Hallo Chris Munich,
du verwendest bestimmte Begrifflichkeiten ggf. nicht immer korrekt. Die Olympiade bezeichnet den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Die Olympischen Spiele ist der Zeitraum in dem die Veranstaltung abgehalten wird. Vgl. hierzu unter anderem Wikipedia. Auf dieser "Fehlprägung" selber steht "Spiele der XX. Olympiade 1972 in Deutschland" (vermutlich sprachlich so korrekt).
Die Münzen erhalten in Katalogen zum Teil die Bezeichnung Olympia-Münzen (bspw. Kurt Jaeger, Die deutschen Münzen seit 1871, 17. Auflage 2001) oder Münzen zu den Olympischen Sommerspielen 1972.
Sämtliche Olympia-Münzen sind aus 625er Silber (der Rest besteht aus Kupfer) mit einem Münzsollgewicht von 15,5 Gramm und somit einem Silberfeingehalt von 9,6875 Gramm. Bei einem Silberunzenpreis (1e Unze = 31,1 Gramm) von 24,60 Euro (12.04.2012 gegen 17 Uhr 27) erhält man einen Grammpreis von ca. 0,79 Euro (gerundet). (Vgl oben links "Silberpreis" in Euro; also der Silberunzenpreis in Euro). Multipliziert mit dem Feinsilbergehalt und du erhälst 7,65 Euro reiner Materialwert dieser Münzen. Der Euro-Umtauschkurs läge im Moment bei 10 DM geteilt durch 1,95583 = 5,11 Euro (DM Münzen können immer noch bei den Landeszentralbanken umgetauscht werden). Also ist der reine Materialwert höher als der Umtauschwert.
Geprägt wurden von dieser "Fehlprägung" 2.375.000 Stück je Münzprägestätte. Die Münzprägestätten der BR Deutschland waren zu dieser Zeit D (München), F (Stuttgart), G (Karlruhe), J (Hamburg).
In Polierter Platte (PP) (besonderes Münzherstellungsverfahren) mit jeweils 125.000 Stück.
Tag der Ausgabe war der 26.01.1970.
Die gleiche Münze mit der Aufschrift "Spiele der XX. Olympiade 1972 in München" wurde jeweils 2.350.000 mal geprägt.
In Polierter Platte mit jeweils 150.000 Stück.
Tag der Ausgabe war der 05.07.1972.
Vier weitere Olympia-Münzen mit anderen Abbildungen wurden noch aufgelegt. Immer mit Ortsangabe "München" mit Stückzahlen von jeweils 4.875.000 (in PP jeweils 125.000 Stück) (der 3. Typ) und jeweils 4.850.000 Stück (in PP jeweils 150.000 Stück)(der 4., 5., und 6. Typ).
Insgesamt wurden somit 100 Millionen Stück (inclusive PP-Münzen) geprägt. Der Nennwert betrug somit 1 Milliarde DM. Der Münzgewinn soll 700 Millionen DM betragen haben. So wurden die Gesamtkosten der Olympischen Spiele zu einem großen Teil gedeckt.
Laut Wikipedia sollen die Gesamtkosten ca. 2 Milliarden DM betragen haben. Münzgewinn 730 Mio. DM. Die Olympia-Lotterie und Glücksspirale brachten 250 Mio DM. Briefmarken, Gedenkmedaillen und die normalen Einnahmen des Organisationskommitees brachten weitere 300 Mio DM. So das ingesamt 1.280 Mio gedeckt wurden. 720 Mio DM mußte also der Steuerzahler berappen.
Zur Fehlprägung: "Der Text "SPIELE DER XX. OLYMPIADE 1972 IN DEUTSCHLAND" wurde vom Internationalen Olympischen Kommitee aufgrund einer Beschwerde des Nationalen Olympischen Kommitees der DDR beanstandet, da der Text "... IN DEUTSCHLAND" gegen die Regeln und Statuten des Kommitees verstößt. In der Regel Nr. 4 heißt es: "Die Ehre, Olympische Spiele auszurichten, wird einer Stadt, nicht einem Land zuteil". Daraufhin änderte die Bundesregierung die Inschrift auf: "... IN MÜNCHEN" für alle folgenden Olympia-Münzen (Nr. 401b bis 405)." (Zitat aus Kurt Jaeger, Die deutschen Münzen seit 1871, 17. Auflage 2001)
In die DDR durfte die "Fehlprägung" nicht eingeführt werden, so Kurt Jaeger.
Fazit: Sammlerwert ist nicht vorhanden, bzw. nur geringfügig, da zu hohe Stückzahlen. Nur bei den PP-Münzen wird ein etwas größere Aufschlag vorgenommen, hat mit der Fehlprägung aber nichts zu tun.
Der Materialwert ist im Moment das Interessante (momentan 7,65 Euro). Nach unten gedeckelt sind diese Münzen mit 5,11 Euro Umrechnungsbetrag.
Interessant ist die Beschwerde der DDR wegen der Bezeichnung "IN DEUTSCHLAND".
Literatur: Kurt Jaeger, Die deutschen Münzen seit 1871, 17. Auflage 2001
Zusätzliche Anmerkung dank Dirk Bake (vgl. Beitrag unten): Es kommen durchaus bei einigen Exemplaren der Olympia-Münzen zum Teil wesentlich höhere Preise zustande, die durch "Fehler" in der Rändelung etc. verursacht sind. Also "Fehlprägungen" andere Art, die immer mal wieder bei Münzen vorkommen. Diese "Fehlprägungen" haben mit Bezeichnung "...IN DEUTSCHLAND" nichts zu tun.
Viele Grüße
Volker