Neuzugänge in eurer Altdeutschland-Münzsammlung

Allerdings glaube ich nicht an das Zainende, das ist wohl eher ein entfernter Henkel.
Den Rand sollte man sich auch noch einmal genau ansehen.
Bei dem Verkäufer auch nicht verwunderlich
 
Es geht 400 Jahre zurück in die Kipper- und Wipperzeit. Bei den Kippermünzen beschränke ich mich auf solche, die Elemente aus den Wappen der Grafen von Hoya oder der Grafschaften Neu- bzw. Altbruchhausen enthalten. Die letztgenannten Grafschaften hatten die Grafen von Hoya im 14. Jahrhundert gekauft.

Bei diesem Kippergroschen sind in Feld 1 und 4 die Hoyaer Bärentatzen und in Feld 2 und 3 die (rot-silberne) Teilung (eigentlich dreimal geteilt) von Neubruchhausen und die (silbern-blaue) achtfache Ständerung von Altbruchhausen zu sehen. Diesen Typ gibt es in verschiedenen Varianten, z. B. was die „Umrahmung“ des Reichsapfels angeht (Art des Kreises bzw. ohne „Umrahmung“). Zum Vergleich ein anderes Stück aus meiner Sammlung.

Braunschweig-Wolfenbüttel 1/24 Taler 1619, Welter 1205

Braunschweig Wolfenbüttel W1205 Kippergroschen 1619 mPK Av.jpg Braunschweig Wolfenbüttel W1205 Kippergroschen 1619 mPK Rv.jpg
Braunschweig Wolfenbüttel W1205 Kippergroschen 1619 beide Avschräg.jpg Braunschweig Wolfenbüttel W1205 Kippergroschen 1619 beide Rvschräg.jpg


Außerdem konnte ich ein relativ seltenes 3 Kreuzer-Stück erwerben, auf dem die Wappen von Neubruchhausen und Altbruchhausen abgebildet sind.
Für die Umschrift IN FOEL C N INVI gibt es verschiedene Interpretationsvorschläge. Einer davon lautet: Infelix cui non invidetur. Unglücklich, wer nicht beneidet wird. Nun ja, jeder mag sich sein Teil dazu denken.

Geprägt wurden die 3 Kreuzer wohl für den Export nach Süddeutschland, da dieses Nominal dort gebräuchlich war. Mit 0,68g ist diese Münze übrigens noch leichter als die beiden Groschen oben (0,86 und 0,80g).

Braunschweig-Wolfenbüttel 3 Kreuzer o. J. (ca. 1620), Welter 1315
Braunschweig Wolfenbüttel W1315 Kippergroschen 3 Kreuzer oJ Av.jpg Braunschweig Wolfenbüttel W1315 Kippergroschen 3 Kreuzer oJ Rv.jpg
 
Nach den gestrigen Münzen aus minderwertigem Silber hier nun eine Münze aus Feinsilber, noch dazu in einer sehr gefälligen Erhaltung.
Ein 2/3 Taler aus dem Königreich Hannover, geprägt im Leipziger Fuß für den Handel mit dem „Ausland“.

Königreich Hannover 2/3 Taler 1823, AKS 39, Kahnt 208
Hannover AKS 39 1823 2.3 Taler Av1.jpg Hannover AKS 39 1823 2.3 Taler Rv1.jpg Hannover AKS 39 1823 2.3 Taler Avschräg.jpg Hannover AKS 39 1823 2.3 Taler Rvschräg.jpg
 
