Ochsenpfunde und andere fremdländische Gepräge

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Angeregt durch eine Anfrage von Kooikerfreund , welche Münzen die Münzstätte Berlin Ende der 60er Jahre für Burma geprägt hat, hatte ich versprochen, eine Liste der in der Kaiserzeit in deutschen Prägeanstalten für Drittstaaten geprägte Münzen zu erstellen. Da diese Auflistung umfangreicher ist, als ich zuerst dachte, habe ich ein eigenes Thema daraus gemacht, das gern ergänzt werden kann. Meine Angaben stammen aus dem Hammerich und enden damit 1905. Wer weitere Angaben hat, darf sie gern hier einstellen.
Im Zeitraum 1871 bis 1889 beginnen die deutschen Prägeanstalten mit der Ausprägung von Reichsmünzen, in den Jahren 1872 und 1873 werden noch ein paar Nominale der alten Währung geprägt, Fremdaufträge sind für diesen Zeitraum nicht belegt. 1890 beginnt Berlin mit der Prägung der Münzen für die DOAG, 1894 für Deutsch – Neuguinea, diese Münzen sind im Jaeger gut dokumentiert, ebenso wie die Rupien, die Berlin und Hamburg ab 1904 für DOA auf Auftrag vom Auswärtigen Amt prägen.

Ab 1891 werden in Berlin und Hamburg folgende Aufträge für Drittstaaten ausgeführt:


Berlin

Republikk Transvaal ( 1 Pond = 20 Schillings = 240 Pence )
1891 : 1 Pond ( mit der Jahreszahl 1892 ! )<O:p</O:p
1892 : ½ Pond, 5 Sh, 2 ½ Sh, 2 Sh, 1 Sh, 6 d, 3 d, 1 d<O:p</O:p
Die Stempel wurden von Otto Schulz geschnitten, als am 1. August die Münzstätte Pretoria den Betrieb aufnimmt, liefert Berlin die Stempel für sämtliche dort bis 1900 stattfindenen Prägungen, Otto Schulz, der wie es üblich ist, seine Initialen O S auf dem Halsabschnitt des Portraits von Präsident Kruger anbringt, muss diese auf Proteste der Burenregerung wieder entfernen. Os bedeutet auf Afrikaans “ Ochse “ und erweckt Anstoss. Heute gehören die “ Ochsenpfunde “ zu den gesuchten Raritäten unter den südafrikanischen Münzen. <O:p</O:p
Auch die Gestaltung des Wappens musste geändert warden. Schulz hatte den Planwagen mit zwei Deicheln dargestellt, auch waren die Vorderräder zu gross im Verhältnis zu den Hinterrädern. In Wirklichkeit waren die Ochsenwagen der Buren jedoch nur mit einer Deichsel ausgestattet, an der zu beiden seiten die Ochsen angeschirrt wurden. Die bereits geprägten Nominale ( 1 Pond, ½ Pond, 5 Sh ) gelangten jedoch in den Umlauf, die Prägewerkzeuge für sämtliche Nominale wurden überarbeitet.<O:p</O:p
Aus Hammerichs Darstellung geht nicht hervor, ob die Stempel für das Pond in zwei Arbeistschritten geändet wurde, ich interpretiere das jedoch dahingehend, da dieses Nominal bereits 1891 geprägt wurde. Wären die Fehler am Wappen da bereits aufgefallen, sollte man meinen, dass keine Prägungen vor einer gründlichen Überarbeitung sämtlicher Stempel stattgefunden hätte. Es existieren also drei Varianten des Wertes zu einem Pond.
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Königreich Italien ( 1 Lira = 100 Centesimi )<O:p</O:p
1894 : 20 Centesimi ( Urstempel, Patritze und Matritze wurden von der italienischen Regierung geliefert )
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Republik San Domingo ( 1 Peso = 100 Centavos )<O:p</O:p
1894, 1896 : 2 ½ Centavos ( geprägt mit der Jahreszahl 1888, Stempel : Otto Schulz )
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Republic Venezuela ( 1 Bolivar = 100 Centimos )<O:p</O:p
1896 : 12 ½ Centimos, 5 Centimos<O:p</O:p
Erste Prägung mit der Währungsbezeichnung ” Centimos ” statt ” Centavos ”. Stempel : Otto Schulz. Die Ablieferung erfolget erst 1900, da ein Wechsel im venezuelanischen Finanzministerium zu einer Untersuchung darüber führte, ob der Auftrag die vom Parlament genehmigte maximale Prägemenge für Nickelmünzen überschreite. Die Münzen lagerten bis dahin in der Berliner Münze ein.


