Geschichte des chinesischen Münzwesens

Den Abschluss dieser Münzenserie bildet die seltsam geformte Messermünze in Form eines Sicherheits-Schlüssels, mit dem Wert 500 (Wu-Pai) – auf dem Ring die Inschrift Ch’i-Tao = Kerbmesser.

18 = Messer Münze zu 500 Shu, Ring = Chih Tao / Klinge = Wu Pai 72,0 x 29,5 (Dm) / 19,5 g.
Messermünzen gibt es als Paare an den Klingenspitzen zusammenhangend, genauso wie es auch
Bu Münzen Paare an den Füßen zusammenhängend gibt.
Der Ring der Messer Münzen ist auch alleine (ohne Klinge) in den Verkehr gekommen.

Eine zweite Messer Variante mit anderer Inschrift hatte einen Wert von 5000 Shu. Um diesen Wert zu dokumentieren waren die Schriftzeichen " Yih Tao" incus gegossen und mit Gold ausgefüllt.
Eine weitere, spätere Variante zeigt keine Schriftzeichen mehr im Ring.
Alle diese Stücke sind massiv gefälscht worden!!!!

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Die Messermünzen des Wang Mang
werden von vielen Sammlern als logische Fortentwicklung der frühen Messergeldformen der Zhou-Dynastie angesehen. Es wird dann häufig argumentiert, dass der Ring, den alle diese Münzen am Griffende aufwiesen, sich zu einer regelrechten Lochmünze mauserte, während die Messerklinge ihrerseits verkümmerte und das Geldstück damit handlicher wurde.
In Wirklichkeit aber hatte schon gegen 250 v. Chr. das unhandliche Gerätegeld endgültig ausgedient und die flache runde Scheibe aus den unterschiedlichsten Kupferlegierungen mit ihrem charakteristischen quadratischen Mittelloch ihren über zweieinhalb Jahrtausende anhaltenden Siegeszug durch das chinesische Münzwesen angetreten.
Es verging zwischen dem Verschwinden der alten Messermünzen und der Ära Wang Mang ein volles Vierteljahrtausend, ohne dass diese Geldform weiter existierte und sich im Laufe der Zeit zu der hier vorgestellten Form hätte entwickeln können. Offenbar wollte Wang Mang vielmehr an die Münztraditionen der „guten alten Zeit“ anknüpfen und seiner Herrschaft auf diese Weise zu einer gewissen Legitimation verhelfen.
Die hier genannten Exemplare tragen auf der Klinge die Aufschrift
ping wu qian 平五千 = Wert fünftausend. Es handelt also um Inflationsmünzen, deren intrinsischer Wert, d. h. der des Metalls, keinesfalls dem eines Fünftausenderstückes entsprach. Wang Mang ließ deshalb, um die Akzeptanz der Stücke beim Volk zu erhöhen, diese mit Goldeinlagen der Schriftzeichen yi dao 一刀 = ein Messer aufwerten.
Häufig allerdings brachten die mit der Münzherstellung betrauten Beamten Teile des für die Inlays mitgelieferten Goldes beiseite und versahen die erhaben mitgegossenen Schriftzeichen auf der Rundmünze stattdessen lediglich mit einem hauchdünnen Goldüberzug.
Das obere Stück (Hartill 9.13) ist wohl die mit Abstand gängigste und auch am häufigsten gefälschte Messermünze. Sie trägt im Münzrund die Aufschrift qi dao契刀 = Kerbmesser, obwohl sie sich zu diesem Zweck kaum eignet. Auf der Klinge steht wu bai五百 = fünfhundert.

Wang Mang nannte seine Regierungszeit selbst Tien-Feng = Himmlischer Wind.
Den Namen der Han Dynastie Wandelte er in Sin-Dynastie ab. Sie erlosch mit seinem Tod.

Ein Kenner der Materie ist Helfried Ehrend aus Speyer, der mit seinem Freund
Vincent Vong Kun Peng ein kleines Büchlein, „Wang Mang und seine Münzen“ als Band 16 in der Serie der Speyerer Numismatischen Beiträge heraus gebracht hat (ISSN 1433-8297).

