Helgoland, jemals eigene Münzen ?

[Kooikerfreund]

Liebe Sammler,

Ich hätte da mal eine Frage :

Hatte Helgoland eigentlich jemals eigene (Kolonial)Münzen ?

Denn schließlich gehörte Helgoland ja bis ca. 1890 noch zum Vereinigten Königreich.

Hatten die Briten da jemals Münzen für Helgoland geprägt oder gab es Entwürfe ?

Eventuell gab es auch Token und andere Geldersatzmarken auf der Insel ?
Denn schließlich hatten doch die Briten in keiner ihrer Kolonien, ihr Landeswährung, also das Pfund.

Ich danke euch im Voraus und würde mich sehr darüber freuen, dieses Thema mit euch zu diskutieren.

PS: Ich hatte kein anderes Forum für diese Diskussion gefunden, aber wenn jemand eine bessere Idee hat, kann er den Thread gerne verschieben.

 

[Volker1]

Nach Katalog Peter Menzel, Deutschsprachige Notmünzen und Geldersatzmarken, hat es Notmünzen und Geldersatzmarken für Helgoland gegeben.

Gruß

Volker

 

[Kooikerfreund]

Danke, Volker für deine Antwort.

Aber anscheinend hat es für Helgoland keine eigenen britischen Kolonialmünzen gegeben !?

 

[Taigawirbel]

Die haben sogar eigene Euros
(Hab die eben bei einem ukrainischen Verkäufer gefunden)

Kannst "Монета Гельголанд" bei Google Bilder eingeben

 

[neoplatinrubel]

eigene münzen gab es auf helgoland nicht.
eine reihe von medaillen beschäftigt sich mit dem erwerb der insel und der zugehörigkeit zu deutschland.
ausserdem mit dem kriegsschiff helgoland sowie seeschlachten bei helgoland.
die sogenannten lotsenzeichen wurden den lotsen nach bestandener prüfung überreicht.

Herrschaftsverhältnisse:
Mittelalter: dänisch
ab dem 14. Jahrhundert Schleswig-Holstein-Gottorf
1721-1807 Herzogtum Schleswig (unter dänischer Krone)
ab 1807 (englisch besetzt)
1814-1890 englisch
zur englischen zeit gab es keine eigenen münzen
seit 1890 deutsch

Im Reiseführer von Sigmund Wallace (1865) steht zum Münzwesen:
"Die Auf Helgoland gebräuchliche Münze ist das Hamburger Geld, Mark und Schillinge. Doch wird auch preussisches Geld, namentlich Thaler und Cassenanweisungen, gern genommen. Bei Gold und einigen 2 1/2 und 5 Silber-Groschenstücken hat man immer etwas Verlust." Danach folgen noch ein paar Wechselkurse.
Seit dem Mittelalter galt das Schauenburger Geld auf Helgoland, später die Lübecker Währung, was bis ins 19. Jahrhundert verbürgt ist.

Jäckel schreibt in seinem Handbuch knapp: "Münzen, Masse und Gewichte wie in London"

Interessanterweise wurde auf Helgoland auch Kupfer verhüttet. Und Briefmarken ausgegeben, aber keine Münzen.
In wie weit die friesischen Stämme auf der Insel geprägt haben, dafür habe ich keine Informationen.

Allerdings wurden im Jahr 1919 bzw. 1921 Notgeldscheine in den Stufen 20 25 und 50 Pfennige ausgegeben.
Literaturtip: Das Inflations-Notgeld von Helgoland 1923 von W. Chadow

 

[Kooikerfreund]

Hallo neoplatinrubel,

ich danke dir recht herzlich für diese Vielen Information zum Münzwesen.

Dies zeigt ja auch,dass sich die Briten anscheinend keine Gedanken über das Münzwesen auf der Insel gemacht haben, wenn "deutsches" also hamburgisches Geld verwendet wurde.

Danke für den Literatur Tipp.

Könntest du mir vielleicht mal einen Scan von der Seite im Reiseführer machen und per Mail schicken ?

Danke dir im Voraus !

 

[neoplatinrubel]

hi, den reiseführer gibts auch bei google:
Der unentbehrliche Begleiter nach und auf Helgoland: Eine getreue ... - Sigismund Wallace - Google Books

Seite 67: Münzwesen
grüsse

 

[Kooikerfreund]

hi, den reiseführer gibts auch bei google:
Der unentbehrliche Begleiter nach und auf Helgoland: Eine getreue ... - Sigismund Wallace - Google Books

Seite 67: Münzwesen
grüsse

Ok, vielen dank !

 

[neoplatinrubel]

Im Grunde war es ja wie überall, es kursierten mehrere Sorten nebeneinander.
Die Helgoländer fühlten sich eh als Deutsche und nicht als Engländer. Die Insel lag auch ziemlich abgelegen und war zu klein und unbedeutend, es gab keine wichtigen rohstoffe und nur wenige einwohner. die waren auch noch ziemliche dickschädel, lebten auch von strandgut aufgelaufener/gesunkener schiffe. dadurch kamen sie auch häufig in verruf, irrlichter zu legen um schiffe absichtlich zu versenken, oder sogar überlebende zu töten. die "beute" wurde gerecht unter den einheimischen verteilt. nebenbei fuhren die männer der insel für die holländer und skandinavier auf walfang und betrieben fisch/hummer - und austernfang. der fang wurde dann in den städten entlang der küste verkauft. Auch die lotsen, welche fremde schiffe in elbe, eider und weser den weg weisen verdienten damit gutes geld.
im grunde war es bis zum ersten aufkommen des badetourismus in den 1820er jahren eine recht homogene gemeinschaft ohne viel fremdes blut. sowie in abgeschiedenen alpentälern... geld wurde hauptsächlich benötigt um steuern ans festland zu bezahlen, also an den dänischen könig. Zur zeit der englischen besatzung war die insel steuer und abgabenbefreit. ansonsten war die stets verwaltung relativ autonom mit eigenen gesetzen und ordnungen . das konnten oder wollten auch die engländer nicht ändern.

 

[Volker1]

Von neoplatinrubel bereits angesprochenes Lotsenzeichen; auch Lotsenpfennig (auf Helgoland teken oder Loatjen genannt). Internetsuchmaschine "Helgoland Münzen", "Helgoland Lotsenzeichen" jeweils ohne Anführungszeichen (ggf. auch über Bilder gehen). Man findet ovales Lotsenzeichen in Auktionen mit kurzen Beschreibungen und teilweise auch mit Katalogzuordnung.

Gruß

Volker