Neuzugänge in eurer Altdeutschland-Münzsammlung

Von den vollwertigen Prägungen des Jahres 1759 unter von Walderdorff (Gulden = 2/3 Taler sowie 20 Kreuzer) heißt es, dass hiervon jeweils nur 200 bzw. 300 Exemplare geprägt worden seien. Schlicht aus dem Grund, weil man keine Silberbezugsquelle in Form eigener Bergwerke (wie andere Reichsfürsten) hatte und Geld für den Silberankauf nicht vorhanden war.
An dieser Stelle möchte ich Deinen erstklassigen Beitrag berichtigen.
Der 2/3 Taler wurde laut Akten in 20 Exemplaren ausgeprägt, die ursprünglich ausschließlich für die Privatschatulle des Fürsten bestimmt waren. Nach dem Krieg ist dieser Typ in zwei unterschiedlichen Exemplaren vorgekommen.
 
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Der Taler 1696 der Grube Rother Gottesgabe

Im Winter des Jahres 1695 machten zwei Bauern unweit des Dorfes Roth ( heute Ortsteil von 35713 Eschenburg im Lahn-Dill-Kreis ) eine Beobachtung. Ihnen fiel auf, das gefallener Schnee an einer bestimmten Stelle sofort wieder schmolz, während er im direkten Umfeld liegen blieb. Auch eine Wünschelrute schlug an besagter Stelle aus und so wurde vermutet, hier müssten Erze im Boden lagern. Sofort wurde der hessische Landgraf Ernst Ludwig ( 1678-1739) darüber informiert und sandte seinen Berg und Münzmeister Johann Adam Rephun nach Roth, der die Funde bestätigte. Es wurde eine Gewerkschaft gegründet, um die Bodenfunde auszubeuten. Noch im gleichen Jahr wurden 400 Pfund geförderte Erze in die Schmelzhütte nach Feudingen, in die benachbarte Grafschaft Sayn-Wittgenstein gebracht . Aus ihnen wurde 15 Mark Feinsilber ( eine Mark Silber entsprach 233,85 gramm ) erschmolzen . Zur großen Freude des Landesherrn gab man der Grube daraufhin den Namen„ DONUM DEI „, was übersetzt „ Gottesgabe“ heißt.
Damals lag eine hohe Schuldenlast auf der Landgrafschaft Hessen Darmstadt, die trotz umfangreicher Sanierungsbemühungen erst Anfang des 19. Jahrhunderts behoben werden konnte. Durch den Dreißigjährigen Krieg herrschte noch immer Leid und große Verwüstung und dementsprechend waren auch die wirtschaftlichen Verhältnisse verheerend. Landgraf Ernst Ludwig hatte erst zwei Jahre zuvor ( 1693 ) den Sitz der Landesregierung von Darmstadt nach Nidda, dann samt Münzstätte ins befestigte Gießen verlegen müssen. Französische Truppen, die bereits im ersten Raubkrieg Ludwigs XIV. das Bergstraßengebiet besetzt hatten, waren nun im pfälzischen Erbfolgekrieg erneut eingedrungen und hatten auch Darmstadt verwüstet. Verständlich erschien in dieser Situation der Fund eigenen Silbers, das ansonsten für den Geldbedarf teuer eingekauft werden musste, wie ein Geschenk des Himmels, eben eine „Gottesgabe „.Im ersten Quartal des Jahres 1696 wurden aus den geförderten Erzen weitere ca. 5,1 kg Feinsilber erschmolzen, die Ihren Weg nach Gießen in die landgräfliche Münzstätte nahmen. Aus Ihnen wurden Reichstaler, vor allem aber die sogenannten Rother Bergbaumünzen als Erinnerung an dieses freudige Ereignis geprägt. Anfänglich kamen nur Taler zur Ausprägung, später wurden auch in geringem Umfang Halbtaler geprägt. Ein nicht unerheblicher Teil der Bergbautaler wurde später wieder eingezogen und eingeschmolzen. Sie waren zu guthaltig, das heißt, Ihr Feingehalt und damit der innere Wert, lag mit 94,2 % Silber deutlich über dem der sonst gängigen normalen Reichstalern mit lediglich 89 % Feingehalt. Ihr Handelswert im täglichen Gebrauch lag also über Ihrem Nennwert.