Wer geglaubt hat, aus einer Zeit in der Jesus übers Land gewandelt ist und Lahme gehend, Blinde sehend gemacht hat, gäbe es keine Fälschungen - der hat sich schwer geirrt.

Die gegossenen Geldstücke mit ihrer ungleichmäßigen Oberfläche und das Material, dass schon von Natur aus zur Korrosion neigt bietet den Fälschern ein weites Betätigungsfeld,
das auch weidlich beackert wird.

Die Pu-Münzen mit ihren unterschiedlichen Größen sind sehr schwer zu überschauen -
bei den Rundmünzen ist es schon etwas schwieriger –
außer der Fälscher ist total neben der Kapp, wie bei der linken Münze

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Wu Chu (Wu Zhu) - die Münze der Vernunft.

Zusammen mit der Erstellung des Artikels wurde von mir versucht auch gleich die Sammlung zu ordnen und neu zu organisieren.
Das sah ganz einfach aus, - die Münzen nebeneinander auf den Tisch gelegt, nach Herrschern sortiert und dann auf das Tablett übertragen – aber denkste, so einfach war es nicht.

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Wir erinnern uns – in der Zhou – und der Westlichen (Hsi) Han Dynastie wurde nach dem Ende der Gerätegeldperiode mit Münzen im Gewicht einer halben chinesischen Unze – dem Ban (1/2) Liang bezahlt.
Das (oder der) Liang wurde in 24 Zhu geteilt (Ban Liang also = 12 Zhu) und wog ca. 16 Gramm.
Für Bürger und Handel waren die Stücke aber zu groß und so wurden ca. 175 BC neben den Wu Zhu auch Münzen mit 1/3 des Ban Liang = 4 Zhu in den Umlauf gebracht. Münzen mit 3 Zhu (San Zhu) und 2,4 Zhu (Wu Fen) gab es zu dieser Zeit ebenfalls.

Die Geldentwicklung führte aber dazu, dass nach 118 BC eine neue Münze mit 5 Zhu (Wu Zhu) zu schaffen und zu verbreiten war, was dem Handel sehr zuträglich war.
Dieser neue Münzentyp wurde so beliebt und erfolgreich, dass er letztendlich für rund 600 Jahre (bis ca. 550 AD) die Standardwährung in China bildete. (auf unsere Zeit bezogen wäre das vom Ende des Mittelalters bis zur Jetztzeit)
Die Vielfalt der Münzen war aber trotzdem so groß, dass damit locker ganze Sammlungen gefüllt werden können.
Eine Besonderheit der Münzen von 115 – 113 BC war noch, dass die Ränder außen so gut bearbeitet waren, dass man meinen könnte, sie sind auf einer Drehbank gefertigt. Ihre Bezeichnung ist Chi Ze Wu Zhu. Chi Ze bedeutet Rote Kante, die offensichtlich bei den Münzen auffällig leuchtete (damals!).
Die Seltenheit vieler dieser Münzentypen ist darauf zurück zu führen, dass bei den Neuausgaben die vorhergehenden Münzen einfach wieder eingesammelt und eingeschmolzen wurden – das übersteht keine Münze.

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David Hartill schreibt dazu: In dieser Zeit hatte sich eine volle Geldwirtschaft entwickelt. Steuern, Gehälter und Geldstrafen wurden alle mit diesen Münzen bezahlt (auch in unserer Zeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – wer wollte schon Geldstrafen z.B. in Goldeuros bezahlen?).
Ein Durchschnitt von 220 Millionen Münzen sind im Jahr produziert worden.
Laut der Geschichte der Han war die Westliche Han Zeit ein wohlhabender Zeitraum. Die Getreidespeicher in den Städten und auf dem Lande waren voll und die Staatskassen liefen über mit dem Reichtum.
 
In der Hauptstadt (-> Ch’ang-an) stapelten sich die Schnüre der Münzen zu hunderten von Millionen, bis die Schnüre mit denen sie gebunden waren verrotteten und niemand die Münzen mehr zählen konnte.

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Durchschnittlich kostete Hirse 75 Cash und polierter Reis 140 Cash pro 100 Liter, ein Pferd 4500 Cash. Ein ungelernter Arbeiter war für 150 Cash im Monat zu heuern, ein Händler konnte bis 2000 Cash im Monat verdienen.

