Medailleur: Arnold Hartig

B555andi

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Arnold Hartig wurde am 12.08.1878 als Sohn eines Kleinbauern in Tannwald (heute: Tanvald im Isergebirge / Böhmen) geboren und ist unter ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen.

Hartig war 12 Jahre alt, als sein Vater starb, musste die Schule abbrechen und begann eine Lehre bei einem Stahlgraveur in Gablonz. In seinen Erinnerungen berichtet er von menschenunwürdigen Verhältnissen und einer täglichen Arbeitszeit von 6 Uhr morgends bis 20 Uhr abends.

Der Direktor der Staatsfachschule in Gablonz erkannte Hartigs großes Talent und empfahl ihn für die Kunstgewerbeschule in Wien, die er 3 Jahre lang mit einem Staatsstipendium versehen, besuchte.

Danach war er zunächst für die Prägeanstalten "Brüder Schneider" und "Pittner" in Wien tätig. Ab 1908 stellten sich erste Erfolge bei der Teilnahme an künstlerischen Wettbewerben ein und Hartig wurde in die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens aufgenommen.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnte er sich einen Namen als Portätist hochgestellter Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Adel machen. In der Zeit des Weltkrieges war er als Reservist für das Kriegsfürsorgeamt tätig, für das er Portätmedaillen adliger Militärs und Personen der KuK-Monarchie, aber auch Kappenabzeichen für die kämpfenden Truppen, gestaltete.

Nach dem Krieg und dem Ende des Kaiserreiches hatte Arnold Hartig Schwierigkeiten, seine Familie über die Runden zu bringen, da man ihn abfällig als "Künstler der Habsburger" bezeichnete und er nur wenige Aufträge erhielt.

Erst nach und nach gelang es ihm (mit Hilfe von Aufträgen aus dem Deutschen Reich) wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Aus dieser Zeit stammen seine Musikerporträts, die heute noch von der Münze Österreich nachgeprägt und vertrieben werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte sich Hartig (bis auf wenige Ausnahmen) nicht an der heroisch-völkischen Stimmung durch seine Medaillen - er wendete sich in dieser Zeit vermehrt der Gestaltung religiös motivierter Medaillen zu.

Nach dem 2. Weltkrieg galt der Schwerpunkt seiner Arbeit der Porträtierung führender Köpfe der Heimatvertriebenen aus der damaligen CSSR.

Im Alter von 85 Jahren erblindet Arnold Hartig. Seine letzten Arbeiten stammen aus dem Jahr 1962.

Arnold Hartig verstarb am 02.02.1972 in Purkersdorf bei Wien.

Literatur:

Hartig, Arnold: Aus meinem Leben (1964); Österreichische Staatsdruckerei

Zitte, Rudolf: Professor Arnold Hartig (1958); Wegwarte Verlag Wien

Das angehängte (von ihm persönlich signierte) Bild zeigt Arnold Hartig stehend an seiner Staffelei. Es stammt aus dem oben erwähnten Buch "Aus meinem Leben".
 

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Im Thread "Neuzugänge in Eurer Medaillensammlung" habe ich eine Vielzahl von Medaillen eingestellt, die Arnold Hartig gestaltet hat.

Die Einzelbeiträge habe ich in diesen Thread kopiert.
 
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Frisch bei mir eingetroffen ist ein unverkauftes Los aus der letzten Auktion von HDRauch:

Bronzemedaille von Arnold Hartig aus dem Jahr 1914 auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Sie hat einen Durchmesser von 50 mm und wiegt 56 Gramm.

Zu der Medaille gibt es eine kleine Anekdote (Quelle: "Aus meinem Leben" von Arnold Hartig):

Franz Ferdinand sollte im Juni 1914 bei Hartig zu Modell sitzen. Letzterer hatte durch einige gelungene Medaillen auf verschiedene Mitglieder des Kaiserhauses auf sich aufmerksam gemacht, so dass auch der Erzherzog unbedingt von ihm porträtiert werden wollte. Die ursprünglich vorgesehenen Sitzungen mussten jedoch verschoben werden, da Franz Ferdinand sich in den Vorbereitungen für eine Reise nach Sarajevo befand. Nach seiner Rückkehr sollten die Dinge angegangen werden.

Wir alle wissen, was am 28. Juni 1914 in Sarajevo passiert ist. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und seiner Gattin in Sarajevo durch einen serbischen Nationalisten bildete den äußeren Anlass für den letzten Akt der Eskalationsspirale, die in den Ersten Weltkrieg geführt hat.

