dank an Dich für diesen schönen informativen Beitrag. Respekt für Deine Recherche.

Gruß epareiner

Vielen Dank ! So etwas macht einfach Spass und die Mecklenburger haben die Zeitungen in ihrer Datei mit einer Suchfunktion ausgestattet, da ist das recht einfach.
Glaubst Du, das im Henze etwas über diese Fälschungen steht ? Hat Henze eigentlich auch seine Fälschungsmeldungen an die Tagespresse weitergegeben oder haben die Redaktionen Henzes Publikation abonniert und dann daraus veröffentlicht ?
 
Hallo,

also Henze war ja in fast allen deutschen Ländern und Österreich ministeriell empfohlener Sachverständiger für Schriften und deren Fälschungen auf Wertpapieren. Er hatte somit schon vor einer Gerichtsverhandlung mit Fällen bei der Polizei zu tun. Da ging es dann nicht nur um gefälschte Wechsel, sondern er erhielt Mitteilungen oder er bekam von der Polizei angehaltenes Geld in Münzen oder Papier vorgelegt um es zu sichten.

Da er in ganz Deutschland empfohlen war, wusste er sehr schnell wenn an einem Ort etwas verdächtiges Geld auftauchte und er bekam dann auch die Gelegenheit falsches Geld für seine Zeitung abzubilden.

Ich vermute, dass einige von Deinen aufgeführten Meldungen von Henze stammen, die er an diese Zeitung weitergab. Sobald ich etwas mehr Zeit habe, sehe ich bei Henze nach und gebe dann Bescheid.

Viele Grüße von

epareiner
 
24.10.1876<O:p</O:p
Mit besonderer Vorliebe scheinen sich jetzt die Falschmünzer den 50= und 20=Pfennigstücken zuzuwenden. Erstere werden, den ächten täuschend ähnlich, aus Nickel hergestellt und unterscheiden sich nur bei genauem Befühlen durch die eigenthümliche Weiche dieses Metalls von den ächten. Noch schwerer sind die falschen 20=Pfennigstücke, zu deren Anfertigung man sich theils einer pappernen Masse, theils einer Komposition bedient, zu erkennen, weil die Kleinheit und das geringe Gewicht der ächten Münzen einer Täuschung sehr förderlich ist. Man möge sich also, namentlich beim Empfang einer größeren Anzahl von 50= und 20=Pfennigstücken, durch Vorsicht vor Schaden hüten.
Kann ich bitte die konkrete Quellenangabe haben?
Danke!
 
Zurück
Oben
Sie nutzen einen Adblocker

Sicherlich gibt es Seiten im Internet, die es mit Werbung übertreiben. Dieses Seite gehört nicht dazu!

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Ihren Adblocker zu deaktivieren. Danke!

Ich habe den Adblocker für diese Seite ausgeschaltet