Republik Uruguay ( 1 Peso = 100 Centesimos )<O:p</O:p
1901 : 5, 2, 1 Centesimos in Cu – Ni<O:p</O:p
Stempel : Otto Schulz. Erste Prägung uruguayischer Münzen in dieser Legierung
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Ägypten ( 1 Pfund = 100 Piaster, 1 Piaster = 10 Millimes )<O:p</O:p
Mit der Jahreszahl 1885 wurden folgende Probemünzen 1885 geprägt :
20 Piaster : 18 Ex<O:p</O:p
10 Piaster : 10 Ex<O:p</O:p
5 Piaster : 10 Ex
2 Piaster : 10 Ex
5 Millimes : 10 Ex
2 Millimes : 10 Ex
1 Millime: 10 Ex
½ Millime : 10 Ex
¼ Millime : 10 Ex
Reguläre Prägungen:
100 Piaster : 1888<O:p</O:p
20 Piaster : 1886, 87, 91- 98, 1900, 1901
10 Piaster ; 1886 – 88, 1891 – 98, 1900, 1901
5 Piaster : 1886, 87, 91 – 98, 1900, 1901<O:p</O:p
2 Piaster: 1886, 87, 93, 96, 1900, 01<O:p</O:p

1 Piaster : 1886, 93, 1901
5 Millimes : 1886, 87, 89,96, 97,99, 1900, 1901
2 Millimes : 1886, 88, 97, 99, 1900, 1901
1 Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1901
½ Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1902
¼ Millime : 1886, 88, 99, 1900, 1902


Marokko ( 1 Rial = 100 Cents )<O:p</O:p
Alte Münzserie :
Mit der Jahreszahl 1895 wurden folgende Probemünzen geprägt:

1 Rial : 10 Ex<O:p</O:p
½ Rial : 20 Ex
¼ Rial : 40 Ex
1/10 Rial : 100 Ex
1/20 Rial : 200 Ex
1 Rial : 1896<O:p</O:p

½ Rial : 1896, 98, 1900
1/ 4 Rial : 1896, 98, 1900
1/10 Rial : 1896
1/20 Rial : 1896
Ein geringer Teil der mit der Jahreszahl 1896 geprägten Auflage wurde erst Anfang 1897 geprägt
Neue Münzserie

1902 : je 5 Probemünzen zu 1, ½, ¼, 1/10 und 1/20 Rial
½ Rial : 19002, 03<O:p</O:p

¼ Rial : 1903, 04, 05
1903 : je 5 Probemünzen zu 10,5, 2, 1 Cents
10 Cents : 1903, 04<O:p</O:p
5 Cents : 1904<O:p</O:p
Die Stempel der 10 und 1 Cent – Münzen wurden von Weigand, die der 5 und 2 Cent- Stücke von Schulz geschnitten


Hamburg

Siam ( 64 Att = 8 Füang; 1 Füang = 1/8 Tikal ; 1 Salüng = ¼ Tikal ; 1 Solot = ½ Att = 1 / 128 Tikal )
Mit den Jahreszahlen 1887, 1888, 1896, 1897, 1899, 1900, 1902 und 1903 wurden Pais, Att sund Solots in Millionenauflage geprägt.

Guatemala ( 1 Peso = 100 Centavos )
1 Peso : 1896, 97

Rumänien ( 1 Leu = 100 Bani )
5 Lei 1901
2 Lei : 1900, 1901
1 Leu : 1900, 1901
50 Bani : 1900, 1901


Brasilien ( 1 Milreis = 1000 Reis )
400 Reis : 1901, 02
200 Reis : 1901, 02
100 Reis : 1901, 02


San Salvador ( 1 Peso = 100 Centavos )
1 Peso : 1904

Über die Ausprägung des Ochsenpfundes habe ich in der zeitgenössischen Presse nichts gefunden, folgende Notizen fanden jedoch den weg in die im Mecklenburgischen erscheinene Gazette, die ich hin und wieder auf Artikel mit Bezug zur Numismatik hin durchsehe:

07.05.1886<O:p</O:p
Die Berliner Münzstätte ist mit der Ausprägung egyptischer Münzen noch auf lange Zeit beschäftigt, da neben den Silber= auch Nickelmünzen dieses Landes hier geprägt werden. Für die durch das Reichsgesetz neu eingeführten Zwanzigpfennigstücke in Nickel sind die Stempel bereits fertig, Weisungen zur Ausprägung aber noch nicht ergangen. Bis jetzt ist auch noch, trotz der vorangegangenen Beseitigung dieser Münzsorte, kein Mangel an silbernen Zwanzigpfennigstücken.