Hartig musste die Medaille nach Bildvorlagen des ermordeten Thronfolgers gestalten. Die Rückseite erinnert an seinen Todestag.
 

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Neuzugang aus Österreich:

Julius Raab - Ehrenmedaille des Österreichischen Wirtschaftsbundes. Die Bronzemedaille hat eine Größe von 50 mm bei einem Gewicht von 57 Gramm. Die Medaille habe ich in der Originalschachtel erhalten.

Medailleur ist der Österreicher Arnold Hartig (1878 bis 1972). Die Medaille wurde vom Hauptmünzamt Wien gefertigt. Sie trägt zwar kein Datum, wurde aber 1959 hergestellt.

Der österreichische Wirtschaftsbund wurde 1945 vom späteren Bundeskanzler Julius Raab (1891 bis 1964) gegründet.
 

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Gleich noch eine weitere Medaille von Arnold Hartig:

"Der Sieger" o.J.

Offensichtlich eine Sportmedaille. Durchmesser: 50,8 mm; Gewicht: 57,31 Gramm.
 

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Heute kam mein bisher schwerstes Sammelobjekt mit der Post an:

Bronzeplakette des ausgebrannten Stephansdoms in Wien von Arnold Hartig. Das gute Stück misst 180 x 250 mm und wiegt 880 Gramm.

Die Datierung gestaltet sich ein wenig schwer. Im Verzeichnis des Nachlasses von Hartig findet sich aus dem Jahr 1946 ein Gipsmodell, welches in seinen Maßen und der Beschriftung mit meiner Plakette übereinstimmt. Die spätere, in verschiedenen Größen erhältliche und häufige Version von 1949 ist anders beschriftet. Daher datiere ich mein Stück in das Jahr 1946.

Meine Plakette zeigt oben links das Wappen und den Namenszug von Kardinal Theodor Innitzer, der von 1932 bis 1955 Erzbischof Wiens war. Über den gäbe es auch viel zu erzählen. Das spare ich mir aber für später auf, wenn ich mal eine Porträtmedaille von ihm zeigen kann.

Der Stephansdom ist übrigens nicht durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt worden. Die Bombenangriffe hat der Dom weitgehend unbeschadet überstanden. Am 11.04.1945 legten Plünderer, die in umliegenden Geschäften unterwegs waren, Feuer, welches am 12.04.1945 auf den Dom übergriff und den Dachboden mit dem Glockenturm zerstörte. Der Wiederaufbau wurde dann 1952 vollendet.

Mit meinem Scanner hatte ich ein wenig Probleme, so dass ich die Plakette mit 600dpi einscannen musste. Die Details gehen dadurch leider ein wenig verloren.
 

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Eh ich es vergesse.... :cool:

Der Postbote war gestern mal wieder bei uns und hat zwei Päckchen (aus Polen und Schweden) vorbeigebracht.

Die erste Bronze-Medaille aus dem Jahr 1938 (Medailleur Arnold Hartig) hat einen Durchmesser von 70 mm und zeigt einen weniger bekannten Zeitgenossen, nämlich den Professor Hans Hirsch (1878 bis 1940). Der war ein österreichischer Historiker und zeitweise Professor an der Deutschen Universität in Prag. Die Medaille wurde vom Hauptmünzamt in Wien anlässlich seines 60. Geburtstages geprägt. Da sie nur einseitig ausgeführt ist, zeige ich Euch auch "nur" das Avers.

Die zweite Medaille (ebenfalls einseitig geprägt und von Arnold Hartig gearbeitet) ist Johann Wolfgang von Goethe gewidmet. Sie hat einen Durchmesser von 75 mm und wiegt 141 Gramm. Zu datieren ist sie vermutlich ins Jahr 1924 und damit zum Anlass seines 175. Geburtstages erschienen. Im Verzeichnis des Nachlasses von Hartig findet sich eine solche Medaille aus dem Jahr 1924, die allerdings einen anderen Durchmesser aufweist.

Als kleine Zugabe (war es auch für mich) noch den "Beifang" aus Schweden. Mit der Goethe-Medaille hatte ich auf eine moderne portugiesische Medaille aus dem Jahr 1977 auf den Gelehrten Alexandre Herculano (1810 bis 1877) geboten. Das 80 mm große und 232 Gramm schwere Stück des portugiesischen Medailleurs Marcelino Norte de Almeida habe ich für sage und schreibe umgerechnet 1,01 Euro ersteigert (mehr hatte ich auch nicht geboten).

Der "Hirsch" ist ein Scan von mir - die anderen drei Bilder sind aus der Auktion. Da die Qualität nicht so besonders ist, mache ich am besten nochmals Scans von den Stücken und tausche die Bilder aus.
 