Das Zentrum der Vorderseite zeigt eine auf einer Blumenwiese stehende Palme, an der schräg das hessische Wappen aufgehängt ist. Links davon steht ein Bergmann mit Hacke, rechts davon einer mit Grubenlampe und im Hintergrund ist am Horizont die befestigte Stadt Gießen angedeutet. Auf den anfänglich geprägten Talern (Bild. 1) steht über der Abschnittsleiste links das Zeichen „GLCF“ für den Medailleur Gabriel Le Clerk (Fecit steht für geschaffen ), rechts das Zeichen „IAR“ für den in der Gießener Münzstätte von 1693 bis 1705 verantwortlichen Münzmeister Johann Adam Rephun. Im unteren Abschnitt befindet sich die Jahreszahl 1696 in römischen Zahlen ( MDCXCVI).
Bei den später geprägten Exemplaren finden wir links über der Abschnittsleiste das Signum „R“ für den 1696 vom hessischen Landgrafen eingestellten Hofmedailleur Johann Christian Roth, sowie im unteren Abschnitt wieder die Jahreszahl und darunter diesmal die Signatur „ IAR“ des Münzmeisters Johann Adam Rephun (Bild 2)
Mit der Palme ist das biblische Symbol für Wachstum ( „ der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum“ Psalm 92.13) passend mit der Umschrift „ GOTT BAUE DAS HAUS HESSEN DARMSTADT“ verknüpft. Sie stehen stellvertretend für den Wunsch nach künftig blühenden Landschaften in der Landgrafschaft Hessen Darmstadt.
Die Rückseite zeigt eine auf einer Blumenwiese stehende Förderhaspel, mit deren Hilfe der rechtsstehende Haspelknecht das Erz aus dem tiefen Dunkel der Erde ans Tageslicht befördert. Links im Hintergrund sind rauchende Schmelzhütten wiedergegeben, die rechts stehenden Türme und Tor sollen die Burg Hessenwald darstellen. Die Umschrift lautet; „ SO BLICKEN DER ERSTLING DES SEGENS HERFUR“. Die aufgehende Sonne im Hintergrund mag wiederum als Anspielung auf bessere Zeiten interpretiert werden, verknüpft mit der Freude über den Fund und den schnellen Erfolg bei der Ausbeutung der Metalle.
Während der Medailleur, also der Maler des Münzbildes, sich hier um Darstellung der Umgebung von Roth, sowie die zu erzählende Geschichte der Münze bemühte, wurden für die figürlichen Darstellungen alte Kupferstiche herangezogen . Bereits 1617 erschien in Zellerfeld/Harz, hier hatte der Bergbau bereits eine lange Tradition, von dem in Diensten des Herzogs von Braunschweig stehenden Georg Engelhardt von Löhneyss (1552-1622), eine Abhandlung zum Thema Bergbau mit dem Titel „ Bericht vom Berkwerk“. Sie beschreibt in Wort und Bild die Arbeit von Bergleuten. Folgende darin befindliche Kupferstiche sind von Le Clerc als Vorlage herangezogen worden (Bild 3,4,5). Ihre Ähnlichkeit lässt kaum Zweifel daran .
Es ist davon auszugehen, daß der für die Prägung verantwortliche Münzbeamte selbst ( Rephun ) oder ein Professor der Gießener Universität auf diese Bildvorlagen hingewiesen hat. Da vorliegende Abhandlung auch sehr konkrete Hinweise auf Metallgewinnung und Verarbeitung enthält, war sie auch für Münzmeister von Interesse und stand Ihnen sicher zur Verfügung. Ein im Buchbestand der Kölner Universität befindliches Exemplar, ursprünglich aus dem Besitz von Rephuns jüngerem Köllner Amtskollegen Gerard Hüls ( 1688-1765), untermauert vorliegende Aussage.
In der numismatischen Fachliteratur finden sich immer wieder Fehler, ungenaue Interpretationen und Beschreibungen. Das liegt u.a. daran, das ein Verfasser vom anderen bereits vorhandene Fehler übernommen hat, ohne das zugrunde liegende Material geprüft bzw. mangels Verfügbarkeit persönlich in Augenschein genommen hat. Die heute verfügbare Numismatische Literatur für den hessischen Raum stützt sich weitestgehend immer noch auf das einst grundlegende Werk Jacob Hoffmeisters, der Mitte des 19.Jahrhunderts in 2 Bänden und zwei Nachträgen, die Münzen und Medaillen Hessens beschrieben hat. Hoffmeister, selbst Sammler, stand mit vielen Gleichgesinnten in engem Kontakt und hat alle Informationen, die an ihn herangetragen wurden, dankend, oft aber, ohne sie selbst auf ihre Richtigkeit hin prüfen zu können, in sein Werk übernommen. So mussten fast zwangsläufig auch Fehler entstehen. Auffällig ist dies auch bei den hier zum Gegenstand gemachten Münzen. Als Urheber obiger Geldstücke wird ausgehend von Hoffmeister, der Medailleur J.C. Roth in Anspruch genommen. Roth wurde jedoch erst im Laufe des Jahres 1696 angestellt und zum Hofmedailleur des Landgrafen ernannt. Vielmehr war es Gabriel Le Clerc, der bereits 1695, unmittelbar nach dem Silberfund, den Auftrag zur Gestaltung obiger Geldstücke erhielt. Die Le Clercs waren eine Hugenottenfamilie, die über die Schweiz nach Deutschland einwanderten. Sie waren über zwei Generationen als Medailleure tätig und führten Auftragsarbeiten für verschiedene Münzstätten aus. Urheber obiger Münzen, die zu den schönsten Ihrer Zeit gehören, ist somit Gabriel Le Clerc. Sie sind nicht nur mit die schönsten, sondern auch die fortschrittlichsten ihrer Zeit, denn sie waren mit die ersten Geldstücke, bei denen das gegen Ende des 17 Jahrhunderts eingeführte Rändelwerk eingesetzt wurde. Damit konnte der Rand einer Münze mit einer erhabenen Randschrift versehen werden um Ihr Realwertprinzip zu schützen. Der außenstehende Rand zwischen Vorder und Rückseite war besonders bei Großsilbermünzen Angriffsfläche illegaler Silbergewinnung, indem der Rand beschnitten und das Geldstück somit im Wert gemindert wurde. Die Randschrift weißt auch hier wieder auf „ Gottes Gabe „ hin. Sie lautet: „SOLCHE FRVCHTE GIBT DIE ROTHER GOTTES GAB „ .
J.C. Roth hat mit seiner Einstellung 1696 die bereits vorhandenen Stempel leicht variierend, neu geschaffen, mit seiner Signatur versehen und zur weiteren Ausprägung übergeben. Neben den Signaturen sind vor allem kleine Unterschiede in der Zeichnung zu beobachten, die Stücke Le Clercs haben einen etwas dicker gestalteten Palmbaum sowie in der Umschrift finden wir bei den ersten Exemplaren „ BLICKEN „ während Roth in seinem Stempel „ BLIKEN“ schreibt.
Die hier beschriebenen Münzen werden ganz allgemein als sog. Ausbeutemünzen bezeichnet. Dieser Begriff ist eine von Numismatikern verwendete, allgemeine Bezeichnung für alle Prägungen, die direkt oder indirekt aus der Ausbeute von Bergwerken stammen. Bei genauer Betrachtung dessen, was Ausbeutemünzen sind, sollten jedoch die Begriffe „Ausbeute“ und „Ausbringen“ abschließend definiert werden. Denn sie haben unterschiedliche Bedeutung, die immer wieder zu Mißverständnissen führen. Ausbeute ist das, was als Überschuss einer Förderung aus Bergwerksbetrieb nach Abzug aller Kosten an die Gewerken, die Eigentümer des Bergwerks, als Gewinn ausgeschüttet wird. Das Ausbringen ist das direkt aus der Grube geförderte Metall, ohne Rücksicht darauf, ob dabei Gewinn oder Verlust erzielt wird. Hier fällt auf, daß der Begriff der Ausbeutemünze nicht für alle als solche beschriebenen Exemplare auch zutrifft. Obwohl dieser Ausdruck nicht verwendet wird, sind es einmal Ausbeutemünzen, in anderen, auch in diesem Fall, solche aus dem Ausbringen eines Bergwerks.
 

