Neuzugänge in eurer Reichsmünzensammlung

Mein Neuzugang:
J 230
Mecklenburg-Schwerin
20 Mark 1872 A
Auflage : 68.952 Stk

Mit dieser Münze habe ich mich seit über zehn Jahren beschäftigt. Als ich anfing,Reichsmünzen zu sammeln,entdeckte ich fast gleichzeitig den leider nur teilweise digital erschlossenen Website der " Wöchentliche(n) Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg ", einer längst verschwundenen Lokalgazette, in deren Spalten das Geschehen in der , damals noch viel grösseren Welt , aus der beschaulichen Perspektive der Meckleburger Provinz betrachtet wurden. Nicht zuletzt der neuen Währung wurde grosse Aufmerksamkeit zuteil, pardon, zutheil und so soll diese kleine Doppelkronenkavalkade meinen Neuerwerb begleiten:

24.11.1871
Der Reichstag hat sämmtliche Paragraphen des Münzgesetzes mit den beantragten Abänderungen in zweiter Lesung angenommen, wonach die Einziehung der abgenutzten Münzen auf Reichskosten erfolgt und die Ausprägung grober Silbermünzen verboten wird. Die Mark zerfällt in 100 Pfennige, den Groschen ließ man fallen, weil durch seine Annahme vornehmlich in Süddeutschland Verwirrungen entstanden wären. Die Mark ist gleich 16 Schillingen Mecklenburgisch Courant, für uns also ein bekannter Name. Reichsgoldmünzen werden zu 10 und 20 Mark geprägt, die Münze zu 30 Mark wurde gestrichen. Nachdem schließlich noch Bismarck die Frage unter die Versammlung geworfen hatte, ob denn der König von Bayern offenkundiger seine Anhänglichkeit an das Reich bekunden könne, als wenn die eine Seite der Münze sein Bildniß, die andere das kaiserliche Reichswappen trage? wurde auch der die Münzhoheit der einzelnen Fürsten sichernde Paragraph fast einstimmig angenommen.

2.1.1872
Seit einigen Tagen ist eine Anzahl der neuen Reichsmünzen in Berlin in den Verkehr gebracht; es heißt, die ersten Tausend Zwanzig-Markstücke habe der Kaiser erhalten. Die Ausführung und Prägung der neuen Münzen wird allgemein gelobt. Es gilt als ziemlich zweifellos, daß das Gesetz, welches den gemeinsamen Münzverkehr in ganz Deutschland regeln soll, in der Frühjahrssession des Reichstages vorgelegt werden wird Die Ausarbeitung des Entwurfes wird indessen, obschon die Grundlinien durch die Bestimmung über die Goldmünzen vorgezeichnet sind, große Schwierigkeiten darbieten, da in Bezug auf die Einziehung der alten Münzen die Umgestaltung der Zahlungsfrist, das Verhältniß der neuen Münzen zu den Staatspapieren etc. eine Menge complicierter Fragen hervortreten, welche schon in der Vorlage gelöst sein sollen und jedenfalls bei der Verhandlung im Reichstage zu sehr umfassenden Debatten der Fachmänner führen werden.

16.1.1872
Das neue Zwanzig-Markstück nimmt sich sehr stattlich aus. Es ist seinem Werth entsprechend größer und stärker als der Louisd'or oder Friedrichsd'or. Es zeigt auf der Vorderseite den Kopf des deutschen Kaisers mit der Umschrift: Wilhelm, deutscher Kaiser und König von Preußen. Unter dem Bilde steht als Bezeichnung der Münzstätte Berlin. Die Rückseite trägt in der Mitte das Reichswappen, als Umschrift die Worte: Deutsches Reich.

26.1.1872
Das Zwanzigmarkstück, die neue Goldmünze des deutschen Reichs, ist kein Meisterstück. Der Kaiser hat alle Ursache, sich über sein Bild zu beschweren und der Adler des Reichs sieht aus, als würde das Reich bald zu Gottvater gebeten werden. Sogar die Umschrift auf der Münze ist zum Th eil unleserlich und der Rand, wie ein Grobian sagt, wie von einem Grobschmiede gefeilt. Es ging zu schnell mit der Herstellung.

