Neue Goldmünzen für einen jungen Staat - die einführung der Markwährung 1871

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Nachdem ich nach vielen Jahren Sammelei ( mit Pausen ) nun bei den Goldmünzen des Deutschen Reiches von 1871 - 1918 gelandet bin, beschäftige ich mich momentan eingehend mit der Materie. Aussgehend von der Fälschungsproblematik versuche ich vor allem Quellen zu finden, in denen prägetechnische Fragen behandelt werden, aber alles ist natürlich von Interesse. Als ich neulich den Suchbegriff " Zwanzigmarkstück " eingab, landete ich in einem Artikel von Anfang 1872, der die technische Ausführung der neue deutschen Reichsmünze kritisierte, ich habe ihn schon in einem anderen Münzforum eingestellt. Neugierig geworden, ob dieses norddeutsche Käseblatt ( Bismark : wenn die welt untergeht, ziehe ich nach Mecklenburg, dort passiert alles hundert Jahre später ) noch mehr zu bieten hatte, durchforstete ich den Website der " Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg " und erhielt diese Kavalkade von Artikeln und Notizen, die dokumentieren, wie sie war, die Einführung der neuen dezimalen Goldwährung, die Deutschland endlich wirtschaftlich in die Moderne katapultierte:

24.11.1871<O:p</O:p
Der Reichstag hat sämmtliche Paragraphen des Münzgesetzes mit den beantragten Abänderungen in zweiter Lesung angenommen, wonach die Einziehung der abgenutzten Münzen auf Reichskosten erfolgt und die Ausprägung grober Silbermünzen verboten wird. Die Mark zerfällt in 100 Pfennige, den Groschen ließ man fallen, weil durch seine Annahme vornehmlich in Süddeutschland Verwirrungen entstanden wären. Die Mark ist gleich 16 Schillingen Mecklenburgisch Courant, für uns also ein bekannter Name. Reichsgoldmünzen werden zu 10 und 20 Mark geprägt, die Münze zu 30 Mark wurde gestrichen. Nachdem schließlich noch Bismarck die Frage unter die Versammlung geworfen hatte, ob denn der König von Bayern offenkundiger seine Anhänglichkeit an das Reich bekunden könne, als wenn die eine Seite der Münze sein Bildniß, die andere das kaiserliche Reichswappen trage? wurde auch der die Münzhoheit der einzelnen Fürsten sichernde Paragraph fast einstimmig angenommen.


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28.11.1871<O:p</O:p
Wie die "Köln. Ztg." meldet, würden die Goldmünzen zu 10 Mark Ducaten und die zu 20 Mark Wilhelmsd'or genannt werden.


