Hallo, ich möchte gerne wissen, ob es sich um eine Fehlprägung handelt, wenn die Kopfseite zur Gegenseite leicht gedreht ist?
Ich kenne die Toleranzen bei der Münzprägungen leider nicht. Die Prägung ist auf der Gegenseite um ca. 10-20 Grad gedreht.
Ich weiß schon das es eine Kehr- und Wendeprägung gibt, aber nicht ob sie 100%ig ausgeführt sein muß.
Bei Münzen aus dem Jahr 1900 und früher, vieleicht spielt das ja eine Rolle, wegen der Präzision........
Moin Moin,
grundsätzlich handelt es sich bei der Münze um die Fehlprägungsart
Stempeldrehung (S) - und zwar grundsätzlich egal, welche Grundprägungsart angewandt wird - hier
ca. S10 bis S20.
Zu den Begriffen Kehrprägung (auch Französische Prägungsart, bei der die Rückseite (Rs) zur Wertseite (Ws) beim Drehen der Münze um die eigene Achse kopfstehend vorliegt) und Wendeprägung (z.B. die deutsche Prägungsart, bei der beim Drehen um die eigene Achse beide Münzen gleichständig vorliegen) gilt bei einer Abweichung von der in dem Land üblichen Norm Folgendes:
Man ist "selbstverständlich grundsätzlich bemüht", die jeweilige Prägungsart 100 %ig auszuführen - was über die Abstimmung von Wertseiten- und Rückseitenstempel beim Einbau meistens auch recht präzise gelingt.
Am
Beispiel der deutschen Prägungsart Wendeprägung liegt gemäß Definition nur dann die entsprechende Fehlprägungsart "Kehrprägung" vor, wenn der Verdrehungsgrad genau 180 Grad (auch S180) beträgt, d.h., Rs zu Ws gegenüber der Norm genau kopfstend vorliegt.
(
Die Sammler von Fehlprägungen akzeptieren als Kehrprägung Verdrehungen von S180 + - 2 Grad, d.h., S178 - S182)
Alle weiteren Verdrehungsgrade von der Norm (0 Grad) werden ebenfalls in Grad mit dem Großbuchstaben S angegeben, stellen aber keine "echte" Kehrprägung dar, sondern "nur" Stempeldrehungen ! Das heißt, dass die über eine Normabweichung entstandene Kehrprägung bei den Sammlern das "non plus ultra" bei den Stempeldrehungen von ca. S10 bis S350 Grad darstellt.
---> Die weitaus meisten der vielen auftauchenden unterschiedlichen Abweichungen entstehen durch ein sich im Laufe seines Prägeeinsatzes lockernden und sich dann über die Vibrationen beim Prägen mehr oder weniger schnell und weit von der Norm wegdrehenden Prägestempel während der 2. Stempel fixiert bleibt.
---> Selbstverständlich muss man auch von Fällen ausgehen, bei denen sich beide Stempel gelockert haben und sich drehen - und zwar sowohl in eine als auch in entgegengesetzter Richtung.
---> Drehungen bis ca. 10 Grad sind bei den deutschen Münzen bei allen Nominalen anzutreffen - wenn man denn lange genug und in großen Mengen danach sucht
.
---> In den deutschen Prägestätten ist meines Wissens die Toleranz bei den Verdrehungen gegenüber dem Soll + - 5 Grad (Verdrehung nach rechts bzw. nach links). Was darüber hinausgeht wird von den Sammlern als Fehlprägung - hier Fehlprägungsart "Stempeldrehung" (S) - bezeichnet.
---> Allerdings ist die vorgegebene Toleranz nicht gleichbedeutend mit "alles darüber Hinausgehende" wird aussortiert und vernichtet". Erstens muss es erst einmal auffallen und zweitens muss dann der Wille vorhanden sein, evtl. auch größere Mengen mit einer Drehung von z.B. 8 Grad zu vernichten - koste es was es wolle.