Ich freue mich über einen besonderen Neuzugang in meiner Sammlung, einen halben Reichstaler auf den Tod der Heideherzogs Georg Wilhelm aus dem Jahr 1705.
Allein schon seine Seltenheit und seine ausgezeichnete Erhaltung machen diesen halben Taler besonders. Auch seine Eigenschaft als Sterbemünze ist (glücklicherweise) nicht alltäglich. Und speziell für meine Heimatsammlung hat der Tod des Herzogs zudem eine zusätzliche Bedeutung.
Nach dem Tod ihres Vaters Georg im Jahr 1641 herrschten Georg Wilhelm und seine drei Brüder für den Rest des 17. Jahrhunderts nacheinander in den Fürstentümern Calenberg (Residenz in Hannover) und/oder Lüneburg (Residenz in Celle). Dabei regierte Georg Wilhelm von 1648 bis 1665 in Hannover und von 1665 bis zu seinem Tod 1705 in Celle.
Einige mehr oder weniger bekannte Ereignisse aus seinem Leben:
Seine Verlobte Sophie von der Pfalz reichte er an seinen jüngsten Bruder Ernst August weiter und und versprach diesem, nicht zu heiraten und die Erbfolge für das Fürstentum Lüneburg zugunsten von Ernst August zu gestalten.
An das Eheverzichtsversprechen hielt sich Georg Wilhelm aber nicht und setzte mit seiner späteren Ehefrau eine Tochter in die Welt, Sophie Dorothea. Damit der Wille zur Vereinigung der Fürstentümer Lüneburg und Hannover (Ernst August war mittlerweile Regent in Hannover) nicht gefährdet würde, musste Sophie Dorothea gegen ihren Willen Ernst Augusts Sohn Georg Ludwig (also ihren Cousin) heiraten. Wer ein Interesse an Intrigen und Liebesdramen hat (oder seine bessere Hälfte mit dem Wissen über Sophie Dorothea beeindrucken möchte), kann sich ja mal über
deren weiteren Werdegang schlaumachen (Stichwort: Prinzessin von Ahlden). Oder ausführlicher mit einigen geschichtlichen Hintergrundinformationen hier:
Sie hätte Königin von England werden können. Doch als Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg – wie ihr Ehemann – eine Affäre beginnt, wird sie in ein schäbiges Amtshaus am Rand der Lüneburger Heide verbannt, der Geliebte verschwindet spurlos.
www1.wdr.de
1705 starb Georg Wilhelm. Wie geplant fiel das Fürstentum Lüneburg an die Linie in Hannover, der seinerzeit sein Neffe und Ex-Schwiegersohn Georg Ludwig vorstand. Damit verbunden wechselte auch meine Heimat wieder einmal von einer Linie der Welfen zu einer anderen. Der Tod des Herzogs hat daher für meine Münzsammlung eine besondere Bedeutung.
Noch kurz etwas zur Inschrift. Neben den Lebens- und Regierungsdaten enthält die Münze noch den Spruch „HAUD FULSIT GRATIOR POPULIS“, für den ich folgende freie Übersetzung gefunden habe: „Nie hat die Sonne den Völkern glücklicher geschienen.“ Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann man bezweifeln, ein paar gute Dinge sind während der Regierungszeit von Georg Wilhelm aber sicherlich auch passiert.
Braunschweig-Lüneburg-Celle: Halber Reichstaler auf den Tod Georg Wilhelms 1705, Welter 1599