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5.12.1871<O:p</O:p
Künftig wird sich in Deutschland Alles um Mark und Pfennige drehen. Voraussichtlich wird man Stücke von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Pfennige prägen. Hundert Pfennige bilden eine Mark. Die Mark wird Reichseinheit. Alles wird nach Mark berechnet. Die Zahl der Millionäre wird sich erheblich vervielfachen, denn wer 333,333 Thaler sein eigen nennt, braucht nur noch 10 Sgr. im Sechsundsechzig zu gewinnen, um Millionär zu heißen. Ohne Zweifel wird man 1- und 2-Markstücke prägen; letztere werden dem österreichischen Gulden gleichen. Tausend Pfennige oder 10 Mark bilden die kleinste Goldmünze, ein zierliches Stück, nur wenig größer, als der bisherige Ducaten. Dieses Goldstück und sein größerer Bruder, das Zwanzigmarkstück, wird nicht wie die Krone eine bloße Handelsmünze sein, nicht, wie der Friedrichsd'or, ein bloßes Schaustück, das man einwechselt, um den Arzt zu bezahlen, nicht wie die Pistole, ein auf den Aussterbeetat gesetzter Pensionär, sondern es wird die ächte Landesmünze sein, in der man jeden größeren Betrag auszahlt. Zwanzig Zwanzigmarkstücke beschweren das Portemonnaie nicht; mit denselben in der Tasche wird man nach Baden-Baden und in die Schweiz reisen können. Mit der Ausprägung der Scheidemünze, von Mark und Pfennigen, kann erst begonnen werden, wenn das definitive Münzgesetz erlassen sein wird. Alles bisher umlaufende Silber- und Kupfergeld ist zur Einziehung bestimmt; wann diese erfolgen wird, ist noch nicht bestimmt.
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8.12.1871<O:p</O:p
In Betreff der Münzreform wird der Ztg. für Norddeutschland von Berlin berichtet: "Man nimmt an, daß die Ausprägung der Reichsgoldmünzen in etwa 3 Wochen beginnen kann. Bis dahin werden die Stempel wohl geschnitten und alle sonstigen Vorbereitungen getroffen sein. Einstweilen ist ein Vorrat von ungefähr 70 Mill. Thaler in Gold zur Ausmünzung bestimmt. Allmonatlich werden, wie man denkt, aus den vorhandenen neun Münzstätten für 10 bis 12 Mill. Thaler Goldmünzen hervorgehen, so daß jener Metallvorrath der Reichskasse bis um die Mitte nächsten Jahres erschöpft wäre, wo dann weitere Raten der französischen Kriegscontribution ihn zu ergänzen und die Goldausprägung zu nähren hätten. Eigentliche Reichsmünzen mit dem Bildniß des Kaiser als solchen werden vielsagender Weise nur aus der Straßburger Münze hervorgehen, auf deren Verwendbarkeit Ludwig Bamberger im Reichstag hingewiesen hat. Außerdem aber wird in Hamburg lebhaft gewünscht, daß das Reich dort eine große Münzstätte errichte, was auch unter der Voraussetzung späterer Freigebung des Prägenlassens für Privatrechnung gewiß sehr zweckmäßig und zugleich geeignet wäre, die Hamburger mit der Beseitigung ihrer Mark Banco-Einrichtung zu versöhnen.


