Maßnahmen gegen die Vergreisung der Münzsammlergemeinschaft?

Ich zähle mich mit 35 auch zu den jüngeren Sammlern.

Ich glaube, das eine Missionierung schwer wird, weil Interessen und Leidenschaften doch sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Ich glaube auch, dass gewisse Voraussetzungen/Interessen gegeben sein müssen, um mit der Leidenschaft zu beginnen.

In meiner Kindheit war ich immer begeistert, wenn man mal ein 10 DM Stück hatte. Allerdings wusste ich damals nicht und meiner Eltern irgendwie auch nicht, dass es anlassbezogene Motive gibt. Also sind die Stücke immer wieder in den Umlauf gekommen, da man mit 10 DM einfach zu viel andere schöne Sachen kaufen konnte.

Mein Interesse lag aber schon immer bei Geschichte und Politik, daher war es dann 2012 Friedrich der Große, der mich zur Sammelleidenschaft gebracht hat.

Daher denke ich, dass jede Sammelleidenschaft mit einer persönlichen Erinnerung beginnt. Das versuche ich bei meinen Kindern. Wir sammeln die gedrehten Münzen von unseren Urlauben und unser Sohn darf die auch verwahren. Meist fliegen die irgendwo in seinem Zimmer rum, aber ab und zu schauen wir uns die an und sprechen über die Geschichten.

Gruß

Pascal
 
Ein sehr interessantes Thema, das hier begonnen wurde.

Ich kenne das Gefühl inzwischen sehr gut, auf Münzmessen einer der Jüngsten zu sein. Der Einzige war ich bisher aber noch nie.
Was bisher (glaube ich) nicht gesagt wurde, ist auch eine ganz einfache Tatsache: Angenommen für jeden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, zu einem Münzsammler zu werden, über sein ganzes Leben lang gleich hoch. Selbst dann werden die Messen von älteren Sammlern dominiert werden, da viele dieses Hobby für sich erst später entdecken... einige auch in der Jugend, aber was man auf Messen sieht, ist ja nicht das Alter, mit dem jemand angefangen hat zu sammeln. Insofern ist dieses Phänomen komplett natürlich.

Ich finde es immer höchstinteressant, die Reaktionen anderer "Jugendlicher" in meinem Alter zu beobachten, wenn ich mein Hobby erwähne. Meistens ist ihnen bereits davor bekannt, dass ich Informatik studiere... oft folgen dann Kommentare à la "Dafür bist du ja doch recht umgänglich". Offenbar gibt es in den Köpfen dieser Personen oft zwei Möglichkeiten: Münzsammler sind entweder alt oder Nerds. Nachdem ich dann jedoch erkläre, dass ich das durchaus ernst meine (das geht auf meine Kappe, da kann man sich bei mir nicht immer sicher sein ;) ), schlägt mir dann aber oft Hilfsbereitschaft entgegen - dadurch habe ich schon viele Münzen bekommen :) .

Warum es wenige junge Sammler gibt? Darauf habe ich auch keine Antwort.
Ich weiß nicht, ob es an der fehlenden Zeit liegt. Ich habe Phasen, in denen lege ich meine Münzen nur beiseite, und vor allem über die Sommermonate kann es durchaus passieren, dass es ein halbes Jahr dauert, bis ich überhaupt dazu komme, die Münzen einzusortieren. Für mich ist Münzen Sammeln ehrlich gesagt mehr ein Winter- und Regenhobby - und gerade diese Zeit wird heute, wie bereits gesagt, auf andere Weise genutzt - da schließe ich mich nicht aus.
Außerdem glaube ich, dass mit dem Alter auch eher das Interesse an Geschichte wächst und man sich öfter die "gute alte Zeit" zurück wünscht. Was man selber erlebt hat oder noch aus Erzählungen der Großeltern kennt, ist einfach deutlich greifbarer.
Das ist der Grund, warum meine Münzsammlung erst mit dem Jahre 1900 beginnt und ich mich auch nur für Geschichte ab der Industrialisierung interessiere.
Was sich außerdem geändert hat, ist eindeutig das Sparverhalten der Leute und auch der Jugendlichen. Wofür etwas auf der hohen Kante haben, wenn man doch eh alles per 0%-Finanzierung "bezahlen" kann?