Während der der letzten 25 Jahre der Westlichen Han Dynastie bemächtigte sich ein gewisser Wang Mang (über den bereits berichtet wurde) des Thrones und versuchte das Weltbild (der Chinesen) zu verändern.
Er schuf neues Geld, eine neue Ordnung und auch neues Chaos - die beliebten Wu Zhu Münzen der Han wurden von ihm vollständig ignoriert – er schuf aber eine andere Münze, auch im Gewicht von 5 Zhu, die Huo Quan genannte Münze, die wiederum das Ende von Wang Mang nicht überlebte.

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Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Wu Zhu vor der Zeit von Wang Mang ist der eckige Gabelgrund des rechten Teiles im links stehenden Zhu Zeichen.

Die Münzen der Östlichen (Tung) Han Dynastie (25 – 220 AD), die gleich auf der Westlichen Han folgte, sind am Gabelgrund abgerundet. Das ist ohne Übung manchmal schwer zu erkennen.

Auch nach dem gewaltsamen Ende des Wang Mang Regimes herrschte noch Unordnung im Münzsystem. Kleidung, Seide und Getreide waren die Ersatzwährungen und wurden zusammen mit den Münzen im Handel benutzt. Trotzdem blieb Bargeld das normale Maß für Reichtum und wurde in großen Mengen eingesetzt. Die Wu Zhu Münzen setzten ihren Siegeszug, zusammen mit anderen Münzen, bis zum Ende das 6. Jahrhunderts fort. Manche Münzen können bestimmten Herrschern oder Ereignissen zugeordnet werden, viele aber können es nicht.
Herbert Staack listet über 10 Seiten in seinem Katalog mit 220 Nummern nicht zuordenbaren Wu Zhu auf.

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Für die nächsten ca. 200 Jahre gab es bei den Münzen jetzt keine tiefschürfenden Veränderungen mehr. Die Münzen wurden etwas leichter, was man einer gewissen Inflation anlasten kann. Es gab einige unspektakuläre Varianten im Münzbild – mal Wu links, mal Wu rechts, Punkte im Feld – Striche an den Ecken oder auf der Münze, kleine Beizeichen und Varianten der Ränder – mit und ohne Lochmauer, vorne oder hinten, fehlender Außenrand etc.

Einige Größenvarianten, bis hinunter zu den Gänse- oder Hühneraugen genannten 12 Millimeter Münzen im vollem Wu Zhu Design wurden auf Wunsch der Bürger gefertigt, die nicht immer mit so schweren Taschen herum laufen wollten.
Man muss dazu wissen, dass die Taschen der Chinesen in den Ärmeln der Oberbekleidung waren!

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Wie bei jeder Produktion, gibt es aber auch Fehlleistungen bei der Münzenherstellung.
Es gibt heute Sammler, die sehr viel Geld für einen vermurksten Euro auf den Tisch legen – dann hätten diese Wu Zhu ein Vermögen kosten müssen – es ist aber einfach nur Münzen-Schrott, der als schlechtes Beispiel in der Sammlung liegt.
Gussfehler in der Münzstätte. (aus der Schrottbox)

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Im Jahre 220 ging die Han Dynastie zu Ende und wurde durch einen langen Zeitraum von Uneinigkeit und Bürgerkriegen, beginnend mit den San Guo – den „Three Kingdoms“ – welche aus der Teilung der Han Dynastie erwuchsen, ersetzt. Historiker nennen diese Zeit die Zeit der „Staatlichen Zerrissenheit“.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese drei Königreiche, Wei im Norden Chinas – die Shu im Westen und die Wu im Osten waren die Ära des Goldenen Zeitalters des Rittertums in der chinesischen Geschichte, wie es in dem Roman „Die Romanze der Drei Königreiche“ beschrieben war.
Das Geld reflektierte aber auch die unruhigen Zeiten in denen Kleinmünzen und Wertmarken dominierten.