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2.1.1872<O:p</O:p
Seit einigen Tagen ist eine Anzahl der neuen Reichsmünzen in Berlin in den Verkehr gebracht; es heißt, die ersten Tausend Zwanzig-Markstücke habe der Kaiser erhalten. Die Ausführung und Prägung der neuen Münzen wird allgemein gelobt. Es gilt als ziemlich zweifellos, daß das Gesetz, welches den gemeinsamen Münzverkehr in ganz Deutschland regeln soll, in der Frühjahrssession des Reichstages vorgelegt werden wird Die Ausarbeitung des Entwurfes wird indessen, obschon die Grundlinien durch die Bestimmung über die Goldmünzen vorgezeichnet sind, große Schwierigkeiten darbieten, da in Bezug auf die Einziehung der alten Münzen die Umgestaltung der Zahlungsfrist, das Verhältniß der neuen Münzen zu den Staatspapieren etc. eine Menge complicierter Fragen hervortreten, welche schon in der Vorlage gelöst sein sollen und jedenfalls bei der Verhandlung im Reichstage zu sehr umfassenden Debatten der Fachmänner führen werden.
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16.1.1872<O:p</O:p
Das neue Zwanzig-Markstück nimmt sich sehr stattlich aus. Es ist seinem Werth entsprechend größer und stärker als der Louisd'or oder Friedrichsd'or. Es zeigt auf der Vorderseite den Kopf des deutschen Kaisers mit der Umschrift: Wilhelm, deutscher Kaiser und König von Preußen. Unter dem Bilde steht als Bezeichnung der Münzstätte Berlin</ST1:p. Die Rückseite trägt in der Mitte das Reichswappen, als Umschrift die Worte: Deutsches Reich.
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26.1.1872<O:p</O:p
Das Zwanzigmarkstück, die neue Goldmünze des deutschen Reichs, ist kein Meisterstück. Der Kaiser hat alle Ursache, sich über sein Bild zu beschweren und der Adler des Reichs sieht aus, als würde das Reich bald zu Gottvater gebeten werden. Sogar die Umschrift auf der Münze ist zum Th eil unleserlich und der Rand, wie ein Grobian sagt, wie von einem Grobschmiede gefeilt. Es ging zu schnell mit der Herstellung.
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29.3.1872<O:p</O:p
Obwohl in den Münzen in <?xml:namespace prefix = st1 ns = "urn:schemas-microsoft-com
><st1:State alt=
</st1:State>Berlin, Hannover, <ST1:pFrankfurt</ST1:p, München etc. an den deutschen Reichsgoldmünzen fleißig gearbeitet wird, so gibt's doch erst nahe an 48 Mill. Mark in 20 Markstücken.<O:p</O:p
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11.6.1872<O:p</O:p
Nach einer Berechnung würde es, wenn die Prägung der deutschen Goldmünzen in dem bisherigen Tempo weiterginge, mindestens 8 Jahre dauern, bis die für den deutschen Verkehr ungefähr erforderlichen 2000 Millionen Mark in Goldmünzen ausgeprägt seien. Von den bis jetzt geprägten mehr als 140 Millionen Mark sei im Verkehr fast gar nichts zu spüren, weil die neuen Goldmünzen zum größten Theil in die Keller der Zettelbanken wanderten. (Abg. Bamberger spricht für die stärkere Ausprägung der 10-Markstücke.)
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18.6.1872<O:p</O:p
Die Münzfälscher haben sich auch schon der Reichsgoldmünzen bemächtigt. Es sind bereits zwei solcher Fälschungen vorgekommen. Aeußerlich sehen die Münzen sich ganz ähnlich, innerhalb aber fehlt der Goldgehalt, der durch unedles Metall ersetzt ist.<O:p</O:p
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13.6.1873<O:p</O:p
Vom Reichsgoldmünzen sollen nach einem neuen Beschluß des Bundesrathes ausgeprägt werden 4/5 in 20=Markstücken und 1/5 in 10=Markstücken.
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18.12.1874<O:p</O:p
Der "Köln. Ztg." geht aus Elberfeld folgender Artikel zu: Zum Nachtheil des Publikums ist der Glaube verbreitet, als seien von den goldenen Reichsmünzen viele unechte, von werthlosem Metall geprägte im Umlauf. Falsche Goldstücke sind sehr leicht zu erkennen durch das Gewicht. Wer an der Echtheit eines Goldstückes zweifelt, wiege es gegen ein anderes (oder gegen ein <ST1:p<st1:City w:st="on">Normal - </st1:City></ST1:pKupfergewicht, welche bei den vielen Goldschmieden und bei den Eichämtern für eine Mark zu kaufen sind). Stimmt das Gewicht genau, so mag Jeder das Stück ruhig annehmen und ausgeben. Der Klang hat gar keine Bedeutung, und doch ist dieser für die vielen Nichtkenner maßgebend. Von all den Goldmarkstücken, die meinem Gutachten unterbreitet wurden, habe ich kein einziges falsches gefunden, wohl aber Stücke, die keine Münzstätte ausgeben sollte, weil das Gold unganz, rissig und doppelt vom Aufwalzen, dennoch geprägt und verausgabt wurde. Es ist nun weiter über die verschiedene Farbe der ausgeprägten Reichsmünzen gesprochen und geschrieben worden. Auch diese Verschiedenheit ändert am Werth der Stücke nichts; ist die Farbe mehr roth, so ist in der Legirung mehr Kupfer, hellere Stücke enthalten mehr Silber, in allen aber ist der Goldfeingehalt derselbe. Der Wunsch der möglichst raschen Einführung der Goldwährung ist wohl der Grund, weshalb so viele Stücke von 10 und 20 Mark unvollkommen in Farbe und Dichtheit sind. Man wird die eingezogenen alten Goldmünzen zusammengeschmolzen haben, die Feuerprobe hat den Gehalt bestimmt, dann ist durch Zusatz von feinem Gold, Silber oder Kupfer die <st1:City w:st="on">Normal -</st1:City></ST1:pLegirung erzielt worden. Man hat dadurch an Zeit und Kosten erspart, welche erforderlich gewesen wären, das legirte Gold, das durch Einschmelzen alter Münzen gewonnen war, erst durch chemischen Prozeß fein zu machen, und dann eine neue Legirung in bestimmten Mischungen von Gold, Silber und Kupfer herzustellen, wodurch die Farbe der ausgeprägten Mark nur gleich geworden wäre. Nun wäre es wohl eine Pflicht der Regierungen, durch ihre Cassen= und Steuer=Einnehmer die schlecht geprägten Goldstücke den Münzstätten wieder zuzuführen um die durch übereilte Arbeit Mißtrauen erweckenden Reichsmünzen durch bessere zu ersetzen.<O:p</O:p
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14.1.1876<O:p</O:p
Am Vorabend der Einführung der neuen Reichswährung bringen die klerikalen Blätter folgende Anekdote: "Ein Bayer äußerte jüngst: Von jeder Sorte bayrischer Münzen werde ich mir ein Stück auf die Seite thun und die gesammelten Münzen einst in meine Todtenlade legen lassen, damit mich unser Herrgott nicht mit einem Preußen verwechselt
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14.3.1876<O:p</O:p
Da die neuen 2=Pfennigstücke, von der Adlerseite gesehen, eine große Aehnlichkeit mit den 10=Markstücken besitzen, und schon wiederholt ärgerliche Verwechselungen daraus entstanden sind, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Adler auf den Goldmünzen eine Umschrift (Deutsches Reich) hat, die auf den Kupfermünzen fehlt. Es bedarf also nur eines Ueberblicks, ob die mit dem Adler nach oben aufgezählten Münzen eine Schrift tragen oder nicht. Noch leichter ist die Unterscheidung derselben, wenn sie mit der Rückseite aufgezählt werden. Die Goldmünzen sind dabei sofort an dem Bildniß des betr. Landesherrn oder dem Hoheitszeichen der freien Städte zu erkennen, während die andern Münzen auf dieser Seite die Werthbezeichnung (1 Mark, 50, 20, 10, 5, 2, 1 Pfg.) aufweisen.<O:p</O:p
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag aus der alten Zeit. Mir hat es gut gefallen, leider steckte mir fast an jedem Absatz einer oder mehrere die Zunge raus, später hatte ich mich daran gewöhnt.