22.10.1872
Von dem franz. Goldregen ist in Deutschland wenig zu spüren. Während in Straßburg über die 5te halbe Milliarde quittirt worden ist, hat die preuß. Hauptbank den Zinsfuß wegen der Geldknappheit erhöht. Wohin sind die Milliarden gekommen?
Am 1. Septbr. waren schon 303 Millionen Mark in Gold ausgeprägt und dennoch tauchen die Goldstücke im Verkehr nur sehr einzeln auf.

31.10.1873
Dem "Daheim" zu Folge sind im Jahre 1872 in der Königlichen Münze in Berlinl an mecklenburgischen Reichsgoldmünzen geprägt worden: 68925 Zwanzigmarkstücke und 15600 Zehnmarkstücke.

Eines dieser Exemplare stelle ich hier vor. Keine Stempelglanzgranate, aber es ist gnädig durch die Kaiserzeit gekommen.
 

Anhänge

  • J 230 Av.JPG
    J 230 Av.JPG
    359,9 KB · Aufrufe: 121
  • J 230 Re.JPG
    J 230 Re.JPG
    387,9 KB · Aufrufe: 114
dann weisst du sicher auch, dass demnächst bei den Heidelbergern eines angeboten wird:


Ich habe mir das Stück auch mal angesehen und es weckt durchaus mein Interesse...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Neuzugang:
J 230
Mecklenburg-Schwerin
20 Mark 1872 A
Auflage : 68.952 Stk

Mit dieser Münze habe ich mich seit über zehn Jahren beschäftigt. Als ich anfing,Reichsmünzen zu sammeln,entdeckte ich fast gleichzeitig den leider nur teilweise digital erschlossenen Website der " Wöchentliche(n) Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg ", einer längst verschwundenen Lokalgazette, in deren Spalten das Geschehen in der , damals noch viel grösseren Welt , aus der beschaulichen Perspektive der Meckleburger Provinz betrachtet wurden. Nicht zuletzt der neuen Währung wurde grosse Aufmerksamkeit zuteil, pardon, zutheil und so soll diese kleine Doppelkronenkavalkade meinen Neuerwerb begleiten:

24.11.1871
Der Reichstag hat sämmtliche Paragraphen des Münzgesetzes mit den beantragten Abänderungen in zweiter Lesung angenommen, wonach die Einziehung der abgenutzten Münzen auf Reichskosten erfolgt und die Ausprägung grober Silbermünzen verboten wird. Die Mark zerfällt in 100 Pfennige, den Groschen ließ man fallen, weil durch seine Annahme vornehmlich in Süddeutschland Verwirrungen entstanden wären. Die Mark ist gleich 16 Schillingen Mecklenburgisch Courant, für uns also ein bekannter Name. Reichsgoldmünzen werden zu 10 und 20 Mark geprägt, die Münze zu 30 Mark wurde gestrichen. Nachdem schließlich noch Bismarck die Frage unter die Versammlung geworfen hatte, ob denn der König von Bayern offenkundiger seine Anhänglichkeit an das Reich bekunden könne, als wenn die eine Seite der Münze sein Bildniß, die andere das kaiserliche Reichswappen trage? wurde auch der die Münzhoheit der einzelnen Fürsten sichernde Paragraph fast einstimmig angenommen.

