Zwei Neuzugänge aus dem Handel – es geht in die Zeit der Kipper und Wipper.
Herzog Friedrich Ulrich mischte in seinem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel beim Kippergeschäft fleißig mit. Dabei weisen die Kippermünzen ihn manchmal als Münzherrn aus und können ihm somit eindeutig zugewiesen werden. Es gibt aber auch jede Menge Münztypen, die nur Spruchumschriften (meist stark abgekürzt) aufweisen und keinen Hinweis auf den Münzherrn enthalten. Letztere wurden von Welter in „Die Münzen der Welfen seit Heinrich dem Löwen“ als Kippermünzen „im Gebiet Friedrich Ulrichs“ unter den Nummern 1155 bis 1373 erfasst. Darunter ist als Nummer 1205 ein Groschen mit einem vierfeldigen Wappen, wobei in den Feldern 1 und 4 die Bärentatzen der Grafschaft Hoya und in den Feldern 2 und 3 Querbalken und Ständerung der Grafschaft Bruchhausen (unvollständig) dargestellt sind. Die Umschrift lautet DOMI(NUS) PROVIDEBIT. Diese Umschrift stimmt allerdings mit dem Wahlspruch von Herzog Wilhelm zu
Harburg überein, den er auch auf seine Münzen setzen ließ. Ich konnte euch ja vor einigen Wochen einen solchen
Reichstaler vorstellen.
Max Bahrfeldt hat diesen Groschen bereits 1894 in „Beiträge zur Münzgeschichte der Lüneburgischen Lande im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts“ (insbesondere) aufgrund dieser Übereinstimmung nach Harburg gelegt (für das Jahr 1618 Nr. 7, für 1619 Nr. 14). Der Verkäufer der Münze hält Bahrfeldt für einen ausgewiesenen Kenner der niedersächsischen Numismatik und schließt sich dessen Auffassung an, was auch ich hiermit tue.
Welter scheint Bahrfeldts Ausführungen ursprünglich nicht gekannt zu haben. Er hat dann allerdings in seinem Band II unter Bezug auf Bahrfeldts Nummern 7 und 14 den Münztyp Nr. 741A bei den Groschen unter Wilhelm zu Harburg ergänzt. Jedoch war Welter nicht so konsequent, dass er seine Nr. 1205 gestrichen hätte.
Und wer guckt heutzutage schon in die Korrekturen und Ergänzungen in Band II?? So findet man für diese Groschen heute bei Auktionen oder im Handel unterschiedliche Beschreibungen, entweder als Wolfenbüttel 1205 oder als Harburg 1205, allerdings nicht als Harburg 741A.
Mein Neuzugang weist zudem eine Besonderheit auf: Kaiser Matthias ist dort nicht RISA, sondern IRSA. Diese Buchstabenreihenfolge habe ich vorher noch nicht gesehen.
Braunschweig-Harburg: 1/24 Taler 1619, Welter 741A, Bahrfeldt 14
Bahrfeldt führte als Nr. 13 einen weiteren Groschentyp nur mit dem Wappen der Grafen von Hoya (zwei nach
außen gerichtete Bärentatzen) und der Umschrift DOMI PROVIDEBIT an. Diesen Typ kannte Welter zunächst überhaupt nicht, er hat ihn dann in Band II als Nr. 741B ergänzt. Gesehen habe ich diesen Typ bisher nur als Zeichnung bei Bahrfeldt.
Nun jedoch konnte ich eine Münze mit ähnlicher Darstellung erwerben. Dieser Groschen entspricht der Beschreibung der Bahrfeldt-Nr. 13 mit der Ausnahme, dass die Bärentatzen nach
innen gerichtet sind! Der Verkäufer hat das Stück als UNEDIERT angeboten. Mir ist über eine vorherige Erwähnung ebenfalls nichts bekannt, daher meine Fragen an euch:
Hat jemand diesen Münztyp schon vorher gesehen? Wurde der Typ vorher schon ediert?
Braunschweig-Harburg: 1/24 Taler 1619, unediert, vgl. Welter 741B und vgl. Bahrfeldt 13
Und auch heute gibt es zum Vergleichen wieder ein Gesamtpaket Harburger Kippergroschen: Neben dem unedierten Groschen drei Varianten der Welter-Nummer 741A. Unterschiede gibt es z. B. beim Titel des Kaisers (IRSA, RISA oder RIS) oder beim Kreis um den Reichsapfel (durchgehend oder Perlen).