Nach dem Jahr 221 unter dem „Kingdom of Shu“ änderte sich das Aussehen der Wu Zhu Münzen merklich. Die Münzen hatten jetzt 4 Schriftzeichen im AV (im Han nur zwei) wie es bis zum Ende der Cash-Gussmünzen üblich war. Der Wert der Münzen wurde bei gleicher Größe um das Einhundert fache angehoben. Aus Wu Zhu wurde
Zhi Bai Wu Zhu = Wert 100 Wu Zhu. Die Rückseiten tragen verschiedene incuse Zeichen mit Zahlen und anderen Bedeutungen.

Das parallele Königreich Wu (222 – 280) ging gleich noch einen Schritt weiter und verausgabte im Jahre 236 Münzen im Wert von 500 - Da Quan Wu Bai = Große Münze Fünf Hundert, sowie
mit Werten von 1000, 2000 und 5000.

Die Jin Dynastie mit ihren 16 Königreichen (265 – 420) ging einen anderen Weg.
Sima Yan gründete im Jahre 265 die Jin Dynastie.
Nach der Niederlage des Königreiches Wu im Jahre 280 war China für eine Weile wiedervereinigt.
Zuerst war die Dynastie bekannt als Western Jin mit Luoyang als Hauptstadt. Nach 317 wurde daraus die Östliche Jin Dynastie mit Nanking als Hauptstadt.
Die historischen Aufzeichnungen erwähnen keine spezielle Herstellung von Münzen in der Jan Dynastie. Im Süden gab es aber drastische Preisschwankungen durch die Verminderung des Gewichts des Geldes. Stoffe und Getreide wurden wieder als Geldersatz benutzt. Im Norden gab es durch zahlreiche unabhängige Königreiche einige interessante Münzen.
Die Grundlage war hier wieder der (das) Liang.

Li Shou von Sichuan nahm 337 den Regierungstitel Han Xing an – und schrieb ihn auch auf seine Münzen.
Das war das erste Mal, dass ein Regierungstitel (->Nian Hao) auf einer Münze zu finden ist.

Im Jahre 420 teilte sich das Reich wieder in Nord- und Süd - Dynastien (420 – 581).
Es folgte eine lange Periode von Uneinigkeit und Streitereien.
Der Norden und der Süden Chinas wurden jeweils durch zwei separate Abfolgen von Dynastien regiert.
Während dieser Periode wurden auf den Münzen neben dem Nominal (Gewicht) auch Namen und Jahrestitel genannt, obwohl die Wu Zhu Münzen weiterhin ausgegeben wurden.
Siegelschrift blieb die Norm für die Inschriften obwohl einige Münzen mit hoch angesehener Kalligraphie produziert wurden.
Allerdings war die allgemeine Münzherstellung eher von schlechter Qualität.
Nach 465 bekamen Bürger die Genehmigung Münzen herstellen zu dürfen. Unmengen dieser kleinen Münzen wurden produziert, Tausend dieser kleinen „Gänse Augen“ genannten Münzen ergaben gerade einen Haufen von 3 Zoll Höhe. Es gab andere, noch schlimmer – die Fringe Rim Münzen, denen man nachsagte, dass sie im Wasser nicht unter gehen würden und bei Berührung in der Hand zerbrechen. Beim Handel machte man sich nicht die Mühe sie zu zählen, sondern nahmen sie im Wert von „eine Hand voll“.

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Die Reformen des Kaisers Ming nach 465 hatten nur begrenzten Erfolg bei der Verbesserung der Qualität der Münzen.
Die Währungsverhältnisse besserten sich aber in späteren Zeiten im Norden wie im Süden, wie man an den Münzen sehen kann.

Mit dem Aufkommen der Sui Dynastie (581 – 618) wurde China wiedervereinigt.
Unter dieser kurzlebigen Dynastie wurden viele Reformen in Angriff genommen, was letztendlich zum Wohle der nachfolgenden Tang Dynastie auslief.
Die einzige Münze, die mit der Sui Dynastie verbunden ist, hat Kaiser Wen 581 herstellen lassen (H.10.26).
Er ordnete im Jahre 583 an, dass jeder Grenzsoldat 100 Stück auf die Hand erhält. Im nächsten Jahr wurde ein striktes Verbot erlassen, dass nur noch die neuen Münzen zirkulieren durften. Wer das nicht befolgte erhielt eine Strafe von einem halben Jahreseinkommen.
Zusätzliche Münzstätten wurden in verschiedenen Präfekturen eingerichtet, die Münzen wurden regelmäßig von den Verantwortlichen auf Qualität geprüft – jedoch führte das Privileg der erlaubten privaten Münzherstellung nach 605 wieder zu einer Verschlechterung der Münzen.