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Der Taler 1696 der Grube Rother Gottesgabe

Im Winter des Jahres 1695 machten zwei Bauern unweit des Dorfes Roth ( heute Ortsteil von 35713 Eschenburg im Lahn-Dill-Kreis ) eine Beobachtung. Ihnen fiel auf, das gefallener Schnee an einer bestimmten Stelle sofort wieder schmolz, während er im direkten Umfeld liegen blieb. Auch eine Wünschelrute schlug an besagter Stelle aus und so wurde vermutet, hier müssten Erze im Boden lagern. Sofort wurde der hessische Landgraf Ernst Ludwig ( 1678-1739) darüber informiert und sandte seinen Berg und Münzmeister Johann Adam Rephun nach Roth, der die Funde bestätigte. Es wurde eine Gewerkschaft gegründet, um die Bodenfunde auszubeuten. Noch im gleichen Jahr wurden 400 Pfund geförderte Erze in die Schmelzhütte nach Feudingen, in die benachbarte Grafschaft Sayn-Wittgenstein gebracht . Aus ihnen wurde 15 Mark Feinsilber ( eine Mark Silber entsprach 233,85 gramm ) erschmolzen . Zur großen Freude des Landesherrn gab man der Grube daraufhin den Namen„ DONUM DEI „, was übersetzt „ Gottesgabe“ heißt.
Damals lag eine hohe Schuldenlast auf der Landgrafschaft Hessen Darmstadt, die trotz umfangreicher Sanierungsbemühungen erst Anfang des 19. Jahrhunderts behoben werden konnte. Durch den Dreißigjährigen Krieg herrschte noch immer Leid und große Verwüstung und dementsprechend waren auch die wirtschaftlichen Verhältnisse verheerend. Landgraf Ernst Ludwig hatte erst zwei Jahre zuvor ( 1693 ) den Sitz der Landesregierung von Darmstadt nach Nidda, dann samt Münzstätte ins befestigte Gießen verlegen müssen. Französische Truppen, die bereits im ersten Raubkrieg Ludwigs XIV. das Bergstraßengebiet besetzt hatten, waren nun im pfälzischen Erbfolgekrieg erneut eingedrungen und hatten auch Darmstadt verwüstet. Verständlich erschien in dieser Situation der Fund eigenen Silbers, das ansonsten für den Geldbedarf teuer eingekauft werden musste, wie ein Geschenk des Himmels, eben eine „Gottesgabe „.Im ersten Quartal des Jahres 1696 wurden aus den geförderten Erzen weitere ca. 5,1 kg Feinsilber erschmolzen, die Ihren Weg nach Gießen in die landgräfliche Münzstätte nahmen. Aus Ihnen wurden Reichstaler, vor allem aber die sogenannten Rother Bergbaumünzen als Erinnerung an dieses freudige Ereignis geprägt. Anfänglich kamen nur Taler zur Ausprägung, später wurden auch in geringem Umfang Halbtaler geprägt. Ein nicht unerheblicher Teil der Bergbautaler wurde später wieder eingezogen und eingeschmolzen. Sie waren zu guthaltig, das heißt, Ihr Feingehalt und damit der innere Wert, lag mit 94,2 % Silber deutlich über dem der sonst gängigen normalen Reichstalern mit lediglich 89 % Feingehalt. Ihr Handelswert im täglichen Gebrauch lag also über Ihrem Nennwert.