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Ich habe drei weitere Neuzugänge von Arnold Hartig zu vermelden. Hier die ersten beiden:

Die erste (undatierte) Medaille trägt ein religiöses Motiv: Maria mit Jesuskind (Sancta Maria Mater dei - Heilige Maria, Mutter Gottes). Sie hat einen Durchmesser von beachtlichen 60mm bei einem Gewicht von 72 Gramm und ist aus Bronze gefertigt, die versilbert wurde.

Hartig war im Ersten Weltkrieg zur Armee eingezogen und hat im Auftrag des Kriegsfürsorgeamtes einige Medaillen auf Personen des österreichischen Militärs (zumeist adliger Herkunft) entworfen. Nach dem Krieg hat er sich vermehrt religiösen Themen zugewandt und so manchen kirchlichen Würdenträger verewigt.

Aus dieser Zeit (1932) stammt die zweite Medaille. Sie ist aus Bronze gefertigt, hat einen Durchmesser von 61mm und ein Gewicht von 80 Gramm. Gewidmet ist sie dem 50. Geburtstag von Ubaldus Steiner, der von 1927 bis 1972 Probst des Augustiner Chorherrenstiftes in Herzogenburg war.
 

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Und nun das dritte Stück:

Arnold Hartig war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (zu Unrecht) als Monarchist verschrien und hatte Mühe, aufgrund ausbleibender Aufträge, seine Familie zu ernähren.

Die Lage änderte sich erst, als er durch einen Gönner Aufträge aus Deutschland vermittelt bekam. Anfang der Zwanziger Jahre kamen auch wieder verstärkt Aufträge aus "bürgerlichen" österreichischen Kreisen.

Die unten gezeigte Medaille aus dem Jahr 1927 ist Marianne Hainisch (1839 bis 1936) gewidmet, der Begründerin und Fühererin der österreichischen Frauenbewegung und Initiatorin des Muttertages in Österreich. Sie war die Mutter des österreichischen Bundeskanzlers Michael Hainisch. Hartig berichtet in seinen Memoiren, dass Frau Hainisch trotz all der Energie, die sie in die Verwirklichung ihrer Ziele gesteckt hatte, eine bescheidene Frau war, die Wert darauf gelegt hat, zu den Sitzungen für das Porträtieren ihr Arbeitskopftuch aufzubehalten.

Ich habe mit einem Durchmesser von 40mm die kleine Version der Bronzemedaille in meinem Besitz (die große Variante bringt es auf 75mm). Auf der Rückseite ist die Unterschrift von Frau Hainisch zu sehen.
 

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Nachdem in letzter Zeit keine dänischen Medaillen mehr aufgetaucht sind, geht es weiter mit 3 Österreichern.... ;)

Das erste Stück ist eine Kriegserinnerungsmedaille (gestaltet im Jahr 1914), herausgegeben wohl 1915 vom österreichischen Kriegsfürsorgeamt. Sie misst 50mm im Durchmesser und hat ein Gewicht von knapp 53 Gramm (Bronze).

Die Medaille ist eine Gemeinschaftsproduktion zweier Medailleure: Die Vorderseite zeigt den österreichischen Kaiser Franz Josef I. im Profil und wurde von Rudolf Neuberger (1861 bis 1916) gestaltet. Für die Rückseite zeichnet Arnold Hartig verantwortlich. Zu sehen ist Victoria (Siegesgöttin), die mit Kranz und Palmzweig hinter mehreren u.a. mit einem Maschinengewehr in Stellung liegenden Soldaten steht.

Die Medaille habe ich inklusive des fast nagelneu erhaltenen Originaletuis für einen Schnäppchenpreis von 15,- Euro erworben. Auf dem Etui wird angegeben, dass bei der Herstellung erbeutetes Waffenmaterial verwendet worden sei.

Jetzt geht es etwas weniger martialisch weiter:

Noch einen Euro günstiger waren die beiden anderen Medaillen, die mich zusammen 14,- Euro gekostet haben. Die erste stammt aus dem Jahr 1933 und zeigt den Komponisten Johannes Brahms. Sie hat einen Durchmesser von 55mm und wiegt knapp 70 Gramm.

Die zweite, etwas kleinere Medaille ist 1949 entstanden und zeigt uns den Komponisten Johann Strauß (Sohn). Sie ist knapp 28 Gramm schwer und misst 39mm im Durchmesser.

Beide Medaillen wurden von Arnold Hartig gestaltet.
 

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