Ich hatte ja vor einiger Zeit aus einem Gesetzblatt über die deutschen Goldmünzen zitiert. Schon gelesen?

epareiner
 
Hallo,

vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag aus der alten Zeit. Mir hat es gut gefallen, leider steckte mir fast an jedem Absatz einer oder mehrere die Zunge raus, später hatte ich mich daran gewöhnt.

Ich hatte ja vor einiger Zeit aus einem Gesetzblatt über die deutschen Goldmünzen zitiert. Schon gelesen?

epareiner

Hallo epareiner,

ja, das habe ich gelesen. Im Zuge der Literatursuche habe ich inzwischen auch in einem Antiquariat einen Kommentar zu dem Gesetz gefunden ( Quenstedt : Die neuen deutschen Münzen , 1872 ). Kein bekannter Name, nur einer von vielen, die damals regen Anteil ( bzw. Antheil ) an der Geldreform nahmen. Man kann sich das wohl ähnlich wie die Eurodiskussion vorstellen.
 
@Kronerogøre

:respekt:

Danke für den sehr interessanten Beitrag.
 
Man war damals wohl nicht sehr erfreut über die Geldreform. Diese Problematik wurde auch auf Postkarten mit viel Satire dargestellt. Die Leute waren sehr unsicher glaube ich und die Bedenken hatten oft gute Gründe.

Wirklich ein sehr interessantes Thema, grabe ruhig weiter in den Kellern der Geschichte und berichte uns weiter darüber.

Gruß von epareiner
 
Man war damals wohl nicht sehr erfreut über die Geldreform. Diese Problematik wurde auch auf Postkarten mit viel Satire dargestellt. Die Leute waren sehr unsicher glaube ich und die Bedenken hatten oft gute Gründe.

