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a) Nach mittlerweile 57 Jahren kann nicht mehr viel Weichmacher in den Folien sein um sein zerstörerisches Werk fortzusetzen.
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b) Den Alternativweg möchte ich mit den zwei anderen Bildern aufzeigen. Ein 2-Pfennig-Stück von 1967, welches ich vor ein paar Jahren mal von einem Münzhändler reinigen lassen habe (Bilder vorher / nachher).
Dieses 2-Pfennig-Stück sah allerdings bedeutend schlimmer aus und war so nicht mehr ansehlich. Hier hatte man wirklich das Gefühl, dass die Münze komplett zerstört war.
Mit der professionellen Reinigung konnte das Stück m.E. aber doch noch gerettet werden.
Der Spiegelglanz ist wieder schön sichtbar geworden und zwar ohne die Patina zu zerstören.
Moin Moin
Zu a) Da wäre ich mir nicht derart sicher.
Wo soll der Weichmacher denn verblieben sein ? Leider verdampft er nicht einfach so. Eines ist sicher, nämlich, dass die in den Folien verbleibenden Stücke an ihrer Oberfläche weiter "angefressen" werden - und das ist besonders bei den PP und SPGL-Münzen mit den stark glänzenden Bereichen "tödlich". Die an der Oberfläche stattfindende chemische Reaktion zerstört - ab einem bestimmten Stadium der Reaktionsdauer - diese Oberfläche durch Herauslösen von Metallteilchen, was dann an den betreffenden Stellen zum "Erblinden" derselben führt
Diese Reaktion benötigt zum "Starten und Arbeiten" Feuchtigkeit, um einen intensiven Kontakt der Folie mit dem Metall herstellen zu können.
Der hier vorgestellte Satz von 1963 hatte mit einiger Sicherheit das große Glück, dass er über lange Zeit bei relativ konstanten Bedingungen aufbewahrt worden ist.
Die besonders stark betroffenen Sätze in weichmacherhaltigen Folien haben im Laufe ihres Existierens mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich häufiger ihren Lagerort gewechselt. Besonders tödlich ist dabei vor allem ein ständiges ändern der Temperatur. Jeder kennt den auch hier greifenden Effekt von kalten Wasserrohren und im Sommer bei gegenüber dem Keller höheren Außentemperaturen geöffneten Kellerfenstern. Da kann es schon mal ordentlich Tropfen bilden. Das geht bis zur Wassergewinnung.
Es ist deshalb gut vorstellbar, dass Sätze in Händlerhand mit häufigen Börsenbesuchen und /oder Wechsel der Lagerung in Kellern und Läden haben da mit Sicherheit besonders gelitten.
Das ganze beruht auf dem osmotischen Prinzip, bei dem sich die Systeme "innen" und "außen" bei Änderung von Bedingungen durch den osmotischen Druck immer wieder an- und ausgleichen. Da die Folien auf keinen Fall absolut dicht sind, gelangen auf diese Weise Luft und Feuchtigkeit ins Innere derselben - und diese Feuchtigkeit setzt den ganzen Prozess in Gang.
Man versteht unter Osmose die einseitige Diffusion von Wasser durch eine durchlässige Membran. Solange ein Ungleichgewicht der gelösten Teilchen zwischen Außen- und Innenraum besteht, sorgt der osmotische Druck für ein verstärktes Ein- bzw. Ausströmen von Wasser in die Zelle bzw. aus der Zelle. Und das passiert eben auch bei diesen „ach so heiß geliebten“ OBH’s“ – leider, leider
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Der Prozess beginnt wie bekannt auch immer an den intensivsten Berührungsstellen von Folie und Münze - den erhabenen Randstäben und Münzbildern. Und wenn es dann, wie immer zu Beginn, im inneren der Folie erst einmal so richtig schön mit einnem Hauch (leider nur anfangs!) von grün klebt und "schmaddert", wird von diesem Schmadder bevorzugt eine größere Menge Feuchtigkeit festgehalten und das "Arbeiten" wird immer intensiver und zerstörerischer.
Wird der Grünhauch erst deutlich sichtbar, dann sind die vor allem über sehr hohe Materialverdichtungen entstandenen spiegelnden Oberflächen durch Herauslösen von mehr oder weniger vielen Metallteilchen an diesen Stellen nur noch mehr oder weniger mattiert und die Münze somit fleckig.
Zu b) Diese Münze ist auf keinen Fall mehr mit dem Prädikat PP oder SPGL zu bezeichnen. Es ist "nur" noch eine in der Erhaltung vz vorliegende ehemalige Münze aus der PP- oder SPGL-Produktion ("vz aus PP") !!
- und so kann sie am Ende auch nicht als "gerettet" bezeichnet werden - trotz angeblich unzerstörter Patina (Patina auf Metallen ist auch "nur" das Produkt einer chemischen Oberflächenreaktion und mit entsprechendem Wissen im Grunde auch manipulativ herstellbar).
Man kann sich hier nur damit trösten, dass noch Schlimmeres verhindert worden ist - mehr eben nicht.
Für einen "echten" PP-Sammler wäre diese Münze ein absolutes
"Nö" für die Sammlung. Eine Ausnahme könnte es eventuell noch geben, wenn es nicht nur 1 oder 2 Stücke davon gibt, oder nachweislich alle bekannten Stücke kein Aussehen gemäß PP- bzw. SPGL-Herstellung mehr aufweisen.
---> Die Empfehlung lautet wie in allen Zeiten zu diesem Thema auch hier: Jeder Sammler muss für sich gut abwägen, was er letztlich sammeln will -
1. Kunststoff ummantelten "Original Bad Homburg (OBH)"- bzw. "Original Prägestätten (OPS)-Schrott oder
2. "nackte" aber einwandfreie Münzen.