Ich kann leider nicht mit solch gutes Silber wie oben dienen. Einfach weil es das aus der Regensteiner Grafschaft kaum gibt. Die Regensteiner waren eigentlich immer am Limit bei den Finanzen und das schlug sich auch in den untergewichtigen Siberlingen dort fort.
Hier ein Groschen von 1598. Sollgewicht wäre rauh 2,08 Gramm (ist 1,98 Gramm) und soll fein 1,04 Gramm (ist 0,96 Gramm). Die Münzwardeine stellten 1598 für die Groschen fest, dass statt 112 Blankenburger Groschen als Soll für die Mark, 120 Blankenburger Groschen für die Mark benötigt wurden. Also auch beim Feingewicht wurde betrogen. Der Groschen hätte eigentlich mit 8 Lot Silber (500/1000) geprägt werden müssen, war aber nur mit 7 Lot 13 Grän ausgeprägt. (das müsste 483/100 Fein sein).
Der vorgestellte Groschen ist ein postum geprägter Groschen. In der Umschrift wird Graf Martin erwähnt, dieser ist aber schon 1597 verstorben. Münzmeister in Blankenburg war seinerzeit Christoph Dyß d.J. aus Hildesheim stammend.

1/24 Taler (Groschen) 1598 Martin postum
Wappenseitig ist Regensteiner Wappen mit den 4 Geweihstangen und dem Grafenhelm mit 2 Geweihstangen zu sehen, in der Umschrift MARTIN . C. I. REIN . ET. BLA (Martin Graf zu Reinstein und Blankenburg)
Wertseitig sind der Reichsapfel mit der 24 und der 98 (für 1598) und in der Umschrift RVDOL . Z . ROM . IM SEM . A .. (Kaiser Rudolf II.)
Gewicht 1,98 Gramm
Durchmesser 1,80- 2,20 mm
Material: eigentlich 8 Lötiges Silber (500/1000)

 

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ein sehr schönes Stück. Auch das Zainende zeigt (natürlich in der Ausprägung wegen des Prägedruckes moderner Automaten nicht vergleichbar mit den Euro-Prägungen) alle Merkmale eines echten, nicht manipulierten Zainendes. Denn etwas Materialfluss ist bei der an sich sehr guten und weit überdurchschnittlichen Erhaltung einer Münze aus dieser Zeit erkennbar. Und es ist eindeutig geprägt worden. Ein sehr schönes, auch von den Oberflächen her original belassenes (nicht kaputt getaucht, nicht berieben/geputzt oder mit Ultraschall oder mechanischen Reinigungsmethoden beschädigtes) Stück.

Allerdings glaube ich nicht an das Zainende, das ist wohl eher ein entfernter Henkel.
Den Rand sollte man sich auch noch einmal genau ansehen.
Bei dem Verkäufer auch nicht verwunderlich

Interessante, kontroverse Aussagen. Ich bin bei diesem Verkäufer grundsätzlich auch sehr skeptisch. Allerdings kam ich für mich zu dem Schluss, dass es kein entfernter Henkel sein kann, weil ein Teil des Randstabs in dem fraglichen Bereich ausgeprägt zu sehen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei dem Entfernen eines Henkels den Randstab quasi nur halb hoch abtragen kann. Für mich sieht es so aus, dass schlicht zu wenig Material an dieser Stelle vorhanden war (Zainende), um den Randstab der Fläche und Höhe nach vollständig auszuprägen. Gerne lasse ich mich von kundigeren Personen belehren. Insbesondere die Meinung von @varukop zu dieser Münze würde mich interessieren. Vielleicht helfen folgende Bilder bei der Beurteilung:

DSC03218.JPG DSC03221.JPG DSC03222.JPG DSC03223.JPG
 
Foto 1 und 4 sind eindeutig
Bei 1 sieht man, daß nach der Prägung herumgedoktort wurde. Wäre es ein Zainende, sollte dieser Teil mehr oder weniger glatt sein.
Bei einem Zainende ist nur der Schrötling etwas zu klein. Material ist im Bereich des Zains natürlich genügend vorhanden. Bei Foto 4 sieht man (das war auch vorher überdeutlich) daß der Rand "weg ist" - Material wurde entfernt.
Den Henkel hat wohl ein einfacher Juwelier entfernt. Spezialisten können das besser.
Gut restauriert ist das heute eine "läßliche Sünde" - so hast Du vielleicht 400 Euro versenkt
 