Wirklich ein sehr interessantes Thema, grabe ruhig weiter in den Kellern der Geschichte und berichte uns weiter darüber.

Gruß von epareiner

Ja, wie immer, wenn es um etwas neues geht

@Kronerogøre

Schließe mich dem Lob völlig an. habe Deinen Betrag mit Genuss und Freude gelesen und bin auf Weiteres gespannt.

Grüße
-ich-
 
Freut mich, dass Euch die alten Zeitungsberichte gefallen. Der Website hat ein gewisses Suchtpotenzial... Fortsetzung folgt
 
Neue Goldmünzen für einen jungen Staat - die Einführung der Mark 1871 - der 2te Theil

Hallo,

wie versprochen, hier Teil 2. Leider ist die Datei vorerst nur bis 1878 digital erschlossen, so erfahren wir nicht, wie die Redaktion der " Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg " das goldene Fünfmarkstück bewertet, dass an zwei Stellen erwähnt wird. Aber man kann wohl vermuten, dass sie sich ziemlich verhalten ob seiner " geringen Grösse " geäussert hätte.

22.10.1872<O:p</O:p
Von dem franz. Goldregen ist in Deutschland wenig zu spüren. Während in Straßburg über die 5te halbe Milliarde quittirt worden ist, hat die preuß. Hauptbank den Zinsfuß wegen der Geldknappheit erhöht. Wohin sind die Milliarden gekommen?
Am 1. Septbr. waren schon 303 Millionen Mark in Gold ausgeprägt und dennoch tauchen die Goldstücke im Verkehr nur sehr einzeln auf.
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13.5.1873<O:p</O:p

Der deutsche Reichstag hat endlich einmal den Kopf aufgesetzt und zwar in Geldsachen, wo auch bei anderen Leuten die Gemütlichkeit aufhört. Gegen den Widerspruch Delbrücks bestand er in der 3ten Lesung des Münzgesetzes darauf, daß Zwei=Markstücke geprägt werden. Den Anschlag gaben die Süddeutschen, welche für den Verkehr ein Zweimarkstück (1 fl. 10 kr.), welches dem beliebten österr. Guldenstück entspricht, für unentbehrlich und ein 2 1/2= Markstück (1 fl. 27 1/2 kr.), obwohl es in das System besser paßt, für unpraktisch halten. <O:p</O:p
Die Fünfmarkstücke sollen so lange theils in Silber, theils in Gold geprägt werden, bis die Erfahrung herausgestellt hat, ob das silberne oder goldene dem Publikum lieber und bequemer ist.<O:p</O:p
Ohne Papier kommt übrigens auch das deutsche Reich vorläufig nicht aus; es wird daher bei allmäliger Einziehung des Papiergeldes der einzelnen Staaten ein Reichspapiergeld ausgegeben werden im Betrage von etwa 40 Millionen Thaler. Das betr. Gesetz wird noch diesem Reichstage vorgelegt werden.<O:p</O:p

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31.10.1873<O:p</O:p
Dem "Daheim" zu Folge sind im Jahre <?xml:namespace prefix = st1 ns = "urn:schemas-microsoft-com
><st1:metricconverter alt=
</st1:metricconverter>1872 in der Königlichen Münze in <ST1:p<st1:State w:st="on">Berlin</st1:State></ST1:pl an mecklenburgischen Reichsgoldmünzen geprägt worden: 68925 Zwanzigmarkstücke und 15600 Zehnmarkstücke.<O:p</O:p

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16.12.1873<O:p</O:p
Bis zum 1. April 1874 sollen nach Beschluß des Bundesraths alle inländischen Goldmünzen außer Cours gesetzt werden. Wer daher seine Füchse im Schatzkästlein aufbewahrt hat, mag sie allmählig frei geben, um dafür Zwanzigmarkstücke einzutauschen.<O:p</O:p

