Az.: K 16 - MB 6675 Tests zur Fahrtauglichkeit älterer Bürger
Buergerinfo, BMVI
Sehr geehrter Herr ...,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur verfolgt die Unfallentwicklung älterer Kraftfahrer seit langem mit großer Aufmerksamkeit. Die Zahlen der Unfallstatistik lassen derzeit nicht den Schluss zu, dass von älteren Kraftfahrern ein erhöhtes Unfallrisiko ausgeht. Das Gegenteil ist anzunehmen. Die Unfallbeteiligung älterer Kraftfahrer ist deutlich niedriger als die jüngerer Altersgruppen, auch proportional zu ihrem Anteil an der Bevölkerung.
Die relativ geringe Unfallbeteiligung älterer Kraftfahrer ist vor allem darauf zurückzuführen, dass ältere Kraftfahrer ihre mit dem Alter einhergehenden Leistungsbeeinträchtigungen kompensieren können. So vermeiden sie etwa Fahrten in der Dämmerung und Dunkelheit und fahren oft nur ihnen vertraute Strecken. Dennoch bedarf dieses Thema einer besonderen Aufmerksamkeit, da der demografische Wandel sich auch auf Deutschlands Straßen widerspiegelt. Durch die erhöhte Mobilität von Senioren zeigt sich deutlich eine erhöhte Teilnahme am Straßenverkehr. Aus wissenschaftlicher wie auch ökonomischer Sicht würde die Einführung einer altersabhängigen Überprüfung aller Verkehrsteilnehmer (generalpräventiver Ansatz) weder einen Zugewinn an Verkehrssicherheit bewirken noch würde dies den Mobilitätsbedürfnissen älterer Menschen gerecht werden. Der hohe Aufwand, der für die Durchführung regelmäßiger Tests in Deutschland erbracht werden müsste, ließe sich andernorts effektiver für eine Zunahme der Verkehrssicherheit verwenden.
Wichtige Ansprechpartner für die Senioren sind jedoch die Hausärzte, deren Beratungskompetenz zur Fahreignung unterstützt werden sollte. Das Bundesministerium ist der Meinung, dass den Hausärzten eine besondere Bedeutung zukommt, da ältere Menschen den Rat ihrer Ärzte eher annehmen als etwa die Ratschläge der eigenen Familie.
Ärzte, insbesondere Hausärzte, haben eine besondere Verantwortung bei der Beratung der Senioren in Bezug auf die Fahrtüchtigkeit. Aus diesem Grunde hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), eine dem Bundesministerium nachgeordnete Behörde, einen Bericht "Handbuch zur Verkehrssicherheitsberatung älterer Verkehrsteilnehmer durch Ärzte" erstellt. Weiterhin hat die BASt die Grundlagen für ein praxis-taugliches "Screeningverfahren" entwickelt, mit dem Hausärzte einschätzen können, ob bei dem Patienten verkehrssicherheitsrelevante Einschränkungen vorliegen könnten. Darüber hinaus wurde eine Weiterbildungsmaßnahme für Hausärzte zur Stärkung der Beratungskompetenz konzipiert und evaluiert, die in den letzten Jahren genutzt und auch bereits zertifiziert wurde. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung bzw. Fertigstellung der o. g. "Instrumente" ist ein prioritäres Ziel der BASt.
Auch bei der Umsetzung der sog. 3. EG-Führerscheinrichtlinie ist das Thema regelmäßiger Gesundheitsüberprüfungen diskutiert worden.
Die Auswertung der Unfallzahlen in Deutschland lässt es jedoch zu, von regelmäßigen Eignungstests für Pkw-Fahrer abzusehen. Sicher ist aber auch, dass alle Regelungen regelmäßig auf Ihre Wirksamkeit hin überprüft werden, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland künftig eine regelmäßige Gesundheitsüberprüfung etwa für Senioren eingeführt werden könnte.
Bis dahin setzt das Bundesministerium auf freiwillige Maßnahmen. Die Werbung für freiwillige Gesundheitschecks erfolgt in erster Linie über die Umsetzerverbände des Bundesministeriums, den Deutschen Verkehrssicherheitsrat (
Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR)) und die Deutsche Verkehrswacht (
Herzlich willkommen auf der Homepage des DVW | DVW e.V.).
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Ihr Bürgerservice
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Referat K 16 - Bürgerservice, Besucherdienst
Invalidenstraße 44
10115 Berlin