Das Zentrum der Vorderseite zeigt eine auf einer Blumenwiese stehende Palme, an der schräg das hessische Wappen aufgehängt ist. Links davon steht ein Bergmann mit Hacke, rechts davon einer mit Grubenlampe und im Hintergrund ist am Horizont die befestigte Stadt Gießen angedeutet. Auf den anfänglich geprägten Talern (Bild. 1) steht über der Abschnittsleiste links das Zeichen „GLCF“ für den Medailleur Gabriel Le Clerk (Fecit steht für geschaffen ), rechts das Zeichen „IAR“ für den in der Gießener Münzstätte von 1693 bis 1705 verantwortlichen Münzmeister Johann Adam Rephun. Im unteren Abschnitt befindet sich die Jahreszahl 1696 in römischen Zahlen ( MDCXCVI).
Bei den später geprägten Exemplaren finden wir links über der Abschnittsleiste das Signum „R“ für den 1696 vom hessischen Landgrafen eingestellten Hofmedailleur Johann Christian Roth, sowie im unteren Abschnitt wieder die Jahreszahl und darunter diesmal die Signatur „ IAR“ des Münzmeisters Johann Adam Rephun (Bild 2)
Mit der Palme ist das biblische Symbol für Wachstum ( „ der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum“ Psalm 92.13) passend mit der Umschrift „ GOTT BAUE DAS HAUS HESSEN DARMSTADT“ verknüpft. Sie stehen stellvertretend für den Wunsch nach künftig blühenden Landschaften in der Landgrafschaft Hessen Darmstadt.
Die Rückseite zeigt eine auf einer Blumenwiese stehende Förderhaspel, mit deren Hilfe der rechtsstehende Haspelknecht das Erz aus dem tiefen Dunkel der Erde ans Tageslicht befördert. Links im Hintergrund sind rauchende Schmelzhütten wiedergegeben, die rechts stehenden Türme und Tor sollen die Burg Hessenwald darstellen. Die Umschrift lautet; „ SO BLICKEN DER ERSTLING DES SEGENS HERFUR“. Die aufgehende Sonne im Hintergrund mag wiederum als Anspielung auf bessere Zeiten interpretiert werden, verknüpft mit der Freude über den Fund und den schnellen Erfolg bei der Ausbeutung der Metalle.
Während der Medailleur, also der Maler des Münzbildes, sich hier um Darstellung der Umgebung von Roth, sowie die zu erzählende Geschichte der Münze bemühte, wurden für die figürlichen Darstellungen alte Kupferstiche herangezogen . Bereits 1617 erschien in Zellerfeld/Harz, hier hatte der Bergbau bereits eine lange Tradition, von dem in Diensten des Herzogs von Braunschweig stehenden Georg Engelhardt von Löhneyss (1552-1622), eine Abhandlung zum Thema Bergbau mit dem Titel „ Bericht vom Berkwerk“. Sie beschreibt in Wort und Bild die Arbeit von Bergleuten. Folgende darin befindliche Kupferstiche sind von Le Clerc als Vorlage herangezogen worden (Bild 3,4,5). Ihre Ähnlichkeit lässt kaum Zweifel daran .
Es ist davon auszugehen, daß der für die Prägung verantwortliche Münzbeamte selbst ( Rephun ) oder ein Professor der Gießener Universität auf diese Bildvorlagen hingewiesen hat. Da vorliegende Abhandlung auch sehr konkrete Hinweise auf Metallgewinnung und Verarbeitung enthält, war sie auch für Münzmeister von Interesse und stand Ihnen sicher zur Verfügung. Ein im Buchbestand der Kölner Universität befindliches Exemplar, ursprünglich aus dem Besitz von Rephuns jüngerem Köllner Amtskollegen Gerard Hüls ( 1688-1765), untermauert vorliegende Aussage.
