Neuzugänge in eurer Altdeutschland-Münzsammlung

Hat eigentlich irgendjemand von euch bei der letzten elive-Auktion von Künker (Sammlung Popken) mitgeboten und villeicht sogar einen Zuschlag bekommen?
Mitgeboten? Ja. Zuschlag erhalten? Nein.
Und bei deinen Hildesheimern sind die Preise ja leider auch in die Höhe geschossen...
 
Hat eigentlich irgendjemand von euch bei der letzten elive-Auktion von Künker (Sammlung Popken) mitgeboten und villeicht sogar einen Zuschlag bekommen?
Bei der elive-Auktion nicht, aber bei der Auktion 331 war ich vertreten durch einen Bietagenten (!!!).
geboten ja, erhalten nein :(:(
 
Heute möchte ich einen Neuzugang vorstellen, der – auch ob seiner Erhaltung – auf den ersten Blick wenig "spektakulär" wirkt:

Fürstbistum Fulda, Adalbert II. von Walderdorff, 20 Kreuzer, 1758.
(Buchonia/Hinkelbein 7, Eichelmann 120, Schön 57, KM 104)

Münze.jpg

Interessant ist dieser Münztyp bei näherer Betrachtung aber doch. Wir schreiben die Zeit des Siebenjährigen Kriegs, die Münzverschlechterung ist Mittel zum Zweck – einerseits um fremdes Geld in Verruf zu bringen (vgl. etwa die von Preußen veranlasste 1/6-Taler-Prägung mit eroberten kursächsischen Stempeln, den sog. Kriegssechsteln), andererseits um durch Aufkauf und Ummünzung guter, vollwertiger Sorten in geringhaltige Sorten ordentliche Gewinne für Münzherr und den an der Münrproduktion beteiligten Personen zu erzielen. Der damalige Fuldaer Fürstbischof Adalbert II. von Walderdorff war leider keine Ausnahme und wirkte, angespornt durch "interessierte Kreise", bei dieser Münzverschlechterung mit, indem er ebenfalls insbesondere Kriegssechstel (dieses Nominal war bis dato in Fulda, welches in Gulden und Kreuzer rechnete, vollkommen ungebräuchlich) nach preußischem Vorbild prägen und unter die Leute bringen ließ. Man schätzt anhand historischer Dokumente, dass in dem kurzen Zeitraum von 1,5 Jahren über 7.500 kg (Münz-)Silber in schlechte Münzen, vor allem Kriegssechstel "umgemünzt" wurde!

Natürlich konnte das Ganze auf lange Sicht nicht gutgehen. Kaufleute und Bevölkerung kamen dahinter, das Reich bzw. der Kaiser griffen ein, verboten unterwertige Sorten und zwangen auf den "rechten" Weg zurück. So wurde in Fulda bereits im Lauf des Jahres 1758 wieder mit der Produktion vollwertiger Sorten begonnen, auch um den Kaiser gnädig zu stimmen. Das von mir gezeigte Exemplar gehört zu diesen ersten vollwertigen 20 Kreuzern nach dem Siebenjährigen Krieg, geprägt gemäß der Wiener Konvention von 1753. Aufgrund der Jahre zuvor sah man sich, wohl auch um Vertrauen zurückzugewinnen, genötigt, den Münzfuß gleich buchstäblich mitaufzuprägen ("NACH DEM NEUEN OSTER:REICH:MUNTZFUS"). Von den vollwertigen Prägungen des Jahres 1759 unter von Walderdorff (Gulden = 2/3 Taler sowie 20 Kreuzer) heißt es, dass hiervon jeweils nur 20(0)* bzw. 300 Exemplare geprägt worden seien. Schlicht aus dem Grund, weil man keine Silberbezugsquelle in Form eigener Bergwerke (wie andere Reichsfürsten) hatte und Geld für den Silberankauf nicht vorhanden war. Zu dem 20-Kreuzer-Typ des Vorjahres – also meinem Münztyp – heißt es bezüglich der Auflage nur: "mit einer geringen Auflage". Aufgrund der geschilderten Umstände gehe ich nicht davon aus, dass die Auflage des Jahres 1758 höher war als 1759. Wie dem auch sei: Fest steht, dass dieser Typ sehr selten ist. Ich konnte bislang erst wenige, meist ältere Marktvorkommen recherchieren (bei der Versteigerung der Slg. Fiorino durch Sally Rosenberg 1917 in Frankfurt wurden z. B. gleich zwei Exemplare verkauft: in „s. g. e.“ für 23 Goldmark und „g. e.“ für 6 Goldmark. - Bemerkung: Die Erhaltungsangaben waren früher wesentlich strenger). Für die letzten 10 Jahre finde ich kein Marktvorkommen. Die letzte mir bekannte Münze in sammelwürdigem Zustand wurde 1982 bei Peus in der Erhaltung s/ss zugeschlagen (dieses Exemplar war tatsächlich wesentlich besser erhalten als meines).

