Friedrich der Weise - 3 Mark 1917

Beim Durchstöbern alter Kataloge bin ich auf folgendes Auktionsvorkommen gestoßen:

Kölner Münzkabinett, Auktion 36 (17.04.1984), Los 1277, PP, zugeschlagen für 116.000 DM.
 
Aufgrund dieser Anfrage von @Kempelen hatte ich meine Literatur zu den sächsischen Münzen durchforstet, unter anderem auch die "Sächsische Münzkunde" von Walther Haupt. Zu dem von Kempelen angefragten Doppeltaler fand ich zwar keine Eintragungen, sehr wohl jedoch zu Friedrich dem Weisen! Ich denke, dass diese Eintragung sehr viele offene Fragen beantwortet. Ich habe mir diesen Thread hier noch einmal ganz von vorn durchgelesen. Die meisten Fragen kamen durch eine Anmerkung bei einer Künker-Auktion auf, in welcher es hieß: "Von den ursprünglich 100 geprägten Exemplaren wurde durch die Wirren des 2. Weltkrieges ein Teil der Auflage vernichtet. Insgesamt ist wohl nur deutlich weniger als die Hälfte aller Stücke erhalten." Allerdings konnte das Haus Künker auf Anfrage keine genaueren Angaben zu Quellen oder sonstigen Belegen dieser Aussage tätigen, so dass diese Aussage etwas zweifelhaft blieb.

Dann kam eine Aussage von @Le Achim, wo er folgende Anekdote zum Besten gab:

Ohne Garantie, evtl. von Münchhausen !

Mir fällt dazu ein, das ich mich mal mit einem Münzhändler hier (Sachsen) über den Fr.d.W. gesprochen hab, die Gerüchteküche sagt, der damalige sächs. "Schäuble" hätte sich alle 100 St. als sein Gehalt verrechnen lassen. Der soll damals 'Nagel' geheißen haben, wovon der Spruch "unter den Nagel gerissen" stammen soll.
Ob diese Mär stimmt ??? Und ob der damalige Finanzminister tatsächlich Nagel hieß u. er am Zahltag mit den Scheiben ins Wirtshaus ist :confused: ? Leider nix ergurgelt und mein Oppa kann ich nicht mehr fragen.
Ein Zacken Wahrheit soll ja immer an jeder Legende dran sein.


Dies schien zunächst nicht zu passen, denn wie @Kronerogøre richtigerweise anmerkte:

Der sächsische Finanzminister zu dieser Zeit hiess Ernst von Seydewitz ( Amtszeit 1910 - 18 ).

Letztlich stellte dann Kroni eine Anfrage an das Dresdner Münzkabinett und erhielt folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr..., aus den Akten der Münzstätte Muldenhütten geht lediglich hervor, dass die erste Ablieferung von geprägten 3-Markstücken mit Friedrich dem Weisen im April 1918 erfolgt ist. Über die zweite Ablieferung ist nichts bekannt. wir vermuten, dass die Novemberrevolution 1918 dazwischen gekommen ist. Alles, was über die Auflage dieser Gedenkmünze bekannt ist, hat Walther Haupt, Sächsische Münzkunde, Berlin 1974, Seite 190, geschrieben.

Und genau diese Anmerkungen auf Seite 190 möchte ich hier nun zum Besten geben (Hervorhebungen durch mich):

Unter diesen (Gedenkmünzen) ist das Reformations-Dreimarkstück von 1917 eine ausgesprochene Kostbarkeit, die seltenste sächsische Münze und eine der wertvollsten Silbermünzen der Neuzeit, ein Werk des Stempelschneiders Fritz Hörnlein, der 1945 in Dresden umkam. Dieser wußte zu erzählen:

Die Reformationsgedenkmünze sei auf Veranlassung des damaligen sächsischen Justizministers Dr. Nagel, eines namhaften Münzsammlers, entstanden. Der als Motiv nächstliegende Lutherkopf wurde verworfen mit dem Vorgeben, nur Köpfe von Monarchen dürften auf Reichsmünzen erscheinen; vielleicht wollte man jedoch dem katholischen sächsischen Königshause nicht zuviel zumuten.

Die Not der Kriegszeit gestattete nur eine Auflage von 100 Stück im Nennwert von 3 Mark. Dreißig Stück von diesen erhielt der Herr Minister mit seinem Gehalt ausgezahlt. Die übrigen wurden zurückgehalten, aber infolge der Revolution von 1918 mit Ausnahme von ein paar wenigen, die unrechtmäßig auf die Seite gebracht wurden, versehentlich wieder eingeschmolzen. Nachahmungen sind nie versucht worden, Nachprägungen nicht zu erwarten, da die Stempel zuverlässig amtlich verwahrt sind.

Der letzte Versteigerungspreis, der für ein solches Stück im Jahre 1965 in Frankfurt am Main erzielt wurde, betrug 9.000 Mark, das ist, einschließlich des Auktionsaufschlages, der Gegenwert für 2 kg Feingold. Mit dieser Kostbarkeit fand die sächsische Münzprägung ihren Abschluß.


Man sieht also, dass @Le Achim mit seiner Geschichte gar nicht sooo weit daneben lag! ;)

Die Stücke wurden also eingeschmolzen, wenn wohl auch versehentlich. Da von "mit Ausnahme von ein paar wenigen" geschrieben wird, dürften zusammen mit den 30 Stück des Ministers vermutlich nicht mal mehr die Hälfte der 100 geprägten Stücke existieren. Eine Zahl von ca. 40-45 Stück scheint da realistisch zu sein. Zumindest dieser Teil der Künker-Aussage stimmt also wohl einigermaßen.
 
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