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15.8.1873<O:p</O:p
Ein Berliner hat ein Mittel entdeckt, das Droschkengeld schuldig bleiben zu können. Von einem Streifregen überfallen, hatte er sich in eine Droschke gerettet, als ihm plötzlich einfiel, daß er kein Geld in der Tasche habe, um die improvisirte Fahrt zu bezahlen. In der Angst verfiel er auf folgendes Auskunftsmittel. Sobald die Droschke stand und er ausstieg, durchsuchte er in aller Hast den Boden der Droschke. Auf die Frage des Kutschers, ob er etwas verloren, sagte er: "Ja, ein Zwanzigmarkstück, ich werde es schon wieder finden, sobald ich Licht habe." Kaum war der Passagier, um das Licht zu holen, in der Hausthüre verschwunden, als der Kutscher aus Leibeskräften auf seinen Gaul schlug, mit der möglichsten Schnelle davon fuhr und so den Passagier jeder weiteren Verlegenheit überhob.

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5.9.1873<O:p</O:p
Die Schweiz ist in großer Anregung, weil auf den neuen Schweizerischen Goldmünzen der Kopf des Kaisers Wilhelm eingeschmuggelt worden sein soll. Zwei oder drei Männer haben die länglich ovalen Punkte in der Mitte der Kranzseite mit der Loupe untersucht und in ihnen einen Kopf erkannt, dessen Gesichtszüge die des deutschen Kaisers sind. Ueber diesen "frechen Witz des Graveurs", der ein Deutscher sein soll, lodert Helvetia auf und verlangt exemplarische Genugthuung.<O:p</O:p

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17.10.1873<O:p</O:p
Die Goldankäufe, welche die Reichsregierung angeordnet, hat, werden gegenwärtig durch die Concurrenz Schweden=Norwegens einigermaßen erschwert und vertheuert, da auch in jenem Lande, wie schon früher mitgetheilt, die Goldwährung eingeführt werden soll. Das Einschmelzen der eingezogenen preußischen Thalerstücke ist auch bereits angeordnet, und es wird diese Operation in Hamburg und Frankfurt a. M. vorgenommen werden, da die dortigen Silberschmelzereien bereits den darauf bezüglichen Auftrag empfangen haben. Die Summe der jetzt schon zum Einschmelzen bestimmten Thaler wird auf 25 Millionen angegeben.<O:p</O:p

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30.10.1874<O:p</O:p
Der Bundesrath hat beschlossen, daß auf allen in der Hamburger Münz=Anstalt geprägten Reichsmünzen das Münzzeichen I anzubringen ist.

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12.2.1875<O:p</O:p
In <ST1:p<st1:country-region w:st="on">England</st1:country-region></ST1:p macht man Jagd auf die deutschen 20=Markstücke und giebt sogar schon Agio. Es ist vorgekommen, daß ein solches Goldstück mit 6 Thlr. 29 Sgr. angekauft wurde.<O:p</O:p
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18.3.1875<O:p</O:p
Aus Genf wird geschrieben, daß der Goldabfluß dorthin von Deutschland, namentlich von Frankfurt a. M. besonders stark ist. Man spricht von etwa 80,000 Mark, die täglich dort ankommen sollen, und die, eingeschmolzen, den vielen Goldschmieden zur Verarbeitung zugehen. Dagegen bildet es allerdings einen betrübenden Contrast, wenn man im Herzen Deutschlands selbst von einem Bankier zum andern gehen kann, ohne daß es gelingt, ein deutsches Goldstück einwechseln zu können.<O:p</O:p