In der numismatischen Fachliteratur finden sich immer wieder Fehler, ungenaue Interpretationen und Beschreibungen. Das liegt u.a. daran, das ein Verfasser vom anderen bereits vorhandene Fehler übernommen hat, ohne das zugrunde liegende Material geprüft bzw. mangels Verfügbarkeit persönlich in Augenschein genommen hat. Die heute verfügbare Numismatische Literatur für den hessischen Raum stützt sich weitestgehend immer noch auf das einst grundlegende Werk Jacob Hoffmeisters, der Mitte des 19.Jahrhunderts in 2 Bänden und zwei Nachträgen, die Münzen und Medaillen Hessens beschrieben hat. Hoffmeister, selbst Sammler, stand mit vielen Gleichgesinnten in engem Kontakt und hat alle Informationen, die an ihn herangetragen wurden, dankend, oft aber, ohne sie selbst auf ihre Richtigkeit hin prüfen zu können, in sein Werk übernommen. So mussten fast zwangsläufig auch Fehler entstehen. Auffällig ist dies auch bei den hier zum Gegenstand gemachten Münzen. Als Urheber obiger Geldstücke wird ausgehend von Hoffmeister, der Medailleur J.C. Roth in Anspruch genommen. Roth wurde jedoch erst im Laufe des Jahres 1696 angestellt und zum Hofmedailleur des Landgrafen ernannt. Vielmehr war es Gabriel Le Clerc, der bereits 1695, unmittelbar nach dem Silberfund, den Auftrag zur Gestaltung obiger Geldstücke erhielt. Die Le Clercs waren eine Hugenottenfamilie, die über die Schweiz nach Deutschland einwanderten. Sie waren über zwei Generationen als Medailleure tätig und führten Auftragsarbeiten für verschiedene Münzstätten aus. Urheber obiger Münzen, die zu den schönsten Ihrer Zeit gehören, ist somit Gabriel Le Clerc. Sie sind nicht nur mit die schönsten, sondern auch die fortschrittlichsten ihrer Zeit, denn sie waren mit die ersten Geldstücke, bei denen das gegen Ende des 17 Jahrhunderts eingeführte Rändelwerk eingesetzt wurde. Damit konnte der Rand einer Münze mit einer erhabenen Randschrift versehen werden um Ihr Realwertprinzip zu schützen. Der außenstehende Rand zwischen Vorder und Rückseite war besonders bei Großsilbermünzen Angriffsfläche illegaler Silbergewinnung, indem der Rand beschnitten und das Geldstück somit im Wert gemindert wurde. Die Randschrift weißt auch hier wieder auf „ Gottes Gabe „ hin. Sie lautet: „SOLCHE FRVCHTE GIBT DIE ROTHER GOTTES GAB „ .
J.C. Roth hat mit seiner Einstellung 1696 die bereits vorhandenen Stempel leicht variierend, neu geschaffen, mit seiner Signatur versehen und zur weiteren Ausprägung übergeben. Neben den Signaturen sind vor allem kleine Unterschiede in der Zeichnung zu beobachten, die Stücke Le Clercs haben einen etwas dicker gestalteten Palmbaum sowie in der Umschrift finden wir bei den ersten Exemplaren „ BLICKEN „ während Roth in seinem Stempel „ BLIKEN“ schreibt.
Die hier beschriebenen Münzen werden ganz allgemein als sog. Ausbeutemünzen bezeichnet. Dieser Begriff ist eine von Numismatikern verwendete, allgemeine Bezeichnung für alle Prägungen, die direkt oder indirekt aus der Ausbeute von Bergwerken stammen. Bei genauer Betrachtung dessen, was Ausbeutemünzen sind, sollten jedoch die Begriffe „Ausbeute“ und „Ausbringen“ abschließend definiert werden. Denn sie haben unterschiedliche Bedeutung, die immer wieder zu Mißverständnissen führen. Ausbeute ist das, was als Überschuss einer Förderung aus Bergwerksbetrieb nach Abzug aller Kosten an die Gewerken, die Eigentümer des Bergwerks, als Gewinn ausgeschüttet wird. Das Ausbringen ist das direkt aus der Grube geförderte Metall, ohne Rücksicht darauf, ob dabei Gewinn oder Verlust erzielt wird. Hier fällt auf, daß der Begriff der Ausbeutemünze nicht für alle als solche beschriebenen Exemplare auch zutrifft. Obwohl dieser Ausdruck nicht verwendet wird, sind es einmal Ausbeutemünzen, in anderen, auch in diesem Fall, solche aus dem Ausbringen eines Bergwerks.
Dieser ausführliche und sehr informative Beitrag würde sich sicher auch gut in der Rubrik "Münzen und Geschichte" machen!
 
