Vorab die Information über die Fotos:
Das Stück zu 10 Kreuzern von 1867 (oben rechts) ist in dieser Woche eingetroffen
Auf dem Foto sind zu sehen die Stücke zu 5 und 10 Kreuzer des ersten und des letzten Prägejahres aus der Münzstätte Wien (Jäger 332, 333, 324 und 325)
Einige Jahrgänge wurden auch in den anderen Münzstätten geprägt, besonders selten sind die Buchstaben B (Kremnitz) und E (Karlsburg).
Der Jahrgang 1867 mit dem veränderten Porträt wurde nur in Wien geprägt.
Da die Nominale 5 und 10 Kreuzer in der damaligen Zeit ungewöhnlich sind, in Süddeutschland gab man Stücke zu 3 und 6 Kreuzern heraus, folgt etwas über den historischen Hintergrund.
In den Münchener (1837) und Dresdener (1838) Verträgen haben die Staaten des Deutschen Bundes die ersten Schritte zu einer Vereinfachung der Währungsverhältnisse innerhalb des Bundes getan.
Es nahmen nicht alle Staaten teil, vor allem die Hansestädte und Mecklenburg fehlten, aber auch die Führungsmacht innerhalb des Deutschen Bundes, Österreich, war nicht einbezogen.
Österreich sah darin zu Recht einen verstärkten Einfluss Preußens auf die anderen Staaten.
Schließlich war der doppelte preußische Taler die Verbindungsmünze zwischen dem nord- und dem süddeutschen Währungsgebiet geworden (VII Eine Feine Mark = 2 Taler = 3 ½ Gulden)
Dem wollte Österreich entgegenwirken.
Man lud nach Wien ein.
Das Ergebnis ist der Wiener Vertrag von 1857.
Mit mehr oder weniger Abwertung der bisherigen Währungen brachte man eine für damalige Verhältnisse brauchbare Relation zwischen den drei Währungsgebieten zustande. Bei dieser Gelegenheit löste man den Bezug zur kölnischen Mark ab zugunsten des Zollpfundes zu 500 Gramm.
Weiterhin ordnete Österreich seine Währungsverhältnisse gleich so, dass die Landeswährung Gulden (Abkürzung FL = Floren) nicht nur zum Talersystem (neuer Name Vereinstaler) der anderen Länder passte (1 Gulden = 2/3 Vereinstaler) sondern auch so, dass der Gulden zu 100 Kreuzer gerechnet wurde, man führte also das Dezimalsystem ein. Dazu brauchte man einen geänderten Kreuzer, vorübergehend Neukreuzer genannt.
Das hatte allerdings auch eine unschöne Seite, es gab nun den süddeutschen Kreuzer, von dem 105 einen Vereinstaler ausmachten und den österreichischen Kreuzer, von dem man 150 für einen Vereinstaler benötigte. Eine schöne Folge der Neuordnung war, dass der österreichische Viertelgulden und der norddeutsche Sechsteltaler gleichwertig waren.
D.h. Österreich gab ab 1857 parallel Münzen in Vereinswährung heraus, den Vereinstaler und den doppelten Vereinstaler (mit deutscher Um- und Randschrift) und die Landesmünzen zu 2 Gulden, 1 Gulden und ¼ Gulden mit lateinischer Um- und Randschrift.
Auch die Kleinmünzen zu 10, 5, 4, 1 und 5/10 Kreuzer waren Landesmünzen, ein wenig inkonsequent mit deutscher Inschrift.
Die Landesmünzen waren teilweise auch in den anderen deutschen Staaten beliebt, obwohl sie nicht für diese gedacht waren. So wird z.B. der Gulden als Grund dafür angesehen, dass man bei der Einführung der Mark das Zweimarkstück schuf.
Nun zurück zu den Fotos.
Der Jahrgang 1867 ist ein eigener Typus aufgrund des Porträts.
Franz Joseph war inzwischen „zugewachsen“ und älter geworden.
Im Jahre 1867 war aber auch der „Österreichisch-Ungarische Ausgleich“, ab dann gab es getrennte Münzausgaben für die beiden Kronländer. Der Gulden hieß nun in Ungarn Forint.
Das bedeutete das Ende der Prägung der vorgestellten Stücke.
Die höheren Werte, aber auch die 1 Kreuzer und die 5/10 wurden für Österreich alleine weitergeprägt, vor allem die Gulden und Doppelgulden.
Das Nominal zu 5 Kreuzern wurde vollständig eingestellt, das zu 10 Kreuzer bekam ein neues Design.
Die Guldenwährung lief bis 1892 und wurde dann in beiden Ländern durch die Krone zu 100 Hellern abgelöst.
Der Grund dafür war die (reichlich verspätete) Umstellung der Währung von Silber auf Gold.
Der Gulden lief noch ein paar Jahre bis 1900 als 2 Kronenstück um, aber so etwas kennt man ja auch aus dem Deutschen Reich in Bezug auf den Taler.