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25.6.1875<O:p</O:p
Nach dem Reichsmünzgesetz soll der definitiven Einführung der Goldwährung eine betreffende Verordnung mit dreimonatlicher Frist vorausgehen; und in Preußen wundert man sich, daß diese Verordnung noch immer auf sich warten lasse. Die "Kreuzzeitung." bezeichnet es nun als öffentliches Geheimniß, daß diese Verordnung überhaupt nicht erlassen werden kann. Zwar seien bereits über 1100 Millionen Mark in Goldmünzen ausgeprägt worden, also mehr als die Summe des in Deutschland in Umlauf befindlichen Metallgeldes betrage; aber das Gold sei theuer eingekauft und billig verkaufe man es wieder denn durch Reichsgesetzblatt ist bestimmt, daß ein Pfund Gold nur 15 1/2 mal mehr werth sein solle, als ein Pfund Silber, während auf dem Weltmarkt das Verhältniß des Geldwerthes zum Silber periodisch über 16 : 1 stand, sodaß ein recht einträgliches Geschäftchen durch Verkauf des Goldes ins Ausland ermöglicht wurde, wo dasselbe in den Schmelztigel wandert. Die englische Times erklärt spottend, daß bei eintretendem Goldbedarf nach Deutschland nicht Goldmünzen, sondern Goldbarren geliefert werden würden. Die "Kreuz.=Ztg." fügt übrigens noch wörtlich hinzu: "Auf dem wirthschaftlichen Gebiete hat der Liberalismus bereits Bankerott gemacht; es hilft kein Vertuschen etwas. Auf dem Gebiet des Münz= und Bankwesens müßte er, so sollte man meinen, doch zu Hause sein; wie kommt es nun, daß es sich gerade hier zuerst thatsächlich erwiesen, daß er selbst auf diesem Gebiet unfähig ist, eine neue Organisation zu schaffen? Es will scheinen, als hätten "intellektuelle Urheber" allerdings gewußt, was sie wollten; - aber daß der Krach so zeitig und so plötzlich ausbrach, das konnte man eben durch kein Wollen verhindern."<O:p</O:p

