Auch der dritte Neuzugang liegt am Rand meiner Heimatsammlung. Es handelt sich um einen Witten aus Lüneburg aus der Zeit des Wendischen Münzvereins, und zwar aus dem Jahr 1502.
Warum habe ich mir dieses Stück gekauft, wenn ich doch in der Regel Münzen der Welfen zeige?
Meine Heimat liegt in der ehemaligen Grafschaft Hoya, die im Jahr 1582 nach dem Tod des letzten Grafen von Hoya an die Welfen fiel (zum größten Teil jedenfalls). Für die Zeit vor 1582 versuche ich daher, Münzen der Grafen von Hoya zu sammeln. Diese sind jedoch rar gesät und - wenn überhaupt erhältlich - dann recht teuer. Deshalb habe ich mir überlegt, mir einen besonderen Umstand „zunutze“ zu machen: Die Hoyaer Münzen waren Beischläge zu anderen Münzen, die in der Grafschaft umliefen. Diese Vorbilder kommen weniger selten vor und sind daher eher zu ergattern. Damit kann ich meine Lücken zumindest dokumentieren.
Und so ist denn auch dieser Lüneburger Witten ein Vorbild für den in der Grafschaft Hoya unter Graf Jobst II. (eventuell schon unter seinem Vater Jobst I.) geprägten Witten (Giesen 35).
Die Städte des Wendischen Münzvereins hatten sich im Rezess von 1502 auf einen neuen Münzfuß geeinigt. Die Witten zeigen auf der Rückseite ein Kreuz und auf der Vorderseite das Wappen der jeweiligen Stadt. Auf den Lüneburger Witten ist daher ein Stadttor mit drei Türmen zu sehen, im Tor ein Schild mit dem Löwen. Die Umschrift lautet auf der Avers-Seite MONETA LUNEB 1502 und auf der Revers-Seite O CRUX GLORIOSA.
Beim Hoyaer Beischlag wird der Löwe im Schild durch die Hoyaer Bärentatzen ersetzt, die Umschrift lautet MONETA NOVA HOIEN. Bei der Umschrift auf der Rückseite heißt es hier O CRUX ADORANEA. Somit eine ziemlich genaue Nachahmung. Dass die Umschriften ein wenig vom Original abweichen, dürfte weniger von Bedeutung gewesen sein, da die meisten Leute eh nicht lesen konnten.
Ich hätte euch zum Vergleichen ja gern zumindest einen Link in diesen Beitrag eingefügt, aber ich habe im Internet nicht einen einzigen Hoyaer Witten zum Verlinken gefunden. So müsst ihr mit dem Exemplar aus Lüneburg vorliebnehmen.
Stadt Lüneburg, Witten 1502, Jesse 594
