Münzreinigungs-Koryphäe Winskowsky ?
@Florin: ich weis nicht, ob man Herrn Winskowsky als Münzreinigungs-Koryphäe bezeichnen sollte. Sein Buch, daß ich übrigens seit ca. 10 Jahren besitze und auch gründlich gelesen habe ist m.E. ein Zeitdokument, daß den allgemein anerkannten Stand der "Reinigungstechnik" wiedergibt, wie er Mitte der 60er Jahre vorherrschte.
Viele der in seinem Buch abgebildeten, gereinigten Münzen haben unnatürlichen Glanz und zum Teil sind Spuren mechanischer Reinigung (u.a. gebogene Haarlinien) zu erkennen.
Solche Münzen würde ich mir nicht in meine Weltmünzen-Sammlung legen.
Natürlich ist es schwer, einen Reinigungserfolg zu beurteilen, wenn man keine ungereinigten und nicht angelaufenen Vergleichsstücke aus der Zeit besitzt, in der die jeweiligen Münzen geprägt und verausgabt wurden. Auch muß man berücksichtigen, daß es auch damals Stücke gab, die von ehr neuen und ehr alten Stempeln geprägt wurden, sodaß es den exakten Vergleichsmaßstab so nicht gibt. Aber einen ungefähren Eindruck davon, wie eine ordentliche Münzoberfläche auszusehen hat, den kann man sich schon verschaffen:
Ich kann nur jedem Sammler, der Silber-Fünfer sammeln möchte oder sammelt empfehlen, sich mal auf einer Münzenbörse ein 5-DM-Stück direkt aus einer Original-Rolle zu kaufen, dieses in eine Münzkapsel zu legen und dann mal mit dem geputzten, beriebenen und kaputtgetauchten und blankgedrehten (Handdrehapparate, Rotierbürsten) Metallschrott zu vergleichen, den so manche Leutchen als vz oder vz-bfr anbieten.
Gleiches kann man z.B. auch mit anderen Münzen tun. Natürlich ist es totaler Unfug, wenn man beispielsweise hingeht und eine 1-DM-Münze von 1990 als Maßstab dafür nimmt, wie Stücke der 50er-Jahre auszusehen haben. Eine unbehandelte 1-DM-Münze von 1968 oder 1966 z.B. ist hingegen ein sehr guter und auch noch beschaffbarer Vergleichsmaßstab.
Wenn man dann hingeht, und solche autentisch wirkenden, unbehandelten Münzen mit den selbst gereinigten Stücken vergleicht, so wird man sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückkommen und von der einen oder anderen Methode der Münzreinigung Abstand nehmen und gewinnen, vorausgesetzt man ist selbstkritisch und so objektiv, daß man sich nichts vormacht.
Zitronensäure bei modernen, zirkulierten 625er-Silber-Münzen, das würde ich erst garnicht versuchen wollen. Bei Münzen aus massiven Sterling-Silber kann das schon wieder anders sein. Der Grund ist ganz einfach:
zirkulierte Silber-Fünfer schimmern z.T. ungleichmäßig, denn die Ronden werden vor dem Prägen erst gebeizt (z.B. in Urea) und dann poliert, damit sie nach dem Prägen total silbrig glänzen. Durch längere Zirkulation wird die hochprozentige, sehr dünne Silberoberfläche an den erhabenen Stellen abgetragen, sodaß die Säure dort auf geringhaltiges Silber trifft und das Metall angreift. Ich bleibe da lieber bei Butter, die löst den Grünspan weg, aber greift Patina und Münze nicht oder nur so schwach an, daß derlei Effekte mit Auge und Lupe nicht feststellbar sind.