Ich habe die Feiertage genutzt, um Münzshops zu durchstöbern und um dann auch einige Münzen zu bestellen, die nun bei mir eingetroffen sind und von denen ich euch in den kommenden Tagen einige vorstellen möchte.
Ich beginne mit einem Winzling aus Diepholz. Ende des 15. Jahrhunderts ließ Edelherr Rudolf Beischläge zu Osnabrücker Münzen prägen. Recht häufig erhalten sind Vierlinge (¼ Pfennige) aus der Zeit von 1489 bis 1497. Das Vorbild, den unter Bischof Konrad von Rietberg geprägten Osnabrücker Vierling mit dem Stiftswappen (Avers: Rad im Dreipass) und dem Familienwappen (Revers: Adler), und einen Diepholzer Vierling hatte ich schon in meiner Sammlung, jetzt ist ein weiteres Exemplar aus Diepholz hinzugekommen. Man kann daran die vermutliche Entwicklung der Diepholzer Münzen erkennen. Die Diepholzer Münze unten links (Giesen 3.4) ahmt den Rietberger Adler sehr genau nach, unterscheidet sich allerdings auf der Vorderseite, auf der ein Löwe erscheint. Später traut sich Rudolf anscheinend, dort das Diepholzer Wappen platzieren zu lassen: Im quergeteilten Schild oben einen Löwen nach links, unten einen Adler (mein Neuzugang: Giesen 3.6); auf der Rückseite dort ein Löwe (es gibt auch noch den Typ Giesen 3.7, bei dem Avers das Diepholzer Wappen und Revers ein Adler erscheinen).
Im Foto oben der Osnabrücker Vierling, unten die beiden Diepholzer Vierlinge.
Das Problem, überhaupt eine Münzstätte betreiben zu dürfen, hatte 50 km weiter südöstlich und 80 Jahre später auch der Mindener Bischof Hermann von Schauenburg. Der Probationstag im Mai 1571 hatte entschieden, dass im niederrheinisch-westfälischen Kreis in Aachen, Köln, Münster und Emden gemünzt werden solle. Minden war nicht berücksichtigt worden. Erst nach langjährigen Bemühungen erhielt Minden 1576 die Erlaubnis, bestimmte Münzen selbst zu prägen. Dieses Recht nutzte der Bischof überreichlich aus. U. a. ließ er aufgrund der umfangreichen Handelsbeziehungen mit den welfischen Gebieten Groschen nach niedersächsischem „Vorbild“ prägen. Während der Groschen des Niedersächsischen Kreises lt. Abschied vom 26.04.1572 2,16 g wiegen sollte (217 auf die Feine Mark bei einem Silberanteil von 50%), sollte der Mindener Groschen nur 2,09 g wiegen (224 auf die Feine Mark). Tatsächlich wiegen meine beiden Exemplare nur 1,73 und 1,87 g.
Kurz zum Wappen: in Feld 1 und 4 das holsteinische Nesselblatt, in Feld 2 ein Stern für die Grafschaft Sternberg und in Feld 3 ein sechsfach geteilter Querbalken für die Herrschaft Gehmen. Darauf das Schild mit den gekreuzten Mindener Schlüsseln.
Für Vorschläge zur sanften Reinigung des 1578er Groschens wäre ich dankbar.
Bistum Minden Groschen 1578, Stange 118i, und 1581, Stange 127c