Und der Clou an der Geschichte: Der Münztyp ist nicht nur sehr selten, meine Münze war quasi auch nicht zu finden. Ich bin nur durch Zufall darauf gestoßen, denn sie war Teil eines nicht näher beschriebenen Lots. Ich wollte meinen Augen erst nicht trauen, so verdutzt war ich. Hätte ich die auf den Fotos abgebildeten Münzen nicht überflogen, wäre ich nie im Leben auf die Münze aufmerksam geworden. Mir ist ein Rätsel wie Einlieferer/Auktionshaus das übersehen konnten. Ich habe so nicht nur ein ziemlich seltenes Stück erwerben können, sondern wohl auch einen einmalig günstigen Preis dafür bezahlt. Das sind die besonderen Momente in einem Sammlerleben. :)

* Hinweis: Die Zahl 200 bezieht sich auf einen Beitrag von N. Klüßendorf aus dem Jahr 1998 (Das Münzwesen des Hochstifts Fulda unter Adalbert II. von Walderdorff 1757-1759). Laut Unterlagen, die Medaillenfreund einsehen konnte, habe die Auflage nur 20 Exemplare betragen (zur persönlichen Verwendung des Fürstbischofs).
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Kurfürst Georg Ludwig 1714 auch König von Großbritannien wurde, wurden selbstverständlich die Umschriften der hannoverschen Münzen geändert (wenn auch mit Verspätung erst im Laufe des Jahres 1715). Von den danach bis zu seinem Tod 1727 geprägten 2/3 Talern gibt es drei Typen. Von den aus Clausthal stammenden Typen Welter 2240 (Brustbild auf der Avers-Seite) und Welter 2242 (Ross auf der Revers-Seite) habe ich noch kein einziges Exemplar, dagegen vom Typ Welter 2241 aus Zellerfeld nunmehr schon eine kleine Serie.

In Zellerfeld wurde der Münzmeister Heinrich Horst 1719 suspendiert. Da Ernst Peter Hecht erst 1723 zum Münzmeister ernannt wurde, wurde die Münze zwischenzeitlich von einer Kommission verwaltet. Daher gibt es von diesem Typ Münzen mit mindestens drei verschiedenen Münzmeisterzeichen: H gekreuzte Zainhaken H für Heinrich Horst, C für die Kommission und E P H für Ernst Peter Hecht. Welter listet unter Bezug auf Fiala zusätzlich eine Münze auf, bei der 1719 dem Münzmeisterzeichen von Heinrich Horst noch ein C beigefügt wurde. Solch eine Münze habe ich aber leider noch nicht gesehen.
Auf den 2/3 Talern unter E P H findet sich im Feld der Rückseite zusätzlich die Zahl 24 (Mariengroschen), wobei es im Jahr 1723 auch Münzen ohne 24 gibt.

Braunschweig-Calenberg-Hannover 2/3 Taler 1717, Welter 2241
Hannover W 2241 1717 23 Taler Av.jpg Hannover W 2241 1717 23 Taler Rv.jpg

Und hier noch das Dreierpaket 1717 – 1722 – 1726.
Hannover W 2241 1717-22-26 23 Taler Av.jpg Hannover W 2241 1717-22-26 23 Taler Rv.jpg
 
Nachdem ich geschrieben hatte,
Von den aus Clausthal stammenden Typen Welter 2240 (Brustbild auf der Avers-Seite) und Welter 2242 (Ross auf der Revers-Seite) habe ich noch kein einziges Exemplar
habe ich mich nochmals in den Online-Shops umgeschaut und dort einen interessanten 2/3 Rosstaler gefunden, den ich daraufhin erworben habe. Es handelt sich um ein Exemplar mit dem Münzmeisterzeichen C P S für Christian Philipp Spangenberg, der im September 1725 Münzmeister in Clausthal wurde, wo er zuvor Wardein gewesen war. Spangenberg konnte aber wohl erst ab 1726 Münzen prägen lassen, weil das Münzgebäude im März 1725 beim Clausthaler Stadtbrand abgebrannt war und neu aufgebaut wurde (Fertigstellung im Mai 1727).
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf eine Besonderheit hinweisen. Von diesem Münztyp wurden im Jahr 1725, vermutlich als die Produktion in Clausthal darniederlag, Münzen mit dem Münzmeisterzeichen E P H geprägt. Ich vermute, dass die Münze im Nachbarort Zellerfeld unter ihrem Münzmeister Ernst Peter Hecht seinerzeit ausgeholfen hat. Hier das einzige mir bekannte Exemplar:
Auktionsplattform für Münzen, Medallien & Co | Sixbid

Braunschweig-Calenberg-Hannover 2/3 Taler 1726, Welter 2242
Hannover W 2242 1726 23 Taler Av.jpg Hannover W 2242 1726 23 Taler Rv.jpg
 
Eine Ergänzung zu meinem gestrigen Neuzugang. Hier im Vergleich ein Zellerfelder Wilder Mann und ein Clausthaler Ross, beide aus dem Jahr 1726. Neben inhaltlichen Unterschieden gibt es einen ganz praktischen Unterschied, den ich heute feststellen musste, als ich meinen Neuzugang in den Münzschuber legen wollte: Der Clausthaler Schrötling ist minimal größer als die Zellerfelder und passt nicht in das Fach ….

