Patina und Korrosion verhindern - Beschichten mit Wachs

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So wie viele andere auch mag ich es nicht, wenn prägefrische Münzen aus unedlen Materialien über die Jahre eine Patina ausbilden, indem sie mit Substanzen in der Luft reagieren. Auch neigen Münzen aus Eisen oder Zink selbst bei normaler Luftfeuchte zu Korrosion, vor allem beschichtete Münzen wie die Eurocent sind da sehr problematisch. Brauchbare mechanische Lösungen gibt es nicht, sowohl Alben, Rähmchen als auch Kapseln bieten keinen völlig luftdichten Abschluß der Münzen.

Bleibt also nur das Beschichten der Münzen, was ja in Form von Lackierung mit Nitrozelluloselack (Zappon), schon seit langem gemacht wird. Nur sieht das nicht so toll aus, denn meistens ist die Lackschicht viel zu dick aufgetragen und glänzt, sodaß man die eigentliche Oberfläche der Münze nicht mehr beurteilen kann. Außerdem ist es aufwendig den Lack wieder zu entfernen, sollte dies mal notwendig werden.

Wir brauchen also etwas, was die Münze luftdicht umschließt, einfach aufzutragen ist, hohe chemische Beständigkeit aufweist und bei Bedarf vollständig und einfach wieder zu entfernen ist. Außerdem dürfen natürlich keinerlei Substanzen enthalten sein, die die Münze beschädigen könnten. Alle schwierigen Münzmetalle wie Eisen, Zink, Kupfer, Messing und Nickel sollten damit beschichtet werden können. Dabei soll es auch noch möglichst unsichtbar sein, damit zum Beispiel die Schönheit einer PP-Münze trotz Beschichtung voll zur Geltung kommt.

Dank diwidat kennen wir dieses Wundermittel alle, er hat es schon mehrfach hier im Forum erwähnt und auf die hervorragenden Eigenschaften hingewiesen. Nachdem ich nun selbst seit einiger Zeit damit arbeite, möchte ich es hier mal etwas ausführlicher vorstellen, da ich mittlerweile restlos davon überzeugt bin.

Bild 1 und 2 zeigen die Dose bzw. den Inhalt.

Dieses Wachs wird aus Erdöl hergestellt und ist völlig frei von Säuren. Es eignet sich nicht nur für die Konservierung von Metallen, sondern auch für Holz, Leder, Stein oder sogar Papier. In weiteren Beiträgen zeige ich anhand von Beispielen wie das Wachs auf verschiedenen Münzen aussieht und wie man es auftragen kann. Eins der Beispiele wird meine wunderschöne 10 Pfennig 1950 G sein, um die es im letzten Beitrag dieses Threads ging:

http://www.emuenzen.de/forum/pflege...-reinigung-von-tombakplattierten-muenzen.html

Das war die erste Messingmünze, die ich erfolgreich entpatiniert habe und die soll nun natürlich so schön bleiben und nicht nach 10 Jahren wieder olivgrün aussehen.

Gruß
9999
 

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Das Auftragen des Wachses erledige ich mit den Fingern, die man vorher sehr gründlich waschen sollte. Mit Daumen und Zeigefinger reibe ich etwas Wachs aus der Dose und verteile es auf der Münze. Wichtig ist, daß es keine Fehlstellen gibt, auch am Rand nicht. Deshalb muß man gerade bei schwierigen Vertiefungen etwas zuviel Wachs auftragen und es regelrecht hineindrücken, damit auch wirklich überall etwas hingelangt.
Nun lasse ich die Münze für etwa 10 Minuten ablüften, sodaß das Wachs seine volle Härte erreicht.

Solche Bimetallmünzen dürften langfristig besonders von diesem Schutz vor Feuchtigkeit profitieren

Gruß
9999
 

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Überschüssiges Wachs, vor allem am Randstab lagert sich viel zu viel an, entfernt man mit einem weichen, sauberen Baumwolltuch, einem alten T-Shirt zum Beispiel. Damit darf man nun ruhig vorsichtig auf der Münze reiben, denn die ist ab jetzt durch die Wachsschicht geschützt.
Das alles mit einer Bürste abzunehmen würde viel zu lange dauern.

Das Finish wird dann mit einer Bürste erreicht, damit kommt man auch in die Vertiefungen hinein.

Die Auswahl der Bürste ist wichtig, sie darf nicht zu hart und nicht zu weich sein. Nach ausgiebigem Testen mehrerer Bürsten bleibe ich nun bei dieser Schuhbürste aus Roßhaar.
Von Kunststoffbürsten rate ich dringend ab, die können splittern oder brechen und hinterlassen dann unter Umständen Kratzer auf weichen Metallen. Wer seine PP-Münzen aus Silber so schützen möchte, sollte unbedingt eine erstklassige Bürste kaufen. Zwischen 8 und 15 Euro muß man dafür schon ausgeben.

