Preisverfall bei Münzen aus dem Kaiserreich?

hegele schrieb:
Das sind alles Gründe, die für mein obiges Posting sprechen.
Die Wertsteigerungsaussichten sind nicht mehr so wie damals, das sollte man bedenken, wenn man Münzen sud der Zeit vor dem Euro nicht aus Gründen des Sammelns kaufen will.
Das sehe ich genauso.
Hohe Wertsteigerungen sehe ich von der jetzigen Situation aus in diesen
Gebieten auch keine am Horizont - ausser der Markt wird transparenter und
breiter - das sehe ich als einzige Chance dafür.

Der (Neu)Sammler hat heute...

a) keine Lust sich so tief mit der Materie auseinanderzusetzen - siehe Amerika
- und in Europa der Eurosammler-Boom
b) gibt nicht viel Geld aus auf Basis von Händlervertrauen aus - es sitzt zu
tief heutzutage, dass man, was Geschäfte angeht nur auf sich selbst
vertrauen soll/kann - die Zeiten der grossen Käufer-Händler-Vertrauensverhältnisse
sind meiner Ansicht nach leider vorbei.

Weil der Markt vor allem für den Käufer unsicher ist, bringen selbst Raritäten
(die von oben aufgeführten Punkten ausgenommen der händlerseitigen
Preistreiberei ja nicht so betroffen sind) wie Friedrich der Weise ja lange nicht
mehr das, was sie einmal brachten...

Gruss,
jeggy
 
Ich habe mir jetzt mal die Preise "meines" Münzhändlers für die Kleinmünzen Kaiserzeit (bis 1Mark) in seinem Katalog angeschaut.
Für die Erhaltung stempelglanz verlangt er teils extreme Aufpreise gegenüber der Angabe in der Zeitschrift Münzen Revue.

Hier mal drei Beispiele:

J10, 1 Pfennig, 1902D, st, 220€ Händler 352€
J4 , 10 Pfennig, 1873A, st, 170€ Händler 255€
J16, 1/2 Mark, 1907E, st, 80€ Händler 125€

Und das ist so ähnlich bei allen Kleinmünzen in dieser Qualität der Fall.

Gut, 10-15% werden noch bei den Verhandlungen drin sein, aber sind diese Aufpreise gegnüber dem Katalog gerechtfertigt?

Leider habe ich in diesem Sammelgebiet (Kaiserreich) noch zu wenig Erfahrung um das beurteilen zu können. Deshalb baue ich auf eure Fachkenntnis in diesem Punkt.

Danke
Lothar
 
Ich kann mir vorstellen, dass hier mehrere Aspekte zusammenmkommen.

1. Gute Erhaltungen zu sammeln liegt im Trend. Ich meine, dass da
Katalogpreise teilweise etwas hinterherhinken. Im Bereich DOA oder
Neu-Guinea bekommt man Stempelglanzerhaltungen praktisch nirgends zum
Katalogpreis. Wer hierzu Quellen weiss, schicke mir bitte eine PN.

2. Die Amerikaner spinnen. Wenn in der Schweiz für einen Erstabschlag in 0.9
eines bestimmten 5-Franken-Stückes derzeit noch 1.000 Franken bezahlt
werden, bezahlen Amerikaner für eine vergleichbare geslabbte Münze deutlich
mehr als das Doppelte. ($2.200). Wenn man auch sieht, wieviele Top-
Exemplare von den Amis abgezogen wurden, seit sie diesen überzogenen
Grading-Hype haben, wundert es niemanden, dass solche Stücke in Europa
auch teurer sind.

3. Ein Händler, der eine potente Kundschaft haben will, braucht auch
Schaustücke. Diese wird er nicht zu Katalogpreisen hergeben. Er führt sie zu
recht hohen Preisen in seiner Listen, um seine Liste qualitiativ aufzuwerten.
Denn die Beschaffung solche Top-Stücke ist recht schwierig. Und wenn die
Liste qualitativ abnimmt, gehen auch die Kunden woanders hin.
Natürlich jammert jeder Händler über die schwierige Beschaffung. Das gehört
zu seiner Marketingstrategie. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass die Lage
speziell in diesem Bereich tatsächlich schwieriger geworden ist. Bei
Erhaltungen unterhalb der "Spitzenklasse" sieht es jedoch umgekehrt aus.

4. Kleinmünzen sind in Katalogen nicht selten unterbewertet, wenn man z.B:
die Relation zur Seltenheit betrachtet. Hier gab es ja in einschlägigen
Münzenzeitschriften bereits Berichte darüber.

Gruss,
jeggy
 
jeggy schrieb:
....3. Ein Händler, der eine potente Kundschaft haben will, braucht auch
Schaustücke. Diese wird er nicht zu Katalogpreisen hergeben. Er führt sie zu
recht hohen Preisen in seiner Listen, um seine Liste qualitiativ aufzuwerten.
Denn die Beschaffung solche Top-Stücke ist recht schwierig. Und wenn die
Liste qualitativ abnimmt, gehen auch die Kunden woanders hin.
....Gruss,
jeggy
Zum Beispiel ist in Karlsruhe auf der Börse ein Händler, der eine 5 RM Garnisonskirche in wirklich feinstem st hat für deutlich über 600 €.
Da krieg ich immer ganz leuchtende Augen, aber der Preis hält mich ab, das Stück zu nehmen.
 