30.11.1886<O:p</O:p
Ein Wagen mit egyptischen Münzen ging am Sonnabend abend durch Bahnhof Augsburg. Die Ladung besaß einen Werth von 1. Mill. Mk. und ging zur Umprägung nach Berlin
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18.10.1887<O:p</O:p
In der Münzstätte zu Hamburg ist man gegenwärtig mit einer Ausprägung von 25 Millionen Stück Bronzemünzen für das Königreich Siam beschäftigt. Die Münzen sind von drei verschiedenen Größen, stellen verschiedene Werthe dar, tragen aber dasselbe Gepräge
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27.07.1894<O:p</O:p
In den nächsten Tagen werden wiederum 1 1/2 Millionen Lire Nickelmünzen seitens der Berliner Münze nach Italien, und zwar nach den dortigen Finanzniederlagen in Verona, Mailand und Rom zum Versand gelangen. Es ist dies der Rest der Summe von 10 Millionen Lire, welche die italienische Regierung zu prägen bestellt hatte. Das dazu erforderliche Material von 4000 Centnern Nickel hatten die Kruppschen Werke zu liefern. Die Beförderung der Münzen geschieht in hölzernen Tonnen, die die italienische Regierung geliefert hat. In jede Tonne wird ein Gewicht von 4 Centnern Münzen verpackt. Zu 1 1/2 Millionen Lire gehören nicht weniger als 150 Tonnen.<O:p</O:p
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Zuletzt bearbeitet:
Sehr interessantes Thema - Vielen Dank für die Aufstellung! :respekt:

Gibt es in Deinem Buch auch Ausführungen darüber, welche Münzen in Karlsruhe für das Ausland geprägt wurden?
 
Sehr interessantes Thema - Vielen Dank für die Aufstellung! :respekt:

Gibt es in Deinem Buch auch Ausführungen darüber, welche Münzen in Karlsruhe für das Ausland geprägt wurden?

Laut der Quelle ( Hammerich ) haben nur Berlin und Hamburg im Zeitraum 1871 bis 1905 Prägeaufträge für Drittstaaten ausgeführt.
 
Schade...

Da hätte ich gerne die Gelegenheit genutzt, die Sammlung der Gepräge meiner Heimatstadt um ein paar exotische Ausgaben zu erweitern.
 
Schade. Da hätte ich gerne die Gelegenheit genutzt, die Sammlung der Gepräge meiner Heimatstadt um ein paar exotische Ausgaben zu erweitern.
Warum schade? Karlsruhe hat doch spätestens ab 1971 jede Menge Münzen für ausländische Staaten hergestellt.

Gruß,
gs
 
Für die "neuere Zeit" ist mir dies auch grundsätzlich bekannt. Prägungen aus der Zeit des Kaiserreiches hätten mich besonders interessiert.

Gibt es eigentlich irgendwo eine Aufstellung, welche Prägeaufträge fürs Ausland die Karlsruher Münze ab den 70er Jahren ausgeführt hat?
 
Gibt es eigentlich irgendwo eine Aufstellung, welche Prägeaufträge fürs Ausland die Karlsruher Münze ab den 70er Jahren ausgeführt hat?
Die Staatliche Münze Karlsruhe hat bestimmt eine vollständige Aufstellung mit genauen Prägezahlen. Was ich bisher ermitteln konnte, zum Beispiel Umlaufmünzen für Costa Rica, Nicaragua, Syrien und Vietnam, sowie Sondermünzen für Andorra, Benin, Fudschairah, Haiti, Iran, Kuba, Schardschah, Uganda und Umm al Qaiwain, habe ich im Weltmünzkatalog mit dem Münzstättenkürzel [G] gekennzeichnet, die eckigen Klammern zeigen wie immer an, dass kein Münzzeichen auf den Stücken vorhanden ist.
Gruß,
gs
 
Vielen Dank für die Auskunft!

Dann werde ich meinen Weltmünzkatalog mal wieder wälzen müssen.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Prägestätten diese Informationen nicht veröffentlichen. Oder gibt es Geschäftsberichte, denen sowas zu entnehmen ist?
 
Sehr interessantes Thema, dass du da angeschnitten hast. Bisher war mir nicht bekannt, dass die Berliner Prägestätte Aufträge für Drittstaaten annahm. Anbei die versprochenen Bilder, hab auch noch die 2 1/2 Shillings angehängt.

mfg
 

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Sehr interessantes Thema, dass du da angeschnitten hast. Bisher war mir nicht bekannt, dass die Berliner Prägestätte Aufträge für Drittstaaten annahm. Anbei die versprochenen Bilder, hab auch noch die 2 1/2 Shillings angehängt.

mfg

Tolle Münzen, vielen Dank für die Leihgabe.
 
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