Gruß
9999
 

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Demnächst zeige ich noch ein paar Fotos von "anständigen" Münzen :p, jetzt wollte ich erstmal das Handling zeigen und habe deshalb eine nicht so schöne Münze aus kurzem Umlauf genommen. Ich wollte mich auf die Fotos konzentrieren, nicht auf die Münze.

Gruß
9999
 
@ 4x9, danke Dir für die Hilfe auf dem Weg zu besseren Münzsammlungen (manche sperren sich da noch gewaltig).

Mein letzter Erwerb hatte auch ein paar Probleme. Auf das Madagaskar Stück habe ich 10 Jahre gewartet. Was kam, entsprach dann auch meinen Erwartungen.
Jetzt passt es auch in meine Sammlung.
 

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Aha, KM#1 aus Madagaskar.

Sehr schön, wie jetzt nach der Reinigung die detailierten Federn zur Geltung kommen.

So einen Hahn habe ich übrigens auch, auf einer 10 Franc Goldmünze aus Frankreich.

Hier noch 2 Beispiele für Münzmetalle, wo das Wachs besonders gute Dienste leistet; Zink und kupferplattiertes Eisen mit freiliegendem Rand.

Bei dem Pfennig sieht man sehr schön, daß das Wachs nichts versteckt und nichts beschönigt. Die Schicht ist so hauchdünn, daß sie selbst kleinste Verletzungen der Münze sichtbar läßt. Auch der Prägeglanz und die Fließlinien bleiben einwandfrei sichtbar.

Das einzige was mit dem Wachs etwas schöner wirkt, ist Patina.
Jeggy sprach neulich von der "Tiefenwirkung einer natürlich gewachsenen Patina". Dieser Effekt wird vom Wachs minimal verstärkt, etwa so wie es auch bei der Maserung von Holz passiert, wenn man ein Öl aufträgt. Es ist lange nicht so intensiv wie der Effekt bei Holz, aber dennoch sieht man auch auf der Münze einen kleinen Unterschied.

Gruß
9999
 

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Sehr schön, aber ich vermisse in diesem Thread den Teil, wo beschrieben wird, wie man den Wachs wieder rückstandsfrei und ohne dass die Münze Schaden nimmt beseitigen kann.

Ach was, wenn Du erstmal deine Münzen auf diese Weise geschützt hast, vermisst Du nichts mehr. ;)

Aber egal, wenn Du das Wachs wieder entfernen möchtest, schwenkst Du die Münze einfach für ein paar Sekunden in Waschbenzin. Alle Bestandteile des Wachses werden durch Waschbenzin vollständig gelöst.

Man könnte auch andere Lösemittel wie Petroleum, Nitroverdünnung oder Aceton verwenden, aber Waschbenzin hat 2 große Vorteile gegenüber den anderen. Zum einen verdunstet es völlig rückstandsfrei in Bruchteilen von Sekunden und die Münze ist praktisch sofort wieder trocken und zum anderen gibt es auch Waschbenzin mit leicht rückfettenden Eigenschaften, sodaß die Münze anschließend nicht völlig ungeschützt den Unbillen der Natur ausgesetzt ist.

Auf anderem Wege tauchte die Frage nach einer Quelle für das Produkt auf, auch dies beantworte ich lieber hier für alle.

Kleelux Restaurierungsbedarf - Alles für Restaurierung, Restauratoren, Museumsbedarf, Konservierung

Man erhält es auch zu einem leicht höherem Preis bei Manufactum, das lohnt sich vieleicht für diejenigen, die auch noch nach hochwertigen Bürsten und echten Leinentüchern Ausschau halten.

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Waschbenzin in verschiedenen Qualitäten (entfettend, leicht Rückfettend und stark Rückfettend) bekommt man bilig bei guten Tankstellen oder in Fachgeschäften, die mit Werkzeugen zur Metallbearbeitung zu tun haben.

Gruß
9999
 
Hallo,
ich habe mit Interesse die Beschreibungen zum Einwachsen gelesen.
Etwas schwer tue ich mich mit der Stärke des Wachses, der aufgetragen wird.
Zwischen den Fingern wird der Wachs ja relativ schnell "flüssig".
Abtrocken lassen kein Problem.
Das anschließende Nachreiben mit dem Tuch geschieht so lange, bis die Münze beginnt zu glänezn :schaem:; ist ja relativ spumpf geworden durch den Wachs. oder dient tatsächlich die gute Bürste der "Politur"?
 
Der Grundgedanke ist die Konservierung der Münze -
und weniger, die Schwiegermutter mit den glänzenden Münzen zu beeindrucken
wie bei einer Schuh Parade beim militärischen Aufmarsch (hallo Queen Elizabeth :D ).

Ein Coin Fetischist bin ich mit Sicherheit nicht -
die Poliererei bekommt den Münzen aber sicherlich nicht so gut.

Gruß diwidat
 
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