Bist Du sicher, dass Du im richtigen Thread bist?
Ja, ich bin sicher, auch wenn es in diesem Thread eher üblich ist, lediglich ein Bild inkl. Literaturzitat zu posten.

Und ja, ich bin mir absolut sicher, daß die " Geschichte " einer Münze, wenn denn verfügbar, zu ihrer Beschreibung und Vorstellung dazugehören.
Denn erst dann ist sie " rund ", ohne sie ist es nicht mehr wie eine runde Edelmetallscheibe, die im besten Fall ganz hübsch anzuschauen ist.
Manche Leser sind sicherlich allein mit einem " Bilderbuch " glücklich, andere betrachten das Geldstück auch als Medium seiner Zeit und suchen nach den Geschichten, die es erzählen kann.
Genau diesen Mehrwert kann ein solches Forum generieren......................denn Bildchen allein sind für jeden Interessierten bereits in aureichender Menge in Fluten von Katalogen erhältlich und ich würde weniger die Frage nach dem passenden Thread stellen sondern vielmehr nach Sinn und Zweck eines Fachforums..........
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gdenke, es geht eher um den Begriff der "Neuzugänge", denen dieser Thread vorbehalten sein sollte.
 
Eines der beiden vorgestellten Stücke ist ein Neuzugang...........................................
 
Ist zwar kein Neuzugang aber...
Damit beginnen Deine Ausführungen

Und noch ein zweites Stück mit einer äusserst interessanten Geschichte.
Irgendwo hatte ich es schon mal vorgestellt.................................

Damit geht es weiter

Welches von den vorgestellten Stücken ist denn neu in Deiner Sammlung?

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, ich finde Deine Ausführungen sehr interessant, sie haben eigentlich einen eigenen Thread verdient:)
 
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