2.1.1872
Seit einigen Tagen ist eine Anzahl der neuen Reichsmünzen in Berlin in den Verkehr gebracht; es heißt, die ersten Tausend Zwanzig-Markstücke habe der Kaiser erhalten. Die Ausführung und Prägung der neuen Münzen wird allgemein gelobt. Es gilt als ziemlich zweifellos, daß das Gesetz, welches den gemeinsamen Münzverkehr in ganz Deutschland regeln soll, in der Frühjahrssession des Reichstages vorgelegt werden wird Die Ausarbeitung des Entwurfes wird indessen, obschon die Grundlinien durch die Bestimmung über die Goldmünzen vorgezeichnet sind, große Schwierigkeiten darbieten, da in Bezug auf die Einziehung der alten Münzen die Umgestaltung der Zahlungsfrist, das Verhältniß der neuen Münzen zu den Staatspapieren etc. eine Menge complicierter Fragen hervortreten, welche schon in der Vorlage gelöst sein sollen und jedenfalls bei der Verhandlung im Reichstage zu sehr umfassenden Debatten der Fachmänner führen werden.

16.1.1872
Das neue Zwanzig-Markstück nimmt sich sehr stattlich aus. Es ist seinem Werth entsprechend größer und stärker als der Louisd'or oder Friedrichsd'or. Es zeigt auf der Vorderseite den Kopf des deutschen Kaisers mit der Umschrift: Wilhelm, deutscher Kaiser und König von Preußen. Unter dem Bilde steht als Bezeichnung der Münzstätte Berlin. Die Rückseite trägt in der Mitte das Reichswappen, als Umschrift die Worte: Deutsches Reich.

26.1.1872
Das Zwanzigmarkstück, die neue Goldmünze des deutschen Reichs, ist kein Meisterstück. Der Kaiser hat alle Ursache, sich über sein Bild zu beschweren und der Adler des Reichs sieht aus, als würde das Reich bald zu Gottvater gebeten werden. Sogar die Umschrift auf der Münze ist zum Th eil unleserlich und der Rand, wie ein Grobian sagt, wie von einem Grobschmiede gefeilt. Es ging zu schnell mit der Herstellung.

22.10.1872
Von dem franz. Goldregen ist in Deutschland wenig zu spüren. Während in Straßburg über die 5te halbe Milliarde quittirt worden ist, hat die preuß. Hauptbank den Zinsfuß wegen der Geldknappheit erhöht. Wohin sind die Milliarden gekommen?
Am 1. Septbr. waren schon 303 Millionen Mark in Gold ausgeprägt und dennoch tauchen die Goldstücke im Verkehr nur sehr einzeln auf.

31.10.1873
Dem "Daheim" zu Folge sind im Jahre 1872 in der Königlichen Münze in Berlinl an mecklenburgischen Reichsgoldmünzen geprägt worden: 68925 Zwanzigmarkstücke und 15600 Zehnmarkstücke.

Eines dieser Exemplare stelle ich hier vor. Keine Stempelglanzgranate, aber es ist gnädig durch die Kaiserzeit gekommen.
Klasse Münze - welche in den allermeisten Sammlungen noch fehlen dürfte! :respekt:
 
dann weisst du sicher auch, dass demnächst bei den Heidelbergern eines angeboten wird:


Ich habe mir das Stück auch mal angesehen und es weckt durchaus mein Interesse...

muss mich mal selbst zitieren, habe gerade festgestellt, dass das von mir verlinkte Stück in 2016 noch in einem NGC Slab lag als MS62, und als vorzüglich angeboten wurde. Jetzt ist es aus dem Slab raus und schon ein vz-St:wut:
 
muss mich mal selbst zitieren, habe gerade festgestellt, dass das von mir verlinkte Stück in 2016 noch in einem NGC Slab lag als MS62, und als vorzüglich angeboten wurde. Jetzt ist es aus dem Slab raus und schon ein vz-St:wut:
Trotzdem eine sehr attraktive Münze.Ich war damals der Underbidder. Falls Dich das Stück interessiert, lohnt es sich, dranzubleiben.
 
mal sehen wo die Reise hin geht:)
Aber ich werde beobachten was passiert.
 
Zurück
Oben
Sie nutzen einen Adblocker

Sicherlich gibt es Seiten im Internet, die es mit Werbung übertreiben. Dieses Seite gehört nicht dazu!

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Ihren Adblocker zu deaktivieren. Danke!

Ich habe den Adblocker für diese Seite ausgeschaltet