Kaiser Karl VI.

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Kaiser Karl VI., wurde heute vor 320 Jahren am 1. Oktober 1685 in Wien als der zweite Sohn Kaiser Leopolds I. aus dessen dritter Ehe mit Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg geboren.

Entsprechend einer Tradition des Kaiserhauses war er als der Zweitgeborene für den geistlichen Stand bestimmt und wurde deshalb von Jesuiten erzogen. Ungeachtet dieser ursprünglichen Absicht wurde Karl aber auch in die dynastischen Pläne seines Vaters Leopold mit einbezogen. So plante dieser, da mit dem Tode Karls II. in Spanien das Hause Habsburg erloschen sein würde, seine Rechte am dort zu erwartenden Erbe wahrzunehmen und seinen Sohn Karl als König Karl III. von Spanien einzusetzen. Leopold träumte nämlich davon, die Zeit Kaiser Karls V. in Europa wiedererstehen zu lassen. Die dynastische Grundlage bildete ein geheimer Familienvertrag. Gleichzeitig trat Leopold, um diese Pläne abzusichern, in Verhandlungen mit den anderen europäischen Staaten.
So entstand ein umfangreiches Vertragssystem zwischen Österreich, England und Frankreich. Doch nach dem Tode König Karls II. von Spanien im Jahre 1700 änderte sich die politische Situation grundlegend. Karl II. hatte in seinem Testament den Enkel König Ludwigs XIV. von Frankreich, Philipp von Anjou, als Erben eingesetzt. Entgegen einer im Jahre 1668 geschlossenen Vereinbarung über die zukünftige Aufteilung des spanischen Erbes zwischen Frankreich und Österreich nahm der französische König für seinen Enkel das Testament an. Philipp wurde als der rechtmäßige Nachfolger Karls II. in Spanien anerkannt.
Da nun Leopold seine Rechte nicht so ohne weiteres aufgeben wollte, versuchte er, diese Ansprüche mit militärischer Macht zu verteidigen. So kam es zum Spanischen Erbfolgekrieg. Leopold sandte seinen Sohn Karl als designierten König nach Spanien. Der Aufbruch jedoch vollzog sich schleppend. Erst im Jahre 1703 reiste Karl England, von wo aus er mit einem holländisch-englischen Heer nach Spanien aufbrach. Im März 1704 landete er in Lissabon, um von dort aus nach Spanien vorzudringen. Diese Absicht blieb zunächst ohne Erfolg. Nach der Eroberung Gibraltars am 4. August 1704, das die Engländer seitdem in ihrem Besitz hielten, konnte Karl schließlich am 23. Oktober 1705 seinen Einzug in Barcelona halten. Bei wechselndem Kriegsglück während der folgenden sechs Jahre konnte er sogar im Sommer 1710 Madrid erobern, mußte sich aber schon bald darauf wieder nach Barcelona zurückziehen.

Als am 17. April 1711 überraschend Karls Bruder, Kaiser Joseph I., ohne männliche Nachkommen starb, änderte sich die Situation wiederum grundlegend. Karls wurde Erbe und Nachfolger seines Bruders auf dem habsburgischen Kaiserthron. Um gleichzeitig seine Rechte an der spanischen Königskrone zu wahren, ließ Karl seine Gemahlin, Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel als Statthalterin in Barcelona zurück.
Am 12. Oktober 1711 erfolgte in Frankfurt traditionsgemäß die Wahl, am 22. Dezember des gleichen Jahres die Krönung Karls zum Kaiser. Im Januar 1712 war er nach über achtjähriger Abwesenheit wieder in Wien.

Sein erstes Unternehmen bestand in der Neuregelung der Thronfolge im Hause Habsburg, die er in der Pragmatischen Sanktion vom 19. April 1713 vornahm. Demnach sollte bei Ausbleiben von männlichen Nachkommen auch die weibliche Sukzession möglich sein. Der nächste Schritt bestand darin, sich diese Vereinbarung auch von den anderen europäischen Staaten anerkennen zu lassen. Damit begab sich Karl aber bei den zu dieser Zeit stattfindenden Friedensverhandlungen in Utrecht in eine verhängnisvolle Abhängigkeit. Er mußte sich seine privaten Wünsche von den anderen Staaten mit der Abtretung ohnehin strittiger Grenzgebiete teuer erkaufen, ohne gleichzeitig wenigstens seine spanischen Besitzstände wahren zu können.
Im Frieden von Rastatt vom 7. März 1714 wurde der Verzicht auf das spanische Erbe faktisch besiegelt. Größere Erfolge hatte Karl dagegen zunächst bei der Ausdehnung des Reiches im Osten. Der Grundstein dazu wurde durch die Siege des Prinzen Eugen über die Türken bei Peterwardein 1716 und Belgrad 1717 gelegt. Ein weiterer Plan Karls erwies sich als für die Zukunft Österreichs verhängnisvoll, als er, um den Anschluß an den Welthandel zu gewinnen, im Jahre 1722 die Ostendekompanie gründete. Ohne daß diese Gesellschaft wirklich Erfolge gebracht hätte, wirkte sie durch ihre Konkurrenz zu den Seemächten England und Spanien nur störend auf die Beziehungen zu diesen Ländern. Im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine Anerkennung der Pragmatischen Sanktion seitens dieser Länder mußte die Kompanie 1731 wieder aufgelöst werden. Weitere Veränderungen in Europa bahnten sich an durch das Entstehen zweier neuer Großmächte, Preußen und Rußland. Auch in der Beziehung zu diesen beiden Staaten bewies Karl wenig Geschick. Anläßlich eines Bündnisses mit Rußland ließ er sich in einen neuen Krieg gegen die Türken verwickeln. Dies hatte den Verlust eines Teils der Gebiete im Osten zur Folge. Mit Preußen schließlich gab es Probleme um Schlesien. Auch die Heiratspolitik Karls verlief recht unglücklich. Um die Heirat seiner ältesten Tochter Maria Theresia mit Franz von Lothringen durchzusetzen, mußte er den Nachbarstaaten nochmals eine Reihe weiterer Zugeständnisse machen.

Der abgebildete Taler aus dem Jahr 1729, geprägt in Hall, zeigt das Porträt Kaiser Karls VI. in Rüstung und auf der Rückseite den bewehrten Habsburger Doppeladler. Der Taler ist vorzüglich und zeigt stellenweise Stempelglanz. Er ist nachgewiesen bei Davenport unter N°1054.
Gruß
corrado26
 

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Die Qualität des sehr schönen Talers ist unglaublich!
 
Der Haller Taler von Kaiser Karl VI. ist eine typische Walzen Prägung, wie sie in dieser Münzstätte häufig gefertigt wurde.

In der Münzstätte Hall, die ich im vergangenen Jahr besucht habe, stand mal und steht wieder eine Walzenprägemaschine (rekonstruiert), die für die Besucher auch in Gang gesetzt wird.

Die Taler, die aus den neu gravierten Walzen kommen werden auf Aluminiumstreifen "abgeschlagen", die erwerbbar sind.
 

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