Im Jahre 618 kam die Tang Dynastie (618 – 906) an die Macht und beendete mit ihren Kai Yuan -Münzen endgültig den Siegeszug der Wu Zhu Münzen nach rund 600 Jahren Erfolgsstory.

Schluss der Wu Zhu Betrachtung


Hallo China Freunde
zu dem Thema Wu Zhu noch ein kleiner Nachtrag - um diesen Teil abzuschließen:

Die Verwendung der Wu Zhu Münzen nach Beendigung der Wang Mang Periode (25 n.Chr.), während der Zeit der Östlichen Han (25 – 220), der Zeit der drei Reiche (nach 220), den sechs südlichen Dynastien (221 – 589) und den 16 Nordstaaten (304 – 439) ging nach der Machtübernahme durch die Nord und Süd Dynastien mit Südlicher Song und Chen sowie der Nördlicher Wie, Qi und Zhou Dynastie die Zeit der stabilsten Währung der Welt -> 581 n.Chr. zu Ende.

Diese Beschreibung der Regierungsepochen klingt wirklich sehr verwirrend, so als wenn in China alles drunter und drüber gegangen wäre.
Wenn man sich aber den Zeitablauf dieser Periode von fast 600 Jahren und die Größe des Landes vor Augen führt, sind das alles nur normale Entwicklungen.

In dem Bild habe ich mal das heutige Großchinesische Reich (rote Umrandung) maßstabgerecht über das heutige westliche Europa (blaue Umrandung) kopiert – und war überrascht, dass die Flächen fast gleich groß sind – Was sagt uns das? – wenn China so vereinigt wurde, kann man auch Europa so vereinigen -
Es müssten dann nur alle Leute deutsch sprechen .

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Die letzten Münzen dieser Ära hatten schon fast keine Ähnlichkeit mehr mit den ursprünglichen Wu Zhu Münzen.
Das Münzbild hatte jetzt mehrheitlich vier Schriftzeichen, die meistens nicht den Herausgeber benannten, sondern andere Zirkulations- oder Gewichtshinweise. Die Rückseiten waren größtenteils noch leer.
Die Schriftzeichen haben eine große Ähnlichkeit mit den Zeichen auf den Spaten Münzen in der Wang Mang Regierungszeit.

Die nachfolgende, nur kurz regierende Sui Dynastie (581 – 618) vereinigte China wieder zu einem großen Staat, was für die hierauf folgende Tang Dynastie (618 – 907) von sehr großem Nutzen war.

Die einzige Münze, die man dieser Dynastie zuordnen kann ist eine Wu Zhu Münze mit einem etwas steifen Wu Schriftzeichen (gerade Wangen) und nur ein Stück Lochmauer neben dem Wu. Diese Münze ist weiter oben unter den späteren Wu Zhu bereits gezeigt.

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Nach dem Jahr 605 durften auch privat Münzen hergestellt werden, was erwartungsgemäß zu einer Verschlechterung des Münzwesens und des Geldes führte.
Hier eine Typenübersicht dieser 3- und 4 Zhu Münzen (teils wie Knöpfe mit zwei Löchern!)

Diese Münzen scheinen aber so selten zu sein, dass momentan ein paar davon zu hohen Preisen in einer Auktion angeboten werden.


Im „money trend“ ist ein Artikel des Herrn Martin Wolfgang Trott über antike chinesische Münzen in Auktionskatalogen und die Glaubwürdigkeit der Echtheitsgarantien.
Bei der derzeitigen Aufräumaktion In meinen Beständen, die teilweise seit 40 Jahren liegen, taucht auch die eine oder andere Fälschung auf. Da ich auch Fälschungen sammle (notgedrungen) wird einfach nur umgelagert - und keine Träne vergossen.
 
