Mythen bei Silber mit Alu reinigen

Registriert
28.10.2011
Beiträge
124
Punkte Reaktionen
55
Hallo,

ich bin relativ neu hier im Forum. Jedoch lese ich hier schon öfters ein paar Mythen über die Reinigung von Silber mitsamt Alu und heißem Wasser/Salz-Gemisch (oder eben Soda).

Da wird behauptet, dass sich eine Aluminiumschicht über die Münze zieht. Und wieder behaupten andere, dass es eine Elektrolyse wäre. Daraufhin behaupten andere, dass das Aluminium die Münze nicht berühren darf.

Ich kenn mich zwar wenig in der Numismatik aber ein bischen dafür in Chemie aus.

Diese Mythen sind nicht haltbar.

Wenn reines Silber anläuft, dann reagiert es mit Schwefelverbindungen aus der Luft. Silber reagiert nicht mit dem Luftsauerstoff (daher ist es auch ein Edelmetall, also reaktionsträge/arm). So entsteht dieser schwarze Belag Silbersulfid Ag<sub>2</sub>S genannt.

Die Reinigung mittels einer Alufolie beruht auf einem chemischen Trick.

Aluminium ist weitaus reaktionsfreudiger, hat also höheres Potential, als Silber. Gehört daher auch nicht zu den Edelmetallen. Bevor ich nun chemische Formeln daherbrabbel: Mit Hilfe des Wasser-Chlorid-Gemischs zieht man aus den Silbersulfidionen den Schwefel raus, dieser reagiert wiederum mit den Wasserstoffionen (Schwefelwasserstoff entsteht, riecht streng!) und das Aluminium korrodiert zu Aluminiumhydroxid. Das elementare Silber bleibt. Da Aluminiumhydoxid nicht wasserlöslich ist, sollte man etwas Zitronensäure ins Wasser spritzen. Dann kann es sich darin auflösen und es erhöht die für den chemischen Prozess nötige Protonen-Konzentration (lt. Quelle, kann ich nicht erklären). Wenn die Münze gut abgewaschen wird, bleiben keine Rückstände durch Aluminiumhydoxid! Wobei dieser Stoff eh weiß ist und man ihn bemerken würde. Wichtig bei der Reaktion ist, dass das Aluminium Kontakt mit der Münze hat. Hier findet keine Elektrolyse statt, sondern ein galvanischer Prozess. Es wird also nicht ein elektischer Strom benötigt um den Prozess durchzuführen (wie z.B. bei der Kupferabscheidung), sondern es baut sich ein elektrisches Potential im Aluminium und im Silber-Gegenstand auf (wie bei einem Akku). Dieser wirkt dann jedoch für den Prozessablauf hemmend. Deshalb sollte man, damit man den Prozess nicht unnötig verlängert, die beiden Metalle elektisch kurzschließen.

Also einfach die Silbermünze locker ins Aluminum einwickeln, ins Wasser Salz dazu, einen spritzer Zitronensäure und ab auf den Herd.

Wohl entstehen die Mythen daher, da man nach der Reinigung des Silbers Fehler auf der Münze erkennt, die man vorher durch das Silbersulfid nicht gesehen hat und über die langen Jahre auch ganz anders in Erinnerung hatte. Auch kann nicht immer jeder Defekt damit rückgängig gemacht werden. So bewahrt man sie ja nicht in einer chemisch annähernd reinen Umgebung (also sind Fremdstoffe zu erwarten, die auch reagieren) auf. Es ist wie mit einem Akku. Theoretisch unendlich oft aufladbar, praktisch ist jedoch auch der irgendwann fertig. Wobei bei einer Silbermünze mit unendlich viel nutzbarer Alufolie da schon einige Zyklen mehr möglich sind. Mehr vermutlich, als man jemals im Leben benötigt.

Liebe Grüße
Marina
 
Zurück
Oben
Sie nutzen einen Adblocker

Sicherlich gibt es Seiten im Internet, die es mit Werbung übertreiben. Dieses Seite gehört nicht dazu!

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Ihren Adblocker zu deaktivieren. Danke!

Ich habe den Adblocker für diese Seite ausgeschaltet