Hannover W 2241 u 2242 1726 2.3 Taler Av.jpg Hannover W 2241 u 2242 1726 2.3 Taler Rv.jpg
 
Ist zwar kein Neuzugang aber die "Hessen Euphorie" bei der aktuellen Wago Auktion nehme ich zum Anlass, mal wieder ein äusserst spannendes Stück vorzustellen, dessen Weg zurück bis ins Jahr 1788 recherchierbar ist.

Hessen Darmstadt
Ernst Ludwig 1678-1739
Silbermedaille 1697 von Roth ( Gießen oder Darmstadt)
48,1 mm, 38,45 gr.
Geprägt vermutlich zum Andenken an die Rückkehr des Landgrafen nach Darmstadt, nachdem dieser durch den Einfall der Franzosen seinen Regierungssitz samt Münzstätte 1693 vorübergehend nach Gießen verlegen musste.

Einzig bekanntes Ex. in Silber. Fehlt sowohl im hessischen Landesmuseum als auch in allen anderen öffentlichen Kabinetten
Möller 3478 (dies Ex.)
Schütz 2820 (ohne Abb.)
Peus 318, Ex. Kress/München Auktion 108/1955 ( In Kupfer, heute im Staatsarchiv Darmstadt/ Sammlung Arthur Hüffel)

Exemplar der Auktion WAG 75 und aus Aukt. Sally Schott Wallerstein/Frankfurt von Sept. 1921.
Bei 12 Uhr befindet sich im Rand ein Sammlerzeichen. An dieser Stelle ist der Rand nach außen gewölbt(siehe Abb.).
Dieses Sammlerzeichen konnte dem berühmten David Samuel von Madai ( u.a. Herausgeber des auch heute noch manchmal zitierten Talerkabinetts in 3 Bänden) zugeordnet werden, dessen Sammlung 1788 bei Textier in Hamburg öffentlich versteigert wurde.
 

Anhänge

  • Medaille 1697 a d Rückkehr nach Darmstadt. Ex Schott Wallerstein sept 21 und WAG 75.jpg
    Medaille 1697 a d Rückkehr nach Darmstadt. Ex Schott Wallerstein sept 21 und WAG 75.jpg
    265,4 KB · Aufrufe: 154
Zuletzt bearbeitet:
Und noch ein zweites Stück mit einer äusserst interessanten Geschichte.
Irgendwo hatte ich es schon mal vorgestellt.................................
Es stammt ursprünglich aus dem persönlichen Besitz des berühmtesten Medailleur`s des 18. Jahrhunderts, Christian Wermuth/Gotha (1661-1739), der im Jahre 1706 seine Sammlung von rund 1000 Talern verkaufte. Die Landstände des Fürstentums Gotha erwarben die Sammlung und verehrten sie ihrem Landesherrn.

Hessen Darmstadt
Ernst Ludwig
Taler 1697 Gießen

Am Armabschnitt befindet sich ein kleines eingepunztes " W ".
Hierbei handelt es sich um das Sammlerzeichen Wermutht`s.
Siehe zum Sammlerzeichen ebenfalls Auktion Leu 66/ Mai 1996 Nr. 73 sowie C. Wohlffahrt S. 28
 

Anhänge

  • Taler 1697 Giessen, Ex Slg Wermuth.JPG
    Taler 1697 Giessen, Ex Slg Wermuth.JPG
    1,6 MB · Aufrufe: 136
Zuletzt bearbeitet:
Und als kleine Ergänzung zu Leitwolf`s hervorragendem Beitrag auch mal eine Kleinigkeit von Fulda.

Heinrich VIII. von Bibra (1759-1788)
Halbtaler 1762

Dieser bessere Typ kommt immer nur in knapp ss oder minimal besser vor und der größte Teil dieser Halbtaler wurde später eingeschmolzen.
Ein kleines Kabinettstückchen.........................
 

Anhänge

  • PICT5465b.JPG
    PICT5465b.JPG
    590 KB · Aufrufe: 142
  • PICT5468b.JPG
    PICT5468b.JPG
    743,1 KB · Aufrufe: 146
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben
Sie nutzen einen Adblocker

Sicherlich gibt es Seiten im Internet, die es mit Werbung übertreiben. Dieses Seite gehört nicht dazu!

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Ihren Adblocker zu deaktivieren. Danke!

Ich habe den Adblocker für diese Seite ausgeschaltet