Hallo Lothar,

bei Top-Erhaltungen kann man als Händler schon mal einen höheren Preis verlangen, da man eventuell auf einen gutsituierten Sammler trifft, für den der Preis eine untergeordnete Rolle beim Sammeln spielt. In diesem Fall würde ich Dir aber empfehlen, andere Händler zu konsultieren. Denn Katalogpreise sind Durchschnittspreise und dieser Händler liegt einfach drüber.

Interessant finde ich, dass Du von 10-15% Rabatt sprichst. Sind das Erfahrungswerte von Dir? Gilt das immer oder erst ab gewissen Summen?

Schöne Grüße,
Jörg
 
Hi Jörg
Ab einer Verkaufssumme von 200€ gewährt der Händler in seinem Katalog normalerweise 10%. Seltener nur 8%. Zu seinem Jubiläum waren es jetzt von April bis Juni sogar 20%. Und er hat die Preise vorher nicht angehoben. (ist ja auch kein Media Markt). Man habe ich da zugeschlagen.
Jetzt ab Juli sind es als Sommeraktion immerhin noch 15%. Ist schon verlockend, aber jetzt heißt es, erst sparen, um sich mal wieder ein - zwei Stücke leisten zu können.
Auf Messen habe ich die Erfahrung gemacht, das jeder Händler auf seinen Stücken Rabatt von ~10% gewährt. Vor allem wenn man kurz vor Messeschluss auftaucht und er noch ein Geschäft wittert.

Gruß
Lothar
 
Querenburger schrieb:
Ab einer Verkaufssumme von 200€ gewährt der Händler in seinem Katalog normalerweise 10%. Seltener nur 8%. Zu seinem Jubiläum waren es jetzt von April bis Juni sogar 20%. Und er hat die Preise vorher nicht angehoben. (ist ja auch kein Media Markt). Man habe ich da zugeschlagen.
Gruß
Lothar
Ist der Händler zufällig in Kassel ?
 
hegele schrieb:
Zum Beispiel ist in Karlsruhe auf der Börse ein Händler, der eine 5 RM Garnisonskirche in wirklich feinstem st hat für deutlich über 600 €.
Da krieg ich immer ganz leuchtende Augen, aber der Preis hält mich ab, das Stück zu nehmen.
Ja, z.B. unberührte Erstabschläge in feinstem Stempelglanz (0.8) können locker beim 3-5fachen des Katalogwertes liegen, je nach Seltenheit (nicht insgesamt/Auflage, sondern nur auf die Top-Stücke bezogen)
 
Hi hegele

Bingo

Hast du zufällig Erfahrungen mit ihm gesammelt. Würde mich schon sehr interessieren. Gehört vielleicht nicht ins Forum, aber du kannst mich ja privat anmailen.
Ich weiß nicht wie das im Forum gehandhabt wird, mit Meinungen über Münzhändler.

Gruß
Lothar
 
Wenn man ein Sammelgebiet suchst, was noch ordentliches Wertsteigerungspotential hat. Einige "Vorredner" haben ja bereits geschrieben, dass das wohl bei den meisten westeuropäischen Länder und Nordamerika nur noch beschränkt zu erwarten. Höhere Preise werden dort offensichtlich nur noch für aussergewöhliche Erhaltungen, die früher nicht extra beachtet wurden erreicht.

Vor 15 - 20 Jahren hätte man eine Russlandsammlung aufbauen müssen. Habe vor ein paar Wochen mit einem Russen geredet, der jetzt in Luxemburg wohnt. Wunderschöne Rubel von Katharina der Grossen waren dort damals für 10 - 30 Dollar zu haben - und kaum jemand hatte Interesse. Mittlerweile gibt es dort etliche sehr wohlhabende Leute, die auch kulturessen Interesse haben und zum Teil Münzen sammeln. Ebenso gibt es eine wachsende Mittelschicht mit gewissen Möglichkeiten. Ob man jetzt noch da einsteigen soll, oder ob es bereits zu spät ist, time will tell.

Welche anderen Gebiete, mit einem gewissen Potential gibt es noch? Die erstens noch erschwinglich sind und wo zweitens die Anzahl an vorhandenen Fälschungen einem nicht gleich wieder die Lust nimmt?
Überlegungen, die ich mir gemacht habe, wo ich aber gerne andere Meinungen dazu lesen möchte. Bestimmt habe ich ja auch an einige Gebiete noch gar nicht gedacht.
China - wenn man keine Ahnung hat, hat man bald mehr Fälschungen als Originale in der Sammlung
Antike - nicht wirklich billig wenn man keine Ahnung hat, hat man bald mehr Fälschungen oder Manipulationen als Originale in der Sammlung
Arabische Staaten - die Menschen dort scheinen nur begrenztes Interesse an Münzen zu haben, hat also nur beschränktes Potential
Indien - recht unübersichtlich und schwer zu identifizieren, scheint aber noch recht ehrlich zu sein
 
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