21.12.1875
Da es dem Reichstage nicht möglich gewesen ist, auch nur seine nothwendigsten Arbeiten bis Weihnacht zu erledigen, so ist derselbe am Sonnabend vertagt worden und wird am 19. Januar 1876 seine Sitzungen wieder aufnehmen. Der Schluß derselben wird Mitte Februar erwartet. Am Freitag beendete der Reichstag die zweite Berathung des Reichsbudgets. Am Sonnabend stand die dritte Berathung desselben auf der Tagesordnung. Die Annahme der einzelnen Positionen geschah fast überall nach den Vorschlägen der Kommission. So war das Defizit gehoben worden, ohne daß neue Steuern sich vernothwendigt hätten; und die betreffenden Vorlagen wurden abgelehnt. …
…Wichtig ist ferner die Annahme des Gesetzentwurfes betreffend die Abänderung des Art. 15 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873, welcher dem Bundesrath die Befugniß beilegt, zu bestimmen, daß die Einthalerstücke bis zu ihrer Außerkurssetzung nur noch an Stelle der Reichssilbermünzen, also als Scheidemünzen, in Zahlung aufzunehmen sind. Auf Antrag des Abgeordneten Sonnemann wurde beschlossen, daß die betreffende Bestimmung einen Monat nach ihrer Veröffentlichung in Kraft treten soll. Der preußische Finanzminister Camphausen behauptete bei dieser Gelegenheit: die früher verbreiteten Gerüchte von einer kolossalen Goldausfuhr hätten sich in nichts verloren, denn eingeschmolzen seien etwa für 10 Millionen Thaler (oder 30 Millionen Reichsmark!) und das sei eine Bagatelle für das Reich! Man könne dem ganzen Prozesse des Ueberganges zur Münzreform mit der größesten Ruhe entgegensehen, sie habe sich bisher in spielender Weise vollzogene - Wenn der Herr Minister dabei an das Börsenspiel gedacht hat, so mag er wohl Recht haben; und wenn er sich in diesem Spiel gefällt, so ist das seine Sache. Uebrigens können wir den neuen Reichstagsbeschluß nur bedauern, denn unsere Thaler sind bekanntlich etwa um zehn Prozent besser als die neuen Reichssilbermünzen, und um diesen Werth sollen dieselben nun plötzlich herabgesetzt werden. Das macht im Ganzen etwa 10 bis 15 Millionen, vielleicht wiederum für das Reich eine Bagatelle, denn was macht sich das Reich, als Institution gedacht, aus den etwaigen Verlusten seiner einzelnen Bürger, zumal wenn andere Reichsbürger daraus ihre Gewinnste ziehen! Wir wollen uns keineswegs ohne weiteres den Worten der Berliner fortschrittlichen "Volks=Ztg." anschließen, aber eine gewisse Wahrheit liegt doch darin, wenn sie schreibt: "Für die Finanzwirthschaft gibt es in der That kein gewinnreicheres Spiel, als die guten Thaler in drei schlechte Mark zu verwandeln . Dem Gesetze nach sollte sie eigentlich die Thaler einziehen und Goldmünzen dafür geben; dergleichen macht sich aber nicht spielend. Sie wählt daher den besseren Theil des Spieles und setzt den Thaler zur Scheidemünze herab. Das ist ein errungener Gewinn." Als Verlierer wird dann besonders der Arbeiter hingestellt: "Wenn sich erst alles spielend wird vollzogen haben, dann wird jede Zahlung über 20 Mark in Gold geleistet werden müssen. Nun ist wohl klar, daß Wochenlöhne der Arbeiter nur in seltenen Fällen in Goldstücken bezahlt werden. Silbergeld, Scheidemünze ist der alleinige Kapitalbestand des arbeitenden Volkes. Wie aber, wenn das Quartal herankommt und er die Miethe bezahlen muß, welche viel mehr als 20 Mark beträgt? Woher Gold nehmen? Das Reich ist freilich verpflichtet, Kassen einzurichten, welche für die Scheidemünze Goldstücke geben; aber dergleichen ist nicht für Arme eingerichtet. Das Umtauschgeschäft macht das Reich nur, wenn man ihm mindestens 200 Mark beisammen bringt . Da bleibt denn der arbeitenden Bevölkerung an jedem Quartalstage nichts übrig, als sich bei dem Geldwechsler für das zusammengesparte Silbergeld die nöthigen Goldstücke zu kaufen, wofür natürlich der Geldwechsler eine kleine Provision rechnet. Da macht sich der Gewinn und Verlust wirklich ganz ebenso spielend wie die Reform".
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21.7.1876<O:p</O:p
Das Zweimarkstück, das jetzt in Massen zur Ausgabe kommt, ist ein Zugeständniß an Süddeutschland. Es ist um <st1:metricconverter w:st="on" ProductID="2 Millimeter">2 Millimeter</st1:metricconverter> Durchmesser kleiner als das süddeutsche Guldenstück, indem es <st1:metricconverter w:st="on" ProductID="28 Millimeter">28 Millimeter</st1:metricconverter> zählt, der Gulden <st1:metricconverter w:st="on" ProductID="30 Millimeter">30 Millimeter</st1:metricconverter>; es ist auch kleiner als das österreichische Guldenstück. Einer Verwechslung beim Verpacken in Rollen ist also zweckmäßig vorgebeugt. Das Zweimark=Stück ist leichter als der österreichische Gulden, das Silber also feiner. In Bayern erhielt der König das erste Stück. Seitdem werden täglich 34,000 Stück angefertigt.<O:p</O:p

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4.8.1876<O:p</O:p
Die selbsttätige Goldwaage, eine Erfindung, deren man sich in England schon längere Zeit bedient, ist seit einigen Tagen bei der k. Seehandlung in Berlin aufgestellt. Die Waage scheidet jedes zu leichte Goldstück aus der Masse der Goldstücke aus, die ihr mit einem Male zum Wiegen anvertraut werden. Die Goldstücke werden in eine Art Cylinder gelegt, und die zu leichten kommen auf der andern Seite der Waage heraus.<O:p</O:p

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12.12.1876<O:p</O:p
Aus den Verhandlungen des Reichstages ist nur hervorzuheben, daß, wie demselben eröffnet wurde, die Ausprägung von Nickelmünzen bereits inhibirt ist und daß dasselbe auch in Bezug auf die silbernen Fünfmarkstücke geschehen soll, sobald davon 70 Millionen Mark ausgeprägt sind. Dagegen soll das goldene Fünfmarkstück demnächst in die Erscheinung treten.<O:p</O:p

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