Moin Moin,

belehren möchte ich auf keinen Fall, aber versuchen, über meine Einschätzung weiterhelfen zu können. :)

Dieses zu den so genannten Mehrfachstanzungen (auch sichelförmige "Zainenden") gehörende "Münzlein" ist nicht schlecht "gemacht" und weist auf einen ein wenig Fachkundigen bzgl. dieser Fehlprägungsart hin. Eines hat er m.E. aber nicht bedacht.
Besonders die Abb. 3 und 4 entlarven mit m.E. großer Sicherheit eine Manipulation. Sowohl bei einer Mehrfachstanzung (sichelförmiges "Zainende") kann die sichelförmige Stanzkante - vor und nach dem Prägen - als auch bei einem Zain(blech)ende - nach dem Prägen - kein höheres Niveau aufweisen als der Münzgrund. Auch die angedeuteten und in den "Mehrstanzungsbereich abfallenden Randstäbe sind so nicht über einen Prägevorgang entstanden.
 
Moin Moin,

belehren möchte ich auf keinen Fall, aber versuchen, über meine Einschätzung weiterhelfen zu können. :)

Dieses zu den so genannten Mehrfachstanzungen (auch sichelförmige "Zainenden") gehörende "Münzlein" ist nicht schlecht "gemacht" und weist auf einen ein wenig Fachkundigen bzgl. dieser Fehlprägungsart hin. Eines hat er m.E. aber nicht bedacht.
Besonders die Abb. 3 und 4 entlarven mit m.E. großer Sicherheit eine Manipulation. Sowohl bei einer Mehrfachstanzung (sichelförmiges "Zainende") kann die sichelförmige Stanzkante - vor und nach dem Prägen - als auch bei einem Zain(blech)ende - nach dem Prägen - kein höheres Niveau aufweisen als der Münzgrund. Auch die angedeuteten und in den "Mehrstanzungsbereich abfallenden Randstäbe sind so nicht über einen Prägevorgang entstanden.
Danke. Brillant analysiert. Aber ich musste deinen Beitrag 3 mal lesen um ihn zu verstehen.
 
Ich bin sicherlich nicht Fachkundig, aber es sieht aus wie ausgesägt und abgefeilt.

Foto 1 und 4 sind eindeutig
Bei 1 sieht man, daß nach der Prägung herumgedoktort wurde. Wäre es ein Zainende, sollte dieser Teil mehr oder weniger glatt sein.
Bei einem Zainende ist nur der Schrötling etwas zu klein. Material ist im Bereich des Zains natürlich genügend vorhanden. Bei Foto 4 sieht man (das war auch vorher überdeutlich) daß der Rand "weg ist" - Material wurde entfernt.
Den Henkel hat wohl ein einfacher Juwelier entfernt. Spezialisten können das besser.
Gut restauriert ist das heute eine "läßliche Sünde" - so hast Du vielleicht 400 Euro versenkt

Moin Moin,

belehren möchte ich auf keinen Fall, aber versuchen, über meine Einschätzung weiterhelfen zu können. :)

Dieses zu den so genannten Mehrfachstanzungen (auch sichelförmige "Zainenden") gehörende "Münzlein" ist nicht schlecht "gemacht" und weist auf einen ein wenig Fachkundigen bzgl. dieser Fehlprägungsart hin. Eines hat er m.E. aber nicht bedacht.
Besonders die Abb. 3 und 4 entlarven mit m.E. großer Sicherheit eine Manipulation. Sowohl bei einer Mehrfachstanzung (sichelförmiges "Zainende") kann die sichelförmige Stanzkante - vor und nach dem Prägen - als auch bei einem Zain(blech)ende - nach dem Prägen - kein höheres Niveau aufweisen als der Münzgrund. Auch die angedeuteten und in den "Mehrstanzungsbereich abfallenden Randstäbe sind so nicht über einen Prägevorgang entstanden.

Drei Antworten, alle dieselbe Meinung. Das ist das schöne hier am Forum, man lernt immer dazu. Danke.
 
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