Die chronologisch nächste Folge behandelt hier die Tang Dynastie (618 - 907)

Unter der Tang Dynastie wurde das Reich wieder mächtig – Tang war das Goldene Zeitalter, in dem Wirtschaft und Handel, Kultur und Kunst voll erblühten.
Die Klassen der Gelehrten und Beamten folgten den Klassen der Kaufleute. Münzen und Tuch blieben die primäre Art der Zahlungsmittel, obwohl offizielle Gehälter selten komplett in bar bezahlt wurden.
Gold und Silber spielte bei den Zahlungen nur eine begrenzte Rolle und wurden auch nicht staatlich kontrolliert.

Der Preis z.B. für einen Hektoliter Reis lag bei 336 Cash und einen Arbeiter konnte man für 500 Cash im Monat anheuern.
Die Geldherstellung wurde staatlich kontrolliert und private Vermünzungen wurde jetzt wieder mit dem Tode bestraft.

Der Kai Yüan (The Inaugural currency) war die wichtigste Münze der Tang Periode und wurde durch die meisten Dynastien für fast 300 Jahre gegossen.
Die erste Münze kam unter Kaiser Gao Zu (618 - 626) im 4.Jahr seiner Regierungszeit (Periode Wu De, 621) zur Ausgabe.
Die Inschrift -> tong bao (gültiges Geld) erschien auf diesen Münzen zum ersten Mal und wird später von den meisten Herrschern auf ihren Münzen übernommen.

Die Legende sagt, dass die Marken auf der Rückseite der Münzen auf eine Aktion der Kaiserin Wende zurück zu führen ist, die zufälligerweise ihren Fingernagel in ein Wachsmodell einer Münze steckte und einen Eindruck hinterließ.

Die Marken sind mit Sicherheit aber ein Kontrollinstrument der staatlichen Münzverwaltung.

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62 ChinTang Dynastie Kai Yüan Rev..jpg

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Doch wie kann man bei einer 300 Jahre währenden Produktionsserie (in der Euro-Zeit wären wir schon zweimal zum Mars und wieder zurück) die einzelnen Perioden auseinander halten.
Da gibt es ein paar kleine Unterscheidungen in der Münzenbeschriftung
(hallo Variantensammler – zieht euch warm an, es gibt viel zu sammeln).
Kai Yüans der Huichang Periode (845 – 846) tragen auf der Rückseite zusätzliche Zeichen, die manchmal die Münzstätte, manchmal den Perioden Namen beinhalten
Ein ziemlich verwirrendes Spiel, da die Zeichen oft unleserlich sind. In meiner Sammlung befinden sich auch mehr als die im Katalog erwähnten. Zudem haben die Münzen generell eine schlechte Qualität.

Die normalen – und die Huichang Kai Yüan sind im folgenden Bild dargestellt.
Man sieht deutlich die Nagelmarken der fast 300 Jahre dauernden Serie, sowie die zusätzlichen Schriftzeichen der Huichang Periode.

Ab ca. 758 hat der Kaiser Su Zong (756 – 762) eine Serie anders lautender Münzen Ausgegeben.

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Qian Yüan zhong bao
Die Münzen wurden ausgegeben, um die Armee für den Kampf gegen die Rebellen zu bezahlen.
Die erste Ausgabe von 758 hatte den Wert von 10 einfachen Cash. Die zweite Ausgabe von 759, etwas größer, hatte den Wert von 50 Cash.
Diese Münzen haben einen Doppelrand auf der Rückseite und wurden Zhong Lun = Schweres Rad genannt.
Ihr Gewicht war doppelt so hoch wie das der vorher gehenden 10-wertigen.
Wegen umfangreicher Fälschungen wurden die großen 50 Cash Münzen auf 30 Cash abgewertet und die kleineren Münzen auf 2 Cash. Kleine Qian Yüan Münzen mit dem Wert der Kai Yüan Münzen
wurden ebenfalls in den Umlauf gebracht.

Die Kaiser Dai Zong, De Zong und Yi Zong brachten ebenfalls zwischen 766 und 874 Münzen heraus, von denen ich (mangels Masse) keine Beispiele zeigen kann.

Im Jahre 755 brach in Nord-West China eine Revolte aus, die die Hauptstadt Luoyang vereinnahmte und den Kaiser Su Zong nach Sichuan vertrieb.
Der Rebell Shi Siming gab 758 von Luoyang aus Münzen heraus
Er wurde 761 ermordet und die Revolte mit Hilfe fremder Truppen 763 nieder geschlagen.
Auch hier keine Beispiele mangels Masse.