Was man für die Jugend tuen kann? Ins Internet umziehen.
Das mag sich zu Beginn radikal anhören, aber das ist durchaus bereits fortgeschritten. Seiten wie dieses Forum, auf Facebook und vor allem Seiten wie Numista machen Lust auf mehr. Ich weiß nicht, ob ich, ohne Numista zu kennen, zum Weltmünzensammler geworden wäre. Wichtig ist eine Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden: Gemeinsam sammeln, sich ergänzen und manchmal auch ein bisschen konkurrieren, da packt einen das Sammelfieber dann sofort mit ganzer Wucht.
An dieser Stelle möchte ich noch gerne an die Ausgabestellen appelieren: Prägt mehr Münzen mit aktuellen Anlässen! Kein Jugendlicher würde das Sammeln anfangen, weil er schon wieder eine 2€-Münze mit einem Kopf darauf bekommen hat. Aber wer bei einem großen Sportereignis (nur mal als Beispiel) dabei war und dann bemerkt, dass er einen Zweier mit dem Logo dieses Events auf der Rückseite im Geldbeutel hat, wird sich deutlich eher damit beschäftigen, als wenn es das zwanzigste Porträt des großgeschätzten Hochherzoges ist.
Macht weiter mit innovativen Münzen! Der Grat zum Kommerzschrott ist sehr schmal, aber ein paar Ausgaben wie die Polymer-Fünfer wären ein Segen für die (junge) Sammlergemeinde!

Ach, was waren das für gute alte Zeiten, als man bei Regentagen das Sparschwein aufgemacht hat, und sich gewundert hat, warum auf diesem deutschen 5-Cent-Stück ein F darauf steht, ob es deswegen vielleicht aus Frankreich ist ;) .
 
Die Vergreisung des Sammlerkreises hat was mit der Altersstruktur in unserem Land zu tun.
Schuld ist aber auch die Konsumgesellschaft die uns unser Verhalten seit Kindesbeinen an aufzwingt.
 
Herzlichen Dank für die vielen interessanten Beiträge, die ihr hier gepostet habt.

Ich hab mal versucht, zusammenzufassen und kann es wohl kurz und knapp auf diesen Nenner bringen:

Frage: Warum so wenig Sammlernachwuchs?
Antworten: zu wenig Zeit für aufwändige Hobbys, zu wenig verfügbares Kapital, viele Alternativen

Frage: Wie kann man Sammlernachwuchs rekrutieren?
Antworten:
- Dem Nachwuchs Münzen schenken ("Köder")
- Internet / Social Media / Foren nutzen
- für das eigene Hobby werben
- Sammlermünzen mit niedrigem Nominal / günstigem Kaufpreis anbieten
- Attraktive Anlässe zu Münzausgaben nutzen / attraktive Münzmotive gestalten (nicht nur "Köpfe")
- innovative Münzausgaben kreieren

Gerne können wir hier weiter Ideen und Anregungen - auch für die Ausgabestellen - sammeln.
 
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Kann es sein, dass durch die Euroeinführung nicht nur viele Sammler dazugekommen sind, sondern auch umgekehrt das Interesse an fremden Münzen mangels Gelegenheit erst gar nicht entstehen kann?

Was meine ich?

Früher brachte man aus den Urlauben in benachbarten Ländern Restmünzen mit nach Hause, die irgendwo in Schachteln abgelegt wurden. So manche wiedergefundene alte Lira, Gulden, Franc oder Peseta weckte dann "irgendwann" auch beim Nachwuchs das Interesse. Heute bleiben die "Restmünzen" (die ja eigentlich keine sind) im Portemonnaie und können Zuhause weiter ausgegeben werden (was ich ja als Eurobefürworter gut finde). Reiserestgeld, zumindest aus dem Euro-Ausland, gibt es nicht mehr ... - und dadurch eben nicht so oft die Möglichkeit, "auf die Spur gebracht" zu werden ... :rolleyes:
 
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Gut möglich, bis auf Dänemark und die Schweiz hat Deutschland nun kein Nachbarland mit Frem
Kann es sein, dass durch die Euroeinführung nicht nur viele Sammler dazugekommen sind, sondern auch umgekehrt das Interesse an fremden Münzen mangels Gelegenheit erst gar nicht entstehen kann?

Was meine ich?

Früher brachte man aus den Urlauben in benachbarten Ländern Restmünzen mit nach Hause, die irgendwo in Schachteln abgelegt wurden. So manche wiedergefundene alte Lira, Gulden, Franc oder Peseta weckte dann "irgendwann" auch beim Nachwuchs das Interesse. Heute bleiben die "Restmünzen" (die ja eigentlich keine sind) im Portemonnaie und können Zuhause weiter ausgegeben werden (was ich ja als Eurobefürworter gut finde). Reiserestgeld, zumindest aus dem Euro-Ausland, gibt es nicht mehr ... - und dadurch eben nicht so oft die Möglichkeit, "auf die Spur gebracht" zu werden ... :rolleyes:
Gut möglich. Ausser Dänemark hat keines der klassischen Urlaubsländer mehr eine eigene Währung. Die Schweiz und die ehemaligen Ostblockstaaten sind vermutlich nicht das bevorzugte Reiseziel, Norwegen Schweden und Island sind zu weit weg und die Türkei ist momentan nicht unproblematisch. Es ist nicht gesagt, dass ein " Eurobürger " jemals fremde Münzen zu Gesicht bekommt.
 
