Was ist heute anders als vor 30 Jahren?
Das Einkommen der Mittel- und der unteren Mittelschicht. Es ist gemessen an der Kaufkraft und vor Allem gemessen an der Vielfalt von Dingen, für die man Geld ausgeben kann deutlich gesunken.
Beispiel: Ich arbeite in einem eigentlich nicht schlecht bezahlten Job als Arbeiter/Handwerker. Mein Einkommen stagniert gemessen an der Kaufkraft, wenn es nicht gar sinkt (laut mancher Statistik seit 2000 inflationsbereinigt um 15%). Dabei habe ich noch einen "Altvertrag".
In fast allen Firmen fast aller Branchen und besonders bei den ehemaligen Staatsbetrieben gibt es zwischen den "Alten" und den "Neuen" mindestens einen spürbaren Einkommensbruch (manchmal gar 2 oder mehr). Meist befindet der sich zeitlich in etwa beim "Internet-Blasen-"Peng"" um 2000 herum und erneut im Bereich der Umsetzung der "Agenda 2010".
Soll heißen: für die gleiche Arbeit wird heute Inflationsbereinigt sehr oft deutlich weniger gezahlt als vor 30 oder 20 Jahren. Obendrein müssen wir heutzutage mehr für unsere Altersvorsorge und mehr für unsere medizinische Versorgung aufbringen (Private Vorsorge, Eigenbeteiligung...).
Bedenkt man obendrein, dass heutzutage "einfache" Jobs in Vollzeit kaum zu finden sind, kann man sich einen Weiteren Teil zu den Einkünften der breiten Menschenmassen und deren Bereitschaft für teuere Hobbies denken.
Diejenigen, die gut verdienen, scheinen sich immer weniger für zeitaufwändige Hobbies zu interessieren. Um Gut oder sehr gut zu verdienen, ist es beinahe zwingend erforderlich, für Lau Überstunden zu schieben und quasi ein Workoholic-Leben zu führen.
Familie und Hobbies scheinen in einigen Firmen bei der Einstellung oder beim Karriere-Klettern als Hindernis und als Ausschlusskriterium zu fungieren. Wer gut verdienen will muss Karriere machen, und wer Karriere machen will muss der Firma ständig zur Verfügung stehen und topfit und unabgelenkt sein.
Jüngere Leute mit viel Geld und anspruchsvollem Job werden demnach in ihrer spärlichen Freizeit "fett abfeiern", ordentlich Reisen oder etwas anderes tun, das sie aus ihrem Alltag raus holt.
Münzen werden deren Aufmerksamkeit höchstwahrscheinlich hauptsächlich als Investment erregen.
Von denjenigen, die zwar wenig verdienen, sich jedoch trotzdem irgendwie ein Hobby gönnen wollen, fehlt vielen auch die Zeit für ein solches Hobby wie Münzensammeln, weil sie ebenfalls extrem viel Arbeitszeit aufwenden müssen um ihr Leben zu finanzieren. Oft mit 2.- oder 3. Job. Die versumpfen in ihrer spärlichen Freizeit dann lieber beim Gaming um aus dem Alltag und dem Stress auszubrechen.
Und ein sehr beträchtlicher Teil unserer Zivilisation beschäftigt sich offensichtlich zum größten Teil mit Youtube (vieeel Blödsinn) und "Unterschichten-TV".
Wer dann auch noch zusätzlich Kinder hat, da wird es mit der Zeit dann richtig knapp.
Meine Münzsammelleidenschaft wurde in einer bestimmten Altersphase der Kinder auch gebremst.
Lange Rede, kurzer Sinn: Leute haben weniger Zeit und weniger Geld für solche Hobbies. Die wenige Zeit, die sie haben, verwenden sie für "aufregendere" Erlebnisse oder fürs Gaming und feiern.
Prägung in Kindesjahren:
Vor 30, 40 Jahren hatten wir noch relativ wenige TV-Sender und - das finde ich besonders wichtig - weniger verblödende TV-Sendungen. Viele Quiz-Shows, Nachrichten, auch viel Blödsinn - aber kein Kontainer- oder Bauer sucht Frau -Zeug.
An Wochenenden und Feiertagen liefen sehr oft Historienschinken (Sandalen-Filme, Piraten-Filme, Western...). Genau diese Schinken haben mich als Kind an die Glotze gefesselt.
Spielkonsolen hatten nur wenige Kumpels, die ich extra aufsuchen musste. Von denen hatte keiner auch nur halb so viel Interesse für Geschichte und Münzen wie ich.
Welches Kind oder welcher Jugendliche kennt heutzutage Asterix? Oder eines der anderen Comics, die seinerzeit hauptsächlich aus Frankreich und Belgien kamen?
Die "Lustigen Taschenbücher" waren damals in allen Kinderhänden. Heute sehe ich die kaum noch in Kinderhänden.
Mich hat eine zufällig gefundene italienische Münze auf sich und ihresgleichen aufmerksam gemacht. Dass sie golden glänzte und groß wie ein Markstück war half dabei, sie wie eine der Goldmünzen aus einem der Piratenschätze, oder einen der "Taler" von Dagobert Duck zu betrachten. Ich denke, das waren Elemente, die mein Interesse für Münzen wach gehalten und befeuert haben. Ich wurde demnach durch Comics (Asterix, Donald Duck) und alte Historienschinken maßgeblich geprägt und habe dadurch mein Interesse für Geschichte und Münzen entwickelt.
Was ist nun mit meinen Kindern:
Beide sind keine passionierten Sammler von Münzen.
Die große sammelt im Grunde gar nichts, außer ein paar Fanartikel von ihren liebsten Games bzw. Manga- und Anime-Reihen. Sie ist auch nicht ganz der Sammler-Typ. Sie tickt recht effizient und mistet hin und wieder radikal aus. Sehr wohl hat sie ein gewisses Interesse und Wissen über Geschichte und hat durchaus die anspruchsvolleren Mangas, Animes und Games als Favoriten erwählt. Sie wurde jedoch nicht auf Sammeln gepolt, sondern durch "Kingdom Hearts" und "Final Fantasy" auf "Gestalten".
Die jüngere sammelt Elongated coins (von den Orten wo sie war oder falls sie welche mitgebracht bekommt) und geht bei Ausflügen und Reisen auch gezielt auf die Jagd nach diesen und nach "National Tokens" und den 0€-Scheinen. Da steckt durchaus "sammeln" im Blut. Das erstreckt sich aber weit ausgedehnter auf ihre Manga- und Anime-Favoriten als auf Metallscheibchen und bunte Zettel. Für die Souvenier-Prägungen und -Scheine habe ich sie begeistern können, indem ich mit ihr ein par "Kurbel-Touren" in und um München absolviert habe. Interessa an Geschichte hat sie ebenso, und informiert und unterhält sich gerne darüber. Münzen sieht sie sich gerne an und findet manche Geschichte dazu spannend oder manche Münze schön, aber zum systematischen Sammeln derselben reicht es nicht.
Beide machen aktiv Cosplay. Ein sehr zeitaufwändiges und teueres Hobby, wenn man es damit ernst meint. Beide haben dafür viel Zeit und Geld investiert (die große wesentlich mehr) und durchaus großes Geschick bewiesen. Aber es ist in der Tat so, dass beide nicht genug Freizeit und Geld haben, um sich zu viele Hobbies erlauben zu können. Und so wird halt priorisiert.
Beide sind in meinen Augen keine degenerierten kulturlosen Dumpfbacken. Aber Münzensammeln ist halt nicht für Jeden so spannend wie für uns.