Mit dem Zusammenbruch der Tang Dynastie im Jahre 907 stellten sich wieder die alten Zustände wie vor der Sui Dynastie ein.

auch wenn es für mich langsam langweilig wird (meine Sammlung kann ich auch ohne diese Artikel sortieren und bestimmen), - hier der nächst Schnipsel zur numismatischen Geschichte Chinas.
 
Die 5 Dynastien und die 10 Königreiche (907 – 960)

Nach dem Zusammenbruch der Tang Dynastie, die das Land geeinigt und zusammengehalten hatte, entstand wieder eine Kleinstaaterei, wie wir sie bei uns vor der Regulierung durch Napoleon gehabt haben.
Im Norden regierten fünf Dynastien (Späte Liang-, Späte Tang-, Späte Jin- Späte Han und Späte Zhou Dynastie) nacheinander – mit der Hauptstadt in Kaifeng oder Luoyang, während die 10 verschiedenen Königreiche im Süden des Landes die Macht ausübten.
Der Norden litt stark unter Überflutungen und Hungersnöten, zusätzlich zu den Attacken durch die barbarischen Mongolen und Manchus.
Kupfer war knapp und verhinderte so eine ordentliche Produktion von Münzen.
Im Jahr 955 gab es sogar ein Gesetz, das der Besitz von Bronze Geräten verboten war, wer Bronzeteile hortete wurde hingerichtet – wer dazu anstiftete wurde des Landes verwiesen.
Ein Denunzianten erhielt 30 Cash-Schnüre als Lohn. Leute die davon wussten, wurden mit 100 Stockhieben bestraft. (eine Cash-Schnur sind 100 Stück!)

Der Süden erfreute sich wesentlich besserer politischer und wirtschaftlicher Konditionen mit zunehmend besserem Handel.
Ein breites Spektrum an Münzen – einschließlich großer Stücke – wurde (zur Freude der Sammler) in dieser Zeit heraus gegeben. Es gibt Münzen in Bronze, in Eisen und in Blei, die teilweise recht
selten sind und konsequent heftige Preise haben.

65 ChinMünzen Zehn Königreiche.jpg

Die Karte zeigt die Lage der angesprochenen Dynastien und Königreiche. In Verbindung mit der kombinierten China und Europa Karte kann man sich die Entfernungsmaßstäbe besser vorstellen.

67 ChinKarte  5 Dynastien.jpg

Die Münzen dieser relativ kurzen Periode sind teils sehr selten und bei uns teuer und schwer zu bekommen.
Die Qualität der Münzen (bezogen auf den oberen Abschnitt) lässt sehr zu wünschen übrig.
Wir kennen das von den Notmünzen - und hier besonders die Münzen aus Tabora in Afrika.

Im Jahre 960 wurde die Nördliche Song gegründet - und damit endete das Kleinstaatenwesen im Land der Chinesen.
Unter General Zhao Kuangyin, der die Macht der Südlichen Tang an sich riss, wurde
die Nördliche Song Dynastie (960 - 1127) mit der Hauptstadt in Kaifeng in Henan gegründet.
Zhao Kuangyin konzentrierte sich gleich darauf die Südstaaten zu besiegen – und bald war das Land wiedervereinigt.

INTERMEZZO

Bei der Herstellung der Münzen mit dem quadratischen Loch wurden nach dem Gießen der „Geldbäume“ die einzelnen Münzen abgetrennt / abgebrochen, auf einen quadratischen Stahl-Stab gesteckt (Bild 11) und der Außendurchmesser der Münzen bearbeitet (geschliffen).
Danach – in einer anderen Werkstatt - die beiden Oberflächen der Münzen, die dazu auf ein Brett gesteckt (Bild 12) wurden, durch schleifen glatt bearbeitet. -
Jetzt kann sich jeder vorstellen, wie eine Original Münze auszusehen hat.