Stimmt, bei mir war der Einstieg auch die Kiste mir den Restmünzen aus diversen Urlaubs- und Geschäftsreisen meiner Eltern und Bekannten.
Das war für mich als Ossi einfach so spannend darin rum zu kramen und den Hauch von der weiten Welt zu spüren (waren auch Westmünzen dabei ;)).

Aber was die Umfrage recht deutlich gemacht hat ist, das der Coolnessfaktor unseres Hobbys nicht gerade überragend ist. Wenn selbst Erwachsene abwinken was soll dann erst bei Jugendlichen passieren ? Gemobbt werden will keiner.

Wenn ich im November am Messegelände entlang zum Eingang der Numismata laufe, schäme ich mich desöfteren dafür was mir da für Gestalten in ihren abgeranzten Cordhosen und Leuchtturm-Tüten in der Hand so entgegenkommen. Cool ist echt anders.
Da hat die zeitgleich stattfindende Venus ein deutlich attraktiveres Publikum. Da gibts nicht nur sie sabbernden Junggesellen mit ihrer Video-8-Kamera aus den 80ern wie ich früher immer dachte. :cool:
 
Kann es sein, dass durch die Euroeinführung nicht nur viele Sammler dazugekommen sind, sondern auch umgekehrt das Interesse an fremden Münzen mangels Gelegenheit erst gar nicht entstehen kann?

Da isser ja, der erste Eurosammler, der diese Vermutung auf die Tastatur bringt.
Rudolf, ich freue mich, dass Du das ansprichst.
Der junge Normalurlauber kennt doch nur noch Euros. Selbst in Nicht-Euro-Ländern hat man die Möglichkeit, mit Euros zu bezahlen (siehe Montenegro, Türkei, ...).
Die Vielfältigkeit des Bezahlmetalls ist vielen Jungen Leuten gar nicht bewusst. Wenn ich mal zufällig exotisches oder altes Geld in der Tasche habe und dieses Leuten zeigen, die mit unserem Hobby nichts am Hut haben, ist die Neugierde meistens sehr groß.

Allerdings werde ich mich hüten, irgendwen zu missionieren. Ich verabscheue jede Art von Missionierung.
Jedem das seine. Ich bin zuversichtlich, dass unser Hobby so schnell nicht aussterben wird.
 
Ich finde das ganze Thema wird überbewertet.

Auch in früheren Jahrzehnten war das Münzsammeln von der älteren Generation geprägt, welche dachte sie sei die letzte ihrer Zunft.
 
Was bisher (glaube ich) nicht gesagt wurde, ist auch eine ganz einfache Tatsache: Angenommen für jeden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, zu einem Münzsammler zu werden, über sein ganzes Leben lang gleich hoch. Selbst dann werden die Messen von älteren Sammlern dominiert werden, da viele dieses Hobby für sich erst später entdecken... einige auch in der Jugend, aber was man auf Messen sieht, ist ja nicht das Alter, mit dem jemand angefangen hat zu sammeln. Insofern ist dieses Phänomen komplett natürlich.
Dieses Argument halte ich (bin selbst Informatiker ;) ) für das bisher stärkste. Ist ja mathematisch ganz klar, dass es bei jedem Hobby mehr ältere Hasen geben muss als jüngere Einsteiger. (Sofern es nicht gerade ein Hobby ist, was man in einem gewissen Alter wieder aufgibt, wie z.B. Diddl-Blätter sammeln :D )
Kann es sein, dass durch die Euroeinführung nicht nur viele Sammler dazugekommen sind, sondern auch umgekehrt das Interesse an fremden Münzen mangels Gelegenheit erst gar nicht entstehen kann?
ich glaube nicht nur mangels Pesetas, Francs, etc.... sondern auch, weil dieses Sammelgebiet so schier ausgeufert ist, dass gar kein Geld und keine Zeit für den Rest bleibt.

Zu DM-Zeiten konnte man die Umlaufmünzen sammeln, jedes Jahr ein paar 10er undwenn es hochkam die deutschen Kursmünzensätz, das wars.
Da blieb viel Luft für andere Sammelgebiete (ältere Münzen, ausländische Münzen, etc.). Die meisten wurden mit der Euro-Einführung aber zunächst mal automatisch zu Euro-Sammlern und schon war man damit beschäftigt und eben auch ausgelastet.
 
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