68 ChinMünzen Herstellung 01.jpg

69 ChinMünzen Herstellung 02.jpg

Chung-Pao.jpg

vielen Dank für das zeigen Deiner Chung Pao des Kaisers Su Tsung Münze.
Die Bearbeitungsspuren auf der Oberfläche hatten es mir besonders angetan.
Meine Münze zeigt nämlich genau die gleichen Spuren und es läuteten bei mir bereits die Fälschungsglocken.
Wie es aussieht ist das aber ganz normal.

Oben kann man auch die Bearbeitungsschritte sehen. Wenn der "Münzenglätter" ein etwas zu grobes Werkzeug benutzt, kommt es einfach zu diesen Bearbeitungsspuren.
Das kann jeder Schlosserlehrling bestätigen, der mal eine Feile in der Hand hatte.
 
Fund eines Cash Münzen Hortes in drei Tontöpfen, einsortiert nach der in China verbreiteten Akkuratesse.
Die Münzen sind sehr verschieden, so dass es ein echter Schatzfund sein kann.

72 ChinMünzen Fund.jpg

Münzen sortieren und bestimmen ist nicht ganz so einfach –
hätte ich doch lieber Euros gesammelt - die macht bei uns jeder Schüler.
Vor den Erfolg hat die Natur aber den Schweiß gestellt -
Die Münzen aus der Sammlung werden gereinigt, d.h. entsäuern (neutralisieren), mit Natron, gut spülen und dann in Alkohol entwässern.
Die vielen Eisen Münzen der Song Dynastien werden danach auch noch warm getrocknet, da der Rost gerne das Wasser bindet, trotz einer Alkohol Spülung.

Es handelt sich hier um die Tartaren Münzen, um die Yuan Dynastie der Mongolen und der
weithin bekannten Ming Dynastie mit den Rebellen vor der Qing Zeit.

70 ChinMünzen Sortieren 01.jpg

Im zweiten Bild sind auch die Dubletten schon separiert.
Jetzt fehlen nur noch die Bilder und der Text - dann kann es später weiter gehen

71 ChinMünzen Sortieren 02.jpg

Chronologisch würde jetzt die Zeit der Song Dynastien dran sein (Nördliche von 960 bis 1127 und die Südliche 1127 bis 1279), meine Sammlung ist aber in dem Bereich aber immer noch nicht geordnet. Es sind vier Tabletts mit fast allen Kaisern und vielen Varianten.
Aber wie oft kommt es erstens anders und zweitens als man denkt.
 
danke Dir bayreuth für Deine Anerkennung.

In meiner Jugendzeit - vor 10 Jahren - bin ich mal von unserer lokalen Schule zu einem Vortrag über Geld vor einer IV. Klasse eingeladen worden.
Was erzählt man den Kindern - den Euro kannten sie schon, und das Geld das es davor gab, hatte ihnen ihre Lehrerin auch schon gezeigt -
also in die Trickkiste gegriffen und über vormünzliche Zahlungsmittel und besonders über die bis 2000 Jahre alten Chinesen gesprochen und gezeigt.

Das will ich jetzt hier nicht wiederholen, steht ja alles schon oben - aber die Kinder ... (sind heute erwachsen)

Schiller Schule 1.jpg Schiller Schule 2.jpg

Schiller Schule 3.jpg

Als Gegenleistung für meine Mühen mußten sie dann einen Aufsatz schreibenen - und der klingt so

Schiller-Aufsatz-1.jpg

Schiller-Aufsatz-2.jpg

wir waren also alle begeistert. Die Lehrerin ist seit 7 Jahren auf Rente ;)
War etwa einer von Euch damals dabei?
 
...

War etwa einer von Euch damals dabei?

Hmmm, wenn Du so fragst... Der Junge vorn in der Mitte des ersten Bildes erinnert mich irgendwie an moppel;)

Auch von mir :respekt: für Deine Ausführungen. Sehr interessant zu lesen.
 
Der Junge vorn in der Mitte des ersten Bildes erinnert mich irgendwie an moppel;)

Deine Sehkraft in Ehren, aber der Junge hat vom Aussehen mit Moppel so viel gemein,
wie die Bilder an der Wand mit denen von Picasso :lachtot:
 
vielen, vielen Dank für diesen Beitrag ... ich bin immer wieder überrascht über derartig viel Fachwissen :respekt:
 

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